Mit Call of Duty: Black Ops betritt Treyarch nach dem großartigen World at War erneut die Bühne der prestigeträchtigen Call of Duty-Reihe. Nachdem Infinity Ward mit Modern Warfare 2 im letzten Jahr die Messlatte extrem hoch gelegt hatte, standen die Entwickler unter enormem Erfolgsdruck. Das Ergebnis ist ein Shooter geworden, der zwar einige frische Ideen mitbringt, aber auch mit altbekannten Problemen der Serie kämpfen muss. Wenige Tage nach dem Release am 9. November können wir bereits ein erstes Fazit ziehen.
Die Black Ops-Kampagne führt uns in die düsteren Zeiten des Kalten Krieges. Als Alex Mason durchlebt der Spieler eine verworrene Geschichte voller Verschwörungen, Gehirnwäsche und geheimer Operationen. Was sofort auffällt: Treyarch traut sich an komplexere Erzählstrukturen heran. Rückblenden, Vernehmungen und ein unzuverlässiger Erzähler sorgen für ein Storytelling, das deutlich ambitionierter ist als das typische „Rette-die-Welt“-Schema der Vorgänger.
Story
Die Handlung von Black Ops ist deutlich verschachtelter als gewohnt. Als gefangener Alex Mason wird der Spieler von unsichtbaren Vernehmern dazu gedrängt, sich an vergangene Missionen zu erinnern. Diese Rahmenhandlung funktioniert überraschend gut und gibt den einzelnen Einsätzen einen roten Faden. Von der gescheiterten Invasion in der Schweinebucht über geheime Experimente in der Sowjetunion bis hin zum Vietnamkrieg – Treyarch bedient sich geschickt an den dunkelsten Kapiteln des Kalten Krieges.
Besonders gelungen ist die Darstellung der Charaktere. Mason selbst bleibt zwar eher blass, doch Figuren wie Frank Woods oder der rätselhafte Viktor Reznov bringen echte Persönlichkeit ins Spiel. Die deutsche Synchronisation ist dabei durchweg gelungen, auch wenn die eine oder andere Stelle etwas übertrieben wirkt. Wer möchte, kann jederzeit auf die englische Originalvertonung umschalten.
Die etwa 6-7 Stunden Kampagne bieten dabei genug Abwechslung. Neben den typischen Infanterieschlachten darf man Panzer steuern, Kampfhubschrauber fliegen oder sich in Fahrzeugverfolgungsjagden beweisen. Ein absolutes Highlight ist die Mission „Numbers“, die ohne zu viel zu verraten, für einige echte Gänsehautmomente sorgt.
Grafik
Technisch bewegt sich Black Ops auf dem gewohnt hohen Call of Duty-Niveau. Die Schauplätze sind detailreich gestaltet und vermitteln authentisch die Atmosphäre der 60er und 70er Jahre. Von den schneebedeckten Bergen Russlands über die dampfenden Dschungel Vietnams bis hin zu den verfallenen Gebäuden Kubas – jede Umgebung hat ihren eigenen Charakter.
Die Charaktermodelle sind solide animiert, auch wenn gerade bei Nahaufnahmen gelegentlich die Grenzen der aktuellen Konsolengeneration sichtbar werden. Explosionen und Partikeleffekte wissen hingegen vollends zu überzeugen und sorgen für spektakuläre Actionsequenzen.
Leider kämpft das Spiel auf der Xbox 360 und PlayStation 3 gelegentlich mit kleineren technischen Problemen. Frame-Rate-Einbrüche in besonders actionreichen Szenen und das eine oder andere Textur-Pop-in trüben den sonst stimmigen Gesamteindruck. Auf dem PC läuft Black Ops deutlich flüssiger, auch wenn die Systemanforderungen nicht unerheblich sind.
Sound
Akustisch liefert Black Ops eine überragende Leistung ab. Der Soundtrack von Sean Murray untermalt das Geschehen perfekt und wechselt gekonnt zwischen düsteren, paranoiden Klängen und heroischen Orchesterstücken. Besonders die psychedelischen Einlagen während der Vernehmungsszenen bleiben im Gedächtnis.
Die Waffensounds klingen authentisch und packend. Jedes Gewehr hat seinen eigenen, charakteristischen Klang, und die Explosionen gehen ordentlich durch die Boxen. Umgebungsgeräusche wie Funksprüche, Motorenlärm oder das Summen der Dschungelinsekten tragen enorm zur Atmosphäre bei.
Die Sprachausgabe ist durchweg professionell. Die amerikanischen Synchronsprecher leisten hervorragende Arbeit, und auch die deutsche Vertonung kann überzeugen. Einzig die KI-Kameraden neigen dazu, ihre Sprüche etwas zu häufig zu wiederholen.
