Mit Achtung! Cthulhu Tactics schickt uns Auroch Digital in Zusammenarbeit mit Ripstone in den Zweiten Weltkrieg. Genauer gesagt in eine alternative Version des Zweiten Weltkriegs, der durch finstere Mächte beeinflusst wird (ja, noch finsterer als Nazis). Als Basis für das Spiel dient das Pen & Paper – Rollenspiel von Modiphius. Als Vorlage für ein taktisches Strategiespiel ist so etwas immer sehr gut geeignet und dementsprechend verfügt das Spiel auch über leichte RPG-Elemente. Dies ist jetzt nun der fünfte Satz, da wird es Zeit mit dem sechsten die Fakten auf den Tisch zu knallen. Ja es ist ein Spiel in der Art von XCOM, jetzt ist es raus. Man könnte aber auch das etwas aktuellere und auch sehr gelungene Phantom Doctrine als Beispiel nennen, ob Kommunisten oder Aliens macht da jetzt auch keinen großen Unterschied. Bei Modiphius‘ Tabletop RPG Universum von Achtung! Cthulhu handelt es sich halt um eine interessante Mischung aus Lovecraft (derzeit ohnehin wieder sehr populär in Spielen) und 2. Weltkrieg (Achtung! Ist ein offizieller Kanonenteil der RPG-Vorlage und als Begriff in fiktiven WW2-Werken etabliert).
Der Zweite Weltkrieg ist in vollem Gange und die Nazis sind gerade dabei das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden. Es häufen sich Gerüchte über geheime Experimente und okkulte Rituale. Diese sollen in einem versteckten Bunker tief in einem dunklen Wald stattfinden. Drahtzieher des Ganzen soll eine Geheimorganisation der Nazis genannt „Nachtwölfe“ sein. Ihr übernehmt die Kontrolle über ein Spezialistenteam, das ausgesandt wurde, die Vorgänge zu untersuchen und nach Möglichkeiten dem Spuk ein Ende zu machen.
Zu Beginn des Spiels wird man gefragt, ob man das Tutorial spielen will, quasi die Einstiegsmission, was beim ersten Mal durchaus anzuraten ist. In dieser Mission lernt man die grundlegenden Spielmechaniken kennen und dort treffen sich unsere zwei Agenten mit zwei erfahrenen Soldaten und bilden so unsere schlagkräftige Einsatztruppe. Während die beiden Soldaten auf Feuerkraft und ihre militärischen Fähigkeiten setzen, sind die beiden Agenten spezialisierte Kämpfer und verfügen sogar übernatürliche Fähigkeiten. Warum sie das können und woher diese Fähigkeiten stammen, bleibt aber ungeklärt. Das ist auch ein wenig das Problem, mit den Hintergrundinfos und der Story, aber dazu später mehr.
Im Erkundungsmodus kann man sich frei über die Karte bewegen. Man markiert eine Stelle und der gesamte Trupp begibt sich dorthin. Bei der Bewegung wird dann nach und nach auch der „Nebel des Krieges“ verdrängt, sprich die Karte entsprechend der Sichtweite der Charaktere aufgedeckt. Sobald dann im Sichtbereich Gegner auftauchen wird in den Kampfmodus umgeschaltet. Ab diesem Moment wird es dann taktisch, wer schon mal XCOM oder ein ähnliches Spiel gespielt hat, kennt den grundlegenden Ablauf. Jedes der Truppmitglieder verfügt über 12 AP (Aktionspunkte) und jede Aktion verbraucht eine bestimmte Anzahl dieser Punkte. Zu Beginn eines Kampfes macht es durchaus Sinn, erst mal eine Deckung zu suchen. Nehmen wir an wir benötigten vier Schritte um hinter einem Baum Deckung zu suchen, so verbleiben und noch 8 AP. Kostet ein Schuss mit unserer Waffe auch 4 AP können wir also noch zwei Schüsse abgeben. Würden wir in der nächsten Rund einer dieser Deckung verbleiben, könnten wir also theoretisch dreimal schießen. Müssen wir jedoch unsere Waffe nachladen und das kostet 2 AP, dann doch wieder nur zwei. Im Grunde ist das Prinzip recht simpel und man bekommt auch immer recht gut angezeigt wie viele Punkte, welche Aktion kostet bzw. wie viele Aktionspunkte anschließend noch verbleiben. Weiter mögliche Aktionen können beispielsweise sein, eine Granate werfen, ein Nahkampfangriff, einen Kameraden heilen und einige mehr. Vieles ist auch davon abhängig, wie das entsprechende Truppmitglied ausgerüstet ist. Man kann seine Kämpfer mit unterschiedlichen Waffen ausrüsten, jedoch kann immer nur eine Hauptwaffe ausgerüstet werden. Diese kann noch mit einer Modifikation ausgestattet werden, beispielsweise ein größeres Magazin, um häufiges nachladen zu verhindern, oder ein Zielfernrohr um die Treffsicherheit zu erhöhen. Zusätzliche ist das Mitführen eines Ausrüstungsgegenstandes möglich, beispielsweise eine Granate oder einen Verbandskasten.
