Exoprimal

[Review] Exoprimal

Nach Jahren der Entwicklung bei Capcom ist Exoprimal endlich da – ein Multiplayer-Actionspiel, das Mech-Anzüge und Dinosaurier in einem futuristischen Setting vereint. Was zunächst nach einer wilden Idee klingt, die nur schwer funktionieren kann, entpuppt sich als überraschend durchdachtes Spielkonzept. Doch kann Capcoms neuester Streich die hohen Erwartungen erfüllen, oder geht das ambitionierte Vorhaben im Dinosaurier-Chaos unter?

Story

Im Jahr 2043 sind plötzlich überall Dinosaurier aufgetaucht – nicht durch Gentechnik oder Zeitreisen, sondern durch mysteriöse „Vortexe“, die diese Urzeitkreaturen in die moderne Welt spülen. Die Menschheit steht vor einer nie dagewesenen Bedrohung, doch zum Glück hat die Firma Aibius mit ihren hochmodernen Exosuit-Anzügen eine Lösung parat. Als Pilot dieser mechanischen Kampfanzüge wird man Teil der „Exofighter“-Teams, die gegen die Dinosaurier-Invasion ankämpfen.

Die Rahmenhandlung wird durch Nevis, eine scheinbar hilfreiche KI, erzählt, die die Exofighter-Teams durch ihre Missionen führt. Doch schnell wird klar, dass nicht alles so ist, wie es scheint. Was zunächst wie ein simpler Kampf gegen Dinosaurier aussieht, entwickelt sich zu einer komplexeren Geschichte über Zeitlinien, KI-Manipulation und menschliche Gier. Die Entwickler haben sich sichtlich Mühe gegeben, dem auf den ersten Blick absurden Setting eine glaubwürdige Erklärung zu geben.

Besonders interessant wird es, wenn man tiefer in die Geheimnisse um Aibius und die wahren Hintergründe der Dinosaurier-Vortexe eintaucht. Ohne zu viel zu verraten: Die Story bietet durchaus einige überraschende Wendungen und gibt dem actionlastigen Gameplay einen soliden narrativen Rahmen. Allerdings entfaltet sich die Handlung hauptsächlich durch Audio-Logs und Zwischensequenzen, was den Spielfluss gelegentlich unterbricht.

Grafik

Visuell zeigt Exoprimal, was in Capcoms hauseigener RE Engine steckt. Die Dinosaurier sind mit beeindruckender Detailverliebtheit modelliert und bewegen sich mit einer Naturgewalt, die ihren prähistorischen Vorbildern alle Ehre macht. Von kleinen Raptoren bis hin zu gigantischen T-Rex wirken alle Kreaturen authentisch und bedrohlich. Die verschiedenen Exosuit-Designs sind ebenfalls gelungen und unterscheiden sich nicht nur optisch, sondern auch in ihren Animationen deutlich voneinander.

Die Umgebungen reichen von urban verwüsteten Stadtlandschaften bis hin zu tropischen Dschungelgebieten, die alle mit der typischen Liebe zum Detail gestaltet sind, die man von Capcom kennt. Besonders beeindruckend sind die Szenen, in denen hunderte von Dinosauriern gleichzeitig auf dem Bildschirm zu sehen sind – hier zeigt die Engine ihre Stärken und sorgt für spektakuläre Schlachtfeld-Momente.

Die Lichteffekte und Partikeleffekte während der intensiven Kämpfe sind durchweg überzeugend. Wenn Laser aufeinanderprallen, Raketen explodieren und Dinosaurier in alle Richtungen fliegen, entsteht ein visuelles Spektakel, das definitiv Eindruck hinterlässt. Kleinere Schwächen zeigen sich lediglich bei einigen Texturen in den Hintergrundbereichen und gelegentlichem Pop-in bei den Gegnermassen.

Sound

Auditiv bietet Exoprimal eine solide Leistung, die allerdings nicht ganz an die visuelle Pracht heranreicht. Der Soundtrack changiert zwischen orchestralen Action-Themen und futuristischen Synthesizer-Klängen, ohne dabei wirklich im Gedächtnis zu bleiben. In den hitzigen Gefechten erfüllt die Musik durchaus ihren Zweck und verstärkt die Intensität der Schlachten, doch echte Ohrwürmer sind rar gesät.

Die Soundeffekte hingegen überzeugen voll und ganz. Jeder Exosuit hat seine charakteristischen Geräusche – vom mechanischen Summen des Roadblock-Anzugs bis zum futuristischen Zischen der Witchdoctor-Heilstrahlen. Die Dinosaurier brüllen, zischen und stampfen mit einer Authentizität, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Besonders die gewaltigen Schritte eines herannahenden T-Rex erzeugen eine Atmosphäre der Bedrohung, die perfekt zum Spielgeschehen passt.

Die deutsche Synchronisation ist solide, ohne dabei Glanzlichter zu setzen. Die englische Sprachausgabe wirkt etwas natürlicher, besonders bei den KI-Ansagen von Nevis. Hier hätte man durchaus noch etwas mehr Aufwand betreiben können, um die emotionale Tiefe der Charaktere besser zu transportieren.

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Gameplay

Das Herzstück von Exoprimal bildet der teambasierte Multiplayer-Modus „Dino Survival“, in dem zwei Fünfer-Teams gegeneinander antreten – allerdings nicht direkt, sondern in einem Wettrennen gegen die Zeit. Das Ziel ist simpel: Erledige die von der KI Nevis gestellten Aufgaben schneller als das gegnerische Team. Diese Aufgaben reichen vom simplen Ausschalten einer bestimmten Anzahl von Dinosauriern über Eskort-Missionen bis hin zu komplexeren Szenarien.

