Redfall

[Review] Redfall

Mit Redfall wagt sich Arkane Austin an einen völlig neuen Ansatz: Weg von den meisterhaften Immersive Sims wie Dishonored und Prey, hin zu einem Open-World-Koop-Shooter mit Vampirthematik. Der am 2. Mai 2023 erschienene Titel soll Spieler allein oder zu viert in das von Blutsaugern heimgesuchte Städtchen Redfall entführen. Doch kann das Team seine Expertise in ein fremdes Genre übertragen, oder geht dabei die Arkane-DNA verloren?

Story

Die idyllische Inselstadt Redfall in Massachusetts wurde über Nacht zum Albtraum. Ein geheimnisvolles Vampirkollektiv hat die Sonne verdunkelt, die Gewässer um die Insel blockiert und die Bewohner in ihre Gewalt gebracht. Als einer von vier Überlebenden kämpfen wir uns durch eine Welt, die von verschiedenen Vampirfraktionen beherrscht wird. Jede Fraktion verfolgt dabei eigene Ziele und hat unterschiedliche Motivationen – von wissenschaftlichen Experimenten bis hin zu purer Machtgier.

Die Erzählung selbst ist dabei durchaus interessant aufgebaut. Die Geschichte um den mysteriösen „Hollow Man“ und seine Vampirarmee wird über Missionen, gefundene Dokumente und Audioaufzeichnungen entfaltet. Leider leidet die Präsentation erheblich unter technischen Kompromissen. Zwischensequenzen bestehen aus statischen Bildern mit Sprachausgabe – ein überraschender Rückschritt für ein Studio, das bisher für filmreife Inszenierungen bekannt war. Das erweckt schnell den Eindruck von Budgetkürzungen oder Zeitnot während der Entwicklung.

Die vier spielbaren Charaktere – Devinder, Layla, Remi und Jacob – haben alle ihre eigenen Motivationen und Hintergrundgeschichten, die jedoch nur oberflächlich beleuchtet werden. Ihre Interaktionen untereinander bleiben leider meist auf ein Minimum beschränkt, was besonders bei einem auf Koop ausgelegten Spiel schade ist.

Grafik

Visuell zeigt Redfall durchaus ansprechende Momente. Die Darstellung der Kleinstadt in Neuengland mit ihren charakteristischen Gebäuden und der herbstlichen Atmosphäre gelingt gut. Arkane Austin hat hier eine glaubwürdige amerikanische Kleinstadt erschaffen, die definitiv Wiedererkennungswert besitzt. Die Vampire selbst sind ebenfalls gelungen designt – von den grotesken Kultisten bis hin zu den imposanten Vampirbossen.

Allerdings offenbaren sich beim genaueren Hinsehen diverse technische Schwächen. Texturen laden teilweise verzögert nach, Kantenflimmern tritt regelmäßig auf und die Animationen der NPCs wirken oft hölzern. Besonders auffällig sind die leeren Straßen und Gebäude, die der Open World oft einen trostlosen, unvollendeten Eindruck verleihen. Hier merkt man deutlich, dass das Studio möglicherweise nicht die Erfahrung mit derart großen, offenen Spielwelten hat.

Die Beleuchtung hingegen kann durchaus überzeugen. Die düstere, von Vampiren beherrschte Atmosphäre wird stimmungsvoll eingefangen, und die verschiedenen Tageszeiten sorgen für abwechslungsreiche Lichtstimmungen. Auch die Vampirnester, die in einer Art Parallelwelt angesiedelt sind, bieten visuell interessante Momente.

Sound

Akustisch bewegt sich Redfall auf solidem Niveau. Die Synchronisation ist professionell umgesetzt, auch wenn die deutschen Sprecher nicht ganz an die Qualität von Arkanes vorherigen Werken heranreichen. Die Vampir-Bosse werden jeweils von kompetenten Sprechern verkörpert, die ihren Charakteren eine gewisse Persönlichkeit verleihen.

Der Soundtrack komponiert von Ariel Gross untermalt die Spielerfahrung angemessen, ohne jedoch wirklich im Gedächtnis zu bleiben. Die Musik schafft es, die düstere Vampir-Atmosphäre zu unterstreichen, erreicht aber nicht die emotionale Tiefe der Kompositionen in Heavy Rain oder Detroit: Become Human.

Umgebungsgeräusche und Waffensounds sind zweckmäßig umgesetzt. Das Pfählen von Vampiren wird durch passende Audioeffekte begleitet, und die verschiedenen Waffentypen haben einen distinkten Klang. Leider fehlt es dem gesamten Sounddesign an der Liebe zum Detail, die man von Arkane-Spielen gewohnt ist.

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Gameplay

Hier zeigt sich die größte Schwäche von Redfall. Das Gameplay fühlt sich wie ein Kompromiss zwischen verschiedenen Genres an, ohne dabei in einem wirklich zu überzeugen. Als Ego-Shooter ist es solide, aber nicht außergewöhnlich. Als Loot-Shooter fehlt die Tiefe, und als Open-World-Spiel mangelt es an interessanten Aktivitäten.

