Seit dem Release im Juni 2019 ist einige Zeit vergangen, bis Judgment jetzt auch für Google Stadia verfügbar gemacht wurde. Ich habe mir das Release bei Googles Streaming-Dienst als Grundlage genommen, das Videospiel nochmal komplett durchzuspielen und zu schauen, wie gut der Port geworden ist.Im Mittelpunkt des Yakuza-Spinoffs steht Takayuki Yagami, der mittlerweile nicht mehr als Anwalt, sondern Privatermittler tätig ist. Er arbeitet in Kamurocho, was dem einen oder anderen Gamer bekannt sein sollte. Grund für die Neuorientierung war die Tatsache, dass einer seiner Klienten freigesprochen wurde, obschon er schuldig war. Dies hatte nicht nur eine hohe Medienpräsenz zur Folge, sondern auch die brutale Ermordung seiner Lebensgefährtin.
Ein paar Jahre später, hier setzt das Spiel dann an, treibt ein Serienmörder in Kamurocho sein Unwesen. Die Opfer der wieder ziemlich brutalen Morde sind allesamt Yakuza. Unser Protagonist nimmt sich des Falls an und wird immer tiefer hineingezogen, bis auch sein direktes Umfeld zu spüren bekommt, wie gefährlich die Ermittlungen sind.
Die Geschichte ist wirklich sehr gut erzählt und entwickelt sich mit der Zeit zu einem komplexeren Gebilde. Es lohnt sich, allen Gesprächen und Videosequenzen aufmerksam zu folgen. Obschon Kamurocho aus den Yakuza-Spielen bekannt ist, wird mit Judgment eine komplett eigenständige Story erzählt. Der Plot entwickelt sich besonders Richtung Ende ungewohnt düster.
Die eine oder andere Ecke werdet ihr als Yakuza-Fans aber sicherlich wiedererkennen. Das hat mich zusätzlich motiviert, mehr Stunden im Spiel zu verbringen. Natürlich fehlt der typische Humor nicht, wenn er auch manchmal absolut über das Ziel hinausschießt. Dieser zieht sich teils durch ganze Nebenquests.
Straßenkämpfe überall
Als Takayuki Yagami streifen wir also durch Kamurocho und müssen nicht zwingend der Story folgen, sondern können auch EXP farmen oder in Spielhallen Minigames zocken. Besonders im Fokus sind die Drohnen-Events, wenn auch nicht von Anfang an verfügbar. Um teilzunehmen, baut und erweitert man mit und mit seine eigene Drohne. Die Rennen sind anfangs ziemlich leicht, werden aber zunehmend schwerer. Die Steuerung ist extrem gut gelungen, denn ich hatte das Gefühl, tatsächlich gerade eine Drohne zu fliegen. Ab einem gewissen Punkt müsst ihr die Story weiterspielen, weil Teile der Stadt nicht zugänglich sind.
Was mich bereits zum Release 2019 gestört hat, sind die vielen Kämpfe, da man gefühlt an jeder Ecke feindlich gesinnten NPCs über den Weg läuft. Das wird mit Fortschritt in der Story nochmal deutlich krasser. Andererseits macht es natürlich Spaß, seine freigeschalteten Moves und Combos an den Mann zu bringen. In jedem Fall solltet ihr nicht zimperlich sein, was Gewalt angeht. In Judgment wird ordentlich ausgeteilt und nicht selten wird es blutig.
Judgment bietet gleich zwei Kampfstile an, mit denen ihr die Feinde vermöbeln könnt. Spieler können nahtlos zwischen Kranich und Tiger wechseln, um sich an die Kampfsituation anzupassen, wobei man besonders zu Beginn eigentlich nur schaut, ob man ein einzelnes Ziel oder eine ganze Gruppe verkloppt.