Auf der Kampagnenkarte werden die zur Auswahl stehenden Missionen angezeigt, in der Regel immer eine Haupt- und eine Nebenmission. Die Nebenmissionen sind optional, bringen aber in der Regel brauchbare Ausrüstung als Beute und die dabei zu verdienenden Erfahrungspunkte sind auch nicht zu verachten. Hat unsere Truppe genügend Erfahrungspunkte gesammelt, stiegt sie um eine Erfahrungsstufe und man bekommt Fähigkeitenpunkte um neue Fähigkeiten zu lerne bzw. vorhandene Fähigkeiten zu verstärken. Zusätzlich steigen die Lebenspunkte, die Treffsicherheit und unser Charakter wird Stressresistenter, was ihn im Kampf einfach zuverlässiger macht. Einer der wichtigsten Faktoren ist und bleibt aber definitiv die Treffsicherheit, natürlich neben dem zu verursachenden Schaden. Die Treffsicherheit ist in drei Stufen eingeteilt, nämlich „nah“, „mittel“ und „lang“. Man tut schon gut daran seine Truppe recht ausgeglichen zu gestalten, aber auch zu schauen das man die Stärken und Schwächen der Charaktere berücksichtigt.
Allerdings verzeiht das Spiel in den niedrigeren Schwierigkeitsgraden auch viele Fehler, während es diese in den höheren Schwierigkeitsgraden gerne auch mal gnadenlos betraft. Von den vier verfügbaren Schwierigkeitsgraden kann man im zweiten noch relativ locker spielen, teilweise stellt sich die KI der Gegner richtig dumm an. Im dritten hat man eigentlich das, was man regulär als normale Herausforderung eines taktischen Strategiespiels bezeichnen würde. Im höchsten Schwierigkeitsgrad jedoch muss man seinen Trupp schon optimal ausstatten und sehr gut im Griff haben, sowie alle taktischen Kniffe berücksichtigen.
Was bei einem Vergleich mit XCOM natürlich stark heraussticht, ist der fehlende Basenbau. Während des gesamten Spiels bleibt es bei dem Vier-Mann-Trupp (ja, ja, eine Frau ist dabei), den man zwischen den Missionen über einen recht überschaubares Menü verwalten kann. Verliert ein Truppmitglied alle Lebenspunkte, dann „stirbt“ es und liegt handlungsunfähig herum (was Tote halt so machen), kann aber von jedem beliebigen Kameraden, auch ohne besondere Ausrüstung, wiederbelebt werden. Er steht dann wieder zur Verfügung, allerdings mit einem einzigen Lebenspunkt. Dies lässt sich sogar mehrmals wiederholen. Hat ein Truppmitglied einen Verbandskasten dabei, dann kann man zusätzliche Lebenspunkte wiederherstellen. Alle Agenten die bei (erfolgreichem) Kampfende kampfunfähig auf dem Boden liegen stehen anschließend automatisch wieder auf, auch in diesem Fall mit einem Lebenspunkt. Es fehlt Achtung! Cthulhu Tactics auch an variablen Herausforderungen bzw. die Missionen sind etwas abwechslungsarm und unspektakulär. Im Grunde erkundet man die Karte und räumt dabei alle Gegner aus dem Weg. Man ist nicht gezwungen alle auszuschalten, sofern man diese nicht entdeckt oder die Gegner das eigene Team, stehen halt die Missionsziele im Vordergrund. Solange das Ziel also nicht explizit lautet „eliminiere alle Gegner“ ist das halt nur notwendig, wenn man es auf die zu dabei verdienenden Erfahrungspunkte abgesehen hat.
