Keine neue Grafikkarte, aber trotzdem DLSS-ähnliche Features? Mit Lossless Scaling ist das möglich – und zwar für unter 7 Euro.
Die neuesten Grafikkarten von Nvidia und AMD versprechen revolutionäre Performance-Steigerungen durch AI-Upscaling und Frame Generation. Doch diese Technologien sind oft teuren High-End-Karten vorbehalten. Wer nicht hunderte oder tausende Euro für neue Hardware ausgeben möchte, muss jedoch nicht verzichten: Lossless Scaling bringt ähnliche Features für praktisch jedes Spiel – unabhängig von der verwendeten Grafikkarte.
Was ist Lossless Scaling?
Lossless Scaling ist ein Third-Party-Tool des Entwicklers THS, das über Steam für 6,99 Euro erhältlich ist. Die Software ermöglicht es, nahezu jedes PC-Spiel mit Frame Generation und verschiedenen Upscaling-Technologien zu verbessern – selbst solche, die diese Features nicht nativ unterstützen.
Das Tool begann 2018 als einfache Lösung für Integer Scaling bei Retro-Spielen, hat sich aber mittlerweile zu einer umfassenden Performance-Enhancement-Suite entwickelt. Mit der aktuellen Version 3 verspricht Lossless Scaling sogar bis zu 20-fache Frame Generation.
Die Technologie dahinter: LSFG und mehr
Frame Generation durch Machine Learning
Das Herzstück von Lossless Scaling ist die LSFG (Lossless Scaling Frame Generation) – eine proprietäre Machine Learning-Lösung, die vollständig von Grund auf entwickelt wurde. Anders als andere Lösungen nutzt LSFG nicht AMD’s FSR3, sondern setzt auf eigene KI-Algorithmen.
LSFG analysiert vorhandene Frames und generiert computergestützt Zwischenbilder, um die wahrgenommene Bildwiederholrate zu erhöhen. Die Technologie funktioniert mit einer breiten Palette von Hardware – von High-End-GPUs bis hin zu integrierten Grafiklösungen.
Adaptive Frame Generation (AFG)
Eine besonders clevere Neuerung ist der Adaptive Frame Generation-Modus. Statt fester Multiplikatoren (2x, 3x) passt AFG die Frame-Generierung dynamisch an, um eine gewünschte Zielframerate zu erreichen – unabhängig von der nativen Spielperformance. Das sorgt für gleichmäßigeres Frame-Pacing als herkömmliche Fixed-Multiplier-Modi.
Vielfältige Upscaling-Optionen
Neben Frame Generation bietet Lossless Scaling verschiedene Upscaling-Algorithmen:
- LS1: Eigener ML-basierter Upscaler für moderne Spiele
- AMD FSR: Integration von FidelityFX Super Resolution
- Integer/xBR: Ideal für Pixel-Art und Retro-Spiele
- Anime4K: Optimiert für Cartoons und Anime-Grafiken
Praktische Anwendung und Setup
Systemanforderungen
- Windows 10 Version 2004 oder neuer
- Beliebige DirectX 11-kompatible Grafikkarte
- Spiele müssen im Windowed oder Borderless Fullscreen-Modus laufen
Optimale Konfiguration
Für beste Ergebnisse sollten folgende Punkte beachtet werden:
Frame Rate limitieren: Das Basisspiel sollte auf die Hälfte der gewünschten Zielframerate begrenzt werden (z.B. 60 FPS für 120 FPS Ziel bei 2x-Modus)
GPU-Headroom: Etwa 70-80% GPU-Auslastung vor Aktivierung der Frame Generation anstreben
Overlays deaktivieren: Steam-, Discord- und andere Overlays können Konflikte verursachen
Multi-GPU-Setup für Profis
Ein besonderer Kniff für enthusiastische Nutzer: Lossless Scaling kann auf eine zweite GPU ausgelagert werden. Das eliminiert Performance-Overhead auf der Haupt-GPU komplett. Diese Methode funktioniert sowohl mit Desktop-Setups (z.B. Haupt-GPU + alte GTX 1050 Ti) als auch auf Gaming-Laptops mit ausreichend starker integrierter Grafik.
