Diablo III

[Review] Diablo III

Nach zwölf Jahren ist es endlich soweit – Diablo III ist da! Fans der legendären Action-RPG-Serie haben über ein Jahrzehnt darauf gewartet, wieder in die düsteren Gewölbe von Sanktuario hinabzusteigen und dem ultimativen Bösen entgegenzutreten. Das Original Diablo von 1996 revolutionierte das Genre und definierte den Begriff „Hack and Slay“ neu. Der Nachfolger Diablo II aus dem Jahr 2000 gilt bis heute als Referenz für Action-Rollenspiele und wird von vielen als eines der besten Spiele aller Zeiten gefeiert. Mit Diablo III steht Blizzard Entertainment nun vor der monumentalen Aufgabe, diesem Erbe gerecht zu werden und gleichzeitig die Serie für eine neue Generation zu modernisieren. Nach zahlreichen Verschiebungen und einer turbulenten Entwicklungszeit ist der Titel endlich in den Händen der Spieler. Kann Blizzard die astronomisch hohen Erwartungen erfüllen, oder wird das lange Warten am Ende umsonst gewesen sein?

Story

Zwanzig Jahre sind seit den Ereignissen von Diablo II vergangen. Die Welt von Sanktuario hat sich von den verheerenden Kriegen erholt, doch der Frieden ist trügerisch. In der kleinen Stadt Neu-Tristram stürzt ein brennender Stern vom Himmel und durchschlägt die Kathedrale, in der einst der erste Diablo sein Unwesen trieb. Dieser Vorfall erweckt nicht nur die Toten zu neuem Leben, sondern lockt auch einen namenlosen Helden in die Stadt, der dem Geheimnis des gefallenen Sterns auf den Grund gehen will.

Die Geschichte beginnt mit der Suche nach Deckard Cain, dem letzten der Horadrim, der während der Untersuchung des Sterns spurlos verschwunden ist. Was zunächst wie eine einfache Rettungsmission erscheint, entpuppt sich schnell als der Beginn eines neuen, apokalyptischen Krieges zwischen Himmel und Hölle. Die sieben Übel sind wieder erwacht, und diesmal haben sie es nicht nur auf die Sterblichen abgesehen – sie wollen den Himmel selbst erobern.

Blizzard hat bei der Story deutlich andere Wege eingeschlagen als bei den Vorgängern. Während Diablo I und II ihre düstere Atmosphäre hauptsächlich durch Andeutungen und die Fantasie der Spieler schufen, erzählt Diablo III seine Geschichte wesentlich direkter. Ausführliche Zwischensequenzen, vollständig vertonte Dialoge und eine lineare Handlungsführung ersetzen die mysteriöse Erzählweise der Vorgänger. Das mag Veteranen zunächst befremden, sorgt aber dafür, dass auch Neulinge problemlos in die komplexe Mythologie eintauchen können.

Grafik

Diablo III präsentiert sich in einer völlig neuen Optik, die deutlich bunter und detailreicher ausfällt als die düsteren Pixel-Landschaften der Vorgänger. Blizzard hat sich für einen stilisierten Ansatz entschieden, der irgendwo zwischen Realismus und Comic-Ästhetik angesiedelt ist. Die Charaktermodelle sind scharf gezeichnet und wunderbar animiert, die Umgebungen strotzen vor Details und atmosphärischen Effekten.

Besonders beeindruckend sind die Zaubereffekte und Partikelexplosionen, die euren Bildschirm in ein wahres Feuerwerk verwandeln können. Wenn sich dutzende Dämonen um den Helden scharen und dieser mit flächendeckenden Angriffen antwortet, entsteht ein visuelles Spektakel, das seinesgleichen sucht. Blut spritzt, Funken fliegen und Leichenteile wirbeln durch die Luft – Diablo III macht seinem Namen alle Ehre.

Die Beleuchtung verdient besondere Erwähnung. Fackeln werfen tanzende Schatten an die Wände, magisches Licht illuminiert dunkle Verliese und die Tag-Nacht-Wechsel in den Außenarealen sorgen für stimmungsvolle Momente. Technisch läuft das Spiel butterweich und auch auf älteren Systemen stabil, was der geschickten Optimierung zu verdanken ist.

Kritikpunkte gibt es dennoch: Die hellere, farbenprächtigere Optik unterscheidet sich deutlich von der Gothic-Horror-Atmosphäre der Vorgänger. Wo früher düstere Grautöne dominierten, erstrahlt Diablo III in leuchtenden Farben. Das mag nicht jedem Serien-Veteranen gefallen, trägt aber zur besseren Lesbarkeit des Spielgeschehens bei.

Sound

Akustisch bewegt sich Diablo III auf gewohnt hohem Blizzard-Niveau. Der orchestrale Soundtrack von Russell Brower, Derek Duke und Glenn Stafford greift die klassischen Melodien der Vorgänger auf und entwickelt sie weiter. Düstere, atmosphärische Klänge untermalen die Erkundung verlassener Katakomben, während epische Orchesterstücke die Bosskämpfe begleiten. Besonders gelungen ist das Hauptthema, das sowohl Nostalgie als auch Vorfreude auf neue Abenteuer weckt.

Die deutsche Synchronisation kann durchaus überzeugen, auch wenn sie nicht ganz an das englische Original heranreicht. Die Dämonenstimmen klingen bedrohlich und die Zaubersprüche haben den nötigen Nachdruck. Umgebungsgeräusche wie klappernde Skelette, das Heulen des Windes oder das Knistern von Feuern tragen erheblich zur Atmosphäre bei.