Optisch ist das Spiel jetzt auch nicht besonders herausragend. Die Umgebungen sind übersichtlich und mit kleinen Details ausgestattet. In den Außenlevels setzt die Gestaltung, neben der bewaldeten Umgebung hauptsächlich auf altes Mauerwerk, Sandsäcke, Panzerwracks und Außenmauern von Bunkeranlagen. Dies sind auch typische Objekte, hinter denen man in Deckung gehen kann, zudem natürlich auch hinter Bäumen und Felsen. Das sich das Ganze dann doch in einem wirklich schlichten Rahmen bewegt fällt einem dann in den Innenbereichen auf, wenn man den ersten Bunker betritt. Hier hätte man vielleicht für etwas mehr Abwechslung sorgen können, denn es wiederholen sich immer wieder dieselben Objekte und Texturen.
Die Soundkulisse kann man auch als recht minimalistisch bezeichnen. Die Waffen klingen unterschiedlich und nach jedem Befehl geben unsere Agenten Kommentare ab. Die gegnerischen Soldaten lassen vor ihrem Ableben auch noch ein paar letzte Worte vom Stapel. Aber auch hier ist das Repertoire recht überschaubar. Musikalisch ist das Spiel auch eher als zurückhaltend zu bezeichnen. Die texte des Spiels sind übrigens vollständig ins Deutsche übersetzt, die Sprachausgabe ist jedoch in Englisch
Hinweise zur Konsolen-Version
Während des Tests wurde die Kampagne parallel auf dem PC und auf der PlayStation 4 gespielt. Man muss sich zwar während der ersten Missionen etwas umgewöhnen, bezüglich der Steuerung, diese ist aber doch recht gut umgesetzt. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, das Tutorial zu spielen. Seltsamerweise war auch auf der Konsole die KI der Gegner um einiges treffsicherer. Im selben Schwierigkeitsgrad (normal, der zweiten von aktuell vier Stufen), war das Spiel bis zur siebten Mission (inkl. aller absolvierten Bonusmissionen) fast ein Kinderspiel, ohne Todesfall auf der eigenen Seite. Auf der Konsole musste in der dritten Mission bereits ein Agent dran glauben. Ob dies jetzt auf zwischenzeitliche Updates zurückzuführen ist, lässt sich leider schwer nachvollziehen.
Fazit
Achtung! Cthulhu Tactics ist einer dieser typischen Titel, die zwar nur irgendwie Mittelmaß sind, aber trotzdem Spaß machen können. Nach zwei gespielten Missionen hatte ich schon das Wort „Geheimtipp“ auf der Zunge, nur um dann nach der dritten Mission schon die scheinbare Gewissheit zu haben das wir es hier mit „tonnenweise verschenktem Potenzial“ zu tun haben. Trotzdem wollte ich wissen wie es weitergeht, was für Ausrüstung und Fähigkeiten es noch zu entdecken gibt und gegen welche Gegner ich diese einsetzen darf. Für Taktikfans ist der Titel durchaus einen Blick wert. Da es sich auch um keinen Vollpreis-Titel handelt, darf man hier durchaus über die etwas minimalistische Kulisse hinwegsehen.
Die PC-Version von Achtung! Cthulhu Tactics wurde getestet auf einem Gaming-PC von