Stärken und Schwächen
Die Vorteile
Universelle Kompatibilität: Funktioniert mit praktisch jedem Spiel, auch älteren Titeln ohne native Frame Generation
Erschwinglichkeit: Unter 7 Euro für Features, die sonst hunderte Euro teure Hardware erfordern
Hardware-Flexibilität: Läuft selbst auf integrierten Grafiklösungen
Lebendige Entwicklung: Regelmäßige Updates mit neuen Features (zuletzt Version 3 mit erheblichen Verbesserungen)
Die Nachteile
Input Latency: Frame Generation fügt unweigerlich etwas Eingabeverzögerung hinzu
Potenzielle Artefakte: Bei zu aggressiven Einstellungen können Bildstörungen auftreten
Konfigurationsaufwand: Erfordert mehr manuelle Feinabstimmung als native Lösungen
Eingeschränkte Modi: Funktioniert nur mit Windowed/Borderless-Modi
Anwendungsszenarien: Wann lohnt sich Lossless Scaling?
Ideal für:
- Ältere Spiele: Titel ohne native Upscaling/Frame Generation-Unterstützung
- Emulation: Retro-Konsolen und klassische Arcade-Spiele
- Locked-FPS-Spiele: Umgehung von Engine-Limitierungen (30/60 FPS-Caps)
- Schwächere Hardware: Mehr Performance aus begrenzten Systemen herausholen
- Handheld-Gaming: Besonders effektiv auf Steam Deck und ähnlichen Geräten
Weniger geeignet für:
- Kompetitive Multiplayer: Erhöhte Latenz kann Nachteile bringen
- Spiele mit nativer Frame Generation: Integrierte Lösungen sind meist besser optimiert
Linux und Steam Deck: Community macht’s möglich
Dank der Community-Entwicklung von „PancakeTAS“ ist Lossless Scaling Frame Generation nun auch auf Linux verfügbar. Das Open-Source-Projekt lsfg-vk nutzt Vulkan und DXVK, um die Windows-Features auf Linux-Systeme zu bringen – inklusive Steam Deck.
Die Linux-Version erreichte kürzlich Version 1.0 und bietet eine benutzerfreundliche Oberfläche. Zukünftige Updates sollen Dual-GPU-Support, adaptive Modi und erhebliche Performance-Verbesserungen bringen.
Version 3: Neue Dimensionen der Frame Generation
Die jüngste Aktualisierung auf Version 3 bringt spektakuläre neue Modi:
10x und 20x Frame Generation: Auch wenn diese extremen Modi hauptsächlich für langsame Spiele und Emulation geeignet sind, demonstrieren sie die technischen Möglichkeiten
Verbesserte Qualität: 40% reduzierte GPU-Last im 2x-Modus, weniger Flimmern und Randartefakte
Neue Architektur: Grundlegende Überarbeitung für bessere Performance und Bildqualität
Fazit: Demokratisierung fortschrittlicher Gaming-Features
Lossless Scaling beweist, dass fortschrittliche Gaming-Technologien nicht zwangsläufig teure Hardware erfordern. Für unter 7 Euro erhalten Spieler Zugang zu Features, die sonst High-End-Grafikkarten vorbehalten sind.
Besonders beeindruckend ist die universelle Kompatibilität: Von 20 Jahre alten Spielen bis hin zu modernen Titeln – Lossless Scaling haucht praktisch jeder Software neues Leben ein. Die aktive Entwicklung und Community-Unterstützung (inklusive Linux-Port) zeigen, dass das Tool eine langfristige Lösung darstellt.
Für wen lohnt sich Lossless Scaling? Spieler mit älterer Hardware, Retro-Gaming-Enthusiasten und alle, die das Maximum aus ihren vorhandenen Systemen herausholen möchten, finden hier ein unschätzbares Werkzeug. Competitive Gamer sollten aufgrund der erhöhten Latenz vorsichtig sein, aber für alle anderen öffnet Lossless Scaling die Tür zu einer flüssigeren, schöneren Gaming-Erfahrung.
Die Demokratisierung von AI-Upscaling und Frame Generation durch erschwingliche Third-Party-Tools wie Lossless Scaling könnte durchaus einen Paradigmenwechsel in der Gaming-Industrie einläuten – weg von Hardware-exklusiven Features hin zu universell verfügbaren Performance-Verbesserungen.