Point Whitmark

Point Whitmark – Der Sender, der heißt wie die Stadt: Die mysteriöse Jugend-Hörspielserie aus Fröndenberg

Einleitung: Drei Jungs, ein Leuchtturm und jede Menge Mystery

Point Whitmark ist eine Jugend-Hörspielserie, die seit 2001 Hörer mit atmosphärischen Mystery-Thrillern aus einem verschlafenen Küstenstädtchen in New Hampshire fesselt. Produzent und Regisseur Volker Sassenberg schuf mit über 40 Folgen eine eigenständige Serie, die zwar oberflächlich an Die drei Fragezeichen erinnert, aber mit ihrem einzigartigen Sounddesign, härteren Geschichten und echter Lebensgefahr einen ganz eigenen Weg geht. Für Fans anspruchsvoller deutscher Jugend-Hörspiele mit Mystery-Einschlag ist Point Whitmark ein Geheimtipp, der viel zu selten die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient.

Die Entstehungsgeschichte: Aus der Leidenschaft für Hörspiele

Volker Sassenberg, geboren 1968 in Dortmund, war schon als Kind ein begeisterter Hörspiel-Fan. Von den Europa-Produktionen über Die drei Fragezeichen bis hin zu Karl May – die Liebe zum Medium saß tief. Als Musikproduzent, Komponist und Gründungsmitglied der Band Kingdom bzw. Domain hatte Sassenberg bereits umfangreiche Erfahrungen in der Musikbranche gesammelt, bevor er sich an die Hörspielproduktion wagte.

Die Idee zu Point Whitmark entstand Anfang der 2000er Jahre. Sassenberg wollte eine Jugendserie schaffen, die sich klar von bestehenden Formaten abhebt – keine bloße Kopie, sondern etwas Eigenes mit einer besonderen atmosphärischen Dichte. Zusammen mit Co-Autor Raimon Weber entwickelte er die ersten 15 Folgen. Für die ersten sechs Folgen brauchte das Team drei Jahre, denn Sassenberg musste erst lernen, über 60 Minuten einen durchgehenden Spannungsbogen zu halten. Das Ergebnis war eine Serie mit eigenem Charakter, die schnell ihre Fans fand.

Das Setting: Point Whitmark – Eine Stadt mit dunkler Vergangenheit

Point Whitmark ist eine fiktive Kleinstadt an der Atlantikküste von New Hampshire. Die Stadtgeschichte ist geprägt von düsteren Ereignissen, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen:

1660 – Die Gründung: Nach einer zweimonatigen Schreckensfahrt erreichte das Schiff „Medley“ mit 102 Siedlern die Küste Neuenglands. Der Schreiner David Whitmark setzte sich gegen den Kapitän durch und ging als Erster an Land. Die Siedlung wurde nach ihm benannt: Point Whitmark.

1660 – Das Irokesen-Massaker: Nur wenige Monate nach der Gründung wurden fünf Jäger vermisst. Eine Suchgruppe unter Bürgermeister Whitmark geriet in einen Hinterhalt der Irokesen. Die meisten Siedler wurden massakriert, nur der Bürgermeister und zwei Begleiter entkamen. Es folgte eine wochenlange Belagerung.

1694 – Die Hexenverfolgung: Der fanatische Wanderprediger Finley Tugwell beschuldigte John Harding, mit dem Teufel im Bunde zu sein. Das elfjährige Mädchen Betty Carmichael versuchte, die Angeklagten zu befreien, wurde jedoch erwischt. Ein Erdbeben erschütterte die Stadt und riss eine zwei Meter breite Spalte in den Boden – Zeugen berichteten von grauenvollen Geräuschen aus der Tiefe, „wie das Heulen geschundener Seelen in der Hölle“.

1816 – Das Jahr ohne Sommer: Der Winter wollte nicht enden. Die gesamte Ernte erfror bei strengem Frost im Juni und Juli. Die Menschen mussten ihre aufgesprungene Haut mit Nadel und Faden zusammennähen.

Diese düstere Vergangenheit bildet den perfekten Nährboden für die mysteriösen Fälle, die Jay, Tom und Derek lösen müssen.

Die Protagonisten: Das Leuchtturm-Trio

Jay Lawrence (gesprochen von Sven Plate): Der Vollblutreporter mit Höhenangst, der den Radiosender mit Leben füllt und für seine abstrusen Sprüche bekannt ist.

Derek Ashby (gesprochen von Kim Hasper): Leidenschaftlicher Bassist der Punkband „Blind Drunk“. Von seiner Lederjacke trennt er sich nie – egal, was passiert.

Tom Cole (gesprochen von Gerrit Schmidt-Foß): Der Sohn eines Rangers mit großem technischem Verstand, der oft die praktischen Lösungen liefert.

Die drei Jungs betreiben aus einem alten, stillgelegten Leuchtturm den Radiosender Point Whitmark – „der Sender, der heißt wie die Stadt“. Ursprünglich sendeten sie vom Schulradio, doch nach ihrem ersten gelösten Fall bot ihnen Mrs. Bushland, die Besitzerin des Leuchtturms, das Gebäude als neues Studio an.

