Dead Island Riptide

[Review] Dead Island Riptide

Der Albtraum geht weiter. Kaum glaubten die Überlebenden von Banoi, sie hätten das Schlimmste hinter sich, werden sie erneut in ein zombieverseuchtes Paradies geworfen. Mit Dead Island Riptide veröffentlichte Techland im April 2013 eine Fortsetzung, die den Spieler ohne Umschweife zurück in die Hölle schickt. Doch kann diese eigenständige Erweiterung an die Stärken des Originals anknüpfen, oder handelt es sich lediglich um aufgewärmte Kost aus dem Jahr 2011?

Die Antwort auf diese Frage ist differenziert zu betrachten. Dead Island Riptide ist weder ein komplettes Sequel noch ein simples Add-on, sondern bewegt sich irgendwo dazwischen. Es bietet mehr vom Gleichen, verfeinert einige Mechaniken und fügt neue Elemente hinzu. Gleichzeitig bleibt es aber auch den Kinderkrankheiten des Vorgängers treu. Werfen wir einen genaueren Blick auf diesen bemerkenswerten Hybrid.

Vom Regen in die Traufe

Die Geschichte von Dead Island Riptide setzt exakt dort an, wo der Vorgänger aufhörte. Die Überlebenden Sam B, Purna, Xian Mei und Logan haben es geschafft, der Hölle von Banoi zu entkommen und werden von einem Militärschiff aufgenommen. Doch die Erleichterung währt nur kurz. An Bord des Schiffes werden sie nicht als Helden empfangen, sondern vielmehr als Versuchskaninchen behandelt. Das Militär ist äußerst interessiert daran, warum gerade diese vier Personen immun gegen das Virus sind und experimentiert an ihnen herum. Als wäre das nicht genug, bricht die Infektion auch auf dem Schiff aus und ein gewaltiger Monsun zwingt das Schiff zur Notlandung auf der Insel Palanai.

Palanai ist Teil des Banoi-Archipels und präsentiert sich als weiteres tropisches Paradies, das längst zur Hölle geworden ist. Die Stadt Henderson wurde von den heftigen Regenfällen größtenteils überflutet, Dschungelgebiete sind kaum noch passierbar und Boote werden zum primären Fortbewegungsmittel. Hier treffen unsere Protagonisten auf den neuen Charakter John Morgan, einen Koch der australischen Militäreinheit, der sich als Nahkampfspezialist entpuppt. Gemeinsam versuchen die fünf nicht nur zu überleben, sondern auch herauszufinden, was hinter dem Ausbruch steckt und wie sie endgültig von den Inseln entkommen können.

Die Erzählweise bleibt dabei dem Vorgänger treu. Cinematische Zwischensequenzen gibt es kaum, stattdessen werden die meisten Story-Elemente durch Funksprüche und Dialoge während des Gameplays vermittelt. Das funktioniert grundsätzlich, führt aber dazu, dass man die Handlung schnell als Nebensache wahrnimmt. Im Vordergrund steht ohnehin das Überleben und das Zerlegen von Zombies. Die Geschichte dient mehr als Rahmen für das Gameplay, denn als treibende Kraft. Wer bereits den ersten Teil gespielt hat, wird hier keine großen Überraschungen erleben. Die Handlung plätschert solide vor sich hin, ohne dabei wirklich zu fesseln oder dramatische Wendungen zu präsentieren.

Grafik und Präsentation

Technisch bewegt sich Dead Island Riptide auf dem Niveau des Vorgängers, was für 2013 durchaus akzeptabel war, aber keine neuen Maßstäbe setzte. Die Chrome Engine 5 von Techland zaubert eine durchaus atmosphärische Spielwelt auf den Bildschirm. Die überfluteten Straßen von Henderson, der dichte Dschungel und die verwahrlosten Strände vermitteln die postapokalyptische Stimmung eines verlorenen Paradieses recht überzeugend. Besonders gelungen sind die Lichteffekte, wenn Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach brechen oder sich im Wasser der überfluteten Straßenzüge spiegeln.

Allerdings zeigt das Spiel auch seine Schwächen. Texturen laden gelegentlich nach, die Charaktermodelle wirken teilweise etwas steif und die Gesichtsanimationen bewegen sich bestenfalls im Mittelfeld. Besonders auffällig ist die begrenzte Vielfalt bei den Zombie-Modellen. Nach einigen Stunden hat man das Gefühl, immer wieder dieselben Untoten in leicht unterschiedlichen Klamotten zu vermöbeln. Das wiederholt sich auch bei den NPCs, sodass man tatsächlich den Eindruck bekommt, auf Palanai gäbe es eine Klonfabrik.

Die Wettereffekte sind hingegen ein echtes Highlight. Wenn ein Tropensturm aufzieht, die Sicht drastisch eingeschränkt wird und der Regen peitschend auf den Spieler einprasselt, entsteht eine beeindruckende Atmosphäre. Auch die Tag-Nacht-Wechsel tragen zur Immersion bei, wobei die Nächte merklich gefährlicher sind als die Tagesstunden.

