Ravenous Devils

[Review] Ravenous Devils

Mit Ravenous Devils präsentiert das italienische Entwicklerstudio Bad Vices Games in Zusammenarbeit mit Troglobytes Games einen äußerst ungewöhnlichen Titel, der am 29. April in den Xbox Store kam. Als „Horror Cooking Simulator“ bewegt sich das Spiel in einem Nischensegment, das definitiv nicht für jeden geeignet ist. Mit einer USK-Einstufung ab 18 Jahren warnt bereits die Altersfreigabe vor dem, was einen in diesem düsteren Management-Spiel erwartet.

Story – Schwarzer Humor in viktorianischer Atmosphäre

Das Spiel führt uns in eine düstere viktorianische Welt, in der das Ehepaar Percival und Hildred einen renommierten Friseursalon in einem kleinen Dorf übernommen hat. Das zweistöckige Gebäude am Fluss scheint perfekt für ihre Pläne: Percival möchte eine Schneiderei eröffnen, während seine Frau Hildred eine Kneipe betreiben will. Ihr gemeinsames Ziel ist simpel – so viel Geld wie möglich zu verdienen und reich zu werden.

Doch die Methoden des Paares sind alles andere als konventionell. Percival tötet systematisch die Kunden seines Ladens, während Hildred das „Fleisch“ in schmackhafte Gerichte für die Kneipenbesucher verarbeitet. Diese makabre Geschäftsidee funktioniert zunächst gut, bis ein mysteriöser Erpresser auftaucht, der das dunkle Geheimnis des Paares entdeckt hat. Dieser, der seine Briefe mit einem „J“ unterzeichnet, wird jedoch nicht zur Polizei gehen – stattdessen fordert er spezielle „Aufträge“ und lädt zu einem besonderen Fest ein.

Die Geschichte entwickelt sich von dieser Grundidee ausgehend und führt den Spieler durch verschiedene Missionen, die alle um das zentrale Thema des kannibalistischen Geschäftsmodells kreisen.

Grafik – Detailreiche Pixel-Art mit verstörendem Charme

Visuell präsentiert sich Ravenous Devils als sorgfältig gestaltetes Pixel-Art-Spiel mit enormer Liebe zum Detail. Die Bewegungen der Charaktere sind flüssig animiert, und die Beleuchtung trägt wesentlich zur düsteren Atmosphäre bei. Besonders beeindruckend ist die Darstellung der verschiedenen Geschäftsbereiche – vom Friseursalon im Obergeschoss bis zur Kneipe im Erdgeschoss wirkt alles authentisch und lebendig.

Allerdings ist die grafische Darstellung nichts für schwache Nerven. Blutspritzer sind allgegenwärtig, und die Szenen, in denen Hildred Menschen zerstückelt, um daraus Steaks und Würstchen zu produzieren, können durchaus verstörend wirken. Diese drastischen Darstellungen rechtfertigen definitiv die USK-Einstufung ab 18 Jahren und machen deutlich, warum das Spiel nicht für empfindliche Gemüter geeignet ist.

Die künstlerische Gestaltung ist durchaus Geschmackssache – technisch ist sie sehr gelungen, thematisch jedoch polarisierend.

Sound – Fröhliche Melodien im düsteren Kontext

Der Soundtrack von Ravenous Devils ist bemerkenswert und fügt sich perfekt in das Spielgeschehen ein, ohne aufdringlich zu wirken. Interessant ist dabei der Kontrast zwischen der fröhlichen, fast heiteren Musik und dem makabren Spielinhalt. Diese bewusste Dissonanz verstärkt den schwarzhumorigen Charakter des Spiels und sorgt für eine einzigartige Atmosphäre.

Die Soundeffekte unterstützen das Gameplay effektiv und geben akustische Rückmeldung zu den verschiedenen Aktionen. Das gesamte Audiodesign trägt dazu bei, dass sich das Spiel trotz seines verstörenden Inhalts spielerisch flüssig anfühlt.

Gameplay – Management trifft auf Morbidität

Ravenous Devils ist im Kern ein klassisches Management-Spiel mit einer äußerst ungewöhnlichen Thematik. Der Spieler muss kontinuierlich Ressourcen beschaffen, diese in verkaufbare Produkte umwandeln und dabei ein funktionierendes Geschäft aufbauen – nur dass einige „Kunden“ selbst zu Ressourcen werden.

Das Gameplay teilt sich auf zwei Bereiche auf:

Die Kneipe: Hier ist die Komplexität am größten. Spieler können Tische aufstellen, damit Gäste spezielle Gerichte bestellen können. Mit 19 verschiedenen Kochrezepten, die durch das Freischalten neuer Zutaten wie Tomaten oder Eier erweitert werden können, bietet dieser Bereich die meiste Abwechslung.

Die Schneiderei: Dieser Bereich ist deutlich simpler gehalten. Percival muss lediglich Stoff von den Leichen bergen und an der Nähmaschine zu neuer Kleidung verarbeiten. Konkrete Aufträge für bestimmte Kleidungsstücke gibt es nicht, was diesen Bereich weniger interessant macht.