Das Besondere: Mehr als nur ein Drei-???-Klon

Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, Point Whitmark wäre eine weitere Serie im Schatten der Drei Fragezeichen – drei Jungs, die Fälle lösen. Doch wer genauer hinhört, entdeckt fundamentale Unterschiede:

Härtere Geschichten: Die Verbrechen sind brutaler, die Gefahren größer. Tom, Jay und Derek schweben regelmäßig in echter Lebensgefahr und müssen vollen Körpereinsatz zeigen.

Menschlichere Charaktere: Anders als ihre Kollegen aus Rocky Beach wirken die Point-Whitmark-Jungs lockerer und echter. Sie wissen nicht immer sofort, wo es langgeht, und sind manchmal ratlos – was sie sympathisch und glaubwürdig macht.

Außergewöhnliches Sounddesign: Point Whitmark gehört zu den besten Hörspiel-Produktionen in Sachen Akustik. Wer die Folgen über Kopfhörer hört, erlebt einen außergewöhnlich dichten Klangteppich mit authentischen Lautäußerungen, zahlreichen Umgebungsgeräuschen und handlungsnaher Musik.

Atmosphärische Dichte: Volker Sassenberg schafft es, eine beklemmende, düstere Stimmung zu erzeugen, die den Hörer sofort in ihren Bann zieht.

Orchester-Soundtrack: Anders als bei vielen anderen Jugendserien wurde für Point Whitmark teilweise mit Orchestern gearbeitet – etwa mit dem Nationalen Staatsorchester Weißrussland. Die Musik ist kein Beiwerk, sondern integraler Bestandteil der Atmosphäre.

Die turbulente Verlagsgeschichte: Ein Wanderer zwischen den Labels

Point Whitmark hatte eine bewegte Vertriebsgeschichte, die die Serie mehrfach an den Rand der Einstellung brachte:

2001 – edelKIDS: Start der Serie mit den ersten 10 Folgen auf CD und MC. Noch im selben Jahr wurde die Serie aufgrund interner Umstrukturierungen eingestellt.

2004 – Kiddinx: Volker Sassenberg fand einen neuen Vertrieb. Kiddinx legte die ersten 10 Folgen mit neuem Design neu auf und produzierte fünf weitere Folgen (11-15). Nach Folge 15 verließ Co-Autor Raimon Weber die Serie, und ab Folge 16 kam Andreas Gloge als neuer Co-Autor hinzu.

2006 – Karussell: Nach der Trennung von Kiddinx im März 2006 erschien im Oktober die 16. Folge bei Karussell (Universal Music).

2007 – Folgenreich: Mit Folge 18 wechselte der Vertrieb erneut zum Hörspiellabel Folgenreich (ebenfalls Universal Music).

2011 – Decision Products / Sony Music: Ab Folge 32 erscheinen neue Folgen bei Sassenbergs eigenem Label Decision Products im Vertrieb von Sony Music – endlich eine stabile Heimat.

2015 – Produktionsstopp: Die Produktion wurde eingestellt.

2019 – Das Comeback: Nach vierjähriger Pause erschienen ab April 2019 zwei weitere Folgen (41 und 42), und die Folgen 1-31 wurden wieder verfügbar gemacht.

Die Sprecher: Legendäre Stimmen mit Wiedererkennungswert

Gerrit Schmidt-Foß als Tom Cole: Der vielseitige Synchronsprecher ist unter anderem die deutsche Stimme von Johnny Depp und Eminem. Seine Stimme verleiht Tom die nötige Bodenständigkeit.

Kim Hasper als Derek Ashby: Hasper, bekannt aus zahlreichen Synchronarbeiten, gibt Derek den coolen Punkrock-Charakter.

Sven Plate als Jay Lawrence: Plate spricht Jay mit der nötigen Portion Humor und verleiht ihm seine charakteristische Art.

Jürg Löw als Erzähler und diverse Rollen: Mit seiner markanten Stimme führt Löw durch die Geschichten und übernimmt wichtige Nebenrollen.

Hinzu kommen zahlreiche Gaststars wie Hans Paetsch (der legendäre Märchenerzähler), Thomas Nero Wolff, Ernst Meincke und viele mehr. Die Sprecher sind nach fast 40 gemeinsamen Folgen ein perfekt eingespieltes Team.

Besondere Folgen und Highlights

Folge 1: Die Bucht der 22 Schreie – Der perfekte Einstieg. Als Jay, Tom und Derek über einen vor 30 Jahren gesunkenen Frachter mit 22 toten Seeleuten berichten, scheinen sie die Toten zur Rückkehr zu beschwören. Eine Tauchszene zum Ende sorgt für echte Gänsehaut.

Folge 24: Am Tag der großen Flut – Eine der besten Folgen laut Fans. Keine klassische Ermittlung, sondern ein Survival-Thriller: Ein schwerer Sturm bedroht Point Whitmark, und Jay und Tom geraten in die Gewalt geflohener Häftlinge. Enorm hohe Gagdichte und packende Spannung.