Ein kleiner Kritikpunkt ist die teilweise übertriebene Dramaturgie in den Dialogen. Während die Vorgänger durch subtile Andeutungen Spannung aufbauten, wird hier gelegentlich mit dem Holzhammer gearbeitet. Das mindert zwar nicht die technische Qualität, aber etwas mehr Zurückhaltung hätte der Atmosphäre gutgetan.

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Gameplay

Das Herzstück von Diablo III ist natürlich das bewährte Hack-and-Slay-Gameplay. Fünf Charakterklassen stehen zur Auswahl: der Barbar kehrt aus Diablo II zurück, während Mönch, Dämonenjäger, Zauberer und Hexendoktor die Serie um neue Spielstile bereichern. Jede Klasse fühlt sich völlig anders an und bietet ihre eigenen taktischen Möglichkeiten.

Das traditionelle Fähigkeitsbaumsystem wurde komplett überarbeitet. Statt Punkte in verschiedene Fertigkeiten zu investieren, schaltet der Levelaufstieg automatisch neue Fähigkeiten frei. Diese können beliebig kombiniert und durch Runen modifiziert werden, die dramatische Veränderungen bewirken können. Ein Zauberspruch kann so wahlweise mehr Schaden verursachen, mehrere Ziele treffen oder defensive Eigenschaften erhalten. Das System ist anfangs gewöhnungsbedürftig, bietet aber enormen Spielraum für Experimente.

Die Beute ist und bleibt das wichtigste Element. Seltene und legendäre Gegenstände regnen nur so vom Himmel, und das befriedigende „Klonk“ beim Aufheben wertvoller Items ist süchtig machend wie eh und je. Das neue Vergleichssystem zeigt sofort an, ob ein gefundener Gegenstand besser ist als der aktuell ausgerüstete. Praktisch, auch wenn es die Nostalgie der manuellen Analyse etwas mindert.

Der Schwierigkeitsgrad wurde deutlich zugänglicher gestaltet. Während die Vorgänger berüchtigt für ihre Frustmomente waren, führt Diablo III den Spieler sanfter an die Herausforderungen heran. Stirbt der Charakter, kann er an einem nahegelegenen Checkpoint wiederbelebt werden, ohne größere Verluste zu erleiden. Hardcore-Spieler mögen das als Verwässerung empfinden, aber es macht das Spiel für eine breitere Zielgruppe zugänglich.

Leider gibt es auch technische Probleme, die das Spielvergnügen trüben können. Der permanente Online-Zwang sorgt für Verbindungsabbrüche, selbst im Einzelspieler-Modus. Gerade in den ersten Tagen nach Release führten Serverprobleme zu langen Warteschlangen und unterbrochenen Spielsitzungen. Das ist besonders ärgerlich, da die Vorgänger problemlos offline gespielt werden konnten.

Das Auktionshaus, über das Spieler Gegenstände gegen echtes Geld handeln können, ist eine kontroverse Neuerung. Während es praktisch sein mag, wertvolle Funde zu Geld zu machen, untergräbt es das Grundprinzip des Spiels: das Finden besserer Ausrüstung durch eigene Anstrengung.

Fazit

Diablo III ist ein technisch beeindruckendes und überaus spielenswertes Action-RPG, das allerdings nicht ganz an die Magie seiner Vorgänger heranreicht. Blizzard hat ein zugänglicheres, moderneres Spiel geschaffen, dabei aber einige der Eigenschaften aufgegeben, die die Serie einst so besonders machten.

Die Stärken liegen klar in der exzellenten Präsentation, der variantenreichen Charakter-Entwicklung und dem nach wie vor süchtig machenden Loot-System. Das Kampfsystem fühlt sich fantastisch an und die verschiedenen Klassen bieten genug Abwechslung für viele Durchgänge. Technisch ist das Spiel eine Wucht, auch wenn die hellere Optik Geschmackssache bleibt.

Die Schwächen sind aber nicht von der Hand zu weisen: Der Online-Zwang ist ein Ärgernis, das vereinfachte Charaktersystem nimmt dem Spiel etwas von seiner Tiefe und die geradlinige Story-Erzählung kann nicht mit der atmosphärischen Dichte der Vorgänger mithalten. Das Auktionshaus ist eine fragwürdige Designentscheidung, die das Spiel in Richtung Pay-to-Win drängt.

Dennoch ist Diablo III ein empfehlenswertes Spiel, das Action-RPG-Fans definitiv eine Chance geben sollten. Es ist vielleicht nicht das Diablo, das sich langjährige Fans gewünscht haben, aber es ist ein verdammt gutes Spiel für sich genommen. Blizzard hat gezeigt, dass sie immer noch wissen, wie man fesselnde Gameplay-Schleifen erschafft – auch wenn der Weg dorthin nicht immer geradlinig war.

Für Veteranen der Serie ist Diablo III ein durchwachsenes Wiedersehen mit alten Bekannten, für Neueinsteiger hingegen ein exzellenter Einstieg in ein legendäres Franchise. Die Zeit wird zeigen, ob die geplanten Patches und Erweiterungen die größten Kritikpunkte ausräumen können. Bis dahin bleibt Diablo III ein solides, wenn auch nicht perfektes Abenteuer in den Tiefen der Hölle.

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