FINAL FANTASY XVI

[Review] Final Fantasy XVI

Mit Final Fantasy XVI wagt Square Enix einen radikalen Neuanfang für die traditionsreiche JRPG-Serie. Das Action-RPG von Producer Naoki Yoshida und Creative Business Unit III führt uns nach Valisthea, eine Welt geprägt von politischen Intrigen, mächtigen Kristallen und den gottgleichen Esper-Wesen Eikons. Nach einer Entwicklungszeit von über sechs Jahren erscheint der PlayStation 5-Exklusivtitel am 22. Juni 2023 und markiert einen Wendepunkt für Final Fantasy – weg von den klassischen Rollenspielelementen, hin zu einem actionbetonten Abenteuer mit deutlichen Anleihen an Game of Thrones und Devil May Cry.

Story

Final Fantasy XVI erzählt die Geschichte von Clive Rosfield, dem Sohn des Herzogs von Rosaria, dessen Leben durch eine verheerende Tragödie aus den Fugen gerät. Als Erstgeborener ist Clive eigentlich dazu bestimmt, den mächtigen Eikon Phoenix zu erwecken – doch diese Ehre fällt seinem jüngeren Bruder Joshua zu. Stattdessen wird Clive zum „First Shield“ seines Bruders ernannt und schwört, ihn zu beschützen. Diese brüderliche Verbundenheit und das komplexe Verhältnis zwischen den Geschwistern bildet das emotionale Herzstück der Geschichte.

Doch das Schicksal schlägt gnadenlos zu: Bei einer Zeremonie erscheint ein dunkler Eikon namens Ifrit und tötet Joshua sowie Clives Vater. Clive, der sich selbst für diese Tragödie verantwortlich macht, wird in die Sklaverei verkauft und muss als gezeichneter „Bearer“ – Menschen, die Magie wirken können – über ein Jahrzehnt lang dienen. Als erwachsener Mann macht er sich auf die Suche nach Ifrits Träger, um Rache für den Tod seiner Familie zu nehmen.

Die Geschichte von Final Fantasy XVI ist bewusst erwachsener und düsterer gehalten als ihre Vorgänger. Politische Machtkämpfe zwischen den verschiedenen Nationen Valistheas, Sklaverei, Unterdrückung und Krieg prägen die Atmosphäre. Die Welt ist geprägt von der Ressourcenknappheit der Mutter-Kristalle und den daraus resultierenden Konflikten. Dabei schafft es das Spiel, auch intime Momente zwischen den Charakteren zu schaffen und die persönlichen Tragödien in den größeren Kontext der Weltgeschichte einzubetten.

Besonders bemerkenswert ist die Art, wie Final Fantasy XVI mit seinen Erwachsenen-Themen umgeht. Die Geschichte scheut sich nicht vor brutalen Szenen oder komplexen moralischen Dilemmata. Die Charakterentwicklung von Clive, der vom privilegierten Adeligen zum rachsüchtigen Söldner und schließlich zum Anführer einer Widerstandsbewegung wird, ist glaubwürdig und nachvollziehbar inszeniert.

Grafik

Technisch setzt Final Fantasy XVI neue Maßstäbe für die Serie. Die Präsentation ist durchweg cineastisch und erinnert oft mehr an einen Blockbuster-Film als an ein Videospiel. Die Charaktermodelle sind detailreich und ausdrucksstark animiert, besonders in den zahlreichen Zwischensequenzen, die nahtlos in das Gameplay übergehen. Die Gesichtsanimationen und Mimik der Hauptcharaktere erreichen ein beeindruckendes Niveau, das den emotionalen Momenten der Story die nötige Glaubwürdigkeit verleiht.

Das absolute Highlight sind jedoch die spektakulären Eikon-Kämpfe, in denen die mächtigen Götter-Wesen in gigantischen Duellen aufeinandertreffen. Diese Sequenzen sind nicht nur visuell atemberaubend, sondern nutzen die volle Leistung der PlayStation 5 aus. Wenn Phoenix und Ifrit ihre Kräfte messen oder Bahamut den Himmel mit seinen Angriffen erleuchtet, entstehen Momente von einer Epicness, die ihresgleichen sucht. Die Kameraführung und Choreographie dieser Kämpfe ist meisterhaft und lässt das Herz jedes Kaiju-Film-Fans höher schlagen.

Die Umgebungen von Valisthea sind detailverliebt gestaltet und spiegeln die verschiedenen Regionen und Kulturen glaubwürdig wider. Von den grünen Wiesen Rosarias über die Wüsten von Dhalmekia bis zu den kristallinen Gebirgslandschaften – jede Region besitzt ihren eigenen visuellen Charakter. Die Beleuchtung und Effekte, besonders bei Magie und Elementar-Angriffen, sind beeindruckend umgesetzt.

Kleine technische Unsauberkeiten, wie gelegentlich etwas träge ladende Texturen oder minimale Framerate-Einbrüche in besonders actionreichen Momenten, fallen angesichts der insgesamt hervorragenden Präsentation kaum ins Gewicht. Final Fantasy XVI gehört zweifelsohne zu den schönsten Spielen auf PlayStation 5 und demonstriert eindrucksvoll, was mit der aktuellen Konsolengeneration möglich ist.

Sound

Wie gewohnt bei Final Fantasy-Spielen ist auch der Sound von höchster Qualität. Der Soundtrack von Masayoshi Soken ist eine Meisterleistung, die von orchestralen Balladen über epische Kampfmusik bis hin zu düsteren Ambient-Sounds alles bietet, was das Herz begehrt. Besonders die Musikstücke während der Eikon-Kämpfe sind unvergesslich und verstärken die ohnehin schon beeindruckenden visuellen Spektakel um ein Vielfaches.

