EA Sports FC 25

[Review] EA Sports FC 25

Mit EA Sports FC 25 geht die Fußballsimulation von Electronic Arts bereits in ihre zweite Saison ohne FIFA-Lizenz. Nach dem erfolgreichen, wenn auch etwas vorsichtigen Neustart im vergangenen Jahr stellt sich die Frage: Hat EA Sports nun endlich den Mut gefunden, größere Schritte zu wagen? Oder bekommen wir wieder nur ein jährliches Update mit kosmetischen Anpassungen? Die Antwort darauf ist differenzierter als man zunächst vermuten würde. Denn während FC 25 tatsächlich keine Revolution darstellt, zeigt sich bei genauerem Hinsehen ein Titel, der durch unzählige kleine Verbesserungen und zwei zentrale Neuerungen durchaus Mehrwert bietet. Ob das für den Vollpreis ausreicht, hängt stark davon ab, was man von einer modernen Fußballsimulation erwartet.

Der grüne Rasen ruft erneut

Wer EA Sports FC 24 gespielt hat, wird sich auf den ersten Blick sofort zurechtfinden. Das Menüdesign ist nahezu identisch, die Farbgebung unverändert und selbst erfahrene Spieler mussten beim ersten Start zweimal hinschauen, ob sie tatsächlich den richtigen Titel gebootet haben. Doch dieser erste Eindruck täuscht. Hinter der vertrauten Fassade werkelt ein deutlich ambitionierteres Spiel als im Vorjahr. Die Entwickler haben an zahlreichen Stellschrauben gedreht, was sich besonders auf dem Rasen bemerkbar macht. Das Spielgefühl ist anders, strategischer und in manchen Bereichen auch anspruchsvoller geworden.

Die umfangreiche Lizenzvielfalt bleibt ein Kernstück des Spiels. Von der Bundesliga über alle drei deutschen Profiligen bis hin zur Premier League, LaLiga und zahlreichen weiteren europäischen Ligen ist nahezu alles vertreten, was Rang und Namen hat. Lediglich einige italienische Vereine wie Inter Mailand, Atalanta Bergamo und Lazio Rom fehlen aufgrund exklusiver Verträge mit Konami und müssen mit Fantasienamen auskommen. Dafür wurde die Integration des Frauenfußballs weiter ausgebaut, was ein längst überfälliger und wichtiger Schritt ist. Mit spielbaren Ligen und sogar einer eigenen Ikone zeigt EA Sports hier ein klares Bekenntnis zur Gleichstellung.

FC IQ bringt taktische Tiefe

Die wohl bedeutendste Neuerung trägt den Namen FC IQ und wird zu Beginn des Spiels höchstpersönlich von Zinedine Zidane vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein KI-gestütztes System, das auf realen Daten basiert und die taktischen Möglichkeiten erheblich erweitert. FC IQ erlaubt es erstmals, sich von starren Formationen zu lösen und flüssige Taktikwechsel während des Spiels umzusetzen, wie man sie aus dem echten Fußball kennt. Man denke an Carlo Ancelottis Real Madrid, das nahtlos zwischen verschiedenen Systemen wechselt. Genau das ist nun auch virtuell möglich.

Kern des Systems sind die erweiterten Spielerrollen. Jeder Akteur auf dem Platz kann nun eine spezifische Rolle einnehmen, die sein Verhalten sowohl mit als auch ohne Ball definiert. Besonders Topspieler verfügen über Spielerrollen mit doppelten Pluszeichen, was ihre Bedeutung für das Team nochmals unterstreicht. Ein Verteidiger mit der Rolle „Stopper“ sticht präzise aus der letzten Reihe heraus, um gegnerische Angreifer schon bei der Ballannahme zu stören. Ein „Falseback“ bewegt sich mustergültig von der Außenverteidiger-Position ins Zentrum und wird zum zusätzlichen Mittelfeldspieler.

In der Praxis funktioniert das System gut, hat aber auch seine Tücken. Bei starken Teams mit hochkarätigen Spielern entfaltet FC IQ sein volles Potenzial und ermöglicht beeindruckende taktische Variationen. Bei schwächeren Mannschaften offenbart die KI allerdings noch Probleme. Verteidiger laufen teilweise unnatürliche Muster ab, als würden sie an unsichtbaren Wänden entlanglaufen oder sich starr an ihre zugewiesene Position klammern. Hier fehlt gelegentlich die Spontanität, die den realen Fußball auszeichnet. Dennoch ist FC IQ ein mutiger Schritt in die richtige Richtung und wird mit kommenden Updates sicher noch verfeinert werden.

Rush bringt frischen Wind

Die zweite große Neuerung ist der Rush-Modus, der das wenig beliebte Volta ersetzt. Rush orientiert sich an modernen Kleinfeld-Formaten wie der Baller League oder Icon League und bietet 5-gegen-5-Matches auf kompakten Spielfeldern. Die Arenen sind modern gestaltet, dicht gefüllt mit Zuschauern und versprühen deutlich mehr Flair als die Graffiti-verzierten Hinterhöfe aus Volta. Obwohl die Matches in Hallen stattfinden, gibt es weiterhin eine Aus-Zone – ein klarer Unterschied zum klassischen Hallenfußball mit Banden, was Puristen möglicherweise enttäuschen wird.