Nebenbeschäftigungen
Die teils absurden bzw. verrückten Aufgaben abseits der Hauptgeschichte hatte ich schon angeschnitten. Wollt ihr das volle „Yakuza-Erlebnis“, nehmt alles mit. In den Arcades warten diesmal etwa eine komplett spielbare Version von Virtua Fighter 5 und eine Kopie von Segas House of the Dead Reihe namens Kamuro of the Dead, sowie wiederkehrende Klassiker wie PuyoPuyo, Darts und Space Harrier auf euch. Die Drohnen-Rennen sowie VR Paradise sind neu.
Natürlich fehlen auch die Glücksspiele nicht.
Langweilige Missionen?
Obschon Judgment ab einem gewissen Punkt etwas eintönig werden kann, sofern man sich nur an den Haupt-Plot hält, bieten auch die Missionen eine gewisse Abwechslung. Persönlich haben mir die Verfolgungs-Missionen gut gefallen, bei denen ein Ziel unbemerkt verfolgt werden muss. Dazu verstecken wir uns hinter Fahrzeugen, Schildern oder auch anderen Objekten.
In Ego-Perspektive werden die jeweiligen Tatorte untersucht. So lassen sich Details besser erkennen und auch versteckte Gegenstände bzw. Katzen finden. Die Entdeckungen können/müssen dann etwa in Unterhaltungen vorgezeigt werden. Geduld braucht ihr beim Knacken von Schlössern. Dieses Feature hat mich tatsächlich manchmal echt Nerven gekostet.
Insgesamt bietet Judgment unfassbar viel Entdeckbares, was es zu meistern gilt. Mein Favorit ist die „Ass Catchem“-Reihe. Mehr möchte ich an dieser Stelle aber nicht verraten. Besonders interessant finde ich das „Freundin-Feature“, bei dem ihr aus einer vom System vorgegebenen Auswahl an Damen eine auswählt, mit der eine Art Beziehung aufgebaut wird. Dabei geht es unter anderem darum, gut zuzuhören und die richtigen Antworten zu geben sowie passende Geschenke zu erwerben. In meinem ersten Durchlauf hatte ich mich für eine junge Musikerin entschieden, beim zweiten Durchspielen dann Auge auf eine andere Lady geworfen.
Lokalisierung, Musik und Grafik sind gelungen. Das Gameplay rennt dank „Dragon-Engine“ flüssig und die Ladezeiten bei Google Stadia sind angenehm kurz und auch merklich kürzer als noch auf der PS4 Pro.
Fazit
Für Fans der Yakuza-Serie ist Judgment ein Pflichttitel. Wer neu im Genre unterwegs ist, kann auch ohne Vorkenntnisse in die Rolle von Detektiv Takayuki Yagami schlüpfen. Die Geschichte entwickelt sich großartig und wird um die Nebenmissionen ziemlich gut ergänzt. Auf der anderen Seite lässt der Titel keine Action vermissen und auch Prügel-Fans kommen auf ihre Kosten. Manche Aktivitäten sind seltsam, verrückt, seltsam oder einfach nur unterhaltsam. In jedem Fall macht Judgment Spaß. Die Drohnen-Rennen werden erst relativ spät freigeschaltet, aber dann sind sie eine tolle Abwechslung zum Alltag als Martial Arts Detektiv.
Auf Google Stadia hat mir das Game noch etwas besser gefallen, als zum initialen Release in 2019 auf PlayStation 4, da die Ladenzeiten kürzer und der Spielfluss angenehmer sind. Insgesamt hat man so viel zu tun, dass sich der Kauf von Judgment in jedem Fall lohnt. Die mögliche Spielzeit ist ziemlich hoch. Ich habe auf Stadia jetzt knapp 50 Stunden und bin weit entfernt von „fertig“.
Neben der genialen Hauptgeschichte bietet Judgment nahezu unendlich viel Content, um Käufer zu beschäftigen. Persönlich freue ich mich schon auf Sequel „Lost Judgment“ und werde auch dieses viele Stunden zocken.