Die Sprecher leisten durchweg exzellente Arbeit. Ben Starr als Clive Rosfield bringt die verschiedenen Lebensphasen und emotionalen Zustände seines Charakters glaubwürdig rüber, von der jugendlichen Naivität über rachsüchtige Verbitterung bis hin zur reifen Entschlossenheit. Die gesamte englische Synchronisation wirkt professionell und authentisch, was bei einem Spiel dieser Größenordnung nicht selbstverständlich ist.

Die Soundeffekte, von den wuchtigen Schwertschlägen über die magischen Zauber bis hin zu den gewaltigen Eikon-Attacken, sind kraftvoll und präsent abgemischt. Besonders mit einem guten Headset oder Surround-System entfaltet Final Fantasy XVI seine volle akustische Wirkung. Die Umgebungsgeräusche tragen zusätzlich zur dichten Atmosphäre bei und lassen die Welt von Valisthea lebendig wirken.

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Gameplay

Final Fantasy XVI vollzieht einen radikalen Systemwechsel für die Serie und verabschiedet sich von den klassischen JRPG-Mechaniken. Statt rundenbasierter Kämpfe setzt das Spiel auf Echtzeit-Action-Combat, das stark von Spielen wie Devil May Cry inspiriert ist. Clive kann verschiedene Schwertkombinatoren ausführen, ausweichen, blocken und parieren. Das Kampfsystem fühlt sich flüssig und reaktionsschnell an, auch wenn es nicht ganz die Tiefe und Präzision der besten Action-Spiele erreicht.

Das Besondere an Final Fantasy XVI sind die Eikon-Kräfte, die Clive im Verlauf der Geschichte erlernt. Jeder Eikon bringt eigene Fähigkeiten mit sich: Phoenix bietet Heilung und Feuermagie, Garuda ermöglicht Luft-Combos und Windattacken, Ramuh spezialisiert sich auf Blitzmagie. Diese können in drei verschiedenen Loadouts kombiniert werden, was verschiedene Spielstile ermöglicht. Die Eikon-Fähigkeiten haben Cooldown-Zeiten und erfordern strategisches Timing, besonders in den anspruchsvolleren Kämpfen.

Die RPG-Elemente sind stark vereinfacht worden. Es gibt keine klassischen Level-ups mit Attributspunkten, stattdessen steigen Clives Werte automatisch. Anpassung erfolgt hauptsächlich über die Auswahl der Eikon-Fähigkeiten und verschiedene Ausrüstungsgegenstände. Ein Fertigkeitsbaum für jede Eikon-Kraft bietet Verbesserungen und neue Fähigkeiten, die mit gesammelten Upgrade-Materialien freigeschaltet werden.

Die Nebenquests fallen leider oft generisch aus und beschränken sich meist auf simple Hol- und Bring-Aufgaben. Hier hätte mehr Abwechslung dem Spiel gutgetan. Die Hauptquest hingegen ist konstant spannend und bietet eine gute Mischung aus Erkundung, Kämpfen und cineastischen Sequenzen.

Besonders erwähnenswert sind die bereits erwähnten Eikon-Kämpfe, die spielerisch wie optisch absolute Höhepunkte darstellen. Diese Sequenzen wechseln zwischen verschiedenen Gameplay-Stilen: klassische Third-Person-Action, Shoot’em-Up-Passagen und sogar Quick-Time-Events. Diese Abwechslung sorgt dafür, dass diese Kämpfe nie langweilig werden.

Für Spieler, die mit dem Action-Combat überfordert sind, bietet Final Fantasy XVI verschiedene Hilfen und Vereinfachungen. Timely Accessories können automatisches Ausweichen oder vereinfachte Combos ermöglichen, ohne die Herausforderung komplett zu eliminieren. Dies ist ein intelligenter Ansatz, um sowohl Action-Fans als auch traditionelle JRPG-Spieler anzusprechen.

Fazit

Final Fantasy XVI ist ein mutiger Neuanfang für die traditionsreiche Serie, der nicht alle Fans gleichermaßen begeistern wird. Square Enix hat sich dafür entschieden, einen anderen Weg zu gehen: weniger Rollenspielelemente, dafür mehr Action und cineastische Präsentation. Das Ergebnis ist ein technisch beeindruckendes Action-RPG mit einer erwachsenen, politisch komplexen Geschichte und spektakulären Kämpfen.

Die Geschichte um Clive Rosfield ist packend erzählt und schreckt nicht vor düsteren Themen zurück. Die Charakterentwicklung ist gelungen, auch wenn manche Nebencharaktere mehr Tiefe vertragen hätten. Die Eikon-Kämpfe sind zweifellos ein Highlight und gehören zu den spektakulärsten Momenten, die das Medium Videospiel je hervorgebracht hat.

Das vereinfachte Kampfsystem wird puristische JRPG-Fans vor den Kopf stoßen, bietet aber flüssige Action mit genug Tiefe für mehrere Durchgänge. Die generischen Nebenquests und die linearen Fortschrittsmechaniken zeigen jedoch, dass Final Fantasy XVI kein perfektes Spiel ist.

Dennoch ist Final Fantasy XVI ein beeindruckendes Werk, das zeigt, dass die Serie auch nach über drei Jahrzehnten noch zu Innovationen fähig ist. Wer bereit ist, sich auf das neue Konzept einzulassen und eine erwachsene Fantasy-Geschichte mit spektakulären Action-Elementen erleben möchte, bekommt mit Final Fantasy XVI eines der besten Action-RPGs der aktuellen Generation. Traditionelle Final Fantasy-Fans sollten jedoch ihre Erwartungen entsprechend anpassen – dies ist ein anderes Final Fantasy, aber definitiv kein schlechteres.

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