Nach einem knappen Jahr im Early Access war es am 08. Mai endlich so weit. Das Survival-Game Conan Exiles ist jetzt ein paar Wochen offiziell am Markt und wir haben die Konsolenversion(en) für euch getestet. Handelt es sich um ein MMO? Kann der Conan Ableger überzeugen und sich gegen die Konkurrenz des Genres behaupten?
Bei Conan Exiles handelt es sich um ein Survival-MMO, das in der barbarischen Welt von Conan angesiedelt ist. Als verurteilter Verbrecher wird der Spieler ins Exil verbannt und zum Sterben an ein Kreuz genagelt. Nach der Befreiung durch einen Fremden gilt es, zu überleben.
Springen wir aber an diesem Punkt kurz zurück in den Charaktereditor, der sehr ausführlich gestaltet wurde. In diesem lassen sich alle Merkmale unseres “Kriegers” anpassen. Dazu gehören auch die Geschlechtsorgane. Interessanterweise haben wir im Test online kaum einen Barbaren gefunden, dessen Gehänge nicht an die Fersen geklopft hat. So detailliert der Editor auch daher kommt, so viele Abstriche muss man in Sachen Detailtreue machen. Körperbehaarung wie z.B. die Bärte sehen richtig schlecht aus, als hätte man diese aufgeklebt. In 2018 ist man deutlich besseres Charakterdesign gewöhnt und wenn so viele Möglichkeiten geboten werden, sollten diese auch gut umgesetzt sein.
Die zentralen Aufgaben
Das offenkundige Ziel in Conan Exiles ist das Überleben, welches nicht nur darin besteht, nicht von Gegnern getötet zu werden. Ihr müsst essen, trinken und auch die Umgebungstemperatur im Auge behalten. Vor allem zu Beginn ist dies wichtig, weil der Spieler zunächst nackig rumläuft.
Progress und Level erhält der Spieler durch das Überleben und verschiedene Meilensteine. Bis Stufe 60 erhaltet ihr immer wieder Skillpunkte, die für Charakterattribute und auch neue Crafting-Rezepte ausgegeben werden können. Planen solltet ist diese Entwicklung im Idealfall direkt von Beginn an, denn man muss sich für einen Weg entscheiden, da die Skillpunkte in ihrer Anzahl beschränkt sind. Werdet ihr lieber Krieger oder Überlebenskünstler?
Crafting ist wichtig, um zu überleben. Wie erwähnt, erlernt der Spieler nicht alle Rezepte über Level-Ups, sondern gibt seine wertvollen Punkte für konkrete Weiterentwicklungen aus. Begonnen wird mit Holz, Steinen und Fasern und im Verlaufe des Games könnt ihr auch hochwertige Metalle verarbeiten. Dazu gehören etwa Sternenmetall und Obsidian.
Auch wenn ihr euch für einen Überlebenskünstler entscheidet, kommt ihr nicht um das Kämpfen rum, um etwa Materialien zu farmen. Zur Verfügung stehen diverse Nahkampfwaffen und natürlich auch Bögen etc.
Durch das Erkunden der vier großen Zonen in Conan Exiles erhaltet ihr nicht nur Erfahrungspunkte, sondern auch Zugriff auf neue Materialien. Außerdem besitzt jede Zone ihren eigenen Charme und Dungeons sowie Herausforderungen, die erforscht werden wollen.
Die Umsetzung
Die Theorie klingt schonmal gut, aber hat Funcom den Spagat der Genres nun gemeistert? Tatsächlich ist viel Arbeit in den Conan Ableger geflossen und als Gamer erkennt man auch, dass im letzten Jahr unter der Haube viel Fortschritt erzielt wurde. Uneingeschränkt empfehlen kann man Conan Exiles auf Konsolen aktuell jedoch nicht uneingeschränkt. Dazu später mehr.
Der Einstieg ist knallhart und wir sind sehr oft gestorben. Das sorgte in den ersten Stunden für Frust und wir mussten den Controller phasenweise weglegen. Hat man sich jedoch ein wenig an den Stil, das Crafting ohne Tutorial und alle anderen Umstände gewöhnt, an die man denken muss, kommt für Freunde des Farmens und Craftings definitiv Spaß auf. Die Charakterentwicklung ist sehr durchdacht und passt sich in die schick erzählte Story mit ein.
