Ursprünglich für den 10. Oktober angekündigt, erscheint The Invisible Hours nun am 17.10. für die Playstation VR und auch für Oculus Rift, sowie HTC Vive auf Steam. Wir konnten den Krimi bereits spielen und haben uns auf die Spuren von Agatha Christie und Hercule Poirot begeben.
Tequila Works, die Entwickler von The Sexy Brutale und Deadlight, haben sich in zum ersten Mal in VR-Gefilde gewagt und einen waschechten, spielbaren Kriminalroman im Stil von Agatha Christie entwickelt. Die Geschichte handelt vom Mord an Nikola Tesla und dem Detektiv Gustaf Gustav, der unter den sechs anderen Anwesenden versucht, den Schuldigen auszumachen.
Dabei spielt man aber nicht den Ermittler Gustav selbst, sondern kann als Außenstehender durch das ganze Herrenhaus geistern und sämtliche Dialoge (oder auch Monologe) und Geschehnisse beobachten. Das ganze Geschehen spielt sich im Zeitraum von etwa eineinviertel Stunden in Echtzeit ab und viele Sachen passieren natürlich auch parallel. Das bedeutet, während man zum Beispiel dem Komissar beim Verhör eines der Verdächtigen lauscht, kann es gut sein, dass an anderer Stelle im Haus gerade etwas äußerst interessantes geschieht, was einem der Lösung des Falls näher gebracht hätte.
Folgende Personen spielen eine Rolle in diesem Mordfall:
Nikola Tesla, das Opfer:
Der weltberühmte Erfinder, Futurist und Erzrivale von Thomas Edison. Bis vor ein paar Monaten war Tesla ein extravaganter Salonlöwe, der häufig dabei gesehen wurde, wie er sich mit potenziellen Investoren in den besten Restaurants der Stadt traf. Plötzlich brach er jedoch jegliche Verbindungen ab. Er wollte keine Besucher mehr und feuerte seine langjährige Assistentin Flora White. Praktisch über Nacht wurde er zu einem Einzelgänger und verließ kaum mehr die Werkstatt in seinem Haus. Kein Mensch weiß warum.
Ein wenig später suchte Tesla einen neuen Assistenten, jedoch mit einer seltsamen Bedingung: er sollte blind sein. Oliver Swan war der einzige Bewerber. Tesla stellte ihn sofort an. Egal, woran Tesla arbeitete – er wollte nicht, dass es irgendjemand sah.
Gustaf Gustav, der Detektiv:
Einst bekannt als Inspiration für den Krimi „Der perfekte Detektiv“ ist dieser schwedische Ermittler nun leider arbeitslos, bankrott und Alkoholiker. Er hatte sich in Schande von der Polizeiarbeit zurückgezogen, nachdem ein berüchtigter Mörder Gustaf von seiner Unschuld überzeugen konnte und dieser ihn aus der Haft entließ. Der Mörder ermordete dann jedoch neun weitere Personen, bis er endlich wieder erwischt werden konnte. Gustaf konnte seinen Fehler nicht überwinden und schwor, ihn nie mehr zu begehen. Egal, was kommen würde.
Flora White, Teslas ehemalige Assistentin:
Flora war noch nie einsamer. Ihr Ehemann fiel vor Kurzem im Krieg und als Tesla sich plötzlich zurückzog, feuerte er sofort seine Assistentin Flora, was diese enorm verunsicherte. Sie durchlebte seither harte Zeiten und kehrte auf Teslas Insel zurück, um um ihren Job zu betteln. Sie gehört zwar nicht zu den Hauptverdächtigen, aber sie war verzweifelt.
Thomas Edison, Teslas Erzrivale:
Das selbsterklärte Genie Thomas Edison ist dank seiner neuesten Erfindung – dem Phonographen – bereits als „Zauberer vom Menlo-Park“ bekannt. Was sein schmachtendes Publikum jedoch nicht weiß ist, dass Edison die Idee gestohlen hat. Da er dieses „Verbrechen“ unbedingt ungeschehen machen wollte, fuhr er zur Insel, als Tesla andeutete, dass er von dessen Taten wusste. Hat Edison vielleicht Tesla ermordet, um die Wahrheit zu verbergen?