Die zehn verschiedenen Exosuit-Klassen bieten erfreulich unterschiedliche Spielstile. Während Zephyr mit seinen schnellen Angriffen und hoher Mobilität perfekt für Hit-and-Run-Taktiken geeignet ist, fungiert Roadblock als klassischer Tank mit massiven Schilden und Verteidigungsfähigkeiten. Besonders interessant sind die Support-Anzüge wie Witchdoctor, der sowohl heilen als auch Schaden verursachen kann. Jeder Suit fühlt sich einzigartig an und erfordert eine andere Herangehensweise.

Das Wechseln zwischen den Anzügen während einer Mission ist nicht nur möglich, sondern oft auch notwendig. Wenn das Team plötzlich mehr Feuerkraft braucht oder ein zusätzlicher Heiler gefragt ist, kann man binnen Sekunden die Rolle wechseln. Dieses System sorgt für eine bemerkenswerte taktische Tiefe, die in anderen Team-Shootern oft fehlt.

Die Dinosaurier selbst fungieren als mehr als nur einfache Zielscheiben. Jede Spezies hat ihre eigenen Verhaltensmuster und Schwächen. Raptoren greifen in Rudeln an und sind extrem agil, Triceratops sind tankartige Geschosse, die alles niederwalzen, und Flugsaurier attackieren aus der Luft. Die Vielfalt der Gegner sorgt dafür, dass keine Mission wie die andere verläuft.

Besonders spannend wird es, wenn gegen Ende einer Mission das direkte PvP freigeschaltet wird. Plötzlich kämpfen beide Teams nicht nur gegen Dinosaurier, sondern auch gegeneinander – und das kann das Blatt in letzter Sekunde wenden. Diese Momente sorgen für Adrenalinstöße und unvergessliche Comeback-Situationen.

Der Fortschrittsmechanismus basiert auf einem Battle Pass-System, das neue Anzüge, Skins und Emotes freischaltet. Während die Grundversion des Spiels alle spielerischen Inhalte bietet, sind kosmetische Upgrades teilweise kostenpflichtig. Das aufleveln der einzelnen Exosuits schaltet neue Fähigkeiten und Module frei, die das Gameplay weiter vertiefen.

Langzeitmotivation

Hier zeigen sich die Stärken und Schwächen von Exoprimal gleichermaßen. Die Core-Gameplay-Schleife ist ungemein befriedigend und sorgt dafür, dass man immer wieder „nur noch eine Runde“ spielt. Die verschiedenen Exosuit-Kombinationen und taktischen Möglichkeiten bieten genug Abwechslung für dutzende Stunden Spielzeit.

Allerdings ist die Kartenauswahl zum Launch noch recht begrenzt, und nach einigen Dutzend Stunden können sich die Missionen repetitiv anfühlen. Capcom hat bereits Updates und neue Inhalte angekündigt, doch zum aktuellen Zeitpunkt hängt die Langzeitmotivation stark davon ab, wie sehr man das Grundkonzept zu schätzen weiß.

Das Ranking-System und die verschiedenen Schwierigkeitsgrade sorgen für zusätzliche Herausforderungen, doch echte Hardcore-Spieler könnten sich nach mehr Tiefe sehnen. Die Balance zwischen Zugänglichkeit und Komplexität ist Capcom grundsätzlich gelungen, auch wenn Veteranen des Genres vielleicht mehr Fleisch am Knochen erwartet hätten.

Fazit

Exoprimal ist ein ungewöhnliches Spiel, das seine abstruse Grundidee überraschend gut umsetzt. Was hätte schiefgehen können – Mechs gegen Dinosaurier klingt nach billigem B-Movie-Trash – funktioniert dank solider Mechaniken und durchdachtem Teamplay-Design erstaunlich gut. Capcom hat ein einzigartiges Spielerlebnis geschaffen, das sich deutlich von anderen Multiplayer-Shootern abhebt.

Die technische Umsetzung ist größtenteils gelungen, auch wenn die Präsentation nicht ganz an die Spitzenklasse heranreicht. Das Gameplay ist süchtig machend und bietet genug Abwechslung, um über Stunden zu fesseln. Wer bereit ist, sich auf das unkonventionelle Setting einzulassen, wird mit einem durchaus unterhaltsamen Erlebnis belohnt.

Problematisch ist allerdings der begrenzte Umfang zum Launch und die Frage nach der langfristigen Unterstützung durch Capcom. Ob sich Exoprimal dauerhaft etablieren kann, hängt maßgeblich davon ab, wie konsequent neue Inhalte nachgeliefert werden. Für Fans von teambasierten Shootern, die etwas Neues ausprobieren möchten, ist Exoprimal definitiv einen Blick wert – vorausgesetzt, man kann sich mit dem schrägen Dinosaurier-Mech-Setting anfreunden.

Am Ende ist Exoprimal ein solides Action-Spiel mit einer verrückten, aber charmanten Prämisse. Es wird nicht jeden überzeugen, aber wer sich darauf einlässt, bekommt ein erfrischend anderes Multiplayer-Erlebnis geboten, das durchaus seine Berechtigung hat. Capcom hat bewiesen, dass auch abwegige Ideen funktionieren können, wenn sie mit der nötigen Sorgfalt umgesetzt werden.

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