Unfassbar lange mussten Fans auf Animal Crossing für die Nintendo Switch warten, aber im April 2020 war es dann so weit. Animal Crossing: New Horizons hat recht pünktlich zur Krise seine Pforten geöffnet und Spieler durften endlich ihre Insel besuchen, ausbauen, umbauen, kreieren und Bewohner einladen. Dies wurde unter anderem auch mit einem Cross-Event der mobilen Version Pocket Camp gefeiert, über die ihr Items auf der Switch-Version zum Kauf freischalten konntet. Ob und für wen sich das Inselabenteuer lohnt, klären wir in diesem Review.
Pro Konsole kann eine Insel angelegt werden. Habt ihr mehr Gamer in der Familie, dürfen diese zwar ebenfalls spielen, aber immer nur als Zweitaccount auf der Insel walten. Den Progress muss der Hauptspieler machen, sonst hängen alle anderen auf genau diesem „Level“ fest. Cloud Saves gibt es bisher nicht, was absolut unverständlich ist. Dafür wurde aber endlich mal wieder die Nintendo Switch Online Mobile App erweitert. Über diese könnt ihr quasi auf das Nook-Phone zugreifen und unter anderem Designs via QR-Scan ins Spiel bringen.
Interessant ist außerdem, dass ihr zu Beginn eures Abenteuers wählen könnt, ob ihr die „normalen“ Jahreszeiten oder eine antizyklische Version erleben möchtet. Bei letzterer Variante wird Winter zu Sommer und umgekehrt.
Alt und doch irgendwie neu
Animal Crossing Veteranen werden feststellen, dass auch dieser Teil recht ähnlich beginnt. Man kommt an, wird begrüßt, erhält einen Zeltplatz bzw. einen Platz zum Wohnen und arbeitet dann mit und mit an der Verbesserung der Insel und dem eigenen Umfeld. Dennoch schafft es Nintendo, sowohl alte als auch neue Spieler abzuholen. Allerdings erwartet euch zunächst viel Begrüßungstext. Natürlich ist auch der spärliche Charakterdesigner wieder mit von der Partie.
Sternis, Sternis, Sternis
Als recht armer Schlucker dürfen der Umzug und die damit verbundenen Kosten in „Meilen“ abgezahlt werden. Diese verdient man für das Erfüllen diverser Aufgaben, wie etwa Blumen zu pflanzen, Insekten zu fangen und noch vieles mehr. Und dann geht es erst richtig los. Als Bewohner möchten wir natürlich die maximale Ausbaustufe unseres Hauses erreichen und auch die Geschäfte sowie das Gemeindezentrum schnell voranbringen. Die genannten Meilen spielen zwar weiterhin eine zentrale Rolle, aber wir müssen ab sofort auf die guten alten Sternis vertrauen, um die horrenden Kredite bei Tom Nook abzuzahlen.
Grundsätzlich kann man einer Art Questline bzw. einem roten Faden folgen, durch die Tom Nook führt. Nötig ist das aber nicht. Wir wollen uns ja nicht hetzen lassen. Es dauert allerdings nicht lange, bis man neue Funktionen freigeschaltet hat. Dazu gehört etwa die DAL (Dodo Air Line), wo Bodo und Udo bereitstehen, uns auf andere Inseln zu fliegen.
Online-Ausflüge
Für den Fortschritt auf der eigenen Insel sind die Ausflüge über Meilen-Tickets essentiell. Bereits in den ersten Tagen konnten wir so sämtliche verfügbare Früchte in unsere Heimat holen und auch recht viele Sternis umsetzen. Die Inseln dieser speziellen Tickets sind laut Aussage im Game einmalig, dem ist aber nicht so. Fliegt man entsprechend häufig weg, wird man auch immer wieder bekannte Plätze antreffen.
Natürlich darf man auch Freunde besuchen oder einladen. Dies geschieht über die Switch-Freundesliste oder einen für jede Session neu generierten Dodo-Code. „Normale“ Besucher können eure Insel nicht zerstören, aber sehr wohl Buddeln oder auch Früchte von Bäumen schütteln. Vollzugriff ist „besten Freunden“ vorbehalten. Seid also vorsichtig, wem ihr diesen Status verleiht. Beste Freunde dürfen fast uneingeschränkt walten und wüten.
