Mit dem Dead Space Remake liefert EA Motive eine rundum erneuerte Version des Horror-Klassikers von 2008 ab, der damals mit seinem einzigartigen Mix aus Science-Fiction und purem Terror die Gaming-Welt eroberte. Nach dem eher enttäuschenden Dead Space 3 und der anschließenden Pause der Serie war die Erwartungshaltung entsprechend hoch. Kann das Remake die Magie des Originals einfangen und gleichzeitig modernen Standards gerecht werden?
Von der ersten Minute an wird klar: Hier haben die Entwickler nicht einfach nur die Grafik aufpoliert, sondern das komplette Spiel von Grund auf neu aufgebaut. Die USG Ishimura wirkt bedrohlicher denn je, jeder Schatten könnte ein Necromorph verbergen und die Atmosphäre ist so dicht, dass man förmlich die klaustrophobische Enge des Raumschiffs spürt. Das Ziel ist dabei simpel: Überlebe als Isaac Clarke die Horrors an Bord des Minenraumschiffs und finde einen Weg von dieser Hölle zu entkommen.
Story und Gameplay
Im Dead Space Remake erleben wir erneut die Geschichte von Isaac Clarke, einem Systemingenieur der zusammen mit seinem Team auf die USG Ishimura geschickt wird, um ein mysteriöses Notsignal zu untersuchen. Was zunächst wie ein Routineeinsatz aussieht, entwickelt sich schnell zu einem Alptraum biblischen Ausmaßes. Das Schiff ist überfallen von Necromorphs – monströsen Kreaturen, die aus toten Körperteilen entstanden sind und nur darauf aus zu sein scheinen, alles Leben auszulöschen.
Was das Remake besonders auszeichnet, ist die Tatsache, dass Isaac nun eine Stimme bekommen hat. Gunner Wright, der bereits in Dead Space 2 und 3 den Protagonisten sprach, haucht der Figur neues Leben ein und macht sie greifbarer. Die zusätzlichen Dialoge und Reaktionen lassen uns tiefer in Isaacs psychische Verfassung eintauchen, ohne dabei die bedrückende Atmosphäre des Originals zu zerstören.
Das Gameplay folgt dem bewährten Konzept: Strategic Dismemberment ist nach wie vor der Schlüssel zum Überleben (also die Gegner systematisch zu zerteilen!). Einfach draufballern bringt nichts – die Necromorphs müssen Gliedmaße für Gliedmaße zerlegt werden, um sie aufzuhalten. Diese Mechanik war schon 2008 revolutionär und funktioniert auch heute noch hervorragend. Die Waffen fühlen sich wuchtig und präzise an, jeder Treffer hat Gewicht und die verschiedenen Werkzeuge bieten unterschiedliche Strategien im Kampf gegen die Kreaturen.
Besonders gelungen ist die nahtlose Welt der Ishimura. Alle ursprünglichen Ladescreens sind verschwunden und das gesamte Schiff ist miteinander verbunden. Das verstärkt das Gefühl, wirklich in diesem klaustrophobischen Albtraum gefangen zu sein. Gleichzeitig wurde das Backtracking, das im Original manchmal etwas mühsam war, durch die Möglichkeit verkürzt, bereits besuchte Bereiche über die Straßenbahn schneller zu erreichen.
Grafik und Sound
Optisch ist das Dead Space Remake eine wahre Offenbarung. Die Frostbite Engine zaubert eine Ishimura auf den Bildschirm, die in jedem Detail glaubwürdig und erschreckend schön ist. Die Beleuchtung spielt eine zentrale Rolle – Isaacs Taschenlampe schneidet durch die Dunkelheit und erzeugt dabei eine Spannung, die unter die Haut geht. Jeder Korridor, jeder Raum ist mit so viel Liebe zum Detail gestaltet, dass man sich förmlich vorstellen kann, wie hier einmal Menschen gelebt und gearbeitet haben, bevor das Grauen über sie hereinbrach.
Die Necromorphs selbst sind ein technisches Meisterwerk. Ihre grotesken Körper wirken unheimlich organisch, während gleichzeitig jede Bewegung ihre unnatürliche Natur betont. Das neue Dismemberment-System zeigt in erschreckender Detailgenauigkeit, wie sich Fleisch und Knochen unter der Gewalt von Isaacs Werkzeugen verformen und trennen. Das ist nichts für schwache Nerven, aber genau das macht Dead Space aus.
Bei der Soundkulisse wird ebenfalls keine Kompromisse gemacht. Das 3D-Audio sorgt dafür, dass man jeden Schritt, jeden Atemzug und jedes unheilvolle Geräusch exakt lokalisieren kann. Wenn irgendwo in der Dunkelheit ein Necromorph seine Krallen über Metall kratzen lässt, läuft es einem förmlich eiskalt den Rücken hinunter. Die Tatsache, dass Isaac nun spricht, wird durch hervorragende deutsche Synchronisation unterstützt, die der beklemmenden Atmosphäre nichts nimmt.
