Längst existiert nicht mehr nur ein Anbieter für Content Creator bzw. ganz speziell die Streamer. Loupedeck hatte erste Schritte in Richtung „Streaming“ mit dem Loupedeck CT gemacht, indem es seiner Zeit Unterstützung für Streamlabs OBS erhalten hat. GAMEtainment durfte bereits 2020 testen, wie sich die ersten Implementationen anfühlten. Dann erschien im Q3/2020 das Loupedeck LIVE, welches mit Fokus auf Live-Streaming entwickelt wurde. Zwei Jahre später ist nicht nur die Software unfassbar umfangreich und flexibel geworden, sondern der Hersteller hat noch für dieses Jahr den „Nachfolger“ LIVE S angekündigt. Grund genug, um mal ein paar gezielte Fragen zu stellen. Felix Hartwigsen, Co-Founder & Chief Marketing Officer von Loupedeck, war so freundlich, sich für ein Interview zur Verfügung zu stellen.Wer die Entwicklung am Markt verfolgt, der weiß, dass Loupedeck bereits in 2020 von Razer unterstützt wurde. Von daher dürfte es niemanden wundern, dass Razer jetzt den Stream Controller auf den Markt bringt. GAMEtainment wird hinsichtlich dieser Entwicklung nochmal mit ein paar gesonderten Fragen auf Felix Hartwigsen zugehen, denn zum Zeitpunkt des Interviews gab es dazu noch keine öffentlichen Informationen.
GAMEtainment: Mit der Entwicklung des Loupedeck LIVE habt ihr euch seiner Zeit auf ein völlig neues Territorium begeben, welches aber durchaus gute Mitbewerber vertragen konnte. Ich durfte für GAMEtainment bereits sehr früh eure Hard- und Software testen und verwende das Loupedeck LIVE bis heute fast täglich. Somit bin ich als Endanwender sowohl von der Hardware als auch der Entwicklung der Software ziemlich zufrieden. Bist du/seid ihr zufrieden mit dem (kommerziellen) Erfolg des LIVE?
Felix Hartwigsen: Wir sind zufrieden. Aus unternehmerischer Sicht geht natürlich immer mehr, aber wir wissen, wo wir herkommen und was der Markt hergibt. Wie du schon sagtest: Der Markt für Kreativkonsolen mit Streaming-Fokus ist noch jung, die Content Creator gehen nach und nach dazu über, sich und ihr Equipment zu professionalisieren. Wir sind da also ziemlich im Gleichschritt mit dem Markt und entwickeln uns mit ihm gemeinsam weiter.
GAMEtainment: Eure Indiegogo-Kampagne hat ihr Ziel ja ganz ordentlich übertroffen. Für das LIVE gab es keine Kampagne. Was hat euch dazu bewogen, mit dem S als Nachfolger auf Indiegogo „zu werben“ bzw. nach Unterstützern zu suchen oder gab es für das LIVE eine ähnliche Aktion auf einer anderen Plattform?
Felix Hartwigsen: Nein, für das Live gab es seinerzeit keine Crowdfunding-Kampagne. Als noch recht junges Unternehmen probieren wir einfach unterschiedliche Dinge aus und schauen, wie sie funktionieren – für den Markt, für die NutzerInnen und uns als Company. Unser Ziel war, die kommunikative Strahlkraft der Kampagne fürs Marketing zu nutzen und die User frühzeitig mit dem Produkt bekannt zu machen. Außerdem konnten wir so unterschiedliche Preismodelle anbieten und Early Adoptern das Live S zu Rabatten um bis zu 35% anbieten. Wer schnell war, konnte sich das Live S so für schlappe 99 € sichern – ein echter Kampfpreis, wie ich finde.
GAMEtainment: Laut Video habt ihr die Erfahrungen und vor allem das Feedback der Community in den Nachfolger einfließen lassen. Welches Feature ist dir vielleicht im Kopf hängen geblieben (positiv wie negativ) und welches könnt ihr ggf. gar nicht oder nicht so einfach umsetzen, was du aber gerne integriert hättest?
Felix Hartwigsen: Das größte Unterscheidungsmerkmal des Live und des Live S sind natürlich die analogen Drehregler. Die bietet in der Form kein anderes Streaming-Device auf dem Markt. Ein Feature, auf das ich mich persönlich besonders freue, ist der Audio Mixer, der zum Start des Live S verfügbar sein wird. Das ist eine integrierte Software, mit der NutzerInnen verschiedene Audioquellen unabhängig voneinander steuern können – da machen sich die Drehregler natürlich besonders gut. Das wird vor allem für StreamerInnen interessant, die ja gerne mal den Ingame-Sound, Chat-Benachrichtigungen, das Headset und die Channel-Musik parallel steuern müssen.