Sound

Akustisch liefert Dead Island Riptide eine solide Vorstellung ab. Der Soundtrack hält sich größtenteils dezent im Hintergrund und sorgt für die nötige Grundstimmung, ohne dabei aufdringlich zu werden. In intensiven Kämpfen oder dramatischen Momenten dreht die Musik dann auf und unterstreicht das Geschehen effektiv.

Die Umgebungsgeräusche sind atmosphärisch gelungen. Das Plätschern des Wassers in den überfluteten Straßen, das Knacken von Ästen im Dschungel, das Stöhnen der Zombies in der Ferne – all das trägt zur dichten Atmosphäre bei. Besonders gelungen sind die Soundeffekte der Waffen und des Nahkampfs. Das befriedigende Knacken, wenn ein Baseballschläger auf einen Zombieschädel trifft, oder das Zischen einer Machete, die durch untotes Fleisch schneidet, vermittelt eine brutale Direktheit.

Die Sprachausgabe ist ausschließlich auf Englisch verfügbar, deutsche Untertitel sind aber vorhanden. Die Sprecher leisten überwiegend gute Arbeit, wobei es auch hier zu den typischen Höhen und Tiefen kommt, die man aus dem Genre kennt. Manche Dialoge wirken authentisch und packend, andere eher hölzern und uninspiriert.

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Gameplay: Mehr vom Gleichen, im Guten wie im Schlechten

Das Gameplay von Dead Island Riptide ist im Kern identisch mit dem des Vorgängers. Wir bewegen uns durch eine offene Spielwelt, nehmen Quests an, erledigen diese und leveln dabei unseren Charakter auf. Das Action-RPG-System bleibt erhalten: Erfahrungspunkte sammeln, Fähigkeiten freischalten, Waffen finden und diese an Werkbänken modifizieren. Wer den ersten Teil gespielt hat, fühlt sich sofort heimisch. Neueinsteiger können entweder mit einem frischen Charakter auf Level 15 beginnen oder ihren Spielstand aus Dead Island importieren, wobei allerdings nur die Fertigkeiten übernommen werden, nicht aber Geld oder Waffen.

Die Steuerung geht flüssig von der Hand. Der Nahkampf macht nach wie vor den Großteil des Gameplays aus und funktioniert überraschend befriedigend. Mit verschiedenen Waffen von der simplen Machete über elektrisch modifizierte Baseballschläger bis hin zu brennenden Kanistern lässt sich kreativ auf die Zombiehorden einprügeln. Das Ausweich-System wurde leicht verfeinert, wodurch die Kämpfe etwas dynamischer wirken als im Vorgänger. Schusswaffen sind ebenfalls verfügbar, spielen aber eine untergeordnete Rolle, da Munition rar ist und Fernkampf dem taktilen Nahkampferlebnis nicht das Wasser reichen kann.

Zu den interessantesten Neuerungen gehören die Hub-Defense-Missionen. Hier muss der Spieler zusammen mit NPCs eine Basis gegen Zombiewellen verteidigen. Man errichtet Barrikaden, platziert Fallen und Geschütztürme und kämpft dann Seite an Seite mit den Überlebenden gegen die anstürmenden Untoten. Diese Missionen bringen eine willkommene Abwechslung in den sonst recht repetitiven Spielablauf und funktionieren besonders im Koop-Modus hervorragend.

Eine weitere Neuerung sind die Boote. Da große Teile von Palanai überflutet sind, werden Motorboote zum wichtigen Fortbewegungsmittel. Die Bootsfahrten fühlen sich allerdings eher funktional als spaßig an. Die Steuerung ist etwas träge und die Gewässer wirken oft leer und leblos. Immerhin bieten sie eine Abwechslung zu den Landfahrzeugen und ermöglichen das Erreichen abgelegener Gebiete.

Das Quest-Design bewegt sich zwischen solide und uninspiriert. Es gibt die üblichen Fetch-Quests, Eskorte-Missionen und Aufträge vom Typ „Töte X Zombies“. Gelegentlich gibt es interessantere Aufgaben, die aber nicht zahlreich genug sind, um wirklich aus der Masse herauszustechen. Die Hauptquest führt den Spieler zuverlässig durch die Geschichte, während die zahlreichen Nebenquests vor allem der Charakterentwicklung und dem Sammeln von Beute dienen.

Ein großer Pluspunkt ist das Koop-System. Bis zu vier Spieler können gemeinsam die Zombie-Apokalypse überstehen, und genau hier entfaltet Dead Island Riptide sein volles Potenzial. Das überarbeitete Drop-In-System funktioniert nahtlos, Freunde können jederzeit in die Session einsteigen oder diese verlassen, ohne dass der Spielfluss unterbrochen wird. Die Level-Beschränkungen zwischen Koop-Partnern wurden aufgehoben, stattdessen passt das Spiel die Gegner automatisch an die Gruppenstärke an. Im Koop macht das gemeinsame Erkunden, Questen und Zombie-Gemetzel deutlich mehr Spaß als im Singleplayer.