![[Review] Call of Duty: Black Ops 2 YouTube player](https://i.ytimg.com/vi/OPTOVQFRggI/maxresdefault.jpg)
Multiplayer
Der Mehrspieler-Modus ist das Herzstück von Black Ops und hier hat Treyarch einiges richtig gemacht. Das aus Modern Warfare 2 bekannte Killstreak-System wurde überarbeitet und ist nun deutlich ausgewogener. Statt sich automatisch stapelnde Belohnungen zu erhalten, kann der Spieler nun mit „COD-Points“ verschiedene Killstreaks kaufen und konfigurieren.
Diese COD-Points sind überhaupt eine der besten Neuerungen. Anstatt stumpf Erfahrungspunkte zu sammeln, verdient man sich Währung, mit der Waffen, Ausrüstung, Camouflage-Muster und Spieleremblem-Teile gekauft werden können. Das schafft deutlich mehr Anreiz als das bisherige lineare Levelsystem.
Die Waffenbalance ist gelungen. Keine Waffe fühlt sich übermächtig an, und durch das Attachment-System lassen sich die Waffen individuell anpassen. Die neuen Karten sind größtenteils gut designed, auch wenn ein paar davon für bestimmte Spielmodi etwas zu eng geraten sind.
Ein besonderes Lob verdient der „Theater-Modus“. Hier können Spieler ihre besten (oder peinlichsten) Momente aufzeichnen, bearbeiten und mit anderen teilen. Diese Funktion wird sicherlich für jede Menge beeindruckende Clips sorgen.
Zombies
Der Zombie-Modus kehrt nach World at War zurück und ist besser denn je. Die Karte „Kino der Toten“ bietet mit ihrem Schauplatz in einem verlassenen Theater eine herrlich gruselige Atmosphäre. Bis zu vier Spieler können kooperativ gegen die Untoten kämpfen und dabei neue Waffen freischalten oder magische Getränke kaufen.
Was als Bonus-Modus begann, hat sich mittlerweile zu einem echten Spielmodus entwickelt. Die Zombie-Runden können stundenlang dauern und bieten durch ihre Mischung aus Strategie, Teamwork und reiner Überlebenskunst eine willkommene Abwechslung zum klassischen Multiplayer.
Gameplay
Die Steuerung von Black Ops fühlt sich vertraut an, aber Treyarch hat an einigen wichtigen Stellschrauben gedreht. Die Waffenführung ist etwas träger als in Modern Warfare 2, was anfangs gewöhnungsbedürftig ist, aber letztendlich zu ausgewogeneren Gunfights führt. Das Zielen durch die Visierung dauert eine Millisekunde länger, Waffen haben mehr Rückstoß, und die Bewegungsgeschwindigkeit wurde leicht reduziert.
Diese Änderungen mögen minimal erscheinen, haben aber großen Einfluss auf das Gameplay. Die Matches fühlen sich taktischer an, und glückliche Schnellschüsse sind seltener geworden. Veteranen der Serie werden sich umgewöhnen müssen, aber das Endergebnis ist ein faireres, ausgeglicheneres Spielerlebnis.
Die KI der Singleplayer-Kampagne ist ordentlich, ohne zu brillieren. Verbündete decken den Spieler ab und folgen Befehlen, während Gegner versuchen, Deckung zu nutzen und zu flanken. In den höheren Schwierigkeitsgraden wird jedoch schnell deutlich, dass die Gegner hauptsächlich durch bessere Treffsicherheit und mehr Gesundheit schwieriger werden.
Fazit
Call of Duty: Black Ops ist ein solider Eintrag in die prestigeträchtige Shooter-Serie, der trotz einiger Schwächen überzeugen kann. Die Kampagne bietet eine interessante, wenn auch nicht revolutionäre Geschichte, die durch ihre unkonventionelle Erzählweise punktet. Grafisch und akustisch bewegt sich das Spiel auf dem gewohnt hohen Niveau, auch wenn kleinere technische Probleme den Gesamteindruck etwas trüben.
Der wahre Star des Spiels ist jedoch der Multiplayer-Modus. Die überarbeiteten Systeme, das ausgewogene Waffenbalancing und innovative Features wie der Theater-Modus machen Black Ops zu einem der besten Online-Shooter des Jahres. Der zurückgekehrte Zombie-Modus ist das Sahnehäubchen und sorgt für zusätzlichen Langzeitspaß.
Treyarch hat bewiesen, dass sie durchaus imstande sind, einen eigenständigen Call of Duty-Titel zu entwickeln, der nicht im Schatten von Infinity Ward steht. Black Ops ist zwar kein Quantensprung für die Serie, aber ein durchweg gelungenes Spiel, das sowohl Einzelspieler als auch Mehrspieler-Fans zufriedenstellen wird.
Wer sich für militärische Shooter interessiert oder bereits Fan der Call of Duty-Reihe ist, kann bedenkenlos zugreifen. Black Ops wird sicherlich die nächsten Monate die Online-Charts dominieren und gehört definitiv zu den Pflichtkäufen des Jahres 2010.









