Mit Elden Ring ist es endlich da, das neueste Werk aus dem Hause FromSoftware. Sehnlichst erwartet, zumindest von denen die keine Angst vor dem „Tod am Fließband“ haben. Das und die steile Lernkurve schrecken viele ab und ziehen gleichzeitig doch so viele und immer mehr in den Bann. Entwickler Hidetaka Miyazaki und sein Team haben es innerhalb weniger Jahre geschafft, ein eigenes Genre zu schaffen und zu prägen. In ihrem neusten Werk wird das Gameplay auf eine offene Spielwelt ausgelegt und erweitert, durch die uns eine Story aus der Feder George R.R. Martin (Game of Thrones) führen soll.
Endlich dürfen sich Fans des „You Died“ Screens in neue Abenteuer stürzen, denn das japanische Entwicklerstudio FromSoftware rund um den Entwickler Hidetaka Miyazaki brachte am 25.02. seinen neuen Titel „Elden Ring“ für alle gängigen Konsolen und den PC auf den Markt. Dieses Mal setzt man, neben den üblichen Finessen des Spiels, zusätzlich auf eine offene Spielwelt sowie die Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller und Drehbuchautor George R.R. Martin (Game of Thrones).
Vorab sei erwähnt: Ich bin kein großer Fan des Souls-Genres. Die extrem hohe Schwierigkeit und die oft frustrierenden Spielmechaniken haben mich in der Vergangenheit eher abgeschreckt als begeistert. Umso wichtiger war es mir, mit einer möglichst sachlichen und objektiven Herangehensweise an Elden Ring heranzugehen – fernab von Fanboy-Euphorie oder vorgefassten Meinungen. Was uns genau erwartet und ob ein Soulsborne Titel in einer offenen Welt auch Genrefremde überzeugen kann, erfahrt ihr in diesem ausführlichen Test.
Story
Mit „Elden Ring“ lädt uns FromSoftware in eine mittelalterliche Fantasy-Welt, die sogenannten Zwischenlande, ein. Lange Zeit regierte hier „Königin Marika die Ewige“ und hielt mit der Macht des namensgebenden „Elden Rings“ die Welt im Gleichgewicht. Doch mit zu Beginn nicht weiter erklärtem Ende ihrer Herrschaft zerbrach der Ring in Fragmente und ihre Kinder, allesamt machthungrige Halbgötter, führten unerbittliche Kriege, um die Teile des Ringes an sich zu reißen.
Die Kriege, die sogenannte „Zertrümmerung“, forderten viele Opfer an allen Fronten, bis sich ein Machtgleichgewicht eingestellt hatte, in dem jedes ihrer Kinder einen Teil des Ringes ergattern konnte. Einige dieser Opfer, die „Befleckten“, wurden von der Gnade des Erdenbaums verschmäht und sind somit auf ewig zwischen Leben und Tod in den „Zwischenlanden“ gefangen, bis sie sich die Gunst der Gnade verdienen.
Wie ihr euch sicher denken könnt, übernehmen wir die Rolle eines Befleckten, den wir uns aus einer der 10 vorgefertigten Klassen auswählen können. Diese unterscheiden sich durch ihre Startattribute und der zu Beginn vorhandenen Startausrüstung. Souls-typisch ist dies aber im späteren Verlauf des Spiels nicht mehr ausschlaggebend, da selbst ein Held, der mit riesiger Kriegsaxt und viel Stärke beginnt, noch zu einem Magier umgeskillt werden kann. Der Charaktereditor ist hierbei absolut kompromisslos. Was für einen Avatar wir uns erstellen und was wir später daraus machen, ist also im Großen und Ganzen völlig uns überlassen.
Was uns auch überlassen ist – und das ist Fluch und Segen zugleich – ist, was wir machen. Denn nach einem obligatorischen Boss gleich zu Beginn des Spiels, der uns töten soll, lässt uns das Spiel gleich auf seine frei erkundbare Welt los. Dabei ist es so extrem schweigsam mit Hinweisen, dass man auch locker am Tutorial vorbeirennen kann. Wenn uns „Elden Ring“ Hinweise gibt, sind diese überwiegend kryptisch. Zudem gibt es keine Questmarker, noch ein Questlog oder eine Möglichkeit, das Passierte Revue passieren zu lassen. Dass hier nicht mal ein minimales Conversation Log oder ähnliches einzusehen ist, lässt uns die von anderen Spielen mit Markern übersäte Karte schnell vermissen.
