Resident Evil 7: Biohazard

[Review] Resident Evil 7: Biohazard

Mit Resident Evil 7: Biohazard wagte Capcom im Januar 2017 einen gewaltigen Neuanfang für die traditionsreiche Survival-Horror-Serie. Nach den actionlastigen Teilen 5 und 6, die zwar kommerziell erfolgreich waren, aber viele Fans enttäuschten, kehrte die Reihe zu ihren Horror-Wurzeln zurück. Statt der gewohnten Third-Person-Perspektive setzt Resident Evil 7 erstmals auf die Ich-Perspektive und führt uns in das bedrohliche Anwesen der Familie Baker in Louisiana. Die Frage war: Kann Capcom nach über einem Jahrzehnt wieder authentischen Horror erschaffen?

Story

Die Geschichte von Resident Evil 7 beginnt mit einem simplen, aber effektiven Aufbau: Ethan Winters erhält eine mysteriöse Nachricht von seiner totgeglaubten Frau Mia, die vor drei Jahren spurlos verschwunden ist. Die Botschaft führt ihn in die Sümpfe Louisianas, zu einem verfallenen Plantagenhaus der Familie Baker. Was als verzweifelte Suche nach seiner Ehefrau beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Alptraum aus Gewalt, Wahnsinn und bioterroristischen Experimenten.

Im Zentrum des Geschehens steht die Familie Baker: Jack, der brutal-aggressive Patriarch, seine Frau Marguerite mit ihrer krankhaften Obsession für Insekten, und Sohn Lucas, ein sadistischer Folterfan, der seine Opfer in tödliche Fallen lockt. Nur Tochter Zoe scheint noch einen klaren Verstand bewahrt zu haben und wird zu Ethans wichtigster Verbündeter.

Während Ethan tiefer in das Geheimnis der Bakers eindringt, enthüllt sich eine Verbindung zu den klassischen Resident Evil-Themen: Ein Virus namens E-001, auch „Eveline“ genannt, hat die Familie infiziert und verwandelt. Die Story bleibt dabei überraschend persönlich und konzentriert sich auf Ethans verzweifelte Mission, ohne in die übertriebenen Weltuntergangszenarien der Vorgänger zu verfallen.

Grafik

Resident Evil 7 nutzt Capcoms hauseigene RE Engine und liefert damit eine der beeindruckendsten visuellen Präsentationen des Jahres 2017. Das Baker-Anwesen ist ein Meisterwerk des Environmental Storytellings – jeder Raum erzählt seine eigene Geschichte des Verfalls. Schimmel kriecht die Wände hoch, Ungeziefer huscht durch dunkle Ecken, und das warme Licht der wenigen funktionierenden Lampen taucht alles in eine bedrohlich-gemütliche Atmosphäre.

Besonders beeindruckend sind die Charaktermodelle der Baker-Familie. Die per Motion-Capture eingefangenen Gesichtsanimationen verleihen den Antagonisten eine verstörende Menschlichkeit, die sie umso gefährlicher wirken lässt. Jack Bakers breites Grinsen und Marguerites krankhafte Mimik brennen sich ins Gedächtnis ein.

Die Beleuchtung spielt eine zentrale Rolle im Horrordesign. Dynamische Schatten und sparsam eingesetzte Lichtquellen schaffen eine permanente Grundspannung. Die Taschenlampe wird nicht nur zum Erkunden, sondern zum elementaren Überlebenswerkzeug. HDR-Unterstützung verstärkt die Kontraste zwischen den düsteren Innenräumen und den gleißend hellen Außenbereichen zusätzlich.

Technisch läuft das Spiel auf PlayStation 4 nahezu makellos. Die Framerate bleibt auch in hektischen Momenten stabil, und die Ladezeiten zwischen den Bereichen sind erfreulich kurz.

Sound

Audiovisuell ist Resident Evil 7 eine absolute Meisterleistung. Das 7.1-Surround-Design nutzt jeden Lautsprecher zur Erzeugung von Paranoia – knarrende Dielen über einem, Schritte hinter der nächsten Tür, oder das leise Wimmern eines unbekannten Opfers irgendwo im Haus. Mit Kopfhörern wird das Spiel zu einem intensiven Horrorerlebnis, das einen permanent auf der Hut hält.

Die Sprachausgabe, sowohl auf Englisch als auch in der deutschen Synchronfassung, überzeugt durch authentische Darstellung. Jack Baker wird vom amerikanischen Schauspieler Jack Brand verkörpert, der dem Charakter eine perfekte Mischung aus südstaatlichem Charm und psychotischer Bedrohung verleiht. Die deutsche Lokalisation steht dem in nichts nach und vermittelt die bedrohliche Atmosphäre ohne an Authentizität zu verlieren.

