Die SaGa Serie ist in Europa eher unbekannt, da die Spiele erst sehr spät bzw. gar nicht in Europa erschienen sind. Mit Romancing SaGa 3 feiert die Serie genau 24 Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung bei uns ihr Debüt. Ob sich das klassische JRPG, welches seine Eigenheiten besitzt, in Europa genauso beweisen kann, klären wir im Test!
Alle 300 Jahre wieder …
Die Welt, rund um Romancing SaGa 3, ist geplagt von immer wiederkehrenden Katastrophen. Denn alle 300 Jahre entsteht ein apokalyptisches Endszenario, welches Rise of Morastrum genannt wird. Sollte dieses Ereignis nicht bis Endes des Jahres verhindert werden, so wird die gesamte Menschheit ausgelöscht. Schon zweimal wurde die nahe kommende Vernichtung der Menschheit verhindert. Nun sind wieder 300 Jahre vergangenen und die Apokalypse steht kurz bevor. Nur acht Personen sind in der Lage Morastrum abzuwehren und Frieden zu bringen!
Informationen? Brauch ich nicht!
Man wird schnell merken, dass Romancing SaGa 3 euch nicht an die Hand nimmt. Jede Information muss selbstständig erforscht und gefunden werden. Bestes Beispiel ist der direkte Beginn des Spieles. So startet man bei der Charakterauswahl und hat die Wahl zwischen acht einzigartigen Charakteren. Hat man sich zwischen den vier Frauen und vier Männern entschieden, darf noch ein Sternzeichen und eine Lieblingswaffenart verteilt werden. Romancing SaGa 3 erzählt euch nicht, was die einzelnen Sternzeichen für Bedeutungen haben. Erst durch probieren kann erkannt werden, dass sich diverse Attribute verbessern bzw. verschlechtern. Ist die Charakterauswahl beendet, beginnt sogleich das eigentliche Spiel.
Acht Charaktere, unendliche Geschichten
Jeder der acht Hauptfiguren hat seine eigene Geschichte. Je nachdem für wen man sich entscheidet, läuft man den anderen Figuren öfters oder seltener über den Weg. Meine Reise hat mit Monica Ausbach begonnen. Sie ist die ruhige Schwester von dem Marquisen Mikahil von Loanne. Früh zeigt sich, dass jede Entscheidung eine dramatische Veränderung des Spielgeschehen erzeugt. So kommt es schon bald vor, dass Monica aus politischen Gründen mit einem Prinzen eines benachbarten Königreichs zwangsverheiratet werden soll. Dies möchte die Prinzessin unter keinen Umständen, aber ihr ist auch bewusst, dass sie ihr Königreich und besonders ihren Bruder nicht enttäuschen darf. Nun kommt die schwerwiegende Entscheidung. Soll sie die Hochzeit eingehen und ihr Land würdig aber unglücklich vertreten, oder mit ihrer geheimen Liebe Julian fliehen und dafür den Tod befürchten? Wer jetzt glaubt, dass die Entscheidung auf dasselbe hinausläuft, irrt gewaltig. Der Erzählstrang wird ab diesem Punkt entzweit und die Geschichte verändert sich, je nach Auswahl enorm.
Mit Inspiration zum Sieg
Ein wesentliches Feature in Romancing SaGa 3 unterscheidet das Spiel von anderen Genre typischen Vertretern, nämlich das Leveling System. Im Prinzip besteht nicht die Möglichkeit, dass man die Truppe aufleveln kann. Man kann nur die eingesetzten Waffenarten bzw. die Magie verbessern. Dadurch können neue Skills und Magiearten freigeschaltet werden. Auch können sich die Figuren von Gegnern inspirieren lassen, wodurch einzigartige Fertigkeiten freigeschaltet werden.