Die Regeln wurden kreativ angepasst. Die Abseitsregel orientiert sich am Eishockey, es gibt Blaue Karten für Zeitstrafen und statt Elfmeter treten Spieler im 1-gegen-1-Duell gegen den Torwart an. Rush funktioniert überraschend gut und bietet eine willkommene Abwechslung zum klassischen 11-gegen-11-Fußball. Das Tempo ist höher, Positionsspiel und Teamarbeit rücken in den Vordergrund, während Tricks zur Nebensache werden. Besonders gelungen ist die Integration in andere Modi. In der Karriere absolvieren Jugendspieler regelmäßig Rush-Turniere, was ihrer Entwicklung einen Boost verleiht und gleichzeitig für Abwechslung sorgt. Auch in Ultimate Team, Clubs und im Anstoß-Modus ist Rush verfügbar.

Allerdings zeigt sich im Online-Spiel mit Fremden ein bekanntes Problem. Viele Spieler ignorieren das Teamplay komplett und konzentrieren sich ausschließlich auf individuelle Aktionen, um ihre persönlichen Statistiken zu pushen. Mit einer eingespielten Truppe oder Freunden entfaltet Rush jedoch sein volles Potenzial und ist eine echte Bereicherung für das Spielerlebnis.

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Gameplay mit Ecken und Kanten

Auf dem Rasen selbst hat EA Sports am Feintuning gearbeitet, ohne das Grundgerüst komplett zu überarbeiten. Der Spielaufbau ist etwas langsamer geworden, Pässe fühlen sich kraftvoller an und erfordern mehr Präzision. Wer zu viel Druck gibt oder die Richtung auch nur leicht verzieht, riskiert einen Fehlpass. Dribblings wurden entschärft, manuelles Verteidigen wird häufiger belohnt. Selbst ein Kylian Mbappé kann nicht mehr einfach im Vollsprint an gut positionierten Verteidigern vorbeiziehen. Das kontrollierte Dribbling ist nicht mehr so dominant wie im Vorgänger, was zu einem ausgewogeneren Spielfluss führt.

Die PlayStyles für Torhüter wurden ebenfalls erweitert und sind nun auch als Plus-Varianten verfügbar. Der neue „Deflector“-PlayStyle sorgt dafür, dass Schüsse weiter nach außen und vom Tor weg abgewehrt werden, was die Anzahl an Abstaubern reduziert. Dennoch machen Keeper weiterhin Fehler, besonders schwächer bewertete Torhüter ähneln bei manchen Paraden dem sprichwörtlichen nassen Sack. Schlenzer, die in FC 24 noch regelmäßig im Giebel landeten, sind nun besser ausbalanciert und treffen nicht mehr automatisch.

Ein kleiner Kritikpunkt ist das taktische Foul, das in FC 24 noch für Schulterrempler und Pressing genutzt wurde. Aus Gewohnheit wird diese Taste auch in FC 25 häufig gedrückt, was allerdings konsequent mit Gelben Karten geahndet wird und schnell zu Problemen führt. Etwas gewöhnungsbedürftig sind auch die teilweise behäbig wirkenden Bewegungen der Spieler. EA Sports hat in der Animationsdatenbank aufgeräumt, was grundsätzlich positiv ist. Allerdings scheint es einen Bug zu geben: Der standardmäßig aktivierte „Reaktionszeit-Modifikator“ bremst Gameplay und Menüs aus. Deaktiviert man diese Einstellung, fühlt sich alles deutlich flüssiger an.

Karrieremodus profitiert erheblich

Der Karrieremodus gehört zu den großen Gewinnern von FC 25. Sowohl die Spieler- als auch die Managerkarriere wurden optisch überarbeitet und inhaltlich erweitert. Die Transferoptionen sind nun deutlich ausgefeilter und erlauben eine gezieltere Suche nach Spielern, die zur eigenen Strategie passen. Die Integration von FC IQ macht sich hier besonders bemerkbar. Wer nach ein paar Saisons ein funktionierendes Team mit passender Taktik aufgebaut hat, wird mit einem extrem befriedigenden Spielerlebnis belohnt.

Das Scouting wurde ebenfalls überarbeitet, die Jugendarbeit bietet mehr Möglichkeiten und das Training ist vielseitiger geworden. Nahezu alle Aspekte des Karrieremodus profitieren von den Neuerungen, was zu einem deutlich tieferen und strategischeren Erlebnis führt. Für Spieler, die ohnehin bevorzugt Offline-Modi spielen, ist FC 25 daher ein klares Upgrade gegenüber dem Vorgänger.