Der Soundtrack von den Komponisten Miwako Chinone, Kota Suzuki und Satoshi Hori bleibt dezent im Hintergrund und verstärkt die Spannung genau dort, wo sie benötigt wird. In ruhigen Erkundungsphasen herrscht oft bedrückende Stille, die durch einzelne Klaviernoten oder Streichermotive gebrochen wird. In Verfolgungsjagden mit Jack Baker hingegen peitschen düstere Industrial-Klänge den Puls nach oben.

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Gameplay

Mit Resident Evil 7 kehrt die Serie zu ihren Survival-Horror-Wurzeln zurück, ohne dabei altbacken zu wirken. Die neue Egoperspektive sorgt für deutlich intensivere Schreckmomente und erhöht die Immersion erheblich. Wenn Jack Baker plötzlich durch eine Wand bricht, fährt einem der Schrecken durch Mark und Bein.

Das Inventarmanagement, ein Markenzeichen der frühen Resident Evil-Spiele, feiert sein Comeback. Der begrenzte Stauraum zwingt zu strategischen Entscheidungen: Nimmt man lieber Munition mit oder doch das Heilkraut? Die klassischen Truhen zur Lagerung sind zurück und schaffen sichere Rückzugsorte in der bedrohlichen Umgebung.

Die Rätsel sind intelligent designt und fügen sich nahtlos in die Spielwelt ein. Statt abstrakter Logikpuzzles muss Ethan realistische Probleme lösen – Sicherungen reparieren, Schlüsselkarten finden oder mechanische Geräte in Gang setzen. Dabei wird der Spielfluss nie unnötig unterbrochen.

Kämpfe sind seltener und dadurch umso intensiver geworden. Munition ist knapp, was jeden Schuss zu einer wichtigen Entscheidung macht. Die Waffenauswahl bleibt überschaubar aber zweckmäßig: Pistole, Schrotflinte, Flammenwerfer und einige Spezialwaffen reichen völlig aus. Die Kämpfe gegen die Baker-Familienmitglieder entwickeln sich zu eindringlichen Boss-Duellen, die mehr auf Taktik als auf Feuerkraft setzen.

Die Erkundung des Baker-Anwesens folgt dem klassischen Metroidvania-Prinzip: Neue Schlüsselkarten und Werkzeuge öffnen zuvor verschlossene Bereiche und belohnen gründliche Spieler mit zusätzlicher Ausrüstung und Story-Details. Die kompakte Spielwelt lädt zu wiederholter Erkundung ein.

PlayStation VR-Nutzer erhalten das definitive Horror-Erlebnis: Die komplette Kampagne lässt sich in Virtual Reality spielen und verstärkt sowohl Immersion als auch Angstfaktor nochmals erheblich. Die VR-Umsetzung gehört zu den besten Beispielen für Horror in der virtuellen Realität.

Fazit

Mit Resident Evil 7: Biohazard ist Capcom ein bemerkenswerter Neuanfang gelungen. Das Spiel findet zurück zu dem, was die Serie ursprünglich ausmachte: authentischer Survival-Horror, der von Atmosphäre und Spannung lebt statt von Dauerfeuer und Explosionen. Die Baker-Familie etabliert sich als eine der denkwürdigsten Gegnergruppen der Seriengeschichte.

Die Egoperspektive erweist sich nicht als Gimmick, sondern als natürliche Evolution der Formel. Erkundung, Rätsellösen und Kampf funktionieren auch aus der neuen Blickwinkel hervorragend und schaffen ein intensiveres Horror-Erlebnis als je zuvor in einem Resident Evil-Spiel.

Kleinere Schwächen zeigen sich hauptsächlich im letzten Spielabschnitt, der etwas zu actionlastig ausfällt und die bis dahin perfekt aufgebaute Atmosphäre etwas verwässert. Auch die Verbindung zum Rest der Resident Evil-Mythologie fällt minimal aus, was Serienfans enttäuschen könnte.

Diese Kritikpunkte können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Capcom hier ein hervorragendes Horror-Spiel abgeliefert hat. Resident Evil 7 beweist, dass die Serie auch nach über 20 Jahren noch für Überraschungen gut ist und zeigt den Weg für die Zukunft des Survival-Horrors auf. Fans des Genres und der Serie können bedenkenlos zugreifen – willkommen zurück, Resident Evil.

Wertung: 9/10

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