Crafting frei Schnauze oder per Internet
Auch das Crafting-System folgt dem generellen Spielverlauf, dass es zu Beginn sehr einfach gehalten ist, aber Richtung Endgame zu komplex wird. Die erste Kleidung und einen kleinen Stützpunkt in Form eines Hauses bekommt man auch als Neuling noch gut hin. Die Materialien lassen sich ganz einfach sammeln.
Conan Exiles möchte unsere Experimentierfreudigkeit fördern und den Spieler per Trial-and-Error ans Ziel führen. Diese Tatsache treibt viele Gamer in 2018 aber früher oder später Richtung Google, um Rezepte und Standorte der Materialien nicht ewig suchen zu müssen.
Der Ansatz ist super, aber die Ausführung derart komplex, dass es nach kurzer Zeit schon wieder nervt und man dann halt flott im Internet schaut.
Vom Nackedei zum Krieger
Das Fortschritts-System von Conan Exiles macht für unseren Geschmack dann aber alles richtig. Mit jeder Stufe und jeder absolvierten Herausforderung kommt der Spieler ein gutes Stück voran. Das Fortschritts-System kann man durchaus als “auf Rollenspielniveau” bezeichnen.
Durch die verbesserten Attribute mit diversen Perks spürt man Verbesserungen im Gameplay unmittelbar. Diese Fortschritte bzw. die Aussicht auf eine konkrete Verbesserung lässt den Gamer dann auch weiter und weiter spielen und setzt Reize, Conan Exiles auch wieder und wieder zocken zu wollen.
Obschon auf Max-Level die Möglichkeit besteht, die Skills über Tränke zu resetten, solltet ihr euch beim ersten Durchlauf weise entscheiden, denn bei Reset werden auch die Rezepte zurückgesetzt, was darin endet, alles neu zu skillen und zu erlernen. Das kostet Zeit und vor allem Nerven.
Ab in den Kampf
Schaut man sich Kritiken im Netz an, ist zentraler Kritik-Punkt das Kampfsystem, das auf dem PC wohl schon eine deutliche Verbesserung erfahren hat. Auch hat der Entwickler versprochen, dort weiter zu feilen.
Zum Testzeitpunkt gab es diese Patches auf den Konsolen wohl scheinbar nicht. Kämpfe waren träge und langsam und machten keinen großen Spaß. Wir werden uns das nach den nächsten Patches nochmal genauer ansehen, nachdem die Kritik am PC zu einer sehr positiven Entwicklung geführt haben muss.
Für ein Survival Game stattet euch Conan Exiles allerdings mit einer Vielzahl an Möglichkeiten aus, was Bonuspunkte beschert. Jede Waffe bringt ihren eigenen Stil samt Vor- und Nachteilen mit, die sich merklich auf euer Gameplay auswirken.
Für ein Überlebens-Spiel wird definitiv viel geboten, bei einem Game mit “Conan” im Titel hätten wir ein deutlich besseres Kampfsystem erwartet, aber da werden wir im Nachgang nochmal schauen, sobald die Verbesserungen auch auf der Konsole ausgerollt sind.
Die Story
Die durchaus gelungene Welt von Conan Exiles wird durch eine richtig tiefgründige Geschichte abgerundet. Diese wird über Tagebücher oder herumliegende Tafeln erzählt, die man natürlich finden und sammeln muss.
Dies gilt auch für die jeweiligen Dungeons, die man erkunden kann bzw. sollte. Die Lore erwählt sich dann quasi von selbst und man hat die Möglichkeit, am Ende auch einen Boss zu bekämpfen. Diese Komponente ist richtig cool, denn welches Survival-Game beinhaltet denn vollwertige Dungeons mit packender Story? Das Erkunden und Finden von den weit verstreuten Lore-Schnipseln wird tatsächlich nicht langweilig, denn die hübsche Welt animiert zum Reisen.
MMO oder nicht?
