Mit Battlefield 3 kehrt DICE nach sechs Jahren endlich zur nummerierten Hauptreihe zurück und präsentiert uns den direkten Nachfolger zu Battlefield 2 aus dem Jahr 2005. In der Zwischenzeit haben wir mit der Bad Company-Reihe durchaus tolle Shooter-Erlebnisse geboten bekommen, doch die Fans der klassischen Battlefield-Spiele warteten sehnsüchtig auf eine Rückkehr zu den großen Schlachtfeldern mit Jets, unzähligen Fahrzeugen und der typischen Battlefield-Atmosphäre. Jetzt ist es endlich soweit und DICE legt mit der brandneuen Frostbite 2-Engine einen absolut beeindruckenden Titel vor, der technisch neue Maßstäbe setzt. Die Frage ist nur: Kann Battlefield 3 auch spielerisch überzeugen und sich gegen die übermächtige Konkurrenz behaupten?
Krieg der Giganten
Der Multiplayer-Shooter-Markt ist hart umkämpft und spätestens seit Modern Warfare hat Call of Duty eine Vormachtstellung inne, die scheinbar kaum zu erschüttern ist. Mit Modern Warfare 3, das nur wenige Wochen nach Battlefield 3 erschienen ist, prallen dieses Jahr zwei absolute Schwergewichte aufeinander. Beide Spiele haben ihre treue Fangemeinde und beide verfolgen durchaus unterschiedliche Ansätze. Während Call of Duty eher auf schnelle, intensive Action in überschaubaren Maps setzt, geht Battlefield den Weg der großen Schlachtfelder mit Fahrzeugen und teamorientiertem Gameplay. Diese Philosophie zieht sich konsequent durch Battlefield 3 und macht deutlich, wofür die Reihe steht.
Eine Kampagne mit Licht und Schatten
Die Singleplayer-Kampagne von Battlefield 3 entführt uns ins Jahr 2014, wo die Vereinigten Staaten die Terrororganisation PLR (People’s Liberation and Resistance) bekämpfen. Die Geschichte beginnt spektakulär mit einem Überfall auf einen Zug in New York, bei dem wir als US-Marine agieren. Kurz darauf befinden wir uns in einem Verhörraum, wo Sergeant Blackburn von zwei CIA-Agenten über die Ereignisse befragt wird, die zu diesem dramatischen Vorfall führten. Von hier aus entspinnt sich die Handlung in Form von Rückblenden, die uns an verschiedene Schauplätze rund um den Globus führen.
Die Kampagne übernimmt dabei eine Erzählstruktur, die man so ähnlich bereits aus anderen modernen Shootern kennt. Wir schlüpfen in die Rollen verschiedener Charaktere und erleben das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven. Das funktioniert soweit auch ganz ordentlich und DICE hat sich sichtlich Mühe gegeben, eine spannende Geschichte zu erzählen. Allerdings muss man ehrlich sagen, dass die Kampagne nicht ganz mit den hochgesteckten Erwartungen mithalten kann. Sie wirkt stellenweise etwas unausgegoren und die Charaktere bleiben oft blass. Man merkt, dass DICE hier versucht hat, Call of Duty Konkurrenz zu machen, aber die Story erreicht nicht ganz die kinoreife Inszenierung der Activision-Konkurrenz.
Was die Kampagne jedoch absolut richtig macht, ist die Präsentation. Technisch ist Battlefield 3 eine absolute Wucht. Die Frostbite 2-Engine zaubert atemberaubende Grafik auf den Bildschirm, die Beleuchtung ist phänomenal und die Zerstörung der Umgebung sorgt für spektakuläre Momente. Besonders eindrucksvoll ist die Mission „Going Hunting“, in der wir als Waffensystemoffizier in einem F/A-18 Super Hornet über dem Iran fliegen. Solche Momente zeigen, was in Battlefield 3 steckt und warum DICE zu Recht als einer der besten Entwickler im Shooter-Genre gilt.
Die Länge der Kampagne bewegt sich mit etwa sechs bis acht Stunden im üblichen Rahmen für moderne Military-Shooter. Sie ist durchaus unterhaltsam und bietet einige sehenswerte Setpieces, aber sie bleibt hinter ihrem Potenzial zurück. Man hätte sich mehr Mut zu eigenen Wegen gewünscht, anstatt zu sehr den Fußstapfen der Konkurrenz zu folgen.
