Aktuell steht das kalifornische Unternehmen Nvidia vor Problemen was die Auslieferung von Grafikkarten und Grafikprozessoren angeht. Auch für die nächsten Monate ist keine Besserung in Sicht und Finanzchefin Colette Kress äußerte unlängst, dass die Nachfrage das Angebot für einen großen Teil diesen Jahres übertreffen werde. Ganz sind die Grafikkarten natürlich nicht vom Markt verschwunden, aber wer State of the Art Technik in seinem Gaming-PC haben möchte zahlt aktuell horrende Preise.
Zocken und Kryptowährung
Doch da die Technologie fast monatlich weiterentwickelt wird und regelmäßig neue Produkte auf den Markt kommen, überrascht der Engpass an Grafikkarten. Die Gründe warum genau jetzt die Produktion nicht mehr mit der Nachfrage mithalten sind interessant. Zum einen wird zurzeit mehr gespielt denn je. Die Ausnahmesituation der letzten Monate lässt die Popularität von Gaming-PCs durch die Decke schießen und die Menschen haben mehr Zeit und Lust sich dem Zocken hinzugeben. Die Vertriebsplattform Steam gab an, die Spielstunden haben sich im Vergleich zu 2019 um 50% erhöht. Kombiniert mit dem Fakt das neue Games eine durchaus hohe Rechenleistung benötigen, kann die extrem hohe Nachfrage zum Teil erklärt werden.
Ein anderer bedeutender Aspekt ist das momentan omnipräsente Thema Kryptowährung. Seit Ende des letzten Jahres erlebt die digitale Währung einen regelrechten Boom und ein Höchstwert jagt den nächsten. Banken und Unternehmen investieren großflächig in die verschiedenen Währungen. Etablierte Finanzunternehmen wie PayPal und Mastercard integrieren es in ihr Netzwerk. Es finden sich zahlreiche Trading Seiten und Online Casino Boni, die zur Einzahlung mit Krypto animieren sollen. Kurz gesagt, man stößt quasi überall darauf.
Hier kommen die kraftvollen Grafikchips in Spiel. Neben der bisher einzigen Funktion zum Darstellen von Videospielen, können die Karten auch beim sogenannten „Mining“ helfen. Darunter versteht man das Gewinnen von digitalen Teilstücken der Währung, durch komplexe Rechnungen. Speziell die Kryptowährung Ethereum wird aktuell gerne mit eben jenen Grafikkarten „geschürft“. Daher sind die besten Karten so schnell vergriffen. Der Einstieg in die Welt der Kryptowährungen ist oftmals ein rentables Geschäft. So gibt es weltweit Rechenzentren mit riesigen Mengen an Grafikkarten, die das Mining so profitabel wie möglich gestalten wollen.
Halbleitermangel wird dauern
Ein weiterer Grund für den Engpass an neuen Grafikkarten sind zusätzliche Mängel bei Bauteilen. Halbleiter sind essentiell für die Herstellung von Computerchips und werden in sämtlichen Industrien benötigt. Seit der Ausnahmesituation Anfang des letzten Jahres wurde die Welt insgesamt digitaler. Dadurch stieg die Nachfrage nach Halbleitern rasant an. Um die Angelegenheit zu verschlimmern, wurden durch die Pandemie außerdem Werke zeitweise geschlossen. In zwei europäischen Ländern streikte die Belegschaft und in zwei weiteren asiatischen Ländern brannten Werke. Alles in allem konnte die Produktion nicht mit der benötigten Stückzahl mithalten. Die Probleme betrafen ebenso die Smartphone- und Autoindustrie.
Noch immer gibt es große Knappheit an den kleinen Elementen und bis Sommer ist laut dem Halbleiterhersteller Renesas Electronics keine Besserung in Sicht. Andere sehen das Problem deutlich länger anhalten und so könne sich die Knappheit bis 2022 ziehen. Somit können sich auch die Grafikkarten Hersteller wie Nvidia und AMD vorerst nicht an die hohe Nachfrage anpassen.
Hersteller sind machtlos
Doch zumindest was die Nutzung ihrer Produkte angeht, wollte Nvidia nun handeln. Das leistungsfähige Modell RTX 3060 wird beispielsweise mit einem neuen Treiber versehen. Dieser soll erfassen, ob die Grafikkarte zum Mining von Ethereum genutzt wird. Sollte der Fall zutreffen, wird die Rechenleistung des Chips halbiert.
Im Gegenzug sollen sogenannte Cryptocurrency Mining Processors (CMP) speziell für dieses Vorhaben angeboten werden. Doch der Grundtenor der Szene zeigt sich davon unbeeindruckt, da der Preis zu hoch sei. Außerdem scheint die Halbierung der Leistung der Grafikkarten kein Problem zu sein und ließe sich per Update leicht umgehen. Dass dieses Vorhaben also einen großen Effekt auf die Engpässe an Grafikkarten haben wird, ist unwahrscheinlich.
Es steht fest, dass der Mangel an Grafikkarten noch einige Zeit bestehen bleibt. Bevor Mining für den Gewinn von Ethereum nicht mehr benötigt wird oder es sich von den Herstellern effektiv unterbinden lässt, können laut Experten Jahren vergehen. So muss die Produktion in den nächsten Monaten wieder in volle Fahrt kommen, um neue Technik zu liefern. Bis dahin müssen sich Gamer wohl leider noch gedulden.