Battlefield 1

[Review] Battlefield 1

Mit Battlefield 1 wagt sich DICE an ein Setting, das in den letzten Jahren eher stiefmütterlich behandelt wurde. Während die Konkurrenz sich in futuristischen Szenarien mit Wallrunning und Jetpacks verliert, kehrt die Battlefield-Reihe zurück zum Ersten Weltkrieg. Eine mutige Entscheidung, die sich im Vorfeld schon als cleverer Schachzug entpuppte. Die Trailer lösten Begeisterungsstürme aus und die Beta versprach bereits Großes. Doch kann DICE diesem Hype gerecht werden und liefert das Spiel tatsächlich das ab, was sich Fans von einem authentischen Weltkriegs-Shooter erhoffen?

Krieg der niemals enden sollte

Battlefield 1 katapultiert uns zurück in die Jahre 1914 bis 1918 und damit in einen der dunkelsten Abschnitte der Menschheitsgeschichte. Der Erste Weltkrieg, auch als der „Große Krieg“ bekannt, forderte Millionen von Opfern und veränderte die Welt für immer. DICE hat sich dieser gewaltigen Aufgabe angenommen und versucht verschiedene Schauplätze und Perspektiven dieses verheerenden Konflikts einzufangen. Dabei wird schnell klar, dass die Entwickler sehr viel Wert darauf gelegt haben, diesem Krieg mit dem nötigen Respekt zu begegnen.

Die Kampagne verzichtet auf die übliche Heldengeschichte eines einzelnen Protagonisten. Stattdessen erleben wir mehrere kleinere Episoden, sogenannte War Stories, die uns auf verschiedene Kriegsschauplätze führen. Wir kämpfen als amerikanischer Panzerfahrer in Frankreich, als britischer Pilot über den brennenden Himmeln Europas, als australischer Läufer in Gallipoli oder als italienischer Soldat in den verschneiten Alpen. Diese Fragmentierung mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, ergibt aber absolut Sinn.

Das Spiel beginnt mit dem Prolog „Sturm aus Stahl“, der bereits deutlich macht, was DICE mit diesem Spiel erreichen möchte. Man übernimmt nicht einen Soldaten, sondern mehrere. Stirbt einer, schlüpft man in die Rolle des nächsten. Diese Sequenz ist enorm intensiv und vermittelt eindringlich die Sinnlosigkeit und Brutalität dieses Krieges. Es ist fast schon ein Statement: Im Ersten Weltkrieg gab es keine Superhelden, sondern nur Menschen die im Schlamm und Chaos einer neuen Form der Kriegsführung um ihr Überleben kämpften.

Jede der War Stories hat ihren eigenen Charakter und ihre Stärken. Besonders hervorzuheben ist die Episode „Freunde in hoher Not“, in der wir als Pilot Clyde Blackburn durch verschiedene Missionen fliegen. Die Luftkämpfe sind spektakulär inszeniert und bieten eine willkommene Abwechslung zum Bodenkampf. Ebenso eindrucksvoll ist „Der Läufer“, wo wir als Frederick Bishop durch die Hölle von Gallipoli rennen. Die Mission „Avanti Savoia!“, die uns in die italienischen Alpen führt, punktet mit atemberaubenden Bergkulissen und spannenden Stealth-Passagen.

Was alle Episoden gemeinsam haben, ist die filmreife Inszenierung. DICE versteht es meisterhaft, uns in diese Zeit zu versetzen. Die Geschichten sind größtenteils gut erzählt und haben emotionale Momente. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass manche Episoden zu kurz geraten sind. Gerade wenn man sich in eine Geschichte hineingefunden hat und die Charaktere interessant werden, ist sie auch schon vorbei. Man hätte sich gewünscht, dass die eine oder andere War Story noch etwas mehr Tiefe bekommen hätte. Insgesamt bietet die Kampagne etwa sechs bis acht Stunden Spielzeit, je nach Spielstil und ob man alle Sammelgegenstände finden möchte.

Der Mehrspielermodus – Das Herzstück von Battlefield 1

Kommen wir zum eigentlichen Star des Spiels: dem Multiplayer. Und hier liefert DICE ab! Battlefield 1 ist der beste Multiplayer-Shooter seit langem und zeigt eindrucksvoll, warum die Serie für viele die Königsklasse des Team-basierten Online-Shooters darstellt. Die Matches sind episch, chaotisch und bieten genau das, was man von einem Battlefield erwartet – nur besser.

Die Maps sind durchweg hervorragend gestaltet. Von den schlammigen Schützengräben Frankreichs über die Wüsten Arabiens bis zu den zerstörten Städten Europas bietet jede Karte ihre eigenen taktischen Möglichkeiten. Besonders beeindruckend ist die Größe und Vielfalt der Schauplätze. Ob dichte Häuserkämpfe in Amiens, weitläufige Panzerschlachten in der Sinai-Wüste oder erbitterte Gefechte um strategische Punkte auf dem Argonnenwald – jede Map hat ihren eigenen Charakter und fordert unterschiedliche Spielweisen.

