Die 90er waren ein wundervolles Jahrzehnt für RPG-Liebhaber. Perlen wie Final Fantasy 7, 8 und 9 oder The Legend of Dragoon haben das Licht der Welt erblickt. Der Indie-Publisher Semisoft möchte genau diesem Jahresabschnitt Tribut zollen und hat dafür Legrand Legacy: Tale of the Fatebounds entwickelt. Das Spiel soll genau das Gefühl wie vor knapp dreißig Jahren wiedergeben. Ob der Stil heute noch ankommt, klären wir im Test zu Legrand Legacy: Tale of the Fatebounds!
Ein Sklave mit geheimnisvoller Vergangenheit
Finn weiß nicht viel von seiner Vergangenheit, denn er leidet an Amnesie, das einzige was er weiß ist, dass er Schwertkämpfer und Sklave ist. Dieser Umstand zwingt ihn dazu, dass sein Besitzer ihn und andere in tödlichen Arenakämpfen gegeneinander antreten lässt. Nur um die Bevölkerung von Legrand bei Laune zu halten und ein Haufen an Geld zu bekommen.
Der heutige Tag ist ein besonderer Tag, denn Finn muss das erste mal in der Arena um Leben oder Tod kämpfen und das gegen den brutalsten Kämpfer in ganz Legrand. Der Kampf hat begonnen und es dauert nicht lange, bis sein Gegenüber die Oberhand gewinnt. Nachdem Finn den eisigen Stahl auf seiner Haut spürt und alles schon dem Ende entgegengeht, spürt er eine seltsame Macht ihn ihm aufsteigen. Diese Kraft ermöglicht es ihm den Gladiator zu überwältigen und siegreich aus der Schlacht hervorzugehen.
Während dem Kampf ist der geheimnisvolle Geedo auf ihn aufmerksam geworden. Nach einer kurzen Diskussion mit Finns Besitzer, verkauft er Finn an Geedo. Sein neuer Besitzer möchte ihn ab nun als Leibwächter verwenden. Doch so einfach wie sich der Auftrag anhört wird es nicht. Finn wird im Laufe der Reise darauf kommen, dass er kein einfacher Sklave ist, sondern helfen muss die Welt und deren Bewohner zu retten!
Nostalgie pur
Wie schon erwähnt, soll Legrand Legacy: Tale of the Fatebounds eine Hommage an die RPG aus den 90ern sein. Dadurch ist es nicht verwunderlich, dass der gesamte Look bzw die Grafik veraltet wirken. Highend Grafik sucht man bei dem Titel vergebens, aber das möchte man auch gar nicht erreichen. Bei dem gesamten Spieldurchlauf hat man das Gefühl, als wäre man wirklich noch in den 90ern, sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte davon.
Mangelnde Schatzsuche
In Legrand Legacy: Tale of the Fatebounds bewegt man sich auf einer großen Weltkarte von einem Ort zum nächsten voran. Ist man in einer Stadt angekommen, ist eine freie Bewegung nur teilweise möglich. Bevor man sich mit seinen Charakteren bewegen kann, sucht man sich einen Abschnitt in der Stadt aus. Hat man das gemacht, öffnet sich ein neuer Bildschirm wo man sich anschließend umschauen kann.
Umschauen kann man sich, nur hat man in Legrand Legacy immer das Gefühl, dass die Städte leer wirken. Auch bringen die ersehnten Streifzüge in den Umgebungen wenig Motivation. Man findet nur ab und an einen blinkenden Punkt am Boden, der auf einen Gegenstand hinweist. Hier wäre definitiv mehr Potential da gewesen.
Vorsicht vor den wabernden Dingern!
Hat man die Stadt hinter sich gelassen und ein monsterverseuchtes Gebiet betreten, wird man schwarzen wabernden Gegnern überrascht. Diese schauen leider immer gleich aus, sodass man nicht im vornherein wissen kann, um welchen Gegnertyp es sich handelt. Aber was anzumerken ist, dass man den Gestalten jeder Zeit ausweichen kann. Hat man keine Lust auf Kämpfe oder möchte man nur schnell ein Gebiet durchqueren, kein Problem, vorausgesetzt man schafft es in den engen Passagen vorbei.
Möchte man sich doch den erbitterten Kampf stellen, besteht die Möglichkeit einen Vorteil für den Kampf zu bekommen. Überrascht man das Monster von hinten, wird beim Kampfbeginn eine gewisse Menge an Leben abgezogen, zusätzlich werden die Kontrahenten paralysiert. Umgekehrt kann dem Helden das selbe Schicksal ereilen, wenn der Gegner die Gruppe von hinten überrascht.
