Resident Evil Village

[Review] Resident Evil Village

Mit Resident Evil Village führt uns Capcom in das nächste Kapitel der sehr erfolgreichen und beliebten Horror-Reihe. Nachdem Resident Evil 7: biohazard uns Anfang 2017 mit einem Paradigmen-Wechsel, der ungewohnten Ego-Perspektive, überraschte und letztendlich überzeugte, gab es mit den Remakes von Resident Evil 2 und Resident Evil 3 in den letzten Jahren eher gewohnte Kost, wenngleich in einem zeitgemäßen Gewand und ebenfalls sehr überzeugend. Mit Village, oder Resident Evil 8, sorgten die Macher vorab auch für einige Verwunderung, etwas Skepsis, aber auch ordentlich Spannung. Verschneite Berglandschaften, in denen sich Werwölfe herumtreiben sollen und dann fiel irgendwann auch mal das Wort Vampir – wie soll das mit Resident Evil zusammenpassen? Das verrate ich euch nun, nachdem ich es durchgespielt und das Dorf und die Umgebung ausgiebig erkundet habe.

Story – Eine Reise durch die Abgründe

Resident Evil Village beginnt erst ruhig mit einer Szene häuslichen Glücks, in der unser Held Ethan Winters und seine Frau Mia das Abendessen zubereiten und sich um ihr neugeborenes Baby, Rosemary, kümmern. Die Ereignisse knüpfen somit direkt an Resident Evil 7 an und lassen den Spieler in einer scheinbar friedvollen Atmosphäre ankommen. Dann überschlagen sich die Ereignisse, es geht ordentlich zur Sache – inhaltlich lasse ich euch die Überraschung. Nach diesen Szenen finden wir uns in der Rolle von Ethan in einem Schneesturm wieder und treffen auf ein Dorf – The Village!

Es wird im Spielverlauf nie explizit erwähnt, wo sich dieses Dorf befindet, nach dem das Spiel benannt ist, aber einige relevante Hinweise deuten darauf hin, dass es wohl irgendwo in den zugeschneiten Bergen Rumäniens liegt. Die Örtlichkeit wirkt heruntergekommen, trostlos und auf den ersten Blick verlassen. Es gibt ein paar Felder, einen Friedhof und dazu passend eine Kirche. Über dem ganzen erhebt sich ein Schloss, es lassen sich alte Ruinen erahnen, die auf eine mögliche lang zurückreichende Geschichte hindeuten könnten. Es ist eine großartige Kulisse, die vor Atmosphäre, Bedrohung und Geheimnissen förmlich nur so trieft.

Die Geschichte von Village gestaltet sich dabei als eine faszinierende Reise durch verschiedene Horror-Subgenres. Während Ethan anfangs mit der Baker-Familie in Resident Evil 7 konfrontiert war, die uns im überwiegenden Teil als sadistische Kannibalen präsentiert wurden, ist das Gegnerfeld in Village deutlich vielfältiger und abwechslungsreicher aufgestellt. Lady Dimitrescu und ihre Töchter verkörpern klassische Vampir-Ästhetik, während andere Antagonisten verschiedene Facetten des Grauens repräsentieren. Diese Vielfalt mag auf den ersten Blick wie ein buntes Durcheinander wirken, fügt sich aber überraschend stimmig zu einem Gesamtwerk zusammen.

Grafik – Visueller Hochgenuss mit atmosphärischer Wucht

Die Umgebungen sind detailreich und atmosphärisch beleuchtet, und jedes Objekt und jede Oberfläche weist eine spürbare Schicht aus Schmutz und Textur auf. Das Spiel läuft auch bei hohen Auflösungen flüssig, und Raytracing sorgt für wunderschöne Beleuchtung und Reflexionen. Die Charaktermodelle sind ebenfalls spektakulär, und die ausdrucksstarken, überzeugenden Animationen erwecken die Darsteller auf schreckliche Weise zum Leben.

Schloss Dimitrescu dient vielleicht als das beste Beispiel für die beeindruckende Grafik von Resident Evil Village – aber das ganze Spiel sieht einfach wirklich gut aus. Die verschneite Berglandschaft bietet einen faszinierenden Kontrast zu den düsteren Innenräumen der verschiedenen Schauplätze. Jeder Bereich hat seine ganz eigene visuelle Identität, ohne dass dabei die Einheitlichkeit der Gesamtästhetik verloren geht.