Die Schattenseiten

So viel Spaß Dead Island Riptide auch machen kann, es hat auch seine Macken. Die größte Schwäche ist die mangelnde Innovation. Es fühlt sich weniger wie eine Fortsetzung und mehr wie eine große Erweiterung an. Die grundlegenden Spielmechaniken sind unverändert, und wer sich bereits am ersten Teil sattgespielt hat, wird hier kaum neue Impulse finden. Das Gefühl von Déjà-vu stellt sich schnell ein.

Hinzu kommen technische Probleme. Bugs und Glitches sind leider keine Seltenheit. Quests brechen ab, NPCs bleiben in der Geometrie stecken, gelegentlich fallen Spieler durch die Welt oder Gegner spawnen an unmöglichen Orten. Auch die KI der Begleiter und Gegner zeigt sich nicht immer von ihrer besten Seite. Verbündete NPCs stehen oft im Weg herum, während Zombies gelegentlich orientierungslos gegen Wände laufen.

Die Spielzeit fällt mit etwa zehn bis zwölf Stunden für die Hauptquest vergleichsweise kurz aus. Wer alle Nebenquests erledigen und die Spielwelt erkunden möchte, kann die Spieldauer auf 15 bis 20 Stunden ausdehnen. Für den verlangten Vollpreis war das 2013 schon eher knapp bemessen.

Fazit zu Dead Island Riptide

Dead Island Riptide ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite bietet es genau das, was Fans des ersten Teils wollten: Mehr Zombie-Gemetzel in tropischer Kulisse, mit verbessertem Koop-Modus und einigen netten Neuerungen wie den Hub-Defense-Missionen. Auf der anderen Seite fehlt es an wirklicher Innovation und der Titel wirkt eher wie eine große Erweiterung als wie ein eigenständiges Sequel.

Das Gameplay macht Spaß, besonders im Koop mit Freunden. Das Crafting-System ist befriedigend, der Nahkampf fühlt sich brutal und direkt an, und die Atmosphäre stimmt größtenteils. Gleichzeitig sind die technischen Probleme, die Repetitivität und der begrenzte Umfang nicht zu übersehen. Dead Island Riptide ist kein schlechtes Spiel, aber es hätte mehr sein können. Fans der Reihe werden ihre Freude haben, Neueinsteiger sollten besser mit dem ersten Teil beginnen. Wer bereits genug hatte vom Zombie-Schlachten auf Banoi, wird hier kaum neue Motivation finden.


Update zur Definitive Edition (26. April 2019)

Sechs Jahre nach dem ursprünglichen Release erschien im Mai 2016 die Dead Island Riptide Definitive Edition für PlayStation 4, Xbox One und PC. Nach einer weiteren Indizierung in Deutschland und einer anschließenden Neuprüfung ist die Definitive Edition seit einiger Zeit auch hierzulande mit USK-18-Freigabe erhältlich – ein wichtiger Schritt für alle, die das Spiel legal erwerben möchten.

Die Definitive Edition nutzt eine verbesserte Version der Engine und bietet spürbare grafische Upgrades. Die Auflösung wurde auf 1080p angehoben, Texturen sind schärfer, Beleuchtungseffekte wurden überarbeitet und die generelle Performance ist stabiler als in der Originalfassung. Auf der PlayStation 4 Pro und Xbox One X profitiert das Spiel zusätzlich von höheren Auflösungen und einer flüssigeren Bildrate. Die Verbesserungen sind deutlich sichtbar, verwandeln das Spiel aber nicht in einen optischen Überflieger. Es sieht für heutige Verhältnisse solide aus, mehr aber auch nicht.

Inhaltlich ist die Definitive Edition identisch mit dem Original. Alle DLCs und Zusatzinhalte sind enthalten, neue Features oder Spielmodi wurden nicht ergänzt. Einige der gröbsten Bugs wurden ausgemerzt, allerdings sind nicht alle technischen Probleme verschwunden. Kleinere Glitches und Performance-Einbrüche treten nach wie vor auf, wenn auch seltener als 2013.

Für Neueinsteiger ist die Definitive Edition die klar bessere Wahl. Sie bietet die technisch beste Version des Spiels zu einem fairen Preis. Wer das Original bereits gespielt hat, findet hier allerdings keinen Grund für einen erneuten Durchgang. Die grafischen Verbesserungen sind nett, rechtfertigen aber keinen Zweitkauf. Positiv hervorzuheben ist, dass die Definitive Edition häufig im Bundle mit Dead Island Definitive Edition angeboten wird, was beiden Titeln zusammen ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis verschafft.

Endwertung: Solid 7/10 – Ein unterhaltsames, aber nicht herausragendes Zombie-Action-RPG mit Spaßgarantie im Koop, das unter mangelnder Innovation und technischen Schwächen leidet. Die Definitive Edition ist die empfehlenswerte Version für Neulinge, bietet Veteranen aber wenig Neues.

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