Jedes Jahr geht für Fans des virtuellen Fußballs dasselbe Fragespiel los – was hat EA Sports, beziehungsweise das Entwickler-Team von EA Canada, dieses Jahr für Neuerungen und Verbesserungen in petto? Möglicherweise viele, aber haben sie diese auch ins Spiel gepackt? Muss man diese wieder mit der Lupe suchen? In der Tat gab es in den letzten Jahren immer wieder viel Kritik aus der Spielergemeinde, meistens geht es darum das man das gebotene auch per DLC hätte realisieren können. Immerhin konnte EA dann mit FIFA 17 endlich mal wieder ordentlich punkten, nicht nur das eine neue Grafikengine (Frostbite) verwendet wurde und die Optik damit eine ordentliche Aufwertung erfahren hat, nein es hielt auch eine Story-Modus Einzug ins Spiel und konnte insgesamt überzeugen. Auch die Lizenzen für die 3. Liga und den DFB-Pokal wollen wir nicht unerwähnt lassen.
Dieses Jahr ist dann wohl die erneute Erweiterung der im Spiel enthaltenen Lizenzen das Zugpferd in Bezug auf Neuerungen. Diese sind diesmal von ganz besonderer Güte. Nachdem im Laufe des Jahres 2018 das UEFA-Lizenzabkommen von Pro Evolution Soccer auslief und Konami scheinbar kein Interesse an einer Erneuerung hatte, kam dann nach einigen Wochen der Spekulation, die Nachricht das EA zugeschlagen hat. Somit sind nun alle wichtigen Ligen und Wettbewerbe im Spiel enthalten und nachdem PES vor ein paar Jahren anfing zu schwächeln, ist FIFA 19 also nicht nur in dieser Hinsicht nun die absolute Referenz, was Fußball-Videospiele angeht. Das kann man so festhalten und braucht dafür nicht mal einen Test des aktuellen Ablegers. Trotzdem wollen wir natürlich schauen, was wir dieses Jahr geboten bekommen, auch im Interesse der Spieler, die vielleicht nicht jedes Jahr parat stehen und dafür sorgen das FIFA eines der best verkauften Spiele ist und die Bestenlisten dominiert.
Etwas enttäuschend ist es im ersten Moment schon, wenn man FIFA 19 startet und denkt es ist alles beim alten. Die Marketing-Abteilung würde vielleicht sagen, es ist wie nach Hause kommen, oder dem Kunden bietet sich der gewohnte oder vertrautet Anblick. Klar, man findet sich direkt zurecht, das stimmt schon. Es ist aber in der Hinsicht auch etwas seltsam, wie soll man jemanden dafür kritisieren, das er ein hervorragend funktionierendes und tolles Produkt nicht jedes Jahr ändert und Arbeit in Dinge investiert, die man über Jahre hinweg optimiert hat. Immerhin hat man ja auch neue Features eingebaut und, wie bereits angesprochen, sogar die Grafikengine gewechselt um in diesem Bereich Fortschritte zu erreichen. Natürlich ist da auch der Einstiegspunkt für Kritiker, die sagen man sollte darüber nachdenken dies per DLC zu machen. Aber ganz ehrlich, die Verkaufszahlen sprechen derzeit klar für EA.
Hat man dann die erste Verwirrung abgelegt, dann darf man sich auch endlich mal mit den wirklichen Neuerungen auseinandersetzen, denn in der Tat hat FIFA 19 da mehr zu bieten, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Das neue Active Touch System sorgt für ein völlig neues Feeling bei Ballannahmen, engere Ballführung und ermöglicht einige wirklich feine neue Moves. Durch die wirklich hochwertige Optik des Spiels bekommt man wirklich immer wieder den Eindruck ein reales Fußballspiel zu sehen. Das überarbeitet Taktik-System bietet noch mehr Möglichkeiten und lässt neue ausgefeilte taktische Finessen zu.
Dank der UEFA Lizenz, die sowohl die Wettbewerbe UEFA Champions League, UEFA Europa League und den UEFA Supercup umfasst, sind diese Wettbewerbe jetzt in diversen Spielmodi verfügbar. Beispielsweise im Ultimate-Team und im Karriere-Modus. Die Champions League wurde sogar als separater Spiel-Modus eingebunden, damit man sich direkt mit den Besten der Besten messen kann.