Rundenbasierte Kämpfe mit Pfiff
Hat der Kampf begonnen, kann man aus einem Arsenal an normalen Angriffen und Magie entscheiden. Die magischen Angriffe werden in Legrand Legacy als Grimoire bezeichnet. Jedes Gruppenmitglied hat ein bestimmtes Element, welches seine Grimoire beeinflusst.
Startet man nun einen Angriff, sieht man eine farbliche Änderung an den Umrissen des Feindes. Dies symbolisiert einen etwaigen Vor- bzw. Nachteil des Angriffes. Dieses Feature ist sehr gut gelungen, man spart sich das umständliche Nachschauen in irgendwelchen Monsterkompendien.
Wird der Angriff nun ausgeführt, kommt die wesentliche Kampffunktion zu Tage, nämlich ein Ring. Dieser Ring entscheidet darüber, ob der Schlag trifft oder sogar kritischen Schaden erzeugt. Um nun den Zeige im Ring zum Stehen zu bringen, muss der angezeigte Knopf in der richtigen Zeit gedrückt werden. Damit man einen kritischen Schlag erzeugen zu können, benötigt man Übung, aber umso stolzer ist man, wenn man das kleine Feld getroffen hat.
Ist man kein Fan von solchen Reaktionsspielen, bietet Legrand Legacy: Tale of the Fatebounds auch die Möglichkeit an, diese Funktion auszuschalten. Somit bleibt jedem die Möglichkeit, individuell das Kampfverfahren anzupassen.
Charakterentwicklung so wie man es sich wünscht
Ist der Kampf erfolgreich beendet worden, bekommt man Erfahrungspunkte und diverse Gegenstände gut geschrieben. Das einzige was man nicht bekommt, ist Geld. Dieses muss man durch den Verkauf der Gegenstände erwirtschaften. Da man aber immer ausreichend Loot bekommt, braucht man keine Angst haben, ohne Geld da zu stehen.
Sind die gesammelten Erfahrungspunkten genug, um in ein neues Level zu kommen, wird man nicht mit vorgegebenen Statusverbesserungen abgefertigt. In Legrand Legacy: Tale of the Fatebounds ist die Charakterentwicklung komplett euch überlassen und das ist auch notwendig. Damit die Gruppenmitglieder neue Fertigkeiten bekommen können, müssen diverse Statusanforderungen erfüllt werden. Somit bleibt es euch überlassen, wie sich der Charakter entwickeln soll und welche Fähigkeiten er erlernen soll.
Eine Fülle an Nebenaufgaben
In typischer RPG Manier gibt es neben der Hauptaufgabe auch diverse Nebenaufgaben zu bewältigen. Neben den obligatorischen “Hol und Bring” Quests, gibt es auch diverse Klassen und Inventar Quests. Man ist davon auch nach mehreren Stunden Spielzeit nicht genervt, da sie wichtig sind, um stärker zu werden.
Hat man immer noch nicht genug, neben der Hauptaufgabe etwas zu erledigen, kann man sich die Zeit noch mit den unterschiedlichsten Minispiele vertreiben. Diese sind meisten Reaktionsaufgaben, wo man zur richtigen Zeit den richtigen Knopf drücken muss.
Fazit
Legrand Legacy: Tale of the Fatebounds erfindet das Rad nicht neu, das möchte das Spiel aber auch nicht. Es besinnt sich auf die wesentlichen Wurzeln der klassischen Rollenspiele zurück. Auch wenn die Story stereotypisch für das Genre ist, überzeugt das Spiel mit Einfachheit. Keine aufgeblasene Grafik oder übertriebene Funktionen. Man muss aber dazu auch sagen, dass man mit diesem Konzept auch Leute abschreckt. Durch die rudimentären Funktionen, könnte der eine oder Zocker unterfordert sein. Auch fühlt man im gesamten Spielablauf eine gewisse schwere, die das Spielkonzept mit sich bringt. Gerade bei rundenbasierten Kämpfen kommt es öfters vor, dass man von der Abschlussfanfare, am Ende eines Kampfes, irgendwann genervt ist. Besonders wenn man mehrere Stunden gespielt hat und man den Jingle zum wiederholten Male hört.
Jeder der mit klassischen RPGs etwas anfangen kann, darf getrost zuschlagen und wird seine Freude mit dem Spiel haben.