Mit Gears of War: Reloaded kehrt The Coalition zu den absoluten Wurzeln der legendären Serie zurück – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn bei „Reloaded“ handelt es sich nicht um einen komplett neuen Ableger, sondern um ein von Grund auf neu entwickeltes Remake des allerersten Gears of War von 2006. Das Spiel, das damals das Cover-System populär machte und Genre-Standards setzte, wurde für moderne Konsolen überarbeitet und erweitert.
Diesmal gibt es eine bemerkenswerte Besonderheit: Erstmals in der Geschichte der Serie erscheint ein Gears-Titel auch für PlayStation-Konsolen. Für PlayStation-Spieler bedeutet das die Möglichkeit, ein Stück Gaming-Geschichte nachzuerleben, das ihnen bisher verwehrt war. Marcus Fenix kämpft sich nach 18 Jahren endlich auch auf Sonys Konsole durch die Ruinen von Sera.
The Coalition stand vor der Aufgabe, einen Klassiker zu modernisieren, ohne dessen Charakter zu verlieren. Das „Reloaded“ im Titel beschreibt den Ansatz recht treffend: Das Original wurde nicht nur visuell aufpoliert, sondern in wesentlichen Bereichen überarbeitet, bleibt aber im Kern das Spiel von 2006.
Story – Emergence Day im neuen Gewand
Für alle, die das Original nicht kennen: Gears of War: Reloaded erzählt die Geschichte von Marcus Fenix, einem ehemaligen Elitesoldaten, der nach 14 Jahren Haft von seinem Kameraden Dom Santiago befreit wird. Der Grund: Die Menschheit kämpft ums Überleben gegen die Locust Horde, eine aggressive Rasse unterirdischer Kreaturen, die am „Emergence Day“ plötzlich an die Oberfläche gebrochen sind und die Zivilisation zu vernichten drohen.
Marcus wird in den Dienst der COG (Coalition of Ordered Governments) zurückgeholt und muss mit dem Delta Squad eine verzweifelte Mission durchführen: Das Locust-Tunnelsystem mit einer „Lightmass Bomb“ zu zerstören und der Invasion Einhalt zu gebieten.
Die Grundstory bleibt unverändert, wurde aber durch zusätzliche Zwischensequenzen und erweiterte Dialoge angereichert. Besonders die Charakterbeziehungen, vor allem zwischen Marcus und Dom, erhalten mehr Tiefe. Auch die Hintergrundgeschichte von Sera und den Locust wird ausführlicher erklärt – hilfreich für Neulinge der Serie.
Die zusätzlichen Story-Elemente fügen sich organisch in die ursprüngliche Struktur ein. Kenner des Originals werden neue Details entdecken, ohne dass die klassische Erzählstruktur dabei leidet.
Gameplay – Bewährtes System, moderne Umsetzung
Das Gameplay basiert weiterhin auf dem Cover-System des Originals, wurde aber in praktisch allen Bereichen verfeinert. Die Grundmechaniken – von Deckung zu Deckung wechseln, blind feuern, Roadie Run – funktionieren wie gewohnt, fühlen sich aber deutlich responsiver an als 2006.
Die Steuerung wurde an moderne Standards angepasst. Das gelegentlich träge Handling des Originals gehört der Vergangenheit an. Besonders das Wechseln zwischen Deckungspositionen läuft flüssiger ab, und die Kameraführung ist geschmeidiger geworden.
Die charakteristischen Waffen sind natürlich wieder dabei. Die Lancer-Kettensäge funktioniert wie gewohnt, die anderen Waffen wurden aber überarbeitet: Die Gnasher-Shotgun hat mehr Durchschlagskraft, die Longshot klingt bedrohlicher. Dazu kommen einige neue Waffenvarianten, die das Arsenal erweitern, ohne das Balancing zu beeinträchtigen.
Viele Level wurden erweitert und bieten nun alternative Routen und mehr taktische Optionen. Der bekannte Berserker-Abschnitt bleibt intensiv, bietet aber mehr Lösungsansätze als zuvor.
Die gegnerische KI wurde ebenfalls verbessert. Die Locust nutzen Deckungen intelligenter und erfordern mehr taktisches Vorgehen. Auch die Bosskämpfe, insbesondere der Endkampf gegen General RAAM, wurden überarbeitet.
Die Kampagne dauert etwa 10-12 Stunden – etwas länger als das Original durch die zusätzlichen Inhalte. Eine angemessene Länge, die weder zu kurz noch zu lang wirkt.
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Grafik – Moderne Technik trifft klassisches Design
Visuell wurde Gears of War: Reloaded komplett neu entwickelt und nutzt die Unreal Engine 5 aus. Die Umgebungen sind deutlich detailreicher als im Original geworden. Die charakteristischen Schauplätze wie die Imulsion-Fabrik oder die Fenix-Villa wurden aufwändig neu gestaltet und wirken glaubwürdiger als zuvor.
Die Lichteffekte sind beeindruckend: Sonnenlicht, das durch zerstörte Gebäude fällt, oder Mündungsfeuer in dunklen Tunneln erzeugen eine dichte Atmosphäre. Die ikonischen Locations erkennt man sofort wieder, sie wirken aber zeitgemäßer.