Koop-Modus als Bonbon
Neben der Kampagne bietet Battlefield 3 erstmals in der Hauptreihe einen Koop-Modus für zwei Spieler. Hier können wir mit einem Freund sechs unterschiedliche Missionen absolvieren, die losgelöst von der Haupthandlung stattfinden. Die Missionen sind durchweg actionreich gestaltet und machen definitiv Spaß, wenn man mit einem verlässlichen Partner zusammenspielt. Allerdings ist der Umfang mit sechs Missionen doch recht überschaubar und bietet nach einem Durchgang kaum Anreize für weitere Spielsessions. Es ist ein nettes Extra, aber kein Grund, sich Battlefield 3 zuzulegen.
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Der Multiplayer – das Herzstück
Kommen wir zum eigentlichen Herzstück von Battlefield 3: dem Multiplayer. Und hier zeigt DICE, warum die Serie so viele treue Fans hat. Der Multiplayer ist schlichtweg grandios und bietet genau das, was man von einem Battlefield-Titel erwartet. Auf dem PC können bis zu 64 Spieler gleichzeitig auf riesigen Maps gegeneinander antreten, auf Konsolen sind es immerhin 24 Spieler. Die Karten sind wunderbar abwechslungsreich gestaltet und reichen von engen Stadtumgebungen bis hin zu weitläufigen Wüstenlandschaften.
Das Klassenystem wurde aus Bad Company 2 übernommen und verfeinert. Wir haben die Wahl zwischen vier Klassen: Sturm (mit Sturmgewehren und Defibrillator), Aufklärer (mit Scharfschützengewehren), Ingenieur (mit Maschinenpistolen und Reparaturwerkzeug) sowie Unterstützung (mit leichten Maschinengewehren und Munitionskisten). Jede Klasse hat ihre Berechtigung und trägt auf ihre Weise zum Teamerfolg bei. Gerade das macht Battlefield so reizvoll – es geht nicht nur ums Töten, sondern um Teamwork.
Die Fahrzeuge sind ein weiteres Highlight. Panzer, Transportfahrzeuge, Helikopter und endlich auch wieder Kampfjets kehren zur Serie zurück. Die Steuerung der Fahrzeuge ist anspruchsvoll, aber fair. Wer sich die Zeit nimmt, die Mechaniken zu erlernen, wird mit mächtigen Werkzeugen belohnt, die das Schlachtfeld dominieren können. Besonders die Luftkämpfe zwischen Jets sind spektakulär und erfordern viel Geschick.
Auch die Spielmodi überzeugen. Der klassische Eroberung-Modus ist nach wie vor das Aushängeschild der Serie. Hier gilt es, Kontrollpunkte zu erobern und zu verteidigen, während Tickets abgezogen werden. Der Rush-Modus aus Bad Company ist ebenfalls wieder dabei und sorgt für intensive Matches, bei denen ein Team M-COM-Stationen verteidigt, während das andere versucht, diese zu zerstören. Team-Deathmatch rundet das Angebot ab und bietet auch für Spieler, die nur schnelle Action wollen, eine Option.
Zerstörung und Grafik
Die Zerstörung der Umgebung war schon immer ein Markenzeichen der Battlefield-Serie und mit der Frostbite 2-Engine erreicht diese ein neues Level. Gebäude können dem Erdboden gleichgemacht werden, Wände lassen sich durchbrechen und die Maps verändern sich im Laufe einer Runde dramatisch. Das sorgt nicht nur für spektakuläre Momente, sondern hat auch taktische Auswirkungen. Deckungen verschwinden, neue Wege entstehen und die Dynamik der Schlacht verändert sich ständig.
Grafisch setzt Battlefield 3 neue Maßstäbe, besonders auf dem PC. Die Beleuchtung ist phänomenal, die Animationen flüssig und die Detaildichte beeindruckend. Explosionen sehen spektakulär aus und die Partikeleffekte sind vom Feinsten. Auf Konsolen muss man zwar ein paar Abstriche machen, aber auch hier sieht das Spiel fantastisch aus. Die HDR-Beleuchtung sorgt für eine tolle Atmosphäre, auch wenn sie manchmal etwas zu stark ausfällt und blendet.
Sound – Ohren anlegen!