Das Klassensystem wurde überarbeitet und bietet nun vier Hauptklassen: Sturmtrupp, Sanitäter, Supporter und Späher. Jede Klasse hat ihre klare Aufgabe und ist wichtig für den Teamerfolg. Der Sturmtrupp ist der Nahkampfspezialist mit Maschinenpistolen und Sprengstoff, perfekt um Panzer zu zerlegen und Bunker zu stürmen. Der Sanitäter hält das Team am Leben und kann gefallene Kameraden wiederbeleben. Der Supporter versorgt die Truppe mit Munition und unterdrückt Gegner mit schweren Maschinengewehren. Der Späher markiert Ziele und eliminiert wichtige Gegner aus der Ferne.

Die Waffen fühlen sich durchweg fantastisch an. Jede Waffe hat ihr eigenes Handling, ihren eigenen Rückstoß und ihre eigenen Stärken. Die historischen Waffen des Ersten Weltkriegs sind liebevoll nachgebildet und machen einfach Spaß zu benutzen. Vom klassischen Gewehr 98 über die legendäre Lewis Gun bis zur berüchtigten Hellriegel – die Waffenvielfalt ist beeindruckend und jede Waffe hat ihre Berechtigung.

Ein absolutes Highlight sind die Behemoths. Diese riesigen Fahrzeuge spawnen, wenn ein Team deutlich zurückliegt und sollen das Blatt wenden. Ein Zeppelin, ein Panzerzug oder ein riesiges Schlachtschiff können das Spielgeschehen komplett verändern und sorgen für unvergessliche Momente. Wenn der Zeppelin über der Map schwebt und die Erde unter seinem Bombardement bebt, fühlt man sich mittendrin im Chaos des Krieges.

Die Spielmodi bieten für jeden etwas. Eroberung bleibt der Klassiker, bei dem es darum geht Flaggen zu erobern und zu halten. Operations ist der neue Stern am Battlefield-Himmel und kombiniert mehrere Maps zu einer großen Schlacht. Hier kämpfen die Angreifer darum, die Verteidiger von einer Map zur nächsten zurückzudrängen. Diese Kämpfe sind intensiv und können locker über eine Stunde dauern. Weitere Modi wie Rush, Team-Deathmatch oder Domination runden das Angebot ab.

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Frostbite-Engine in Hochform

Technisch ist Battlefield 1 eine Wucht. Die Frostbite-Engine zeigt einmal mehr, was in ihr steckt. Die Grafik ist atemberaubend und die Zerstörung der Umgebung sucht ihresgleichen. Gebäude bröckeln unter Beschuss, Granaten reißen Krater in die Landschaft und am Ende einer Schlacht sieht die Map komplett anders aus als zu Beginn. Diese Zerstörung ist nicht nur kosmetisch, sondern hat taktische Bedeutung. Deckungen verschwinden, neue Wege öffnen sich und die Schlachtfelder verändern sich dynamisch.

Die Wettereffekte sind ein weiteres Highlight. Plötzlich aufziehende Sandstürme oder dichter Nebel verändern die Sicht und die Taktik grundlegend. In einem Moment herrscht klare Sicht, im nächsten tappt man durch undurchdringlichen Nebel und muss sich auf sein Gehör verlassen. Diese dynamischen Wettereffekte sorgen dafür, dass keine Runde wie die andere ist.

Auch die Performance stimmt weitgehend. Auf der PlayStation 4 läuft das Spiel flüssig, auch wenn in besonders hektischen Momenten mit vielen Explosionen die Framerate minimal einbrechen kann. Auf der PlayStation 4 Pro dürfte sich das Spielerlebnis noch einmal verbessern. Die Ladezeiten sind akzeptabel, könnten aber etwas kürzer sein.

Authentische Klangkulisse des großen Krieges

Audiovisuell hat DICE wieder einmal Maßstäbe gesetzt. Der Soundtrack von Johan Söderqvist und Patrik Andrén ist schlichtweg grandios. Die orchestralen Stücke fangen die Dramatik und Tragik des Ersten Weltkriegs perfekt ein. Besonders das Hauptthema bleibt im Gedächtnis und erzeugt Gänsehaut.

Noch beeindruckender ist das Sound-Design im Gameplay. Die Waffen klingen authentisch und kraftvoll. Das Pfeifen von Granaten, das Rattern der Maschinengewehre, die Schreie der Soldaten – alles trägt zur dichten Atmosphäre bei. Mit einem guten Headset oder einer ordentlichen Surround-Anlage wird Battlefield 1 zu einem akustischen Erlebnis. Man hört genau, aus welcher Richtung Schüsse kommen, wo Granaten einschlagen oder wo ein Panzer sich nähert. Dieser Sound ist nicht nur beeindruckend, sondern auch spielentscheidend.