Die PS5-Features werden sinnvoll eingesetzt: Das 3D-Audio der Tempest Engine hilft bei der Orientierung, wenn sich Locust durch unterirdische Tunnel bewegen. Das haptische Feedback des DualSense-Controllers reagiert unterschiedlich auf verschiedene Waffen, und die adaptiven Trigger simulieren individuelle Widerständе. Besonders bei Chainsaw-Duellen entsteht ein taktiles Feedback, das auf anderen Plattformen nicht möglich ist.
Die Charaktermodelle wurden komplett neu erstellt. Marcus, Dom, Cole Train und Baird wirken wie echte Personen statt wie Videospielfiguren. Die Gesichtsanimationen in den Cutscenes erreichen einen hohen Standard.
Auch die Locust-Horde wurde visuell überarbeitet. Drones, Wretches und Boomer sehen bedrohlicher aus als im Original. Die großen Setpiece-Momente, wenn etwa ein Corpser aus dem Boden bricht, sind visuell eindrucksvoll.
Technisch läuft das Spiel stabil auf der PS5. Die Ladezeiten sind dank SSD minimal, das Spiel bietet wahlweise natives 4K bei 60fps oder 120fps bei 1440p im Performance-Modus. Der Quality-Modus bringt Raytracing-Reflexionen und -Schatten mit sich.
Sound – Bewährte Sprecher, neuer Sound
John DiMaggio kehrt als Marcus Fenix zurück und klingt unverändert überzeugend. Carlos Ferro (Dom), Lester Speight (Cole Train) und Fred Tatasciore (Baird) komplettieren das Originalteam. Alle Rollen wurden neu eingesprochen und bringen mehr emotionale Nuancen in die Charaktere.
Die deutsche Synchronisation wurde ebenfalls neu aufgenommen. Detlef Bierstedt als deutsche Stimme von Marcus liefert solide Arbeit ab.
Der Soundtrack basiert auf Kevin Riepls Original-Themes, wurde aber orchestral neu arrangiert. Die Musik untermalt das Geschehen angemessen, ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu drängen.
Die Waffengeräusche wurden komplett neu aufgenommen und klingen druckvoller als im Original. Jede Waffe hat ihren charakteristischen Sound, was bei der taktischen Einschätzung von Gegnern hilft.
Multiplayer – Klassische Modi modernisiert
Der Multiplayer konzentriert sich auf die bewährten Modi des Originals: Warzone, Execution, Annex und King of the Hill. Diese spielen sich taktisch und intensiv wie damals. Das charakteristische Gnasher-Duell funktioniert dank verbessertem Netcode zuverlässig.
Die klassischen Maps wie Gridlock, Canals und Mansion wurden optisch überarbeitet, spielen sich aber wie im Original. Einige neue Arenen ergänzen die Auswahl sinnvoll.
Das Progressionssystem kommt ohne Mikrotransaktionen aus. Charaktere und Waffenskins werden durch Spielzeit freigeschaltet – ein fairer Ansatz.
Der Horde-Modus fehlt, da er erst mit Gears of War 2 eingeführt wurde. Der Fokus liegt auf den klassischen Multiplayer-Modi des Originals.
Fazit zu Gears of War: Reloaded
The Coalition hat mit Gears of War: Reloaded eine solide Modernisierung des 2006er-Klassikers abgeliefert. Es handelt sich nicht um ein einfaches Remaster, sondern um eine durchdachte Neuentwicklung, die das Original für heutige Standards anpasst, ohne dessen Charakter zu verlieren. Die Kampagne bietet 10-12 Stunden Unterhaltung, der Multiplayer funktioniert zuverlässig.
Auf PlayStation 5 läuft das Spiel technisch einwandfrei und nutzt die Konsolen-Features sinnvoll. Für PlayStation-Spieler, die das Original nie erleben konnten, ist dies eine gute Gelegenheit, ein wichtiges Stück Gaming-Geschichte nachzuholen.
Das Remake erfüllt seinen Zweck: Es modernisiert einen Klassiker, ohne ihn zu entstellen. Veteranen werden die Verbesserungen zu schätzen wissen, Neulinge können verstehen, warum Gears of War damals Genre-Standards setzte.
Allerdings merkt man dem Spiel an, dass das Grundgerüst aus dem Jahr 2006 stammt. Manche Level-Design-Entscheidungen wirken aus heutiger Sicht linear, was aber zum Teil dem Anspruch geschuldet ist, das Original zu bewahren.
Für PlayStation-Spieler ist Gears of War: Reloaded eine empfehlenswerte Möglichkeit, eine wichtige Serie kennenzulernen. Fans des Originals erhalten eine würdige, modernisierte Version ihres Klassikers.
Wertung: 8,2/10
Technische Details (PlayStation 5)
Performance-Modus:
- Auflösung: 1440p (hochskaliert auf 4K)
- Framerate: 120 fps
- Raytracing: Nein
- Ladezeiten: < 2 Sekunden
Quality-Modus:
- Auflösung: Native 4K
- Framerate: 60 fps
- Raytracing: Ja (Reflexionen & Schatten)
- Ladezeiten: < 3 Sekunden
Speicherplatz: 65 GB