Optisch ist FIFA 19 allererste Sahne, das kann man nicht anders sagen. Die allgemeine Grafik, die Bewegungen der Spieler, das Aussehen der Spieler, das ganze drum herum. Die Soundkulisse ist bombastisch, Stadion-Feeling pur und die Musikauswahl ist auch gewohnt spitze. Lediglich die Kommentatoren laden nach wenigen Partien mal wieder zum Abschalten ein. Nichts gegen Frank Buschmann und Wolff-Dieter Fuß, das sind Profis und die gehören zum Fußball quasi dazu, also super das sie auch in der entsprechenden Simulation dabei sind. Aber seit Jahren quält uns EA mit den immer wiederkehrenden Phrasen und Sprüchen die oft weder zur Situation noch zum Spielstand passen. Hier muss endlich mal nachgebessert werden, das erwarte ich dann eben von der absoluten Fußball-Referenz.
Ein Wiedersehen gibt es auch mit Alex Hunter, in „The Journey Champions“ dem dritten und letzten Kapitel seiner Reise. Mit von der Partie sind seine Schwester Kim und sein Kumpel Danny „The Williams“ Williams. Natürlich dürfen auch die Jungs jetzt in der Champions League ran, während Kim versucht in den Kader der USA für die Weltmeisterschaft im Frauenfußball zu kommen um dort nach dem Pott zu greifen. Das ist dann auch sicher der einzige Reibungspunkt für Neueinsteiger oder für Spieler die gerne mal einen Teil der FIFA-Reihe auslassen, aber wenn man gefallen an „The Journey Champions“ gefunden hat, dann lassen sich die ersten beiden Teile ja noch nachholen. Spannend wird dann in diesem Punkt auch die Frage (mal wieder) was EA uns dann nächstes Jahr präsentiert.
Persönliches Fazit zu The Journey Champions
Mit persönlich gefällt der Story-Modus in FIFA sehr gut und auch das Prinzip mit den Fortsetzungen, also eine Gestaltung als eine Art Serie, hat mir gut gefallen. Trotzdem fand ich ein paar Dinge in The Journey Champions nicht ganz rund. Zum einen sind mir in der Einleitung ein paar Fehler aufgefallen, man hatte den Eindruck das es egal war, welche Ergebnisse man erzielte, oder was sich ereignete, man wollte den Spieler auf einen bestimmten Weg bringen. Dabei taten sich ein paar Logiklöcher auf, die teilweise sehr offensichtlich waren. Dann war es teilweise so das bestimmte Auswahlmöglichkeiten bei Gesprächen irgendwie andere Ereignisse auslösten, als man im ersten Moment vermuten konnte und gelegentlich hatte man auch hier das Gefühl es ist egal was man sagt. Von sich wiederholenden Interviews will ich gar nicht erst reden. Man hat im Story-Modus jeden der drei Charaktere zu wählen und deren Story weiterzuspielen, das Spiel gibt aber immer eine Empfehlung raus wen man gerade wählen sollte um ein optimales Story-Erlebnis zu bekommen. Ich würde jetzt ja gerne sagen, hier bietet sich eine Art Wiederspielwert, mag das aber nicht wirklich übers Herz bringen. Am liebsten habe ich mit The Williams gespielt, der Kerl wurde mir nach und nach richtig sympathisch. Auf der anderen Seite ging mir Alex phasenweise auf den Sa…ch‘ ich lieber nicht. Zum Ende hin bekam er aber noch die Kurve. Kim ist das Küken der Truppe, teilweise etwas naiv-süß, bleibt gelegentlich etwas blass, es machte aber trotzdem Spaß mit ihr voranzukommen.
Fazit
EA Sports liefert mit FIFA 19 (wie) selbstverständlich auch dieses Jahr das im Gesamtpaket beste Fußballspiel. Das Spiel ist perfekt durchgestylt, bietet viele Möglichkeiten und ist mit den neuen Lizenzen jetzt super ausgestattet. Es nähert sich wirklich immer mehr der Perfektion an, zumindest was die Darstellung und Umsetzung des Fußballsports angeht. Die Neuerungen sind dennoch zu gering, um da jetzt mit wehenden Fahnen alle Spieler in den Laden zu lotsen. Die meisten werden es eh tun und auch jetzt wird es wieder die übliche Kritik geben, das es sich doch nur um ein kleines Update handelt. Auch das es sich quasi um das 25. Spiel, also um eine Jubiläumsausgabe handelt, wurde nicht wirklich zelebriert und gewürdigt. Unabhängig von den Vorgängern und etwas objektiver betrachtet ist FIFA 19 aber eine absolut runde Sache und ein wirklich gelungenes Spiel.