Folge 25: Die fiebrigen Tränen – Ein besonderes Highlight mit einem Serien-Crossover: Charaktere aus Sassenbergs Mystery-Serie „Gabriel Burns“ tauchen auf und mischen sich in den Fall ein. Spannend und clever eingebaut.

Folge 41: Rückkehr aus dem Totenland (2019) – Das Comeback nach vierjähriger Pause. Ein seelenloser Körper lenkt einen verunglückten Schulbus durch die Straßen von Point Whitmark, und die drei Jungreporter stoßen in den Abwasserschächten auf ein unfassbares Geheimnis.

Kritik und Rezeption: Eine Serie mit Kultstatus

Die Meinungen zu Point Whitmark sind überwiegend positiv, auch wenn die Serie lange im Schatten der Drei Fragezeichen stand:

Positive Stimmen:

  • „Atmosphärisch unglaublich dicht – eine der besten Jugendserien überhaupt“
  • „Das Sounddesign ist Weltklasse, besonders mit Kopfhörern ein Genuss“
  • „Endlich Jugenddetektive, die auch mal ratlos sind und nicht immer alles sofort wissen“
  • „Die Fälle sind spannend, gruselig und manchmal richtig erschreckend“

Kritische Stimmen:

  • „In späteren Folgen spielt zu wenig in Point Whitmark selbst“
  • „Die drei Hauptfiguren sind charakterlich manchmal schwer zu unterscheiden“
  • „Einige Sprecher wirken gerade am Anfang etwas theatralisch“
  • „Man muss sich auf den düsteren Ton einlassen“

Konsens: Point Whitmark hat sich längst aus dem Schatten anderer Serien befreit und eine treue Fangemeinde aufgebaut. Die Serie ist anspruchsvoller und düsterer als typische Jugendkrimis und spricht auch erwachsene Hörer an.

Verfügbarkeit und Sammlerinfos

Die Serie erschien zunächst auf MC und CD, teilweise in hochwertigen 3-CD-Boxen. Die CDs sind professionell produziert, wobei die erste Folge als gepresste CD veröffentlicht wurde.

Heute sind die Folgen über verschiedene Plattformen verfügbar:

  • Als Download bei gängigen Hörbuch-Portalen
  • Als CD-Ausgaben (teilweise Sammlerware)
  • Auf Spotify und anderen Streaming-Diensten

Sechs Folgen wurden zwischen 2002 und 2003 vom Xenos-Verlag auch als Buch unter dem Pseudonym „Bob Lexington“ veröffentlicht.

Fazit: Ein unterschätzter Geheimtipp der deutschen Hörspiellandschaft

Point Whitmark ist mehr als nur eine weitere Jugendhörspiel-Serie – es ist eine atmosphärische Mystery-Reihe, die zeigt, was möglich ist, wenn ein leidenschaftlicher Produzent sein Handwerk versteht. Volker Sassenberg hat mit über 40 Folgen ein beeindruckendes Werk geschaffen, das in Sachen Sounddesign und Atmosphäre zur absoluten Spitze des deutschen Hörspiels gehört.

Für Einsteiger empfehlen sich Folge 1 „Die Bucht der 22 Schreie“, Folge 24 „Am Tag der großen Flut“ oder Folge 25 „Die fiebrigen Tränen“. Wer auf der Suche nach anspruchsvollen Jugendthrillern mit echtem Gruselfaktor ist, wird hier fündig.

Die Serie verdient weit mehr Aufmerksamkeit, als sie oft bekommt – denn Point Whitmark ist nicht bloß eine Alternative zu den Drei Fragezeichen, sondern eine eigenständige Serie mit unverwechselbarem Charakter. Der Leuchtturm sendet noch immer, und es lohnt sich, die Frequenz einzuschalten.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wie viele Folgen hat Point Whitmark? Über 40 Folgen sind bisher erschienen, von 2001 bis 2019 (mit einer Pause zwischen 2015 und 2019).

Wer spricht die Hauptrollen? Gerrit Schmidt-Foß (Tom Cole), Kim Hasper (Derek Ashby) und Sven Plate (Jay Lawrence).

Ist Point Whitmark nur für Jugendliche? Nein, die Serie spricht mit ihrer atmosphärischen Dichte und den anspruchsvollen Geschichten auch erwachsene Hörer an.

Wo spielt Point Whitmark? In der fiktiven Kleinstadt Point Whitmark an der Atlantikküste von New Hampshire, USA.

Welche Folge ist die beste? Fans empfehlen besonders Folge 24 „Am Tag der großen Flut“ und Folge 25 „Die fiebrigen Tränen“.

Gibt es Verbindungen zu anderen Serien? Ja, in Folge 25 gibt es ein Crossover mit der Mystery-Serie „Gabriel Burns“, ebenfalls von Volker Sassenberg produziert.

Point Whitmark bleibt ein faszinierendes Kapitel deutscher Hörspielgeschichte – eine Serie, die beweist, dass man mit Leidenschaft, handwerklichem Können und einer klaren Vision etwas Einzigartiges schaffen kann, auch wenn man nicht die Ressourcen der großen Labels hat.

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