Agony

[Review] Agony

Agony von den Madmind Studios will sowohl der Bedeutung des Spieletitels (Qual), als auch dem Entwicklernamen (wahnsinniger Verstand) alle Ehre machen. Und so erwacht man in Agony in der Hölle und muss dort auch Höllenqualen erleiden und überstehen. Ob sich diese auf die Atmosphäre oder nur das Gameplay von Agony beziehen, soll unser Test auf der PlayStation 4 Pro klären.

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Man startet also als verdammte Seele in der Hölle – ohne eigentlich zu wissen, wo man sich befindet und warum man hier gelandet ist. Jegliche Erinnerung ist ausgelöscht. Von anderen gequälten Seelen der Hölle erfährt man, dass man wohl die sogenannte Rote Göttin finden soll, um eine Chance zu erhalten, diesem Albtraum zu entkommen. Dazu muss man in der Ego-Perspektive die Umgebung erkunden, Gegenstände wie zum Beispiel Totenköpfe oder heraus gerissene Herzen finden und an bestimmte Orte bringen. Dabei muss man sich vor den herum streunenden Höllenkreaturen in Acht nehmen und verstecken. Was man wirklich zum Weiterkommen machen muss, erschließt sich einem nie so wirklich sofort. Oft irrt man durch Labyrinthe, ohne eine Ahnung zu haben, wie es überhaupt weiter gehen soll. Was manchem als Gameplay-Schwäche aufstoßen könnte, kann aber auch vom Entwickler bewusst als Stilmittel vorgesehen worden sein, um dem Spieler die Verzweiflung greif- und spürbarer zu machen.

Agony

Der erste Eindruck in Agony ist wirklich grausam –  und das im positiven Sinne. Die Spielwelt besteht aus einer organischen Architektur, die zum größten Teil aus Blut, Körperteilen und Knochen besteht. Es ist dunkel. Es ist beklemmend.
Die Schreie der gequälten Seelen hallen immer wieder durch die Gänge.
Es fühlt sich kalt an.
Und immer wieder diese Schreie.
Man fühlt sich ständig beobachtet und verfolgt.
Und dann wieder diese Schreie.
Einen sicheren Ort sucht man vergeblich. Man kommt nirgendwo wirklich zur Ruhe.
Und wieder diese Schreie.
Entkommt man den engen Gängen und erreicht eine etwas größere Halle, scheinen einen dort auch tausend unsichtbare Augen zu beobachten.
Und immer wieder diese verdammten Schreie!

Agony

Agony versteht sich als Survival-Horror-Spiel, ist aber eher als ein Walking Simulator mit Survival-Horror-Elementen zu sehen, in dem man durch die schaurigen, grauenhaft fantasievoll gestalteten Umgebungen schleicht. Man kann zwar für kurze Zeit rennen, tut aber gut daran, seinen Atem zu schonen, da man hinter der nächsten Ecke vielleicht schon die Luft anhalten oder vor angreifenden Dämonen flüchten muss.
Um voran zu kommen, muss man die bereits erwähnten Puzzles lösen. Also bringt man die erforderlichen Artefakte – oder auch Körperteile – von A nach B, um etwa schwere Tore zu öffnen, die den Spieler am Weiterkommen hindern. Einen großen spielerischen Anspruch kann man hier leider nicht erwarten.

Agony Screenshot

Gameplay-technisch beschränkt sich Agony auf das Wesentliche. Man kann ein wenig mit der Umgebung und anderen Verstoßenen interagieren, kurz rennen, ducken, springen und die Luft anhalten. Wie bereits erwähnt, ist letzteres besonders wichtig, wenn man sich vor Dämonen verstecken muss. Diese können zwar nicht sehen, dafür aber umso besser hören. Und so steht man in einer Spalte versteckt, hält die Luft an und für eine kurze Zeit übermannt einen das beklemmende Gefühl, doch entdeckt zu werden und hofft, dass die Luft ausreichen wird, bis der Dämon wieder weg ist. Beim Luft anhalten bekommt man einen zunehmend enger werdenden Tunnelblick, der die Panik verdeutlicht und die beklemmende Atmosphäre mit jeder verstrichenen Sekunde in die Höhe treibt.