Die offiziellen Server lassen bis zu 40 Spieler zu, die aktiv am Geschehen teilnehmen. „Massiv“ ist die Anzahl also nicht, aber die Welt wirkt durch die Anzahl an NPCs auch nicht wirklich leer.
So viele Spieler haben wir auf unseren Erkundungstouren aber auch nicht getroffen, da die Spielwelt sehr weitläufig ist. Viel mehr als die 40 User sollten es aber auch nicht unbedingt sein, da der Fokus auf Basenbau liegt und man dazu einen Teil vom Land einnimmt und für andere unbrauchbar macht.
PvP – Conan Style
Auch wenn PvE Server existieren, hat der Entwickler Conan Exiles durchaus auf PvP ausgelegt. Die Welt ist erbarmungslos und das ist auch gut so. Wir wollen überleben und keine Freunde finden, also bei Kontakt erst zuschlagen und dann Fragen stellen.
PvP-Server sollten allerdings nur betreten werden, wenn ihr keine Skrupel habt, eure Gegner brutal und hinterhältig zu richten. Das setzt ein hohes Maß an Frustrations-Resistenz voraus und ist definitiv nicht für jeden Gamer geeignet. Dazu gesellt sich ein aktuell noch schlechtes Balancing der Waffen.
Bugs und Glitches auf Beta-Niveau
Ein Videospiel beinhaltet zum Release sicherlich mal den einen oder anderen Bug, eventuell auch mal mehr, aber nicht so viele wie in Conan Exiles. Das fühlt sich alles ein wenig wie Beta und zu früh veröffentlicht an, wenn der Spielfluss an sich auch in Ordnung ist.
Gegner konnten teilweise nicht anvisiert werden oder standen gleich in Bergen und waren unverwundbar. Beim Abbau von Ressourcen wird diese visuell verarbeitet, aber Loot erhält man nicht.
Jede Software hat so mit ihren Bugs zu kämpfen, aber in Conan Exiles spürt man sie deutlicher, als bei anderen Titeln. Das ist vermutlich auch der Grund dafür, dass sich das Game nicht rund anfühlt. Baue ich eine seltene Ressource ab und diese verschwindet dann einfach, kann das sehr wohl deutlichen Impact auf das weitere Spielgeschehen haben und den Käufer frustrieren.
Langzeitmotivation -> Check
Die Frage des Wiederspielwertes stellt sich bei einem Survival Game meistens nicht, denn das Farmen, Craften und Verbessern verschlingt Zeit und der Interessent weiß in der Regel, worauf er sich einlässt. Conan Exiles weiß diese Eigenschaften um ein Kampfsystem und eine tolle Story zu erweitern.
Wir haben knapp 50 Spielstunden versenkt sowie Maxlevel erreicht und nur einen kleinen Teil der Welt erforscht. Jedes Gebiet bringt seinen eigenen Charme, Design und natürlich Gegner mit sich. Das Wechseln fühlt sich dann immer wie das Eintauchen in eine völlig neue Spielwelt an.
Fazit
Für uns müsste noch mehr Liebe in den Charaktereditor fließen, denn da ist noch nicht alles stimmig. Conan Exiles richtet sich an erfahrene Spieler oder solche, die keine Herausforderungen scheuen und natürlich das Setting mögen.
Die Rollenspielelemente sind hervorragend in das Videospiel eingebaut und die positive Reaktion auf die Community seitens des Entwicklers lobend zu erwähnen. Conan Exiles ist ein Zeitfresser und macht im Clan oder einer festen Gruppe nochmal mehr Spaß, als solo.
Für Konsolen kann man aktuell keine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen, aber da sich am PC schon einiges getan hat und die Updatezyklen auf Konsolen einfach länger dauern, wird sich das wahrscheinlich sogar noch ändern.
In Summe hat das Zocken Spaß gemacht, aber auch an einigen Stellen für Frust oder Lacher gesorgt, weil der Pullermann im Wind wehte, wo eigentlich keiner war. Bei all der Kritik bleibt Conan Exiles ein sehr interessanter Titel, der momentan Patch für Patch verbessert wird.