Grafik
Grafisch und atmosphärisch bleiben FromSoftware ihrer Linie treu. „Elden Ring“ baut eine düstere, melancholisch drückende Stimmung auf. Die fantastischen grafischen Details, eine kompromisslos umwerfende Spielwelt sowie ein makelloser Soundtrack erschaffen eine tiefe Anziehungskraft. Die verschiedenen Regionen der Zwischenlande überraschen immer wieder mit ihrer Vielfältigkeit – von den goldenen Ebenen Limgraves über die düsteren Sümpfe Caelids bis hin zu den verschneiten Berggipfeln der Consecreted Snowfield.
Die Charaktermodelle und Animationen wirken überzeugend, besonders in den cinematischen Sequenzen kommen die grotesken Bosse und charismatischen NPCs voll zur Geltung. Jeder Bereich der Welt erzählt seine eigene Geschichte durch das Leveldesign und die Architektur. Leider finden sich Gräser oder Büsche, die sich zur Seite biegen oder platt laufen, sobald man darüber hinwegschreitet, nicht. Dafür sucht man allerdings auch vergebens nach Clipping oder Collision-Fehlern.
Dieser gelungenen Immersion ist es schwer zu entkommen, und das trotz nerviger Controller-Belegungen und der Soulsborne-typischen Menüführung, die oft für einige Aufreger gut ist. Die Welt lädt zum Erkunden ein – hinter jedem Hügel, in jeder Höhle und jedem Verlies warten neue Geheimnisse und Gefahren.
Sound
Akustisch setzt Elden Ring neue Maßstäbe in der Souls-Serie. Der orchestrale Soundtrack, komponiert von den bewährten Musikern Tsukasa Saitoh, Shoi Miyazawa, Tai Tomisawa, Yuka Kitamura und Yoshimi Kudo, untermalt die epischen Bosskämpfe ebenso meisterhaft wie die ruhigen Momente der Erkundung. Jeder Boss verfügt über eine eigene, einprägsame Melodie, die perfekt zu seiner Persönlichkeit und seinem Design passt.
Die Umgebungsgeräusche tragen enorm zur Atmosphäre bei. Das Rauschen des Windes in den Ebenen, das bedrohliche Knurren unsichtbarer Kreaturen oder das Echo der eigenen Schritte in verlassenen Ruinen – all das verstärkt das Gefühl, in einer lebendigen, aber gefährlichen Welt unterwegs zu sein. Die deutsche Synchronisation ist solide, wobei viele Spieler sicherlich die englische Originalversion bevorzugen werden, da sie atmosphärisch noch etwas stimmiger wirkt.
Gameplay
Versteht man dann die unterschwelligen Hinweise des ersten, nicht von Grund auf feindseligen Lebewesens nicht richtig, übersieht den NPC oder verliert das Ziel vor lauter Open World-Schönheit aus den Augen, schwindet schnell der Überblick, was eigentlich genau zu tun ist. Was zu tun ist, ist eigentlich recht simpel: vermeide um alles in der Welt den „You Died“-Bildschirm. Denn dann fängst du an deinem zuletzt erreichten Rastpunkt wieder neu an. Dabei verlierst du deine Runen, welche Währung für Händler und gleichzeitig Erfahrung darstellen, zudem tauchen die meisten, bis dato besiegten Gegner wieder auf.
Letzteres gilt auch fürs freiwillige Rasten, um Items, Leben und Mana wiederherzustellen. Typisch Soulslike eben – wobei man eher „Dark Souls 4″ mit Open World sagen sollte. Ebenfalls typisch ist, dass eigentlich alles in der Open World uns töten will und auch wird. Denn „FromSoftware“ ist dafür bekannt, den Spieler ihrer Spiele an die Grenze der Frustration zu treiben.
