Langrisser hat für mich eine lange Geschichte, denn dieses Strategiespiel hat mich dazu bewogen das Genre zu lieben. Leider habe ich es nur durch Umwege und nur auf Japanisch spielen können, aber das hat nicht gestört. Erschienen ist der Titel Anfang der 90er Jahre auf dem Sega Mega Drive System und hat über die Jahre diverse weitere Ableger bekommen. Leider wurde die Serie nie außerhalb Japans veröffentlicht. Erst letztes Jahr ist bekannt geworden, dass die ersten beiden Teile auch ihre Wege nach Europa finden werden. Mit komplett aufgemotzten Charakterdesigns und Setting Verbesserungen will man mit dem 30-jährigen Duo in die Neuzeit starten. Wie sich Langrisser I & II geschlagen hat, klären wir im Test.
Das legendäre Schwert Langrisser
Langrisser I dreht sich um den Prinzen von Balthea, Ledin. Er lebt ein ruhiges und besinnliches Leben. Tag ein Tag aus wird er für seine zukünftige Aufgabe als Herrscher des Königreichs vorbereitet. Doch mit einem Schlag sollte sich alles ändern. Feindliche Soldaten haben das Königreich angegriffen und wollen den Tod von Ledin und seinen Vater. Dem Prinzen gelingt gerade noch die Flucht, doch der König schafft es nicht mehr und stirbt bei der Verteidigung. Plötzlich tauchen überall im Land Dämonen auf, und greifen die Dorfbewohner an. Es stellt sich heraus, dass das verfluchte Schwert Alhazard benutzt worden ist und nur das Langrisser in der Lage ist, die dämonischen Einheiten Einhalt zu gebieten und wieder Frieden in die Welt zu bringen.
Der zweite Teil erzählt die Geschichte von Elwin, einen jungen Abenteurer. Auf seiner Reise sieht er wie eine junge Frau von unbekannten Leuten verschleppt wird. Getrieben vom Gerechtigkeitssinn hilft er ihr und schlägt die Unbekannten von dannen. Es stellt sich heraus, dass es Ritter vom Rayguard Königreich sind. Diese wollten die Frau namens Jessica benutzen um an das sagenumwobene Langrisser zu kommen. Dieses soll in Kombination mit dem verfluchten Alhazard ultimative Macht verleihen.
Nach einem nochmaligen Überfall, findet sich Elwin mit Jessica im Kampf mit dem Rayguard Imperium. Der Anführer der blauen Drachen Einheit, bietet dem Abenteurer an sich dem Imperium anzuschließen und gemeinsam nach den Schwertern zu suchen. Wie sich Elwin entscheidet, verändert die Geschichte komplett, denn aus Freunden können plötzlich Feinde werden.
Was gibt es neues?
Nachdem diese Version ein Remaster ist, stellt sich die Frage, was die Verbesserungen zur damaligen Version sind. Angefangen mit der aufpolierten Grafik, diese wurde komplett überarbeitet. Neue Charaktermodelle und verbesserter Hintergrund. Ist man ein Fan von den klassischen Figuren, kann man das in Langrisser I & II jeder Zeit umändern. Dieses Feature funktioniert einwandfrei und unkompliziert. Man muss weder lange Wartezeiten, noch umständliche Menüführung in Kauf nehmen.
Eine weitere Neuerung ist die komplette Synchronisation der beiden Titel. Die Sprache ist zwar “nur” auf japanisch, aber das stört nicht. Denn die Synchronsprecher leisten großartige Arbeit und man kann dadurch viel besser in die Geschichte rund um Ledin und Elwin abtauchen.
Das User Interface ist komplett überarbeitet worden, wodurch man ein modernes Spielgefühl erhält. Viele Funktionen wirken nun intuitiver und übersichtlicher.
Vorbereitung ist alles
Startet man nun das Spiel, wird man ohne Vorgeschichte direkt in das Camp Menü geworfen. Zu Beginn ist man mit der Fülle an Möglichkeiten überfordert, es empfiehlt sich daher, das Tutorial auszuwählen. Diese Funktion versteckt sich im unteren Bereich des Bildschirms und wird durch einen Tastendruck aktiviert. Dort werden auf 22 Seiten alle Möglichkeiten in Langrisser I & II erklärt.
Hat man die Vorbereitungen nun abgeschlossen, kann man sich mit dem Camp Menü vertraut machen. Hier können sich die Kommandanten genau angeschaut werden und die Ausrüstung angepasst werden. Die Ausrüstung kann man entweder am Schlachtfeld finden oder im Camp eigenen Shop erwerben. Nach jeder Schlacht ändert sich das Sortiment, wodurch es enorm wichtig ist, jedes mal die Ausrüstungen zu kontrollieren.
Verschiedene Klassen
Jeder Offizier in Langrisser I & II besitzt eine eigene Klasse, diese wiederum definiert die Stärken, Fähigkeiten und Söldner der Helden. Steigt der Kommandant ein Level auf, bekommt er neben den Verbesserungen der Statuswerte auch sogenannte Commander Points. Diese werden benötigt, um eine Klasse zu wechseln. Dieser Klassenwechsel ist ein wesentlicher Bestandteil der Serie. Erst durch die optimale Zusammensetzung der Klassen, lassen sich alle Schlachten gewinnen. Dabei braucht man aber keine Angst haben etwas falsch zu machen, denn man kann zwischen jeder freigeschalteten Klasse wechseln. Vom normalen Ritter bis hin zum amphibienreitenden und axtschwingenden Krieger ist alles dabei. Vor- und Nachteile können dann direkt im Kampf ausprobiert werden.
