New World

Das Ende von New World: Amazons MMORPG wird eingestellt

Amazon zieht den Stecker: New World endet nach vier Jahren

Am 28. Oktober 2025 verkündete Amazon Game Studios das faktische Ende seines MMORPGs „New World“. Nach nur vier Jahren seit dem Launch wird das Spiel keine neuen Inhalte mehr erhalten. Die kürzlich veröffentlichte Season 10 und das Update „Nighthaven“ markieren den finalen Content-Drop für das ambitionierte Online-Rollenspiel.

Die Nachricht kam für viele Spieler überraschend – besonders bitter: Das Spiel befand sich gerade in einer positiven Aufwärtsentwicklung und hatte mit dem Nighthaven-Update erneut an Beliebtheit gewonnen. Zeitgleich mit der Ankündigung wurde bekannt, dass Amazon über 14.000 Mitarbeiter entlässt, darunter große Teile der Gaming-Sparte.

Die Server bleiben vorerst online

Amazon versichert den Spielern, dass die Server zunächst weiterlaufen werden. Das Unternehmen plant, die Server mindestens bis Ende 2026 online zu halten. Vor einer endgültigen Abschaltung will man der Community mindestens sechs Monate Vorlauf gewähren.

Als Dankeschön an die treuen Spieler wurden die Erweiterung „Rise of the Angry Earth“ sowie das Nighthaven-Update für alle PC-Spieler kostenlos zugänglich gemacht. In-Game-Käufe und der reguläre Verkauf des Spiels bleiben bis auf Weiteres möglich.

Ein vielversprechender Start

New World startete am 28. September 2021 fulminant. Das MMORPG erreichte beeindruckende 913.027 gleichzeitige Spieler auf Steam – ein enormer Erfolg für Amazon, das sich zu diesem Zeitpunkt erst in der Gaming-Branche etablieren wollte. Für das Unternehmen war es ein bedeutender Meilenstein nach mehreren gescheiterten Spieleprojekten.

Das Spiel überzeugte zunächst mit:

  • Einem innovativen Setting im kolonialen 17. Jahrhundert
  • Einer detaillierten Fantasy-Welt auf der mystischen Insel Aeternum
  • Einem actionreichen Kampfsystem
  • Beeindruckender Grafik
  • Umfangreichen Handwerks- und Wirtschaftssystemen

Der dramatische Niedergang

Doch der Höhenflug währte nicht lange. Bereits im November 2021 brachen die Spielerzahlen um 62 Prozent ein – umgerechnet verlor das Spiel 255.000 Spieler. Bis März 2022 schrumpfte die aktive Spielerbasis auf gerade einmal 30.000 bis 40.000 gleichzeitige Spieler.

Die Gründe für den Massenexodus waren vielfältig:

  • Zahlreiche Bugs und technische Probleme
  • Schwere Exploits, die die Spielökonomie zerstörten
  • Fehlende Endgame-Inhalte
  • Repetitive Queststrukturen
  • Unausgewogenes PvP-Balancing
  • Server-Probleme und stundenlanges Warteschlangen-Chaos

Im Juni 2022 erreichte New World mit nur noch 22.565 gleichzeitigen Spielern seinen absoluten Tiefpunkt – das entsprach lediglich 2,5 Prozent der Launch-Zahlen.

Comeback-Versuche und kurzfristige Erfolge

Amazon gab jedoch nicht auf. Das Entwicklerteam arbeitete intensiv an Verbesserungen und veröffentlichte regelmäßig Updates:

November 2022: Mit den „Fresh Start“-Servern und dem großen Brimstone-Sands-Update erlebte New World eine Renaissance. Die Spielerzahlen schnellten auf fast 140.000 gleichzeitige Spieler hoch. Das Update brachte:

  • Das neue Gebiet „Schwefelsandwüste“ mit ägyptischem Setting
  • Die neue Waffe „Großschwert“
  • Neue Dungeons und Expeditionen
  • Verbesserte Schnellreise-Optionen
  • Umfassende Quality-of-Life-Verbesserungen

2023-2024: Die erste große Erweiterung „Rise of the Angry Earth“ führte Reittiere ein, erhöhte das Level-Cap auf 65 und brachte neue Artefakte ins Spiel. Im Oktober 2024 erschien mit „New World: Aeternum“ eine Konsolenversion für PlayStation 5 und Xbox Series X/S.

2025: Mit Katy Kaszynski übernahm im Mai 2025 eine neue Chef-Entwicklerin die Leitung. Das Nighthaven-Update im Oktober 2025 brachte das Spiel erneut auf bis zu 35.000 gleichzeitige Spieler – ein respektabler Wert, der Hoffnung auf eine nachhaltige Erholung gab.

Die Entscheidung zur Einstellung

Trotz der positiven Entwicklung fällte Amazon die Entscheidung zur Einstellung. In der offiziellen Stellungnahme heißt es: „Nach vier Jahren stetiger Content-Updates und einer großen neuen Konsolenversion haben wir einen Punkt erreicht, an dem es nicht mehr tragbar ist, das Spiel mit neuen Inhaltsupdates zu unterstützen.“

Die wahren Gründe liegen tiefer:

  • Massive Entlassungswelle bei Amazon mit über 14.000 betroffenen Mitarbeitern
  • Drastische Verkleinerung der Game Studios in Irvine und San Diego
  • Strategiewechsel hin zu KI-gestützten Projekten und Cloud Gaming
  • Fokussierung auf die Luna-Gaming-Plattform
  • Rückzug aus der First-Party-AAA-Spieleentwicklung

Die Studios in Irvine und San Diego, die für New World verantwortlich waren, wurden laut Insider-Berichten komplett aufgelöst oder drastisch verkleinert.