Der Schwierigkeitsgrad steigt kontinuierlich an. Je mehr das Restaurant ausgebaut wird, desto mehr Kunden kommen, desto vielfältiger werden die Rezepte und desto mehr Jonglieren ist zwischen den beiden Protagonisten erforderlich. Percival kümmert sich neben der Schneiderei um den Gemüseanbau, während Hildred zwischen der Bedienung im Schnellrestaurant und im regulären Restaurant wechseln muss.

Mit den Einnahmen können beide Geschäftsbereiche kontinuierlich verbessert werden. Mehr Auslagen, zusätzliche Tische, ein reparierter Ofen oder sogar die Einstellung eines Kellners sind nur einige der verfügbaren Upgrades. Sogar die Outfits der Protagonisten lassen sich anpassen – schließlich kauft niemand gerne bei schlecht gekleideten Verkäufern.

YouTube player

Steuerung – PC-Portierung mit Anpassungsbedarf

Von Anfang an wird deutlich, dass Ravenous Devils primär für den PC entwickelt wurde. Der Cursor wird durch eine rote Aura symbolisiert, und die Interaktionen erfolgen über hervorgehobene Objekte. Die Navigation zwischen den Etagen erfolgt entweder über LB/LT oder das D-Pad, wobei letzteres natürlicher wirkt.

Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit funktionieren die Interaktionen flüssiger, besonders hilfreich ist dabei die Möglichkeit, dass die Charaktere zusätzlich zur aktuellen Aktion eine weitere Handlung vormerken können. Dies macht das Gameplay deutlich flüssiger und reduziert frustrierende Wartezeiten.

Lokalisierung – Englisch mit geplanter deutscher Übersetzung

Das Spiel ist zum Release vollständig in englischer Sprache verfügbar. Für Spieler, die der Shakespeare’schen Sprache nicht mächtig sind, bleiben die Dialoge jedoch größtenteils verständlich, und die Handlung lässt sich gut nachvollziehen. Positiv zu vermerken ist, dass das Entwicklerstudio bereits angekündigt hat, an einer Lokalisierung in verschiedene Sprachen, einschließlich Deutsch, zu arbeiten.

Wiederspielwert und Langzeitmotivation

Ravenous Devils bietet durch seine Management-Mechaniken einen soliden Wiederspielwert. Die verschiedenen Upgrade-Möglichkeiten und die Optimierung der Geschäftsabläufe sorgen dafür, dass auch nach dem ersten Durchspielen noch Verbesserungspotenzial vorhanden ist. Allerdings ist der Inhalt thematisch so speziell, dass er definitiv nicht für jeden zugänglich ist.

Fazit zu Ravenous Devils

Ravenous Devils ist ein handwerklich solides Management-Spiel, das sich durch seinen extrem speziellen Themenbereich von der Masse abhebt. Das italienische Entwicklerteam Bad Vices Games hat einen durchaus funktionierenden „Horror Cooking Simulator“ geschaffen, der trotz seiner verstörenden Inhalte spielerisch überzeugen kann.

Die Stärken des Spiels liegen in:

  • Solidem Management-Gameplay mit kontinuierlicher Progression
  • Detailreicher Pixel-Art-Optik mit flüssigen Animationen
  • Atmosphärisch stimmigem Soundtrack
  • Schwarzhumorigen Dialogen und einer konsequent düsteren Erzählung
  • Verschiedenen Upgrade- und Anpassungsmöglichkeiten

Schwächen zeigen sich bei:

  • Der unausgewogenen Komplexität zwischen Kneipe und Schneiderei
  • Der PC-lastigen Steuerung auf Konsolen
  • Dem extrem nischigen Thema, das viele Spieler abschrecken wird
  • Der fehlenden deutschen Lokalisierung zum Release

Die USK-Einstufung ab 18 Jahren ist absolut gerechtfertigt und sollte ernst genommen werden. Ravenous Devils richtet sich an eine sehr spezielle Zielgruppe, die sowohl Freude an Management-Spielen als auch an schwarzem Horror-Humor hat. Wer sich von der Thematik nicht abschrecken lässt und einen ungewöhnlichen Genre-Mix sucht, erhält ein durchaus unterhaltsames Spiel.

Für Fans klassischer Management-Simulationen, die nach etwas völlig anderem suchen, und Horror-Enthusiasten, die auch vor drastischen Inhalten nicht zurückschrecken, ist Ravenous Devils eine interessante Alternative zu den üblichen Genre-Vertretern. Alle anderen sollten einen weiten Bogen um Percival und Hildreds makabres Geschäft machen.

Bewertung: 7/10 – Solides Management-Gameplay in verstörendem Gewand, definitiv nicht für jedermann geeignet.

Hat dir dieser Beitrag gefallen?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Weil du diesen Beitrag nützlich fandest...

Teile ihn doch gerne in sozialen Netzwerken!

Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

Was können wir verbessern?

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.