Call of Duty: Vanguard

[Review] Call of Duty: Vanguard

Mit Call of Duty: Vanguard haben wir nun das Call of Duty 2021 vorliegen und wieder führt uns ein Szenario der Reihe in den “Zweiten Weltkrieg”. Nachdem man die Spieler viele Jahre auf moderne und überwiegend fiktive Schlachtfelder geführt hat, kehrt die Reihe nach dem 2017 erschienen Call of Duty: WWII nun erneut in diesen Konflikt zurück. Erzählstoff und Schlachtfelder bot dieser Krieg ja nun leider zur Genüge. Während man in der Vergangenheit aber einen Hauch von „könnte so gewesen sein“ verspürte, bringt uns Sledgehammer dieses Jahr eher ein Szenario der Sorte „wäre auch irgendwie denkbar gewesen“.

Die Geschichte dreht sich um eine Gruppe von Special-Forces-Agenten, verschiedener Nationen, die sich auf verschiedenen Kriegsschauplätzen bewährt haben und in den letzten Tagen des Reiches auf eine geheime Mission nach Berlin geschickt werden. Die Handlung beginnt mit einem Überfall auf einen deutschen Zug, während in der Ferne bereits die Feuer des russischen Vormarsches wüten. Von diesem Zug geht es nahtlos in einen Angriff auf ein U-Boot-Dock über, bei dem die Gruppe von einer geheimen Nazi-Operation erfährt, die als “Projekt Phoenix” bekannt ist.

Als Ausgangssituation für einen WWII-Shooter absolut interessant. Die Aussicht, dieser Gruppe von Abtrünnigen durch das höllische Berlin zu folgen, ist verlockend, und zugleich erhofft man sich sofort filmreife Szenen, wie sie die Reihe ja schon recht zahlreich hervorgebracht hat. Aber das ist zunächst nicht das, was kommt. Unmittelbar nach dem Überfall wird die Gruppe von den Nazis gefangen genommen. Ab hier wird dann auch nicht mehr verraten, lediglich das man von nun an mit jedem Charakter eine Rückblende spielt und erlebt was jedem vorher widerfahren ist und warum er ein Teil dieses Teams geworden ist.

Call of Duty: Vanguard

Was auf den ersten Blick wie eine andere Sichtweise auf ein paar Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs aussieht, wird zu einer Art „Best of“ der Schauplätze. Das klingt jetzt verdammt verherrlichend, bezieht sich aber wirklich nur auf die bisherigen Erfahrungen mit vergleichbaren Videospielen und atmosphärischen Highlights der Darstellung. Hier wird man durch die größtenteils wirklich filmreife Präsentation, sei es durch Kameraeinstellungen, den Score oder Umgebungseffekte, förmlich mitgerissen. Hier kann es aber eben auch dann durchaus zu ersten Ernüchterungserscheinungen kommen. Teilweise sind die Abschnitte so gut umgesetzt, dass man sich förmlich herausgerissen fühlt, wenn einer zu Ende ist. Man stelle sich vor man bekäme von einem Kumpel acht grandiose Netflix-Serien empfohlen, die man gesehen haben muss, dann aber von jeder nur ein oder zwei Folgen gucken darf. Im Grunde hat Sledgehammer also nicht wirklich etwas falsch gemacht, sondern hat das Problem, das diese gelungenen Spotlights zu kurz sind. Dieser Effekt ist nicht bei allen Abschnitten gleich stark, aber er ist irgendwie da.

Das Hauptproblem der Kampagne ist dabei, dass sie wenig Gelegenheit bietet, das Spec-Ops-Team als Einheit zu erleben. Das ist schade, denn die Charaktere sind ausnahmsweise mal ein sympathischer Haufen, gut zusammengestellt und sind immerhin ja auch in dieser besonderen Konstellation die Hauptakteure des Geschehens. Leider gibt es nur zwei Missionen, in denen die Gruppe tatsächlich zusammenarbeitet. Die restliche Zeit sind sie in einer Gefängniszelle eingesperrt, während der von Dominic Monaghan gespielte Nazi-Offizier sein Bestes gibt, um das im Grunde fast völlige Fehlen einer Handlung in Call of Duty: Vanguard zu kaschieren.

Call of Duty: Vanguard

Während die Kampagne bemüht ist, das Beste aus ihren Ideen zu machen, ist der Mehrspielermodus fortschrittlicher und bringt ein paar allgemeine Änderungen und mehr maßgeschneiderte neue Funktionen, die einen Kleinen, aber spürbaren Unterschied zu den Vorjahren ausmachen. Zu den Neuerungen gehören vor allem mehr zerstörerische Karten. Es handelt sich zwar nicht um Zerstörungen auf Battlefield-Niveau, aber bestimmte Wände und Fenster können zertrümmert werden, um den Fluss der Karten zu verändern, und die Umgebungen werden mit der Zeit kosmetisch “verschmutzt”. Das erzeugt auf den Karten ein befriedigendes Gefühl des Fortschritts und es macht Spaß, das Chaos zu sehen, das ein halbes Dutzend Bombardements aus Killserien hinterlassen hat.