Besonders beeindruckend ist die Detailverliebtheit bei der Gestaltung der verschiedenen Locations. Das Herrenhaus von Donna Beneviento mit seinen unheimlichen Puppen, die verfallenen Gebäude des Dorfes oder die gotischen Hallen von Schloss Dimitrescu – jeder Schauplatz erzählt seine eigene Geschichte durch visuelle Elemente.

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Sound – Akustische Meisterklasse des Horrors

Die englische Sprachausgabe ist zwar ein wenig hakelig, aber im Großen und Ganzen passt das zu diesen absurden, egomanischen Charakteren. Die deutsche Synchronisation kann sich durchaus sehen lassen und verleiht den Charakteren authentische Stimmen. Besonders hervorzuheben ist die Vertonung der verschiedenen Antagonisten, die jeder für sich eine unverwechselbare akustische Präsenz entwickeln.

Die Soundkulisse trägt enorm zur Atmosphäre bei. Umgebungsgeräusche wie knarrende Dielen, heulender Wind oder das ferne Geheul von Werwölfen schaffen eine permanente Grundspannung. Der Soundtrack weiß genau, wann er sich zurücknehmen muss, um der Stille ihre bedrohliche Wirkung zu verleihen, und wann dramatische Orchesterklänge die Action-Sequenzen untermalen sollen.

Besonders gelungen ist die akustische Gestaltung der verschiedenen Bereiche. Während das Dorf von natürlichen Geräuschen geprägt ist, herrschen in Schloss Dimitrescu klassische Gothic-Klänge vor, und das Herrenhaus Beneviento setzt auf subtile, psychologische Soundeffekte, die unter die Haut gehen.

Gameplay – Vielfalt zwischen Erkundung und Action

Grundsätzlich kann man feststellen, dass Village insgesamt etwas action-lastiger ausfällt als der Vorgänger, was aber keineswegs heißt, dass es sich hier nur um massive Action-Einlagen dreht, bei denen der Finger am Feuerknopf klebt. Vielmehr bietet Village hier tatsächlich einiges an Vielfalt und Abwechslung. Die verschiedenen Locations, die man besucht, stellen gleichzeitig auch eine Art Reise durch die verschiedenen Unterkategorien des Horror-Genres dar.

Ethan ist an sich ein recht langweiliger Typ und wirkt etwas unscheinbar, ein Eindruck, der durch die Ego-Perspektive sicher noch etwas forciert wird. Er hat jedoch immer wieder Phasen, in denen er über sich hinauswächst und zu einem wahren Superhelden mutiert. Das sind dann meistens die Bosskämpfe oder dramatische Zwischensequenzen, die für Abwechslung sorgen und den Spannungsbogen geschickt aufrechterhalten.

Neben den abwechslungsreichen Locations bietet Resident Evil Village auch eine ziemliche Gegnervielfalt. Dies ist nicht nur der allgemeinen Atmosphäre zuträglich, sondern sorgt auch bei den Kämpfen für Abwechslung. Man muss nicht nur des Öfteren seine Taktik überdenken, sondern kann sich auch nie sicher sein, ob nicht hinter der nächsten Ecke eine böse Überraschung lauert.

Ein Großteil von Village spielt sich in engen, schmalen Räumen ab, aber manchmal öffnen sich auch größere Areale, in denen Gruppen von Feinden auftauchen. Dächer, auf die man klettern kann, Häuser, in die man schlüpfen kann, und Möbel, mit denen man Türöffnungen versperren kann, um den Strom der Lykaner aufzuhalten – all das trägt zu einem taktischeren Gameplay bei als beim Vorgänger.

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Der Duke – Mysteriöser Händler mit Charme

Ethan hat nur sehr wenige Verbündete im Dorf, und die haben in der Regel auch nur begrenzte Möglichkeiten zur Unterstützung. Aber ein mysteriöser Charakter, bekannt als der Duke, ist eine ständige freundliche Präsenz. Er ist ein Händler mit einer seltsam rätselhaften Persönlichkeit und scheint immer da aufzutauchen, wo man ihn am wenigsten erwartet, aber dringend braucht.

Der Duke verkauft Waffen, Munition, Baupläne und andere nützliche Dinge und kauft euch jeden gefundenen Schatz ab – einschließlich der kristallisierten Überreste von Endgegnern, die immer einen ordentlichen Preis erzielen. Zusätzlich kann er eure Waffen aufwerten und rohe Zutaten in Mahlzeiten verwandeln, die eure Gesundheit, Verteidigung und Bewegungsgeschwindigkeit dauerhaft erhöhen.

