Massive globale Störung am Dienstagnachmittag
Die Dienste des Internetanbieters Cloudflare waren am Dienstag, 18. November 2025, ab 12:48 Uhr MEZ weltweit gestört. Davon waren zahlreiche prominente Websites und Dienste betroffen, die den Schutz und die Infrastruktur von Cloudflare nutzen.
Gegen 18:14 Uhr meldete Cloudflare, dass Fehlerraten und Latenz auf Normalwerte gefallen seien und der Normalbetrieb weitgehend wiederhergestellt sei.
Was ist Cloudflare?
Cloudflare ist eines der größten Content Delivery Networks (CDN) weltweit und ein kritischer Baustein der Internet-Infrastruktur. Das Unternehmen bietet DDoS-Schutz, Web Application Firewall (WAF), DNS-Dienste und Edge-Computing-Lösungen. Mit über 300 Rechenzentren in mehr als 100 Ländern verarbeitet Cloudflare etwa 20% des gesamten Internetverkehrs. Das macht den Anbieter zu einem Single Point of Failure für Millionen von Websites weltweit.
Umfangreiche Liste betroffener Dienste
Von dem Ausfall waren am Nachmittag unter anderem betroffen:
- X (ehemals Twitter): Der Kurznachrichtendienst war zeitweise nicht erreichbar
- ChatGPT: Das KI-Angebot von OpenAI konnte keine Antworten liefern, weil User die Website nicht erreichen konnten
- Truth Social: Donald Trumps Social-Media-Plattform war ebenfalls betroffen
- Discord: Die beliebte Gaming-Kommunikationsplattform mit über 150 Millionen aktiven Nutzern
- Shopify-Stores: Tausende Online-Shops weltweit konnten keine Bestellungen entgegennehmen
- Kryptowährungsbörsen: Mehrere Handelsplattformen waren nicht erreichbar
- Regierungswebsites: Offizielle Portale verschiedener Länder fielen aus
- Zahlreiche weitere Websites: Die auf Cloudflares Schutzdienste angewiesen sind
Weitverbreitete 500-Fehler – Was bedeutet das?
Im eigenen Status-Tracker verwies Cloudflare auf ein Problem, das sich auf viele Kunden auswirkte: Weitverbreitete 500-Fehler machten Websites unerreichbar.
Technischer Hintergrund: HTTP-500-Fehler sind „Internal Server Errors“ und signalisieren, dass der Server die Anfrage nicht verarbeiten kann. Im Gegensatz zu 404-Fehlern (Seite nicht gefunden) oder 503-Fehlern (Dienst vorübergehend nicht verfügbar) deutet ein 500er-Fehler auf ein schwerwiegendes Problem in der Server-Infrastruktur hin.
Auch das Cloudflare Dashboard und die API waren von Fehlern betroffen. Bei den gestörten Angeboten zeigte sich eine Fehlermeldung, die auf Cloudflare als Ursache deutete. Nutzer sahen Meldungen von Cloudflare-Standorten in Warschau, Berlin oder Amsterdam.
Timeline der Störung
- 12:48 Uhr MEZ: Beginn der globalen Störung
- 14:09 Uhr: Cloudflare meldet, die Ursache gefunden zu haben und implementiert Fehlerkorrektur
- Zwischenzeitlich: WARP-Dienst in London wurde deaktiviert, danach fiel die Fehlerrate für Nutzer auf normale Level zurück
- 15:42 Uhr: Cloudflare verkündet, eine korrekte Lösung umgesetzt zu haben und beobachtet die Lage
- 18:14 Uhr: Fehlerraten und Latenz auf Normalwerte gefallen, Normalbetrieb weitgehend wiederhergestellt
Wirtschaftliche Auswirkungen in Millionenhöhe
Die 5,5-stündige Störung hatte erhebliche finanzielle Folgen. Experten schätzen, dass größere E-Commerce-Unternehmen pro Ausfallstunde Verluste zwischen 100.000 und 1 Million Euro verzeichnen können. Bei tausenden betroffenen Online-Shops weltweit dürften die Gesamtschäden im dreistelligen Millionenbereich liegen.
Cloudflare selbst, mit einem Börsenwert von über 25 Milliarden Dollar, wird voraussichtlich Kompensationszahlungen an Geschäftskunden leisten müssen. Die meisten Enterprise-Kunden haben Service Level Agreements (SLAs), die bei Ausfällen dieser Größenordnung Entschädigungen vorsehen.
Support-Portal ebenfalls betroffen
Zusätzlich zu den Kundendiensten meldete Cloudflare Probleme mit dem eigenen Support-Portal. Kunden konnten möglicherweise nicht auf Tickets zugreifen. Der Support war jedoch weiterhin über den Chat auf dem Dashboard erreichbar.
WARP-Dienst als Teil der Lösung
Cloudflare hatte zwischenzeitlich seinen VPN-artigen WARP-Dienst in London deaktiviert. Danach fiel die Fehlerrate für die Nutzer des Dienstes auf normale Level zurück, woraufhin der Dienst wieder aktiviert wurde.
Diese Maßnahme deutet darauf hin, dass der WARP-Dienst möglicherweise Teil des Problems war oder zur Isolierung der Fehlerquelle temporär abgeschaltet werden musste.
