Super Mario hat über die Jahrzehnte gezeigt wie wandlungsfähig er ist. Von der klassischen Jump and Run Figur, über strategische Hasenabenteuer, bis hin zu klassischen Rollenspiel Erlebnissen. Nach nun vier Jahren ist der neuste RPG Ableger erschienen. Mit Paper Mario: The Origami Kingdom versucht Nintendo mit einem innovativen Kampfsystem und einem noch nie dagewesenen Look die Fangemeinde von neuem zu überzeugen. Ob das klappt, klären wir im Test.
Papier gegen Origami
König Olly, der Origami Herrscher, ist gelangweilt von der Papier Welt von Super Mario. Deswegen faltet er alles um ihn herum zu Origami Figuren. Nicht nur dass die Charaktere ihre Form ändern, auch werden sie dadurch willenlose Sklaven von Olly. Er dringt bis in das Schloss von Prinzessin Peach vor und schafft auch dort seinen bösen Plan umzusetzen. Sowohl die Toads als auch die Prinzessin werden in japanische Papierfiguren umgefaltet.
Mario erfährt von diesem schrecklichen Vorhaben und macht sich auf den Weg zu ihr. Dort angekommen merkt er aber, dass er dem Origami Herrscher unterlegen ist und entkommt der Faltaktion nur knapp. Nichtsdestotrotz hüllt Olly das gesamte Schloss in Papier und es ist Marios Aufgabe es wieder zu enthüllen. Dies kann er aber nur bewerkstelligen, wenn er die einzelnen Bänder löst. Alleine eine unlösbare Aufgabe, doch er soll Hilfe bekommen. Ein Origami Mädchen namens Olivia möchte Mario auf seiner Reise begleiten. Es stellt sich heraus, dass sie die Schwester von Olly ist und ihren Bruder aufhalten möchte. So machen sie sich gemeinsam auf den Weg alle Bänder in den entlegensten Winkeln der Welt zu lösen.
Eine lineare prachtvolle Papierwelt
Wer denkt, dass in Paper Mario: The Origami Kingdom eine Overworld á la Super Mario Odyssee vorliegt, den muss ich enttäuschen. Die gesamte Welt ist miteinander verbunden und lechzt danach erforscht zu werden. Überall verstecken sich Geheimnisse die den einen oder anderen Vorteil verbergen. Doch damit endet leider die Freiheit, denn die Spielumgebung ist komplett linear aufgebaut worden. Unterschiedliche Vorgehensweisen bei dem Lösen der Bänder stehen nicht zur Debatte. Es ist zu jeder Zeit vorgegeben was der nächste Schritt ist. Dieser Aspekt ist aber nicht schlimm, denn dadurch kann man sich mehr auf die wunderbare Kulisse konzentrieren. Schon lange nicht mehr hat ein Super Mario Ableger so gestrahlt. Wiesen und Wälder glänzen in einem saftigen Grün, Blumen und Origami Figuren werden in den unterschiedlichsten Farben dargestellt, wobei jede einzelne davon überragend aussieht.
Findet die Toads
Wie schon eingangs erwähnt, steckt die Papier Welt voller Geheimnisse und Rätsel, leider sind diese in den meisten Fällen nicht fordernd. Sprungpassagen sind kurz und einfach zu überwinden. Nur die Kamera kann ab und zu einen Strich durch die Rechnung machen. Diese ist manchmal so starr eingestellt, dass bestimmte Entfernungen nicht abschätzbar sind, wodurch Mario unnötigerweise in den Abgrund fällt.
Ein wesentlicher Teil in Paper Mario: The Origami Kingdom sind die versteckten Toads. Diese wurden durch Olly zu Origami Figuren gefaltet und wollen durch Mario gefunden werden. Dadurch können die kleinen Helferlein in die unterschiedlichsten Figuren verwandelt worden sein. Mit einem gezielten Sprung auf eine Blume, oder einen Schlag auf einen Schmetterling können die Toads befreit werden. Die Idee dahinter ist gut gelungen, denn dadurch muss man sich die Umgebung genau anschauen und jeden Winkel besuchen. Im Hauptmenü kann man kontrollieren wie viele Toads schon gefunden worden sind und wie viele noch fehlen.