Zum Glück stehen uns aber schon relativ zu Beginn das magische Ross „Sturmwind“, die Jungfer Melina und der Befleckten-Orden der „Zwei Finger“ zur Seite. Das Reiten auf Sturmwind verändert die Dynamik des Spiels grundlegend – endlich können weite Strecken zügig überbrückt werden, und der Kampf zu Pferde eröffnet völlig neue taktische Möglichkeiten.
Mit Hilfe von Crafting, der Vielzahl zu entdeckender Waffen, Zaubersprüchen und nützlichen Items fühlt man sich schnell wie in einem knüppelharten, düsteren Zelda-Spiel. Nicht zuletzt durch das schnelle Reisen zwischen den Orten der Gnade und dem bereits erwähnten Kampf zu Pferde. Die Vielfalt der Waffen und Builds ist beeindruckend – von klassischen Schwertern über magische Stäbe bis hin zu exotischen Waffen wie Peitschen oder Fäusten bietet das Spiel unzählige Möglichkeiten, den eigenen Spielstil zu finden und zu perfektionieren.
Das Leveling-System wurde gegenüber den Vorgängern verfeinert. Runen, die als universelle Währung und Erfahrungspunkte dienen, können an Orten der Gnade in verschiedene Attribute investiert werden. Die Balance zwischen Offensiv- und Defensivwerten will gut durchdacht sein, da jede Entscheidung langfristige Auswirkungen auf den Spielstil hat.
Besonders hervorzuheben ist die Integration der Open World in die bewährte Souls-Formel. Wo frühere Teile der Serie linear von Boss zu Boss führten, lädt Elden Ring dazu ein, bei Schwierigkeiten andere Wege zu erkunden, neue Gebiete zu entdecken und stärker zurückzukehren. Diese Freiheit macht das Spiel zugänglicher, ohne die charakteristische Herausforderung zu verwässern.

Multiplayer
Der Multiplayer-Modus ist zum Leidwesen der kooperationsfreudigen unter euch vergleichbar mit dem der bisherigen Souls-Spiele. Um mit anderen Spielern zu kommunizieren, gibt es die bekannten (und auch nervigen) Nachrichten, die aus vorgefertigten Wortblöcken zusammengesetzt werden können. Wenn ihr gemeinsam mit euren Freunden gegen die Vielzahl der Bosse kämpfen wollt, muss einer von euch mithilfe seines Fingers ein Zeichen auf den Boden platzieren. Der andere hingegen benötigt einen Verbrauchsgegenstand, um durch das Zeichen seinen Freund in seine Spielwelt zu rufen.
Die Spielwelt des Gerufenen sowie dessen Spielfortschritt bleiben dadurch unberührt. Zudem können zusammen keine instanzierten Bereiche betreten werden. Wollt ihr zusammen einen solchen Bereich erkunden, seid ihr gezwungen, die Verbindung zu trennen und innerhalb des instanzierten Bereiches die Verbindung neu herzustellen. Der sogenannte Gast wird auch bei jedem Tod – egal von wem, Host, Gast oder Boss – in seine Welt zurückgeschickt. Und ja, richtig! Die Materialien für dieses unnötig komplizierte Mehrspielererlebnis müssen vorher gesammelt werden.
Das PvP-System wurde erweitert und bietet mit der Kolosseum-Arena eine dedizierte Umgebung für Kämpfe zwischen Spielern. Die Balance zwischen verschiedenen Builds und Waffen wurde stetig verbessert, auch wenn manche Strategien nach wie vor dominieren. Die Integration von Invasionen in die Open World schafft unvorhersehbare und spannende Momente.
Bosse und Dungeons
Elden Ring bietet eine beeindruckende Vielfalt an Bossen – von optionalen Minibossen in der Open World bis hin zu epischen Hauptbossen, die das Spiel vorantreiben. Jeder Boss fühlt sich einzigartig an und fordert unterschiedliche Strategien. Die Designvielfalt reicht von eleganten humanoiden Gegnern bis hin zu gigantischen Kreaturen, die den gesamten Bildschirm ausfüllen.