Auswirkungen auf andere Amazon-Projekte

Die Einstellung von New World wirft Fragen zu anderen Amazon-Gaming-Projekten auf:

Herr der Ringe MMORPG: Das vielversprechende MMO, das Amazon für Embracer entwickeln sollte, wurde vermutlich ebenfalls gestrichen. Mit den stark reduzierten Teams erscheint die Umsetzung eines so ambitionierten Projekts unrealistisch.

Throne and Liberty und Lost Ark: Amazon bestätigte, dass man diese beiden MMORPGs als Publisher weiterhin betreuen wird. Beide Spiele werden von koreanischen Entwicklerstudios entwickelt, Amazon fungiert nur als Herausgeber im westlichen Markt.

Community-Reaktionen: Schock und Enttäuschung

Die Ankündigung löste in der Community einen Sturm der Entrüstung aus. Besonders schmerzhaft: Das Spiel hatte gerade eine positive Trendwende vollzogen und die Spielerzahlen entwickelten sich erstmals nachhaltig positiv.

Typische Reaktionen aus Foren und sozialen Medien:

  • „Das Spiel hatte endlich den Punkt erreicht, auf den die Leute seit Jahren gewartet haben“
  • „Nach dem besten Update aller Zeiten feuert Amazon die Entwickler und stampft das Spiel ein“
  • „Fick dich, Amazon. Dieses Spiel war in die richtige Richtung unterwegs“

Chef-Entwicklerin Katy Kaszynski äußerte sich emotional auf X (ehemals Twitter): „Es war eine der größten Ehren meines Lebens, das Entwicklerteam von New World zu leiten – das Talent und die Kreativität in dieser Gruppe sind unübertroffen.“

Statistiken und Meilensteine

Launch-Phase (September-Oktober 2021):

  • Peak: 913.027 gleichzeitige Spieler
  • Durchschnitt erste Woche: über 700.000 Spieler
  • Top 3 der Steam-Charts

Tiefphase (Juni 2022):

  • Peak: nur noch 22.565 Spieler
  • Verlust von 97,5% der Launch-Spieler

Comeback-Phasen:

  • November 2022: 140.000 gleichzeitige Spieler (Fresh Start)
  • April 2022: 37.000 Spieler (Heart of Madness Update)
  • Oktober 2025: 35.000 Spieler (Nighthaven Update)

Gesamtentwicklung:

  • 4 Jahre aktive Entwicklung (2021-2025)
  • 10 Seasons mit regelmäßigen Updates
  • 1 große Erweiterung (Rise of the Angry Earth)
  • Konsolenports für PS5 und Xbox Series X/S

Was bleibt den Spielern?

Bis zur endgültigen Server-Abschaltung können Spieler weiterhin:

  • Die vollständige Spielwelt erkunden
  • Alle bisherigen Inhalte spielen
  • An wiederkehrenden Seasonal Events teilnehmen
  • Bonus-Wochen und World-Boss-Events erleben
  • Die kostenlose Rise of the Angry Earth-Erweiterung genießen

Neue Content-Updates wird es jedoch nicht mehr geben. Das Spiel befindet sich faktisch im Wartungsmodus.

Lehren aus dem New-World-Debakel

Der Fall von New World zeigt exemplarisch die Herausforderungen moderner MMORPGs:

Kritische Erfolgsfaktoren:

  • Ein stabiler Launch ist essentiell
  • Kontinuierliches Feedback und schnelle Reaktionen auf Community-Wünsche
  • Ausreichend Endgame-Content von Anfang an
  • Langfristige finanzielle Unterstützung durch den Publisher

Amazons Fehler:

  • Zu viele technische Probleme zum Launch
  • Unzureichendes Endgame bei Release
  • Fehlende langfristige Strategie trotz zwischenzeitlicher Erfolge
  • Vorschnelle Aufgabe trotz positiver Trendwende

Fazit: Das Ende einer Achterbahnfahrt

New World war ein Spiel der Extreme: Vom sensationellen Launch über den dramatischen Absturz bis zu mehreren Comeback-Versuchen – das MMORPG durchlief alle Höhen und Tiefen. Dass Amazon ausgerechnet in dem Moment den Stecker zieht, als das Spiel endlich wieder Fuß fasst, ist tragisch.

Die Geschichte von New World zeigt, wie schwierig es selbst für Tech-Giganten wie Amazon ist, im hart umkämpften MMORPG-Markt langfristig erfolgreich zu sein. Die Entscheidung, sich aus der First-Party-Spieleentwicklung zurückzuziehen und stattdessen auf Cloud Gaming und KI zu setzen, markiert das Ende von Amazons Ambitionen als Spieleentwickler.

Für die treuen Fans bleibt die Hoffnung, dass die Server noch möglichst lange online bleiben und sie ihre Zeit in Aeternum gebührend abschließen können. New World wird als Mahnung in Erinnerung bleiben: Selbst das größte Budget und die besten Ausgangsbedingungen garantieren keinen dauerhaften Erfolg in der Gaming-Industrie.

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