Borderlands 4

[Review] Borderlands 4

Nach sechs langen Jahren kehrt Gearbox Software mit Borderlands 4 endlich zur Hauptserie zurück. Zuletzt hatten uns die Entwickler 2019 mit Borderlands 3 beglückt, das zwar spielerisch überzeugen konnte, aber durch seinen überdrehten Humor und technische Probleme bei vielen Fans einen faden Beigeschmack hinterließ. Mit dem vierten Teil verspricht das Studio nun eine Rückkehr zu den Wurzeln der Serie – und tatsächlich ist das in vielerlei Hinsicht gelungen. Ob Borderlands 4 das Zeug dazu hat, wieder den Thron der Loot-Shooter zu besteigen, verraten wir in unserem ausführlichen Test.

Von Pandora nach Kairos – Ein Neuanfang

Zum ersten Mal seit dem ursprünglichen Borderlands von 2009 verlassen wir den vertrauten Wüstenplaneten Pandora komplett. Schauplatz ist diesmal Kairos, eine Welt, die von dem tyrannischen „Zeitwächter“ unterdrückt wird. Dieser Antagonist hat den Planeten jahrhundertelang hinter einem Schild verborgen und seine Bewohner mit implantierten Bolzen im Nacken kontrolliert. Die Geschichte knüpft sechs Jahre nach den Ereignissen von Borderlands 3 an, als Liliths Verschwinden die bekannten Crimson Raiders zur „Crimson Resistance“ auf Kairos zusammenführt.

Die vier neuen Kammerjäger – Rafa der Exo-Soldat, Vex die Sirene, Amon der Schmiederitter und Harlowe der Gravitar – müssen zusammen mit dem Widerstand den Zeitwächter aufhalten und das Geheimnis um Liliths Verbleib aufklären. Was zunächst nach einer typischen Borderlands-Prämisse klingt, entwickelt sich zu einer überraschend bodenständigen Geschichte, die deutlich ernster daherkommt als der Vorgänger. Das ist durchaus Fluch und Segen zugleich – denn während der nervige „Toiletten-Humor“ von Teil 3 weitestgehend verschwunden ist, fehlen manchmal die richtig abgedrehten Highlights, die frühere Teile so unvergesslich machten.

Eine offene Welt, die tatsächlich Sinn macht

Die größte Neuerung von Borderlands 4 ist definitiv die vollständig offene Welt. Kairos besteht aus vier großen Regionen – von saftigen grünen Landschaften über eisige Gebirge bis hin zu weiten Wüstengebieten – die nahtlos miteinander verbunden sind. Keine Ladezeiten mehr zwischen den Gebieten, keine künstlichen Barrieren. Das fühlt sich zunächst großartig an und gibt der Serie endlich das, was viele Fans schon lange gefordert haben.

Die Welt selbst ist dabei durchaus hübsch anzuschauen. Der charakteristische Cel-Shading-Stil wurde beibehalten und sorgt weiterhin dafür, dass sich Borderlands visuell von der Konkurrenz abhebt. Die verschiedenen Regionen bieten genug optische Abwechslung, um die Erkundung interessant zu halten, auch wenn die versprochene „Dystopie“ nicht immer spürbar wird. Oft fühlt sich Kairos einfach wie ein weiterer Borderlands-Planet an.

Das Problem der offenen Welt zeigt sich allerdings in den Nebenaktivitäten. Während die Hauptmissionen meist gut designt und abwechslungsreich sind, fallen viele Nebenquests in die bekannte Open-World-Falle: Gehe zu Punkt A, sammle Gegenstand B, bringe ihn zu Person C. Besonders ärgerlich wird das, wenn man zu bereits erkundeten Gebieten zurückkehren muss, nur um einen einzelnen Gegenstand aufzusammeln. Hier hätte man sich mehr Kreativität gewünscht, wie sie in den wirklich lustigen Nebenmissionen aufblitzt – etwa wenn man Welthunger heilen soll, indem man einen verstrahlten Baum pflanzt, an dem Waffen statt Früchte wachsen.

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Das beste Gunplay der Serie

Wo Borderlands 4 aber wirklich brilliert, ist beim Gameplay. Das Gunplay fühlt sich so gut an wie nie zuvor in der Serie. Die Waffen sind wuchtig, präzise und haben endlich das nötige Feedback, das man von einem modernen Shooter erwartet. Dazu kommen erweiterte Bewegungsoptionen wie Doppelsprung, Gleiten, ein Greifhaken und sogar Schwimmen, die das durchqueren der Welt deutlich dynamischer machen.

Die vier neuen Kammerjäger bringen jeweils drei verschiedene Action-Skills mit, zwischen denen man wählen kann. Das Skillsystem wurde dabei komplett überarbeitet und bietet deutlich mehr Tiefe als in den Vorgängern. Jeder Charakter fühlt sich wirklich einzigartig an – von Vex, die mit Phasenenergie hantiert und tödliche Helfer beschwört, bis hin zu Rafa mit seinem experimentellen Exo-Anzug, der ein ganzes Waffenarsenal in sich trägt.