GAMEtainment: Beim Funktionsumfang des LIVE S fällt sofort auf, dass „nur“ noch zwei Drehregler verbaut sind. Für mich persönlich reichen zwei Quellen nicht aus bzw. ich bin sehr an sechs gewöhnt. Wird das LIVE weiterhin am Markt verfügbar sein oder wird es langsam „aussterben“?
Felix Hartwigsen: Das Live wird definitiv auf dem Markt bleiben. Das Live S ersetzt das Live nicht, es erweitert vielmehr unser Portfolio um eine preiswerte Konsole für StreamerInnen.
GAMEtainment: Wird eine Art Dual-Betrieb mit einem Loupedeck LIVE möglich sein, sodass ich mein bestehendes Setup einfach erweitern oder einfach zwei LIVE S aufbauen kann?
Felix Hartwigsen: Ja, das ist problemlos möglich. Du kannst auch ein Loupedeck Live oder Loupedeck CT mit einem Loupedeck Live S im Dual-Betrieb nutzen, überhaupt kein Problem.
GAMEtainment: So wie ich euch kennengelernt habe, legt ihr viel Wert darauf, Software und Firmware für eure Peripherie zu pflegen. So konnte man zum Streamen seiner Zeit sogar das Loupedeck CT verwenden und es hat auch alle Fixes und Neuerungen erhalten. Wird das beim Loupedeck LIVE bzw. LIVE S oder sogar CT auch (weiterhin) so sein bzw. bleiben oder habt ihr euch für eine Art Lifecycle entschieden, der ganz klar ein „Lebensende“ der Hard- oder Software vorgibt?
Felix Hartwigsen: Die Software ist das Herzstück von Loupedeck, sogar mehr noch als die Hardware. Wir planen aktuell nicht in Lifecycles und auslaufenden Software-Versionen, sondern versuchen, das bestehende Lineup kontinuierlich zu verbessern und die Software auf einen Stand zu bringen, an dem es kaum mehr was zu bemängeln gibt. Das ist zugegebenermaßen eine Herkules-Aufgabe, doch wir wissen, wo wir nachbessern und erweitern können. Da wird uns so schnell nicht langweilig.
GAMEtainment: Was mich persönlich, aber sicherlich auch unsere interessierten Leser*innen interessieren wird, frage ich mich schon seit den Tests des Loupedeck CT und LIVE: Plant ihr vielleicht auch Peripherie mit Audioschnittstellen, um die Möglichkeiten eurer Geräte massiv zu erweitern und euch noch weiter abzuheben? Kannst du dazu schon etwas sagen oder eher nicht?
Felix Hartwigsen: Pläne und Ideen hat man als Unternehmen reichlich in der Schublade, am Ende des Tages müssen viele Faktoren zusammenkommen, damit Dinge realisiert werden können. Dem Thema Audio nähern wir uns mit dem Live S und dem Audio Mixer bereits an. Darüber hinaus schauen wir einfach, was die Zukunft an Möglichkeiten bringt.
GAMEtainment: Am Markt scheint das ein Weg zu sein, den einige Hersteller eingeschlagen haben. Mich persönlich freute es natürlich sehr, statt einem zusätzlichen DAC nur noch das Loupedeck-Logo auf meinem Tisch zu sehen. Kannst du schon abschätzen, ob es für das Loupedeck LIVE S bei Oktober für die ersten Auslieferungen bleibt?
Felix Hartwigsen: Stand heute können wir die ersten Geräte Mitte Oktober ausliefern, genau. In Zeiten von Rohstoffmangel und Lieferengpässen lassen sich kaum verlässliche Aussagen treffen, doch wir sind zuversichtlich, das anvisierte Zeitfenster einhalten zu können.
Über Felix Hartwigsen / Loupedeck
Er ist Co-Founder und Chief Marketing Officer bei Loupedeck. Das Start-Up wurde 2016 in Helsinki gegründet und stellt benutzerdefinierte Konsolen her, welche zur Bild-, Video- und Audiobearbeitung, zur Musikproduktion als auch im Bereich Design und digitale Illustration sowie zum Livestreaming und zur Content-Erstellung verwendet werden können.
Der Marketing- und Kommunikationsprofi hat bereits 14 Jahre Erfahrung in der Branche – den größten Teil seiner Karriere arbeitete er bei einer der führenden Kommunikationsagenturen in den nordischen Ländern (Miltton) als Teamleiter und Account Director für globale Technologiemarken. Im Jahr 2017 kam Felix Hartwigsen als CMO und Mitbegründer neben Mikko Kesti zu Loupedeck.