Die Legacy Dungeons – große, handgestaltete Bereiche wie Sturmschleier-Burg oder die Akademie von Raya Lucaria – repräsentieren das klassische Souls-Leveldesign in Perfektion. Hier verschmelzen cleveres Leveldesign, versteckte Geheimnisse und atmosphärische Dichte zu unvergesslichen Spielerfahrungen.
Kleinere Katakomben, Minen und Ruinen durchziehen die Open World und bieten kompakte Herausforderungen mit lohnenden Belohnungen. Diese Vielfalt sorgt dafür, dass die Erkundung niemals langweilig wird.
Kritikpunkte
Leider ist die Zugänglichkeit des Spiels aufgrund der schweigsamen und kryptischen Art, wie die Story erzählt wird, bei der ich persönlich George R.R. Martin’s Beteiligung vergeblich suche, einer der größten Kritikpunkte. Neue Spieler werden oft im Stich gelassen und müssen sich mühsam durch Foren und Wikis arbeiten, um grundlegende Spielmechaniken zu verstehen.
Die Performance auf manchen Plattformen zeigt gelegentlich Schwächen, besonders in grafisch intensiven Bereichen kann es zu Framerate-Einbrüchen kommen. Auch das Balancing mancher später Spielbereiche sorgt für Frustration – einige Bosse fühlen sich unfair schwer an und setzen eher auf Damage-Sponge-Mechaniken statt auf cleveres Design.
Das Questsystem bleibt kryptisch bis zum Schluss. Ohne externe Hilfen ist es nahezu unmöglich, alle Questlinien zu verfolgen oder auch nur zu bemerken. Hier hätte eine minimale Hilfestellung dem Spielerlebnis gutgetan, ohne die Atmosphäre zu zerstören.
Fazit
„FromSoftware“ ist mit „Elden Ring“ eine würdige Erweiterung ihrer „Souls“-Reihe geglückt. Gerade die Open World passt perfekt zu dem üblichen Souls-Konzept, erweitert dessen Horizont und macht es für Neulinge ansprechender. Natürlich sollte jedem bewusst sein, dass Miyazaki und sein Team Freude dabei haben, ihre Spielerschaft an die Grenze der Frustration zu treiben.
Als jemand, der dem Genre eher skeptisch gegenüberstand, muss ich zugeben: Elden Ring hat mich überrascht. Die offene Welt nimmt dem Spiel viel von der Frustration, die mich bei früheren Souls-Spielen abgeschreckt hat. Wenn ein Boss zu schwer ist, kann man einfach woanders hingehen, stärker werden und später zurückkehren. Diese Flexibilität macht das Spiel deutlich zugänglicher, ohne die charakteristische Herausforderung zu verwässern.
Elden Ring erschafft mit seiner düster gehaltenen und dennoch malerischen Fantasy-Welt voller grotesker Geschöpfe ein Spielerlebnis der ganz besonderen Art. Die Kombination aus bewährter Souls-Mechanik und der Freiheit einer offenen Welt funktioniert überraschend gut und bietet sowohl Veteranen als auch Neulingen einen frischen Zugang zur Serie.
Auch wenn die kryptische Erzählweise und manche Designentscheidungen nach wie vor nicht meinem persönlichen Geschmack entsprechen, kann ich objektiv betrachtet nicht leugnen, dass hier ein außergewöhnliches Spiel geschaffen wurde. Wer bereit ist, sich auf die hohe Schwierigkeit einzulassen, wird mit einem der ambitioniertesten Action-RPGs der letzten Jahre belohnt.
Die Zwischenlande warten darauf, erkundet zu werden – aber seid gewarnt: Hier stirbt man nicht nur häufig, sondern auch gerne. Ein würdiger Nachfolger der Souls-Serie und gleichzeitig ein revolutionärer Schritt nach vorn, der auch skeptischen Spielern wie mir zeigt, was dieses Genre zu bieten hat.
Wertung: 9/10
Elden Ring ist ein ambitioniertes Meisterwerk, das die bewährte Souls-Formel erfolgreich in eine offene Welt überträgt. Trotz kleinerer Schwächen bei Zugänglichkeit und Performance bietet es ein unvergessliches Spielerlebnis für alle, die bereit sind, sich auf seine einzigartige Welt einzulassen.






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