Agony

Agony ist somit in vielerlei Hinsicht nichts für schwache Gemüter. Zum einen kann einen das Gameplay in den Wahnsinn treiben, da man oft buchstäblich im Dunkeln tappt und nicht weiß, was man jetzt eigentlich wo tun muss. Zum anderen ist das deftige Horror-Setting mit seinen expliziten Gewaltdarstellungen, zerfetzten Körpern oder auch Babyleichen nicht jedermanns Sache. Freilich nutzt sich dieser Effekt vor allem bei Hardcore-Horror-Fans mit der Zeit ab und mit fortschreitendem Spielfortschritt überwog im Test dann irgendwann doch irgendwie der Gameplay-Horror-Faktor.
Wird man permanent mit dieser virtuellen Abartigkeit aus Tod, Qualen und Schreien konfrontiert, stumpft man über kurz oder lang ab. Diesem Effekt hätte Madmind Studio mit einer sich weiter entwickelnden Story entgegen wirken können, aber leider tut sich in dieser Hinsicht leider nicht viel. Stattdessen gewöhnt man sich leider viel zu schnell an die Schreie der verzweifelten Seelen in der düsteren Verdammnis. Stattdessen wird man zum x-ten Mal von einer scherenköpfigen Dämonin abgeschlachtet, um nun als hüllenlose Seele durch den Raum zu fliegen.
Hier sieht man aber nicht etwa direkt den Game Over Screen, sondern hat für kurze Zeit die Möglichkeit, die Körper von vorher angetroffenen Leidensgenossen als Wirt zu nutzen, um das Abenteuer direkt fortzusetzen. Gelingt dies nicht in der vorgegebenen Zeit, startet man am letzten Speicherpunkt.

Agony

Von der Zensur, die vor Veröffentlichung ein großes Thema war, ist nichts zu spüren. Agony ist brutal und für so manchen vielleicht sogar ekelerregend – an Brutalität, Eingeweiden und auch Nacktheit wurde nicht gespart. Erst, wenn man sieht, welche Szenen geschnitten wurden, weiß man auch, warum. Madmind Studio hat gut daran getan, um wenigstens das 18er-Rating zu erhalten.

Grafisch ist Agony leider keine Offenbarung. Eine PS4 Pro-Optimierung gibt es bis dato leider nicht und das Spiel hat doch stark mit Kantenflimmern und Frameratee-Einbrüchen zu kämpfen. Hier gibt es auf jeden Fall Nachholbedarf und die Entwickler sind wohl auch bemüht, dementsprechende Patches zu bringen.
Der Sound hingegen passt perfekt zum Spielgeschehen und sucht seinesgleichen. Er zieht den Spieler tief in die höllische Abgründe hinein und es gelingt, ihn dem Wahnsinn noch ein Stückchen näher zu bringen.
Das Spiel verfügt über eine gelungene englische Sprachausgabe und deutsche Bildschirmtexte.

Agony

Fazit

Auf der offiziellen Homepage steht immer noch, dass sich Agony in Entwicklung befindet – und so spielt es sich auch. Das Potential ist ohne Zweifel vorhanden, nur hätte man sich mit der Veröffentlichung wohl noch etwas Zeit lassen sollen. Neben den technischen Mängeln ist da auch noch das sich wiederholende Gameplay, welches mich im Test in den Wahnsinn getrieben hat. Immer wiederkehrende Suchen- und Finden-Aufgaben. Immer wiederkehrende Dämonen, die mir das Leben zur Hölle machen. Immer wieder scheitere ich und finde ich nicht rechtzeitig ein neue Körperhülle, werde ich womöglich viel zu weit zurück an den Anfang des Levels zurück geworfen.
Aber was, wenn die Entwickler das genau so vorgesehen haben? Haben sie dann nicht alles richtig gemacht? Von den grafischen Mängeln einmal abgesehen? Irgendwie verbindet mich mit Agony so eine Art Hassliebe und eine objektive Bewertung fällt mir daher noch schwerer als sonst. Horror-Fans sollten wohl zugreifen, alle anderen sich vorher aber ausgiebig auf den gängigen Video-Portalen informieren.

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