Andere Spieler können die eigene Insel nur besuchen, wenn ihr diese manuell am Flugplatz öffnet. Ebenso manuell könnt ihr Sessions sofort beenden, indem ihr das Menü über „Minus“ aufruft. Ungebetene Gäste werden so gekickt und die Insel „geschlossen“. Verfallt also nicht in Panik, wenn ein Dieb vorbeikommt.
Seit Release des Games hatten und haben wir leider immer wieder Verbindungsprobleme, was die Ausflüge zu Freunden oder Bekannten teils ziemlich nervenaufreibend gemacht hat.
Insel-Alltag
Neben dem Design der Insel selbst, wobei ihr ab einem bestimmten Punkt des Fortschritts komplette Freiheit habt, besteht der Insel-Alltag häufig aus einem endlosen Grind, um Sternis zu verdienen. Es stehen die bekannten Aktivitäten wie Angeln, Insektenfang, Früchte anbauen etc. zur Verfügung. Dabei sind die Werkzeuge leider wieder nicht unendlich lange haltbar, sondern gehen im Rahmen der Abnutzung schnell kaputt. Das gilt leider auch für die Goldwerkzeuge, wobei deren Haltbarkeit deutlich jenseits der „normalen“ Tools liegt. Dafür können Spieler diese aber auch immer wieder selbst craften, die Materialien vorausgesetzt. Gold findet sich nicht ganz so oft.
Insekten, Fische und Fossilien können wieder bei Laberbacke Eugen im Museum abgegeben werden, um eure Sammlung zu vervollständigen. Dies sorgt für wiederkehrenden Sammelspaß, sofern ihr das System nicht via Zeitreisen beschädigt. Leider scheinen vielen Spieler via Zeitmanipulation zu farmen, seid euch dessen also bewusst, wenn ihr Fremde aus der Community besucht. Das mindert den Spielspaß ungemein und kann im schlimmsten Fall sogar Savegames zerstören.
Es lohnt sich außerdem, seine Inselausflüge ein wenig zu planen, denn je nach Uhrzeit lassen sich unterschiedliche Insekten und Fische fangen. So stellt ihr sicher, auch die selteneren Exemplare gesammelt zu haben, bevor die Jahreszeit oder auch nur der Monat wechselt.
Events, Events, & noch mehr Events
Nintendo plant regelmäßige Events und versüßt euch damit (meistens) den Gaming-Alltag auf der Insel. Zu Ostern ist dies allerdings mal nicht so gut angekommen, da es quasi nicht mehr möglich war, normal zu angeln. Allerdings hat man hier sehr schnell reagiert und zügig Patches geliefert, um das Spielerlebnis wieder zu verbessern. Da haben wir auch schon einen richtig dicken Pluspunkt, den wir von Nintendo so nicht direkt erwartet hätten: Es wird regelmäßig gepatcht, um Bugs zu fixen, Exploits zu schließen und natürlich Content zu liefern.
Wer sich nicht zwingend jeden Tag einloggen möchte, sollte mindestens die Events via Social Media tracken, um nichts zu verpassen. So einen Angelwettbewerb von 8-18 Uhr hat man sonst mal schnell nicht mitbekommen und ärgert sich dann.
Fazit
Lange gewartet und sofort verliebt. Animal Crossing: New Horizons ist nicht nur wegen der akuten Pandemie 2020 ein Hit, sondern weil es mit Liebe entwickelt und weiterentwickelt wird. Das Game ist allerdings nicht unbedingt eines, das man nebenbei spielen kann oder sollte. Es bedarf schon viel Zeit, möchte man möglichst alles mitnehmen. Die Online-Funktionen benötigen noch einiges an „Liebe“, damit diese endlich mal verlässlich funktionieren, aber das ist kein Problem dieses Spiels, sondern der Infrastruktur dahinter.
Vom Makeover der Grafik bis hin zum Soundtrack ist hier einfach alles stimmig und bis auf Kleinigkeiten, die hoffentlich in Zukunft noch gefixt bzw. umgebaut werden, nahezu perfekt gelungen.
Lehnt euch zurück, startet das Inselleben und chillt durch den Tag bis in die Nacht und weiter. Animal Crossing: New Horizons und sein Ökosystem lassen sich schon fast als meisterhaft bezeichnen. Also steckt die Ladegeräte an, dreht den Sound auf und geht mal angeln… oder Insekten fangen… oder Sternschnuppen suchen… oder einfach nur im Kreis!