Die vier Charaktere unterscheiden sich durch ihre speziellen Fähigkeiten: Devinder kann Vampire kurzzeitig einfrieren, Layla verfügt über telekinetische Kräfte, Remi hat einen Roboter-Begleiter und Jacob kann sich unsichtbar machen. Diese Fähigkeiten sind durchaus kreativ gestaltet und bieten verschiedene Herangehensweisen an Kampfsituationen. Im Koop-Modus können diese Synergien entstehen lassen, die tatsächlich Spaß machen.

Die Steuerung ist präzise und responsiv, wobei das Schießverhalten der Waffen zufriedenstellend umgesetzt ist. Das Pfählen von Vampiren mit dem entsprechenden Nahkampfangriff fühlt sich befriedigend an und verstärkt das Vampirjäger-Gefühl. Allerdings fehlt es dem Kampfsystem an der Kreativität und den improvisatorischen Möglichkeiten, die Arkane-Spiele normalerweise auszeichnen.

Die Open World ist in zwei Bereiche unterteilt, wobei man nach dem ersten Gebiet nicht mehr zurückkehren kann – eine seltsame Designentscheidung für ein Open-World-Spiel. Die Missionsstruktur ist repetitiv: Man besucht einen Ort, eliminiert Feinde, sammelt Gegenstände und kehrt zur Basis zurück. Diese Formel wird zu selten durchbrochen und führt schnell zu Ermüdungserscheinungen.

Ein großes Problem ist die schwache KI der Gegner. Vampire und Kultisten verhalten sich oft unsinnig, bleiben in der Umgebung hängen oder reagieren nicht auf den Spieler. Das macht Kämpfe oft zu belanglosen Schießübungen statt zu den taktischen Herausforderungen, die man erwarten würde.

Das Loot-System ist rudimentär umgesetzt. Neue Waffen fühlen sich selten wie echte Verbesserungen an, und der Anreiz zum Sammeln und Ausprobieren hält sich in Grenzen. Auch das Charakterfortschrittssystem ist oberflächlich – neue Fähigkeiten schalten meist nur marginale Verbesserungen frei.

Technische Probleme trüben das Erlebnis zusätzlich. Bugs, bei denen Charaktere in der Umgebung steckenbleiben, Eingaben nicht reagieren oder Animationen fehlerhaft ablaufen, sind leider keine Seltenheit. Besonders ärgerlich ist, dass das Spiel auch im Singleplayer nicht pausierbar ist.

Koop-Modus

Der Mehrspielermodus funktioniert grundsätzlich, leidet aber unter seltsamen Designentscheidungen. Fortschritt wird nur für den Host gespeichert, was bedeutet, dass Mitspieler ihre Questfortschritte nicht mitnehmen können. Das ist für einen 2023 erschienenen Koop-Shooter ein inakzeptabler Rückschritt.

Wenn der Koop-Modus funktioniert, entstehen durchaus unterhaltsame Momente. Die verschiedenen Charakterfähigkeiten ergänzen sich gut, und gemeinsam Vampirnester zu erobern kann durchaus Spaß machen. Allerdings reicht das nicht aus, um die grundlegenden Designschwächen zu übertünchen.

Fazit

Redfall ist ein enttäuschendes Spiel, das dem Ruf von Arkane Austin nicht gerecht wird. Es fühlt sich an wie ein Entwicklerteam, das gegen seine eigenen Stärken arbeiten musste, um ein Spiel in einem Genre zu schaffen, das nicht zu ihrer DNA passt. Die brillante Weltgestaltung und die innovativen Gameplay-Mechaniken, für die Arkane bekannt ist, sucht man hier größtenteils vergebens.

Das bedeutet nicht, dass Redfall komplett unspielbar ist. Vampire zu jagen kann in kurzen Spielsitzungen durchaus unterhaltsam sein, besonders mit Freunden. Die Grundidee einer Vampir-Apokalypse in einer amerikanischen Kleinstadt ist interessant, und gelegentlich blitzt die kreative Ader des Entwicklerteams durch.

Wer jedoch die Qualität von Dishonored, Prey oder Deathloop erwartet, wird herb enttäuscht werden. Redfall wirkt wie ein Spiel, das vorzeitig veröffentlicht wurde – mit unfertigen Systemen, technischen Problemen und einem Mangel an dem Feinschliff, den man von einem AAA-Titel erwarten sollte.

Für Fans von Koop-Shootern mag Redfall als Zeitvertreib im Game Pass funktionieren. Als vollwertiges Arkane-Erlebnis oder als eigenständiger Vollpreistitel ist es jedoch eine klare Verfehlung. Man kann nur hoffen, dass zukünftige Updates einige der gravierendsten Probleme beheben und dass Arkane Austin zu seinen Wurzeln zurückfinden kann.

Wertung: 5/10

Pros:

  • Stimmungsvolle Vampir-Atmosphäre
  • Interessante Charakterfähigkeiten im Koop
  • Gelungenes Setting der Neuengland-Kleinstadt
  • Solide Grundmechanik des Schießens

Cons:

  • Schwache KI und repetitive Missionsstruktur
  • Technische Probleme und Bugs
  • Oberflächliches Loot- und Fortschrittssystem
  • Fehlende Arkane-Qualität in Gameplay und Präsentation
  • Problematischer Koop-Fortschritt

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