Nicht der erste Cloudflare-Ausfall
Der aktuelle Vorfall reiht sich in eine Historie von Cloudflare-Störungen ein:
- Juli 2019: Ein globaler Ausfall durch eine fehlerhafte Software-Bereitstellung legte Websites für 30 Minuten lahm
- Juni 2022: BGP-Routing-Probleme führten zu einem mehrstündigen Teilausfall
- Oktober 2023: Ein massiver DDoS-Angriff beeinträchtigte die Dienste für mehrere Stunden
Vollständiger Problembericht angekündigt
Die Cloudflare-Techniker kündigten einen vollständigen Problembericht in Kürze an. Dieser soll detailliert aufzeigen, was die Ursache der weitreichenden Störung war und welche Maßnahmen ergriffen wurden.
Globale Auswirkungen von Cloud-Ausfällen
Der Ausfall zeigt erneut die globalen Auswirkungen von Störungen großer Cloud-Systeme. Da Cloudflare den Zugang zu vielen Diensten und Webseiten schützt, führen Probleme beim Anbieter zu Kaskadeneffekten bei unzähligen abhängigen Diensten.
Ähnliche Vorfälle in jüngster Vergangenheit
Der Cloudflare-Ausfall reiht sich ein in eine Serie von Cloud-Störungen mit globalen Auswirkungen:
Vor rund vier Wochen führte eine Störung einer zentralen Datenbank bei Amazon Web Services (AWS) zu weltweiten Problemen. Messenger-Dienste wie Signal waren dadurch ausgefallen. Sogar vernetzte Matratzen machten ohne Verbindung zu ihren Servern Probleme und bereiteten ihren Besitzern eine schlaflose Nacht.
Marktkonzentration bei CDN-Anbietern
Cloudflare hält etwa 20-25% des CDN-Marktes. Die Hauptkonkurrenten sind:
- Akamai: Der Marktführer mit etwa 30% Marktanteil
- Amazon CloudFront: Amazons CDN-Lösung mit etwa 15% Marktanteil
- Fastly: Spezialisiert auf Edge-Computing mit 5% Marktanteil
- Google Cloud CDN: Googles Angebot mit wachsendem Marktanteil
Diese Konzentration auf wenige Anbieter macht das Internet anfällig für großflächige Ausfälle.
Abhängigkeit von Cloud-Infrastruktur
Der Vorfall unterstreicht die massive Abhängigkeit des modernen Internets von wenigen großen Infrastrukturanbietern. Wenn Dienste wie Cloudflare, AWS oder ähnliche Anbieter ausfallen, sind die Auswirkungen sofort weltweit spürbar.
Diese Zentralisierung birgt erhebliche Risiken für die Verfügbarkeit von Online-Diensten und wirft Fragen nach Resilienz und Redundanz in der Cloud-Infrastruktur auf.
Präventionsmaßnahmen für Unternehmen
Experten empfehlen Unternehmen folgende Schutzmaßnahmen:
- Multi-CDN-Strategien: Nutzung mehrerer CDN-Anbieter gleichzeitig zur Risikostreuung
- Failover-Mechanismen: Automatische Umschaltung auf Backup-Systeme bei Ausfällen
- Monitoring-Tools: Einsatz von Überwachungssystemen zur Früherkennung von Problemen
- Business Continuity Planning: Entwicklung von Notfallplänen für Cloud-Ausfälle
- Hybride Infrastruktur: Kombination aus Cloud- und On-Premise-Lösungen
Regulatorische Konsequenzen möglich
Der Ausfall könnte regulatorische Folgen haben. In der EU wird bereits über strengere Vorgaben für kritische Infrastruktur diskutiert. Die NIS2-Richtlinie (Network and Information Security Directive) verpflichtet Betreiber kritischer Dienste zu umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen und Meldepflichten bei Störungen.
Cloudflare und andere große CDN-Anbieter könnten künftig als Betreiber kritischer Infrastruktur eingestuft werden, was strengere Auflagen zur Ausfallsicherheit und Redundanz zur Folge hätte.
Fazit: Ein Weckruf für die Tech-Branche
Der mehrstündige Cloudflare-Ausfall vom 18. November 2025 war ein weiterer Weckruf für die Tech-Branche und Regulierungsbehörden. Die extreme Abhängigkeit von einzelnen Infrastrukturanbietern stellt ein systemisches Risiko für die digitale Wirtschaft dar. Während kurzfristig Unternehmen ihre Resilienz-Strategien überdenken müssen, sind langfristig strukturelle Änderungen in der Internet-Architektur notwendig, um solche globalen Ausfälle zu verhindern.
Auf einen Blick:
- Betroffener Anbieter: Cloudflare
- Datum: 18. November 2025
- Beginn: 12:48 Uhr MEZ
- Behebung: 18:14 Uhr MEZ
- Dauer: Ca. 5,5 Stunden
- Betroffene Dienste: X, ChatGPT, Discord, Truth Social, Shopify-Stores, zahlreiche Websites
- Geschätzte Schäden: Dreistelliger Millionenbereich
- Ursache: Noch nicht vollständig kommuniziert, Bericht angekündigt
- Hauptproblem: Weitverbreitete 500-Fehler
- Marktanteil Cloudflare: 20-25% des CDN-Marktes