Weniger bemerkenswert, aber wohl bedeutsamer ist die Einführung des Kampftempos, mit dem man im Wesentlichen die ungefähre Spielerzahl für jeden Modus festlegen kann. Es gibt drei Geschwindigkeitsstufen: Taktisch, Angriff und Blitz. Taktisch hält die Spielerzahl niedrig, was zu einem fast Counter-Strike-ähnlichen Spielgefühl führt. Blitz erlaubt zwischen 16 und 48 Spieler, was intensive Action und Killstreaks in Hülle und Fülle bedeutet. Es ist sicher ein wenig Eingewöhnung notwendig, wenn man aus dem letztjährigen Black Ops-Multiplayer wechselt, aber dann kann der diesjährige Multiplayer durchaus seine Stärken entfalten.

Call of Duty: Vanguard
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Was die Modi angeht, konzentriert sich Vanguard auf klassische Szenarien wie Team-Deathmatch und Domination, während es eine neue Version des ‘Gunfight’-Modus aus Modern Warfare, namens Champion Kill gibt. Hier treten die Spieler in Zweier- oder Dreierteams gegeneinander an. Zu Beginn haben alle Spieler die gleiche Ausrüstung, aber mit dem Geld, das sie durch Siege verdienen, können sie ihre Waffen und ihre Ausrüstung verbessern, sodass die Kämpfe im Laufe der Zeit immer abwechslungsreicher werden.

Ein weiteres bemerkenswertes Highlight des Mehrspieler-Modus von Call of Duty: Vanguard ist die Patrouille. Dabei handelt es sich um ein Capture-and-Hold-Szenario, ähnlich wie bei Domination, aber es gibt nur einen einzigen Kontrollpunkt, der sich jedoch zufällig auf der Karte bewegt. Dadurch gestaltet sich der Spielablauf weitaus dynamischer als die traditionelle Domination, da das Team, das die Kontrolle hat, seine Verteidigung ständig anpassen muss. In der Zwischenzeit werden eventuelle Vorteile des Kartendesigns durch das wechselnde Ziel zunichtegemacht. Es ist ein spaßiger Modus, der Teamwork und Reaktionsfähigkeit fördert und erfordert.

Alles in allem ist der Mehrspielermodus von Vanguard gelungen, aber es gibt letztendlich nichts, was ihn zu einem Pflichtkauf macht. Wie die Kampagne scheint auch dieser mit dem Setting des Zweiten Weltkriegs zu kämpfen. Es gibt nichts, was so interessant wäre wie z. B. der Kriegsmodus von Call of Duty: WWII, und das ganze Waffenschmiedeelement des Spiels passt überhaupt nicht zu den Waffen des Zweiten Weltkriegs. Hier wäre es interessant gewesen auch eine Option zu integrieren, ohne Modifikationen und nur mit zeitgemäßen Waffen zu kämpfen.

Call of Duty: Vanguard

Abschließend sei noch der Zombies-Part von Call of Duty: Vanguard erwähnt. Mittlerweile ist jetzt ja Tradition, dass einer enthalten ist. Der Anfang von Zombies dreht sich diesmal um einen Knotenpunkt im Zentrum von Stalingrad, von dem aus man Portale erreichen kann, die einen an verschiedene Orte wie Paris oder den Pazifik bringen, wo man eine von drei Zielarten erfüllen muss. Bei einem müssen Runen eingesammelt werden, um eine Reihe von magischen Obelisken zu deaktivieren, bei einem anderen muss eine schwebende Kugel auf ihrer Reise über die Karte beschützt werden. Die dritte Zielvorgabe ist eine einfache “Töte Zombies, bis der Timer abläuft”-Aufgabe.

Für den erfolgreichen Abschluss dieser Missionen erhält man verfluchte Herzen, die man an einem Altar für verschiedene Kräfte ausgegeben kann. Diese lassen sich dann auf die eigenen Waffen übertragen und diese werden somit schlagkräftiger und mit hilfreichen Zusatzeigenschaften ausgestattet. Darüber hinaus werden nach abgeschlossenen Missionen neue Bereiche von Stalingrad zum Erkunden und neue Portale zum Durchqueren freigeschaltet. Aber mit nur drei Missionstypen und drei Zombietypen, die man alle innerhalb der ersten Spielstunde kennenlernt, ist das möglicherweise nicht genug für lang anhaltende Motivation.

Fazit

Jetzt steht die abschließende Beurteilung an und ich bin extrem hin und her gerissen. Ich gebe zu, ich bin ein ziemlicher Fan von Singleplayer-Kampagnen und die diesjährige hat mir richtig gut gefallen. Die insgesamt nahezu filmreife Inszenierung fand ich klasse und sie hatte einige tolle Momente. In Stalingrad als Scharfschütze unterwegs zu sein erinnerte mich an die tollen Szenen in Call of Duty: World at War. Aber auch die anderen Schauplätze waren klasse. Multiplayer spiele ich phasenweise gerne. Der von Black Ops: Cold War hat mir ziemlich gut gefallen und da war ich häufiger mal in Gefechten zu finden. Bei Call of Duty: Vanguard hat mich die Beta-Phase etwas abgeschreckt, da wurde ich mit dem Multiplayer-Modus nicht so recht warm. Natürlich war das gezeigte nur ein Auszug des später gebotenen Umfangs. So konnte mich auch dieser Part jetzt in den Wochen nach und nach mehr für sich gewinnen. Letztendlich ist das Problem von Call of Duty wohl mittlerweile mehr und mehr das „Eierlegendewollmilchsau“-Prinzip gepaart mit dem strammen Release-Vorgehen, das trotz wechselnder Studios eine Herausforderung zu sein scheint. Sledgehammer hat mit Call of Duty: Vanguard nämlich mit einigen tollen Ideen aufblitzen lassen, wie sich ein guter Shooter präsentieren kann.

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