Milliarden von Waffen – diesmal wirklich

Das Waffensystem wurde grundlegend erweitert. Während frühere Teile strikt zwischen den Eigenschaften der verschiedenen Waffenhersteller unterschieden haben, können nun wilde Kombinationen entstehen. Ein Jakobs-Scharfschützengewehr kann plötzlich über Torgue-Explosivmunition und Atlas-Zielerfassung verfügen. Ein Vladof-Gewehr wird dank Hyperion-Technologie beim Schießen immer genauer. Diese Neuerung sorgt für eine noch größere Waffenvielfalt und macht das Looten noch spannender, da man nie weiß, welche verrückte Kombination als nächstes aus einer Kiste purzelt.

Die Bosskämpfe profitieren dabei besonders vom verbesserten Gameplay. Statt statischer Klopper-Orcs erwarten uns abwechslungsreiche Encounters mit verschiedenen Mechaniken. Mal wird der Boden zu Lava und man muss per Greifhaken zu temporären Plattformen springen, mal muss man kleinere Gegner ausschalten, damit sich der Boss nicht an ihnen heilen kann. Das erinnert mehr an Raid-Bosse aus MMORPGs oder Destiny als an klassische Borderlands-Kämpfe – und das ist definitiv eine Verbesserung.

Koop-Spaß vom Feinsten

Wie gewohnt spielt sich Borderlands 4 am besten im Koop-Modus mit bis zu vier Spielern. Das Drop-in/Drop-out-System funktioniert reibungslos, Crossplay ist von Anfang an verfügbar und die dynamische Level-Skalierung sorgt dafür, dass alle Spieler auf ihre Kosten kommen, egal auf welchem Level sie sich befinden. Auch Split-Screen-Koop ist auf PS5 und Xbox Series X/S verfügbar.

Die instanzierte Beute stellt sicher, dass jeder Spieler seine eigenen Drops bekommt, was den ewigen Streit um die beste Ausrüstung verhindert. Die verschiedenen Schwierigkeitsgrade können sogar individuell eingestellt werden, sodass Neulinge und Veteranen problemlos zusammenspielen können.

Technische Höhen und Tiefen

Visuell macht Borderlands 4 eine gute Figur. Die Unreal Engine sorgt für knackige Grafik, auch wenn gelegentlich das typische Texture-Pop-in auftritt, besonders zu Beginn von Zwischensequenzen. Die deutsche Synchronisation ist zweckmäßig, aber nicht überragend – die englische Fassung klingt insgesamt runder.

Problematisch sind derzeit noch die Performance-Probleme, besonders auf dem PC. Selbst mit starker Hardware können die Framerate in hektischen Kämpfen einbrechen, und die Systemanforderungen sind generell sehr hoch. Wer nicht gerade eine RTX 4070 oder besser sein Eigen nennt, sollte definitiv mit DLSS oder FSR experimentieren. Die Shader-Kompilierung beim ersten Start dauert zudem etwa vier Minuten – das kennt man inzwischen von Unreal Engine-Spielen, ist aber trotzdem nervig.

Fazit: Zurück in der Spur

Borderlands 4 ist das beste Spiel der Serie seit Borderlands 2. Gearbox hat die Kritik am Vorgänger ernst genommen und liefert einen Loot-Shooter ab, der mechanisch so gut funktioniert wie nie zuvor. Das Gunplay ist hervorragend, die Charaktervielfalt groß und das Waffensystem wurde sinnvoll erweitert, ohne die DNA der Serie zu zerstören.

Gleichzeitig ist das Spiel aber auch nicht das erhoffte Feuerwerk an Innovationen. Die Story bleibt oberflächlich, viele Nebenquests sind repetitiv, und die offene Welt fühlt sich manchmal eher wie Pflicht denn als Bereicherung an. Wer allerdings primär wegen des Gameplay-Loops aus Looten, Schießen und Leveln hier ist, wird trotzdem bestens unterhalten.

Nach den Enttäuschungen der letzten Jahre (ja, auch der Kinofilm sei hier erwähnt) zeigt Borderlands 4, dass das Franchise noch längst nicht am Ende ist. Es ist vielleicht keine Revolution, aber definitiv eine sehr gelungene Evolution der bewährten Formel. Für Fans der Serie ist es ein Pflichtkauf, und auch Neulinge finden hier einen der besten Einstiegspunkte in die verrückte Welt von Borderlands.

Wer Lust auf das perfekte Koop-Spiel für die nächsten Monate hat und über die technischen Macken hinwegsehen kann, sollte definitiv zur Waffe greifen. Der Loot-Shooter-König ist zurück – und er regiert wieder.

Wertung: 8,5/10 

Pro:

  • Bestes Gunplay der Serie
  • Hervorragende Charaktervielfalt
  • Erweiterte Bewegungsoptionen
  • Sinnvoll überarbeitetes Waffensystem
  • Exzellenter Koop-Modus
  • Wegfall der nervigen Ladezeiten
  • Weniger Cringe-Humor als in Teil 3

Contra:

  • Performance-Probleme auf PC
  • Oberflächliche Story
  • Repetitive Nebenquests
  • Teilweise langweilige Open World
  • Hohe Systemanforderungen
  • Manchmal (etwas) zu wenig Borderlands-Wahnsinn

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