Videospiele gaben uns immer schon die Möglichkeit in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Sei es der Highschool-Schüler der am Tag seinem sozialen Leben nachgeht und in der Nacht gegen fürchterliche Monster kämpft, oder der heroische Held der seine Maid rettet.
Heroland ermöglicht uns dieses Mal in eine komplett andere Rolle zu schlüpfen, nämlich die eines Freizeitpark-Betreuers. Dieses ungewöhnliche Setting wurde zusätzlich in ein Rollenspiel Gewand gehüllt. Wie sich diese Kombination schlägt, klären wir im Test!
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Lucky ist ein Junge, der nicht weiß was er mit seinem Leben anfangen soll. So sitzt er Tag ein Tag aus vor den Fernseher und schaut sich Filme an. Während seines täglichen Filmmarathon, sieht er eine Werbung über den neu eröffneten Freizeitpark Heroland. Ein Park wo alle Wünsche der Bewohner wahr werden. Wo der Besucher der Held sein kann, gefährliche Dungeons besuchen kann, um schlussendlich den dunklen Lord zu stürzen.
Doch in dieser Werbung geht es nicht darum, dass man den Park besuchen soll, sondern das Personal gesucht wird. Lucky weiß genau in diesem Moment, dass das sein Arbeitsplatz wird und bewirbt sich geistesgegenwärtig darauf. Es dauert nur ein paar Tage, und der Junge hat die Zusagen. Sogleich macht er sich auf den Weg nach Heroland und beginnt seine Arbeit als Praktikant. Dass die Arbeit aber nicht so lustig sein wird, wie sie in der Werbung gezeigt wurde, wird Lucky sehr schnell selber feststellen.
Fantastische Pappfiguren
Die Figuren rund um Lucky und seine Kollegen und die gesamte Welt wird in einem liebevollen Pappfiguren Set gehalten. Dieses Setting erinnert sofort an die alten Paper Mario Teile und lässt dementsprechend in Erinnerungen schwelgen. Die Grafik fügt sich optimal in die nicht ernstzunehmende Geschichte ein. Überall wackeln kleine Otter, Hunde oder Prinzen am Bildschirm umher. Zu Beginn wirkt die Grafik vielleicht ungewohnt, aber hat man ein paar Stunden gespielt, möchte man diese nicht mehr missen.
Fader Freizeitpark!?
Als Lucky ist es eure Aufgabe die Besucher von Heroland glücklich zu machen. Doch was bietet der Freizeitpark für Möglichkeiten, um dies am besten zu bewerkstelligen? Leider nur den Dungeon. Hier liegt die Krux begraben, denn die Vielfalt lässt nur nach wenigen Spielstunden nach. Denn neben der Begleitung der Besucher in den Dungeons, gibt es nicht wirklich etwas zu machen.
Die Overworld von Heroland wird als Freizeitpark dargestellt, doch dieser kann nicht selbstständig begangen werden. So gibt es zirka acht Hauptspots denen ihr einen Besuch abstatten könnt. Vom grimmigen Schmied, bis hin zur Eidechse die euch verschiedene Kapseln verkauft. Ab und zu sieht man auf der Overworld ein Dialogzeichen. Dort kann man den Dialogpartnern zuhören, doch zusätzliche Quests oder besondere Aufgaben kommen nicht daher.
Hat Lucky seinen faden Rundgang im Freizeitpark beendet, macht man sich schlussendlich auf den Weg in den Dungeon, das Herzstück von Heroland.
Rein in den Dungeon
In jedem Kapitel hat man die Aufgabe, eine gewisse Anzahl an Besucher erfolgreich durch den Dungeon zu begleiten. Doch bevor es zur Hauptaufgabe im Dungeon kommt, habt ihr die Möglichkeit die Tour auszuwählen. Das ist die einzige Möglichkeit, wo man etwas Freiheit in Heroland spürt. Die Tour symbolisiert hierbei, welchen Abschnitt ihr spielen wollt und bietet auch die Möglichkeit eines Trainings an.
Bei dem Überblick der Touren ist auch ersichtlich, welche Figuren mitgenommen werden müssen. Es können maximal vier Besucher mitgenommen werden. Habt ihr euch für einen Abschnitt entschieden, öffnet sich ein weiteres Fenster, wo ihr die restlichen Besucher aussuchen könnt.
In Heroland hat jeder Besucher Stärken und Schwächen und kämpfen unterschiedlich in den Dungeons. Grundsätzlich werden die Figuren in vier Klassen eingeteilt. Hier gibt es aber keine große Überraschung, denn über die obligatorischen Tanks, Damage Dealer und Heiler geht es nicht hinaus. Ist die Tour nun vorbereitet, kann die spannende Reise in den Dungeon beginnen.
Final Fantasy XIII in lite?
Angekommen im Verlies, bleibt die Freiheit des Erkundens leider aus. Man bewegt sich von einem Feld zum nächsten und sieht im Vornherein, was passieren wird. So besteht die Möglichkeit, dass ein Event stattfinden, was sich nur auf ein kurzes Gespräch reduziert, oder ein Monster erscheint.
Tritt nun ein Kampf ein, kommt man in einen separaten Bildschirm, wo die Besucher und Lucky in Reih und Glied aufgestellt sind. Nun kommt die Besonderheit von Heroland zum Tragen, denn ihr steuert die Besucher nicht selbst. Lucky übernimmt hierbei die Rolle als Coach und kann kurze Befehle geben. Ansonsten agieren die restlichen Mitstreiter komplett autark. Dieses System kommt bekannt vor, denn genau dasselbe wurde in Final Fantasy XIII auch angewendet, nur in viel besser.
Lucky kann erste einen Befehl geben, wenn seine Leiste komplett aufgeladen ist. Die Anweisungen, sind leider sehr unpräzise, wodurch sehr schnell Frustmomente auftauchen können. Auch wirkt es auf dem kleinen Bildschirm sehr schnell unübersichtlich. Denn die Angriffe, sowohl der Feinde als auch der Verbündeten, werden mit blauen und roten Linien dargestellt. Da bis zu acht Figuren auf dem Schlachtfeld stehen können, ist es manchmal schwer nachzuvollziehen, wo welcher Angriff nun hingeht.
Während dem gesamten Aufenthalt im Dungeon, sammelt man Erfahrungspunkte und Items. Diese können für die Individualisierung von Luckys Appartement benutzt werden. Dies gibt zwar den Anschein an Einzigartigkeit, doch bringt auf die Dauer keine Langzeitmotivation.
Fazit
Heroland hat gute Ansätze, doch setzt es diese nicht optimal um. Die Story rund um Lucky als Freizeitguide ist gelungen und hat spaßige Momente. Das Highlight ist aber definitiv die knudellige Pappgrafik.
Die fehlende Freiheit beim Spielen hat mich besonders gestört. Sei es im Dungeon wo man nur von einem Feld zum Nächsten hüpft, oder den Freizeitpark mit seinen acht Schlüsselstellen. Auch im Bereich der Charakterentwicklung hätte man sich etwas mehr einfallen lassen können.
Die Kämpfe im Dungeon selber, waren vom Grundgedanken gut. Ich finde diese Mischung aus KI basierten Angriffe mit Coach System nicht schlecht. Hier hätte die Wichtigkeit von Luckys Eingreifen mehr in den Vordergrund treten müssen.