Ultimate Team bleibt kontrovers

Bei Ultimate Team hat sich erwartungsgemäß wenig geändert. EA Sports setzt weiterhin auf das lukrative Pay-to-Win-Modell, das seit Jahren für Diskussionen sorgt. Positiv ist, dass es keine Vertragskarten mehr gibt und auch hier der Rush-Modus integriert wurde. Wer bisher Spaß an Ultimate Team hatte, wird auch in FC 25 auf seine Kosten kommen. Wer das Monetarisierungsmodell ablehnt, findet hier keinen Grund seine Meinung zu ändern. Mittlerweile gibt es sogar einen kostenpflichtigen Premium Battle Pass, der Ultimate Team-Packs und Spielerobjekte enthält. Das dürfte bei vielen Spielern auf Kritik stoßen, da der Vollpreistitel bereits 80 Euro kostet.

Präsentation auf höchstem Niveau

Technisch macht EA Sports FC 25 nahezu alles richtig. Die Grafik ist detailliert, die Stadionatmosphäre grandios und die Performance auf aktuellen Konsolen butterweich. Die Spielergesichter sind erkennbar und wirken lebendig, auch wenn sie bei genauerer Betrachtung nicht ganz mit der Fotorealismus-Spitze konkurrierender Sportspiele mithalten können. Auf der Nintendo Switch müssen erwartungsgemäß Abstriche gemacht werden, aber selbst dort ist die Präsentation solide genug, um Spaß zu haben.

Der Soundtrack ist stimmungsvoll und untermalt das Geschehen dezent, während die Kommentatoren ihre Arbeit professionell verrichten. Die deutsche Synchronisation ist wie gewohnt auf hohem Niveau, was man den Entwicklern hoch anrechnen muss. In den entscheidenden Momenten wird die Dramatik gekonnt transportiert, wobei sich die Kommentatoren nach mehreren Partien naturgemäß wiederholen.

Die Zukunft der Reihe

Blickt man auf FC 25, zeigt sich ein zwiespältiges Bild. Einerseits ist es zweifellos die beste Fußballsimulation, die je entwickelt wurde. Die Summe der kleinen Verbesserungen, kombiniert mit FC IQ und Rush, ergibt ein rundes Gesamtpaket, das technisch und spielerisch überzeugt. Andererseits stellt sich die Frage, ob diese inkrementellen Updates den jährlichen Vollpreis rechtfertigen. Für Gelegenheitsspieler, die nur alle paar Jahre zuschlagen, ist FC 25 ohne Zweifel ein Pflichtkauf. Für Besitzer von FC 24 sieht die Sache differenzierter aus.

Das eigentliche Problem der Reihe liegt tiefer. Die Gameplay-Fahnenstange ist seit Jahren erreicht. Es gibt schlichtweg nur begrenzten Spielraum für Innovationen, wenn man eine realistische Fußballsimulation entwickeln möchte. Ein richtiger Story-Modus fehlt nach wie vor, eine frei begehbare Umgebung im Stil von NBA 2K wäre wünschenswert und ein authentischer Hallenmodus bleibt Wunschdenken. EA Sports bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen den Erwartungen der Fans und den wirtschaftlichen Zwängen eines jährlichen Release-Zyklus.

Die Monetarisierungsstrategie mit Ultimate Team und dem neuen Battle Pass wirft zudem ethische Fragen auf. Ein Vollpreistitel für 80 Euro sollte eigentlich nicht zusätzlich auf aggressive Mikrotransaktionen setzen müssen. Hier wäre mehr Fingerspitzengefühl wünschenswert, zumal gerade jüngere Spieler oft nicht die nötige Distanz zu solchen Systemen haben.

Fazit zu EA Sports FC 25

EA Sports FC 25 ist eine gelungene Evolution, keine Revolution. Die Neuerungen sind sinnvoll, FC IQ bringt taktische Tiefe und Rush ist eine willkommene Ergänzung zum Spielerlebnis. Technisch gibt es kaum etwas zu bemängeln und der Karrieremodus profitiert erheblich von den Anpassungen. Dennoch bleibt ein fahler Beigeschmack, denn die Frage nach dem Mehrwert gegenüber dem Vorgänger lässt sich nicht eindeutig beantworten.

Für Fans der Reihe, die jedes Jahr zugreifen, ist FC 25 ein solider Kauf. Wer FC 24 übersprungen hat oder generell nur gelegentlich zu Fußballsimulationen greift, bekommt hier das beste Produkt seiner Art. Besitzer des Vorgängers sollten hingegen genau überlegen, ob ihnen die Verbesserungen den Vollpreis wert sind. Vielleicht wäre es an der Zeit, dass EA Sports über alternative Vertriebsmodelle nachdenkt – ein lebendes Spiel mit regelmäßigen Updates könnte die Zukunft sein. Bis dahin bleibt FC 25 das, was es ist: Eine hervorragende Fußballsimulation, die in ihrer Nische konkurrenzlos ist, aber Jahr für Jahr vor der Herausforderung steht, sich selbst zu übertreffen.

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