Augustus Vanderberg, der reiche Sohn:
Als Sohn und Erbe der reichsten Familie Englands, der Vanderbergs, musste Augustus noch keinen einzigen Tag in seinem Leben arbeiten. Er liebt Frauen, Alkohol und jedes Vergnügen, das er bekommen kann. Trotzdem quält ihn ein Verlangen schrecklich: seinen stoischen Vater Marcus Vanderberg zu beeindrucken – einen legendären britischen Ingenieur und Eisenbahnmagnaten. Augustus hatte einen älteren Bruder, der aber als Kind ertrank. Sein Vater trauert immer noch um „seinen besseren Sohn“. Könnte es sein, dass Augustus‘ Interesse an Tesla darauf zurückzuführen ist, dass er endlich seinen Vater beeindrucken will?
Oliver Swan, der blinde Butler:
Swan war einst Sklave in Sansibar und konnte in die Vereinigten Staaten entkommen, wo er sich als „Schuldknecht“ wiederfand – für ihn keine große Veränderung, aber äußerst schmerzlich, da er seinen Sohn aufgab, um dorthin zu gelangen. Swan wurde blind geboren, was ihn seltsamerweise zum idealen Kandidaten für Teslas neuen Assistenten machte. Schließlich war es Teslas dringendster Wunsch, „seine Geheimnisse vor neugierigen Augen zu verbergen“. Hat Swan vielleicht irgendetwas über Tesla erfahren, das ihn zu einem Mord veranlasst haben könnte?
Victor Mundy, Mörder:
Mundy ist ein Mörder. Vor 26 Jahren tötete er kaltblütig seine Frau, als er herausfand, dass sie mit einem anderen Mann schlief. Aufgrund der Zeugenaussage seiner kleinen Tochter Mary wurde er schließlich verurteilt. In den vielen Jahren, in denen er einsaß, wurde er geradezu besessen davon, sich an seiner Tochter zu rächen. Mundy ist jedoch auch äußerst kontrastreich: Einerseits ist er ein brutaler Mörder und andererseits ein gottesfürchtiger Kunstliebhaber. Ein Mord bedeutet ihm nicht viel. Aber warum sollte er Tesla ermorden?
Sarah Bernhardt, die berühmte Schauspielerin:
Sie ist eine weltberühmte Bühnenschauspielerin und Mitglied der Comédie-Française in Paris. Bernhardt ist einer der größten Stars der Zeit. Sie errang ihren Ruhm in den frühen 1870er-Jahren auf den Bühnen Frankreichs und wurde bald darauf in ganz Europa und Amerika gebucht. Sie erspielte sich einen Ruf als ernste und dramatische Schauspielerin, was ihr den Spitznamen „Die göttliche Sarah“ einbrachte und dazu führte, dass sie die erste Frau war, die Hamlet in einem Film spielte. Jahrelang wurde sie von Gerüchten verfolgt, dass sie insgeheim eine Escortdame für höchste Kreise sei, aber sie hat sich nicht weiter darum gekümmert. Trotz allem findet sie es äußerst spannend, in Ermittlungen bezüglich eines Mordfalls verwickelt zu sein – hat sie vielleicht Tesla umgebracht, um ihr Leben ein klein wenig spannender zu machen?
Spielerisch beschränkt sich das Gameplay darauf, sich per Teleport durch das Haus zu bewegen, was aber sehr gut funktioniert und auch bestens zu diesem innovativen Spielprinzip passt. Dabei sollte man versuchen, möglichst zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, um eventuelle Schlüsselszenen nicht zu verpassen. Es ist daher kaum machbar, den Fall beim ersten Durchgang zu lösen, was den Wiederspielwert natürlich enorm erhöht.
Es ist aber auch möglich, die Zeit jederzeit anzuhalten, um in aller Ruhe die Räumlichkeiten nach Hinweisen und Dokumenten zu untersuchen. Außerdem kann man die Uhr auch nach Belieben vor- oder zurückdrehen, um zum Beispiel ein Gespräch, dass man aus dem Nebenzimmer nur leise mitbekommen hat, im Nachhinein doch noch zu belauschen.
Die Story könnte tatsächlich aus der Feder von Agatha Christie stammen, ist sie doch sehr spannend und hat die eine oder andere überraschende Wendung parat.
Die Grafik ist sauber und detailreich. Es konnten keine Fehler, wie Popups oder ähnliches ausgemacht werden.
Der Sound passt prima zum Ambiente und die deutsche Synchronisation ist gut gelungen.
Alles in allem bietet The Invisible Hours ein sehr interessantes, frisches, neues Spielprinzip mit einer gelungenen Story. Wir würden uns gerne mehr Spiele dieser Art wünschen, eventuell auch aus anderen Genres.