Sollte ein Charakter im Kampf fallen, braucht man keine Sorge haben, denn nach jeder Schlacht, werden die fehlenden HP aufgefüllt und besiegte Kameraden wiederbelebt. Nur müssen die Verstorbenen einbußen bei den Lebenspunkten machen. Davon hat jeder Kamerad zehn Punkte zur Verfügung. Sollte hierbei der Wert auf Null sinken, ist der Charakter für immer Tod und ist nicht wieder zu bekommen. Dieser Aspekt hört sich zu Beginn sehr hart an, ist aber glücklicherweise mit einem Besuch im hiesigen Gasthaus schnell behoben. Denn dadurch werden die Lebenspunkte wieder aufgefüllt. War noch im zweiten Teil, eine ständige Angst vorhanden, dass man seinen geliebten Charakter verliert (da man die Lebenspunkte nicht heilen konnten) kann man in Romancing SaGa 3 beruhigt sein.
Quests wollen gefunden werden
Nicht nur die Hauptgeschichte ist in sich in vielen unterschiedlichen Erzählsträngen verwoben, auch die Quests verändern sich. Überall in der Welt von Romancing SaGa 3 findet man kleine Nebenaufgaben die bewältigt werden wollen. Diese müssen aber gefunden werden. Es gibt keine komfortablen Icons, die auf der Karte aufploppen und eine Nebenquest markieren. In dem Titel muss man selbstständig, mit den Bewohnern der Städte reden. Diese geben dann diverse Informationen wieder, die aber verstanden werden wollen. Nur durch genaues Lesen weiß man wo sich welche Höhle nun geöffnet hat, um mit der Nebenquest zu beginnen.
Auch der Ausgang der Aufträge ist komplett unterschiedlich. So bekommt das Team die Aufgabe ein gefährliches Biest, welches das Dorf bedroht, zu vertreiben. Das es in Romancing SaGa 3 keinen Anhalt auf darauf gibt, wann man welche Quest machen sollte, damit man nicht zu früh das Zeitliche segnet, kann es sein, dass das besagte Biest zu stark für die Gruppe ist. Bei dieser Aufgabe stellt der Tod aber kein Problem dar, denn ein unbekannter Fremder kommt zur Hilfe und rettet die Truppe. Natürlich versucht man anschließend, durch Grinding Sessions das Team zu stärken und das Monster zu vernichten. Lässt man sich aber zu viel Zeit mit dieser Quest, und besiegt den Gegner später, sieht man den Leichnam des unbekannten Retters. Leider kann man ab diesem Punkt seine Entscheidung nicht mehr rückgängig machen. Romancing SaGa 3 lässt einen komplett im Regen stehen und man weiß erst im Nachhinein was hätte sein können.
Feines Remaster
Ganz typisch für eine Remaster Version, wurde in Romancing SaGa 3 die Grafik komplett auf neusten Stand gebracht. Die 16-Bit erstrahlen in neuen Glanz und es macht Spaß den Klassiker auf hochauflösender Grafik zu spielen.
Nicht nur wurde an der Grafikschraube gedreht, es wurden auch komplett neue Story Abschnitte mit eingefügt. Was dem Remaster aber definitiv gut getan hätte, wäre ein Speed Modus, denn besonders bei den ungeduldigen Zockern, kann bei längerfristigen Kämpfen, schnell Eintönigkeit einkehren.
Square Enix hat Romancing SaGa 3 auch einen New Game Plus verpasst, wodurch man alle Gegenstände, Skill Levels und Geld in den nächsten Spieldurchlauf übertragen kann.
Fazit
Romancing SaGa 3 ist eine Rollenspielperle die endlich in Europa angekommen ist! Acht unterschiedliche Charaktere mit unzähligen Erzählsträngen laden dazu ein, das Spiel immer und immer wieder spielen zu wollen. Aber gerade diese Freiheit und diese Selbstständigkeit kann auch abschrecken. In dem Spiel muss man sich alle Informationen und Erfolge wirklich verdienen. Auch die Tatsache, dass das Spielkonzept sehr eigen ist, macht den Einstieg von Romancing SaGa 3 in Europa ziemlich schwer. Doch wer sich auf einen Klassiker mit innovativen Konzepten einlässt, wird viele Stunden Spaß haben.