Die deutsche Synchronisation in der Kampagne ist solide, aber wer die volle Authentizität erleben möchte, sollte auf die Originalvertonung zurückgreifen. Besonders schön: Im Multiplayer sprechen die Soldaten in ihrer jeweiligen Muttersprache, was enorm zur Immersion beiträgt.

Progression und Langzeitmotivation

Das Fortschrittssystem von Battlefield 1 ist gut durchdacht. Mit jedem Match sammelt man Erfahrungspunkte für seine Klasse und schaltet neue Waffen, Gadgets und Ausrüstung frei. Das System ist fair und belohnt sowohl gute Schützen als auch Teamspieler. Wer Punkte abgreifen will, sollte seine Klassenrolle ernst nehmen. Munition verteilen, Mitspieler heilen und Befehle befolgen bringt ordentlich Punkte.

Die Battlepacks sind das Belohnungssystem für kosmetische Gegenstände. Nach Matches kann man diese Pakete erhalten, die Waffenskins in verschiedenen Seltenheitsstufen enthalten. Das System ist okay, auch wenn man sich gewünscht hätte, dass man gezielter auf bestimmte Skins hinarbeiten kann. Positiv ist, dass es sich rein um kosmetische Items handelt und niemand sich einen Vorteil erkaufen kann.

Der Levelaufstieg ist befriedigend und die Freischaltungen motivieren zum Weiterspielen. Auch nach vielen Stunden gibt es noch neue Waffen und Ausrüstung zu entdecken. Zusätzlich locken verschiedene Medaillen und Zuweisungen mit zusätzlichen Herausforderungen. Wer möchte, kann sich hier richtig austoben und versuchen, alle Aufgaben zu meistern.

Kleinere Stolpersteine auf dem Schlachtfeld

So gut Battlefield 1 auch ist, perfekt ist es nicht. Die Menüführung könnte intuitiver sein. Bis man alle Optionen gefunden hat und sich zurechtfindet, dauert es eine Weile. Besonders die Serverbrowser-Funktion hätte benutzerfreundlicher gestaltet werden können.

Die Balancing-Frage wird sich erst nach einigen Wochen beantworten lassen, wenn sich die Meta eingespielt hat. In der aktuellen Form fühlt sich aber keine Waffe oder Klasse übermächtig an. Lediglich die Gasmasken-Mechanik spaltet die Gemüter. Gasgranaten sind sehr verbreitet und zwingen Spieler ständig, die Gasmaske aufzusetzen, was die Sicht einschränkt. Das kann in hitzigen Gefechten nervig werden.

Auch die Anzahl der Maps zum Release ist mit neun Stück zwar ordentlich, aber man hätte sich durchaus noch zwei oder drei mehr gewünscht. Der angekündigte Season Pass verspricht allerdings zusätzliche Inhalte, was die Lebensdauer des Spiels sichern sollte. Bleibt zu hoffen, dass DICE die Community nicht zu sehr spaltet mit bezahlten Inhalten.

Fazit zu Battlefield 1

DICE hat es geschafft. Battlefield 1 ist nicht nur eine willkommene Abwechslung zu den zahllosen futuristischen Shootern, sondern setzt neue Maßstäbe in Sachen Multiplayer-Action. Die Entscheidung, den Ersten Weltkrieg als Setting zu wählen, war mutig und zahlt sich aus. Die Schlachten sind episch, die Atmosphäre ist dicht und das Gameplay macht süchtig.

Die Kampagne hätte zwar etwas länger und umfangreicher ausfallen dürfen, überzeugt aber durch ihre clevere Struktur und die respektvolle Darstellung des Krieges. Die verschiedenen War Stories bieten Abwechslung und emotionale Momente, auch wenn man sich mehr Tiefe gewünscht hätte.

Der Multiplayer ist das wahre Highlight und wird Fans über Monate, wenn nicht Jahre binden. Die Maps sind fantastisch, das Gameplay ist ausgereift und die Momente, die sich hier ergeben, sind einfach legendär. Ob man nun mit dem Panzer durch Häuserzeilen pflügt, als Pilot Luftduelle austrägt oder im Schützengraben um jeden Meter kämpft – Battlefield 1 liefert konstant großartige Momente.

Technisch ist das Spiel eine Augenweide und klanglich setzt es Maßstäbe. Die Frostbite-Engine zaubert beeindruckende Schlachtfelder auf den Bildschirm und die Zerstörung sowie die Wettereffekte sorgen für Abwechslung und Dynamik.

Wer einen packenden Multiplayer-Shooter sucht, der Teamplay belohnt und epische Schlachten bietet, kommt an Battlefield 1 nicht vorbei. DICE hat die Serie zurück zu alter Stärke geführt und ein Spiel abgeliefert, das nicht nur Battlefield-Veteranen begeistert, sondern auch Neulinge herzlich willkommen heißt. Der Erste Weltkrieg war zwar eine Tragödie, aber als Setting für einen Shooter funktioniert er hervorragend – vorausgesetzt man behandelt das Thema mit dem nötigen Respekt. Und genau das hat DICE getan.

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