Es sind eure Söldner
Sind nun die gesamten Vorbereitungen abgeschlossen, kann man die Krieger in die nächste Schlacht führen. Nach einem kurzen Überblick über das Schlachtfeld, kann man auf der Karte den jeweiligen Offizier auswählen. Bevor der Kampf aber startet, müssen die Söldner für die Helden ausgewählt werden. Hier unterscheidet sich Langrisser I & II enorm von anderen Rundenstrategie Spielen. Je nach Klasse können unterschiedliche Einheiten angeheuert werden und die kosten natürlich Geld. Normale Ritter kosten zwar am wenigsten, haben aber nur eine geringe Durchschlagskraft. Investiert man etwas mehr, zum Beispiel in die aggressiven Echsenmenschen, kann man die Schlacht schnell zu seinen Gunsten drehen. Man kann, je nach Level und Klasse, bis zu sechs Einheiten pro Offizier mitnehmen. Die Söldner werden hierbei in ein klassisches Schere-Stein-Papier System eingeteilt. Leider lassen sich Mischungen bei den Einheiten nicht durchführen. Es dürfen immer nur gleiche Einheiten pro Kommandant gekauft werden. Dieser Aspekt ist natürlich Schade, denn dadurch wird der taktische Spielablauf enorm gedrosselt. Ist man nun zufrieden mit der Aufstellung, kann die Schlacht beginnen.
Viel los am Schlachtfeld
Jeder Kommandant und jede Einheit lässt sich separat bewegen und platzieren. Bedenkt man dabei, dass man gegen Ende hin mehr als zehn Offiziere hat und jeder dabei fünf bis sechs Einheiten hat, hat man so einiges auf dem Schlachtfeld zu tun. Trifft man nun auf eine gegnerische Einheit, wird einem die Erfolgswahrscheinlichkeit bei einem Angriff bekannt gegeben. Der voraussichtlicher Schaden ist hierbei enorm wichtig. Startet man nun den Angriff, erscheint ein weiterer Bildschirm wo alle Einheiten in Form von kleinen Figürchen dargestellt werden. Es dauert nun eine kurze Zeit, bis die Attacke abgeschlossen ist. Zu Beginn sind die Animationen noch spannend anzuschauen, bei fortschreitenden Spielverlauf ist das Feature ziemlich langatmig. Glücklicherweise lässt sich das zusätzliche Fenster mit einem einfach Knopfdruck abbrechen.
Was machen die da?!
In Langrisser I & II heißt es nicht immer “Besiege Gegner A”. Es kommen sehr oft Begleitmissionen oder Unterstützungsaufgaben vor. Diese Vielfalt macht Spaß, denn man kommt von der schnöden Einheiten Schnetzlerei weg, leider sind die NPCs mehr als stupide. So kommt es im Spielverlauf vor, dass man eine Gruppe von Geistlichen vor einer Armada an Banditen beschützen muss. Jeder normale NPC würde sich nun irgendwo auf der Karte bestmöglichst vor den Angriffen schützen, aber nicht so in Langrisser. Diese Figuren denken anscheinend, dass sie mit ihrer nicht vorhandenen Angriffskraft brillieren können. So stellen sie sich ohne Angst vor den Tod dem Feind. Deswegen heißt es für den Spieler schnell sein. Nicht nur einmal ist es vorgekommen, dass ich zu langsam war und die NPCs sich direkt zu den Feinden hingestellt haben. Der nächste Schritt war selbsterklärend, die gegnerische Einheit hat mir Leichtigkeit die Geistlichen zerschlagen und die Mission war verloren. Diese Momente sind sehr frustig, hat man sich aber an die Tatsache gewöhnt, löst man die Situation dementsprechend auf. Nur optimale KI Programmierung sieht anders aus.
Fazit
Ein dreißig Jahre altes Spiel hat schon lange nicht mehr so gut ausgesehen. Das Remaster von Langrisser I & II ist optimal gelungen. Die neuen Charakterdesigns fügen sich wunderbar in die moderne Spielelandschaft ein. Möchte man hingegen das ursprüngliche Feeling wie damals auf dem Sega Mega Drive haben, ist das auch kein Problem.
Mit ca. 70 Stunden, unterschiedlichen Storypfaden hat man mit dem Bundle einiges zu tun. Da sich der Spielablauf, je nach Spielweise ändert, ist ein mehrmaliges Durchspielen nicht langweilig. Man muss die Frustmomente mit den teils wirklich dummen NPCs zwar ertragen, aber mit wird schlussendlich mit einer spannenden Story belohnt.
Es gibt nicht viele Strategiespiele die beispielsweise Fire Emblem das Wasser reichen können, Langrisser I & II ist aber definitiv eines davon. Strategiefans können bei dem Titel getrost zugreifen.
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