Besonders beeindruckend ist das dynamische Musik-System. Der ergänzte Soundtrack von Trevor Gureckis passt sich perfekt an die jeweilige Situation an und verstärkt sowohl die ruhigen, explorativen Momente als auch die intensiven Kampfsequenzen. Wenn plötzlich die Musik einsetzt und signalisiert, dass Gefahr naht, geht der Puls automatisch in die Höhe.
Verbesserungen und neue Features
Das Remake beschränkt sich nicht darauf, einfach nur hübscher auszusehen. Viele Quality-of-Life-Verbesserungen machen das Spiel zugänglicher, ohne dabei die Herausforderung zu verwässern. Das neue Hilfssystem zeigt bei Bedarf die nächste Missionsziel an, ohne aufdringlich zu werden. Die überarbeitete Inventarverwaltung macht es einfacher, Ressourcen zu verwalten und Gegenstände zu kombinieren.
Ein großartiges neues Feature ist das erweiterte Zero-G-System. Während man im Original nur von Oberfläche zu Oberfläche springen konnte, erlaubt das Remake freie Bewegung in der Schwerelosigkeit. Das eröffnet völlig neue Spielmöglichkeiten und macht die entsprechenden Abschnitte deutlich immersiver. Gleichzeitig nutzen die Entwickler diese Mechanik clever, um neue Rätsel und Herausforderungen zu schaffen.
Die Necromorphs profitieren von einer erweiterten KI, die sie unberechenbarer macht. Sie nutzen Lüftungsschächte intelligenter, greifen aus unerwarteten Winkeln an und reagieren realistischer auf Verletzungen. Das sorgt dafür, dass selbst Veteranen der Serie noch überrascht werden können.
Schwachstellen und Kritikpunkte
So sehr das Dead Space Remake auch glänzt, ganz ohne Makel kommt es nicht daher. Im Leistungsmodus gibt es kleiner Performance-Probleme, die hoffentlich durch baldige Patches gelöst werden.
Ein kleinerer Kritikpunkt ist, dass manche der hinzugefügten Dialoge und Story-Ergänzungen nicht ganz die gleiche Wirkung entfalten wie die ursprünglichen Momente der Stille. Das Original lebte stark von dem, was nicht gesagt wurde, und manchmal fühlt sich das Remake etwas zu „gesprächig“ an. Das ist jedoch Meckern auf sehr hohem Niveau.
Wer bereits das Original mehrfach durchgespielt hat, wird feststellen, dass die groben Story-Beats identisch geblieben sind. Die Überraschungsmomente sind daher nicht mehr ganz so wirkungsvoll. Andererseits entdeckt man durch die vielen kleinen Änderungen und Verbesserungen auch als Veteran noch neue Details.
Fazit zum Dead Space Remake
EA Motive hat mit dem Dead Space Remake einen wahren Geniestreich gelandet. Hier haben Entwickler verstanden, was ein Remake im Jahr 2023 leisten muss: Es reicht nicht aus, einfach nur die Grafik zu verbessern. Stattdessen wurde das komplette Spiel von Grund auf überarbeitet, modernisiert und erweitert, ohne dabei die Seele des Originals zu verlieren.
Das Ergebnis ist ein Paradebeispiel dafür, wie Horror in Videospielen funktioniert. Die Ishimura ist nicht nur ein Schauplatz, sondern ein lebendiger, atmender Organismus des Schreckens. Jeder Korridor erzählt eine Geschichte, jeder Schatten birgt potenzielle Gefahr und jeder Kampf fühlt sich wie ein Kampf ums Überleben an.
Für Fans des Originals ist das Remake ein absolutes Muss. Alle Erinnerungen an das Meisterwerk von 2008 werden wieder lebendig, aber in einer Form, die heutigen Standards mehr als gerecht wird. Für Newcomer ist es die perfekte Gelegenheit, eines der besten Horror-Spiele aller Zeiten in seiner definitiven Form zu erleben.
EA Motive zeigt hier, wie man Respekt vor dem Original mit dem Mut zu Verbesserungen verbindet. Das Dead Space Remake ist nicht nur eine gelungene Neuauflage – es ist das Dead Space, das wir uns immer vorgestellt haben, nur hatten wir 2008 noch nicht die Technik dafür. Willkommen zurück an Bord der Ishimura. Diesmal wird die Reise noch unvergesslicher… und noch verstörender.
Wertung: 9/10
Das Dead Space Remake ist seit dem 27. Januar 2023 für PlayStation 5, Xbox Series X/S und PC erhältlich.