Beim Sound hat DICE wieder eine Meisterleistung abgeliefert. Die Waffensounds sind kraftvoll und realistisch, Explosionen dröhnen durch die Boxen und die Umgebungsgeräusche tragen enorm zur Immersion bei. Besonders beeindruckend ist der räumliche Klang. Man hört genau, aus welcher Richtung die Schüsse kommen, und das Pfeifen vorbeiziehender Kugeln sorgt für echte Gänsehaut-Momente. Mit einem guten Surround-System oder Kopfhörern ist Battlefield 3 ein echtes Klangerlebnis.
Die deutsche Synchronisation der Kampagne ist ordentlich, auch wenn sie nicht ganz an internationale Produktionen heranreicht. Die Sprecher machen ihre Arbeit solide, ohne jedoch besonders hervorzustechen.
Battlelog und Origin
DICE geht mit Battlefield 3 neue Wege beim Online-Dienst. Statt eines klassischen Ingame-Menüs nutzt das Spiel „Battlelog“, eine browserbasierte Plattform, über die man sich zu Matches verbindet, Statistiken einsehen kann und mit Freunden interagiert. Das ist zunächst gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber nach einer Eingewöhnungsphase überraschend gut. Die Statistiken sind sehr detailliert und Battlefield-Fans werden sich an den zahllosen Daten erfreuen können.
Weniger erfreulich ist die Zwangsanbindung an Origin, EAs neue digitale Vertriebsplattform. Selbst bei der Retail-Version muss man einen Origin-Account haben und das Spiel darüber aktivieren. Das hat bei vielen Spielern für Unmut gesorgt, zumal Origin zum Launch mit einigen technischen Problemen zu kämpfen hatte. Mittlerweile läuft die Plattform stabiler, aber der Zwang bleibt ein Kritikpunkt.
Back to Karkand
Wer die Limited Edition vorbestellt hat oder separat erwirbt, bekommt mit „Back to Karkand“ das erste Erweiterungspaket. Dieses bringt vier beliebte Maps aus Battlefield 2 zurück, die mit der Frostbite 2-Engine komplett neu aufgelegt wurden. Strike at Karkand, Gulf of Oman, Sharqi Peninsula und Wake Island sehen fantastisch aus und spielen sich großartig. Dazu kommen neue Waffen, Fahrzeuge und der Eroberung-Sturmangriff-Modus. Für Veteranen der Serie ist das ein echtes Schmankerl und zeigt, wie gut klassische Battlefield-Maps auch heute noch funktionieren.
Fazit
Battlefield 3 ist ein hervorragender Multiplayer-Shooter, der genau das liefert, was Fans der Serie erwarten. Die riesigen Schlachtfelder, die Fahrzeuge, die Zerstörung und das teamorientierte Gameplay machen einfach unfassbar viel Spaß. Technisch ist das Spiel eine Sensation und setzt sowohl grafisch als auch beim Sound neue Maßstäbe. Die Battlelog-Integration ist innovativ und funktioniert gut, auch wenn man sich erst daran gewöhnen muss.
Die Singleplayer-Kampagne bleibt leider hinter den Erwartungen zurück. Sie ist nicht schlecht, aber sie erreicht nicht die Qualität der besten Military-Shooter-Kampagnen. Der Koop-Modus ist eine nette Zugabe, aber zu knapp bemessen. Das ist aber verschmerzbar, denn wer Battlefield 3 kauft, der kauft es für den Multiplayer. Und der ist schlichtweg fantastisch.
DICE hat mit Battlefield 3 bewiesen, dass es eine echte Alternative zu Call of Duty gibt. Beide Spiele haben ihre Stärken und ihre Daseinsberechtigung. Während Call of Duty auf schnelle, hektische Action setzt, bietet Battlefield das taktischere, teamorientiertere Erlebnis mit großen Schlachtfeldern. Für Fans von militärischen Multiplayer-Shootern ist Battlefield 3 ein absolutes Pflichtkaufspiel. Willkommen zurück auf dem Schlachtfeld!
Grafik: 9/10 – Technisch beeindruckend mit fantastischer Beleuchtung und toller Zerstörung
Sound: 10/10 – Meisterhafte Soundkulisse, die ihresgleichen sucht
Gameplay: 9/10 – Im Multiplayer grandios, Kampagne solide aber ausbaufähig
Umfang: 8/10 – Kampagne etwas kurz, aber der Multiplayer bietet Langzeitmotivation
Gesamt: 9/10 – Ein herausragender Multiplayer-Shooter, der neue Maßstäbe setzt