Eine unkonventionelle Arena
Da es sich bei Paper Mario um ein Rollenspiel handelt, darf natürlich ein Kampfsystem nicht fehlen. Sieht man einen Origami Bösewicht auf Marios Reise, kann man diesen im Vorfeld mit einem gezielten Schlag oder Sprung vorbehandeln. Die Art und Weise ist in typischer Paper Mario Manier abhängig von seinem Gegenüber. Bei Goombas reicht es, wenn Mario auf diese drauf springt. Hat man hingegen einen Stachi vor sich, ist ein normaler Sprung eher kontraproduktiv und man verletzt sich schlussendlich selbst. Für solche Gegnertypen steht dem Klempner ein riesiger Hammer zur Verfügung. Hat man sich letztendlich für die richtige Variante entschieden, startet man in den folgenden Kampf mit einem Vorteil.
Die Kampfarena unterscheidet sich aber komplett von anderen rundenbasierten Rollenspielen. Mario steht zentral in einer mehrkreisigen Arena. Jeder Kreis ist wiederum in mehreren Abschnitten unterteilt, wobei in unterschiedlichen Abschnitten die Gegner verteilt sind. Als oberste Aufgabe muss Mario die Feinde so anordnen, dass diese im nächsten Schritt möglichst effektiv besiegt werden. Bei der Ordnungsphase hat man aber nicht unendlich viel Zeit. So herrscht von Anfang an ein enormer Druck, der im Laufe des Spieles leider nicht weniger wird. Man findet zwar im späteren Spielverlauf diverse Orden wodurch die Zeit verlängert wird, aber trotzdem bleibt der Stress vorhanden.
Hat man die Gegner erfolgreich angeordnet und beginnt mit dem Angriff, kann mit einem gezielten Knopfdruck zusätzlicher Schaden erzeugt werden. Ist Marios Runde beendet, sind die Gegner am Zug. Auch hier kann der Klempner mit Sprüngen und Schlägen die Feinde am Angriff hindern. Rollenspieltypisch erhält man nach erfolgreichem Kampf, je nach Leistung, Münzen. Was eher untypisch für das Genre ist, ist die Tatsache, dass man keine Erfahrungspunkte bekommt. Auch Level steigt man in Paper Mario: The Origami Kingdom nicht.
Die Endgegner als Highlight
In Paper Mario: The Origami Kingdom wird man auf seiner 40-stündigen Reise die serientypischen Feinde zu Gesicht bekommen. Doch das wahre Highlight sind die Bossgegner. Diese sind wunderbar gestaltet worden und haben in den Kämpfen unterschiedliche Angriffsmuster. Auch die Kampfarena unterscheidet sich zu den normalen Kämpfen. Hierbei steht Mario nicht mehr in der Mitte der Arena, sonder am äußeren Ende und muss sich einen Weg zum Boss bahnen. Durch das passieren verschiedener Felder, hat der Klempner auch die Möglichkeit besondere Events zu triggern. Bei dem Kampf gegen einen riesigen Malkasten, kann er seine Hände zu Faltarme verwandeln und den Deckel des Kastens schließen. Dadurch detonieren die abgefeuerten Buntstifte im Kasten und nicht auf Mario. Da der anhaltende Zeitdruck auch bei den Endgegner herrscht, ist die Realisierung natürlich leichter gesagt als getan. Auch ist es bei manchen Bossen nicht immer ersichtlich welchen Schritt man zuerst machen soll um ein richtiges Spezialmanöver durchführen zu können.
Fazit
Paper Mario: The Origami Kingdom ist definitiv kein alltägliches RPG. Man kann streiten, ob das neue Kampfsystem innovativ oder störend ist. Mir hat die Tatsache nicht gefallen, dass es im Endeffekt keine Belohnung für gewonnene Kämpfe gibt. Die erwirtschafteten Münzen können zwar im Laden für diverse Accessoires ausgegeben werden, doch diese sind bald aufgekauft. Deswegen wirken die normalen Kämpfe als störend und man versucht diese im späteren Spielverlauf zu vermeiden.
Absolutes Highlight bleibt das Setting, denn die prächtigen Farben und die Charaktersprites strahlen um die Wette. Auch die Suche nach den Toads wirkt motivierend und lässt einen die komplette Spielwelt genießen.
Schlussendlich bleibt zu sagen, dass Paper Mario: The Origami Kingdom seinen Vorgängern leider nicht das Wasser reichen kann. Zwar ist die Geschichte rund um Mario und Origami Herrscher Olly gut gelungen, nur macht das stressige Kampfsystem dem Spielspaß einen Strich durch die Rechnung.
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