Erkundung und Sammeln

Während man das Dorf erkundet, trifft man auf eine Reihe von Tieren, darunter Schweine, Schafe, Hühner und gelegentlich auch Fische, die in einem Bach herumschwimmen. Wenn man sie erlegt, lassen sie Fleisch fallen, das der Duke dann verwenden kann, um eines dieser leckeren, die Werte erhöhenden Festmahle zu zaubern. Dies ist eine von mehreren optionalen Aufgaben und Ablenkungen, die dazu beitragen, dass sich Village etwas weniger linear anfühlt als andere Teile der Reihe, auch wenn die Geschichte einem streng vorgegebenen Pfad folgt.

Die Verwaltung des Inventars ist ein wichtiger Aspekt in Village, beschränkt sich aber auf Waffen, Munition und Gesundheitsgegenstände. Es gibt in diesem Spiel keine Kisten als Inventar-Puffer. Wenn also eine Waffe oder ein anderes sperriges Objekt zu viel Platz wegnimmt, muss man es entweder verkaufen oder für die Vergrößerung des Inventars bezahlen.

Allerdings nehmen wichtige Gegenstände wie Türschlüssel und Objekte, die zum Lösen von Rätseln benötigt werden, keinen Platz im Inventar ein und werden in einem separaten Menü aufgeführt – eine der wichtigsten Maßnahmen, mit denen Village die klassische Resident Evil-Formel etwas vereinfacht und modernisiert.

Horror-Höhepunkte und Atmosphäre

Village ist wohl nicht nur das abwechslungsreichste Resident Evil aller Zeiten, sondern wohl auch eines der gruseligsten. Allein das Herrenhaus von Donna Beneviento, einer Puppenmacherin und eine der Herrscherinnen des Dorfes, wird euch das Fürchten lehren. In ihrem knarrenden, staubigen alten Haus – das mit Dutzenden von unheimlichen, schwarzäugigen Puppen in verschiedenen Zuständen des Verfalls übersät ist – werdet ihr durch eine Reihe brillant konstruierter Momente des unaufdringlichen, quälend angespannten Horrors geführt, bis ihr einen der wohl gruseligsten Einzelmomente in der Geschichte von Resident Evil erlebt.

Dagegen bildet der Abschnitt im Schloss Dimitrescu auch irgendwie eine Hommage an das ursprüngliche erste Resident Evil und bildet für mich auch eine Art Anker zu den Ursprüngen der Reihe. Hier finden sich die klassischen Elemente wieder: verwinkelte Gänge, verschlossene Türen, die nach bestimmten Schlüsseln verlangen, und die allgegenwärtige Bedrohung durch übermächtige Gegner.

Fazit

Manchen mag Resident Evil Village dadurch etwas vorkommen wie ein buntes Durcheinander an verrückten Ideen und seltsamen Gestalten, aber insgesamt haben die Macher es geschafft, ein stimmiges Gesamtwerk zu erschaffen. Auch wenn ich gestehen muss, dass mir manche Sachen etwas zu abgedreht erschienen, haben sie sich letztendlich nicht als störend, oder zumindest nicht dermaßen störend erwiesen, als dass sie meinen positiven Gesamteindruck beeinflusst hätten.

Capcom ist mit Village ein bemerkenswerter Spagat gelungen: Das Spiel schafft es, sowohl Fans der klassischen Resident Evil-Formel als auch Neueinsteiger abzuholen, ohne dabei seine eigene Identität zu verlieren. Die Mischung aus Horror, Action und Erkundung ist gut ausbalanciert, und die verschiedenen Schauplätze bieten genug Abwechslung, um über die gesamte Spielzeit hinweg zu fesseln.

Wenn man auf den Duke trifft, ist es wie in den alten Resident Evil-Spielen, wenn man einen sicheren Raum findet. Hier kann man durchatmen, sein unübersichtliches Inventar aufräumen und an der nahe gelegenen Schreibmaschine speichern. Ja, Schreibmaschinen sind wieder da, aber man braucht keine Farbbänder, um sie zu benutzen – eine weitere sinnvolle Modernisierung des klassischen Konzepts.

Resident Evil Village ist definitiv eine Empfehlung wert. Es bietet sowohl Horror-Veteranen als auch Neulingen eine packende, atmosphärische Erfahrung, die lange im Gedächtnis bleiben wird. Die Entwickler haben bewiesen, dass sie durchaus bereit sind, Risiken einzugehen und neue Wege zu beschreiten, ohne dabei das zu verlieren, was Resident Evil ausmacht. Das Ergebnis ist ein würdiger Nachfolger, der die Reihe in eine vielversprechende Zukunft führt.

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