Sherlock Holmes: The Devils Daughter

[Review] Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter

Mit Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter präsentiert uns das französische Entwicklerstudio Frogwares den mittlerweile achten Titel der beliebten Sherlock Holmes-Reihe. Nach dem 2014 erschienenen Crimes & Punishments, das sowohl Kritiker als auch Fans begeisterte, kehrt der weltberühmte Meisterdetektiv wieder in die Baker Street 221b zurück. Diesmal erwartet uns allerdings mehr als nur klassische Detektivarbeit – denn mit Katelyn, der adoptieren Tochter des Detektivs, kommt eine neue Dynamik ins Spiel, die sowohl Holmes‘ privates Leben als auch seine Ermittlungen nachhaltig beeinflusst. Nach den ersten Spielstunden wird schnell klar: hier haben die Entwickler versucht, bewährte Sherlock Holmes-Mechaniken mit frischen Elementen zu verbinden. Ob dieser Spagat gelungen ist, zeigt unser ausführlicher Test.

Story

Arthur Conan Doyles Meisterdetektiv ist zurück – und das in einer seiner bisher persönlichsten Geschichten. Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter erzählt gleich fünf zusammenhängende Fälle, die sich um ein zentrales Mysterium ranken. Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur die gewohnte Detektivarbeit, sondern auch Holmes‘ Beziehung zu seiner Adoptivtochter Katelyn, die als junge Frau heranwächst und mit den typischen Problemen des Erwachsenwerdens kämpft.

Der rote Faden der Handlung entspinnt sich bereits im ersten Fall: Eine geheimnisvolle Frau namens Alice zieht in die Baker Street ein und weckt sofort Holmes‘ Misstrauen. Parallel dazu entwickelt Katelyn romantische Gefühle zu Tom, einem jungen Mann, der sich ebenfalls als rätselhaft entpuppt. Was zunächst wie gewöhnliche Nachbarschaftsquerelen aussieht, entwickelt sich schnell zu einem komplexen Netz aus Intrigen, das bis in die höchsten Gesellschaftskreise Londons reicht.

Die einzelnen Fälle führen von einem mysteriösen Todesfall im Zoo über einen scheinbar unmöglichen Mord in einem verschlossenen Raum bis hin zu einer Verschwörung, die das Schicksal des British Empire bedrohen könnte. Dabei versteht es Frogwares geschickt, die klassischen Holmes-Tugenden – logische Deduktion, scharfe Beobachtung und brillante Schlussfolgerungen – mit emotionalen Momenten zu verknüpfen. Besonders gelungen sind die Szenen zwischen Holmes und Katelyn, die zeigen, dass selbst der kaltblütige Analytiker durchaus väterliche Gefühle entwickeln kann.

Grafik

Visuell präsentiert sich The Devil’s Daughter als deutlicher Fortschritt gegenüber dem Vorgänger. Das viktorianische London erwacht mit beeindruckender Detailtreue zum Leben. Nebelschwaden wabern durch die gepflasterten Straßen, Gaslampen tauchen die Szenerien in atmosphärisches Licht und die Architektur der Gebäude vermittelt authentisch das Gefühl des späten 19. Jahrhunderts.

Besonders hervorzuheben sind die Schauplätze der einzelnen Fälle. Ob das exotische Gewächshaus des botanischen Gartens, die düsteren Katakomben unter London oder die prunkvollen Salons der Oberschicht – jede Umgebung wurde mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Die Entwickler haben es geschafft, jedem Ort seine eigene Atmosphäre zu verleihen, was maßgeblich zur Immersion beiträgt.

Die Charaktermodelle wirken natürlich und ausdrucksstark, wenngleich die Gesichtsanimationen gelegentlich etwas steif erscheinen. Holmes selbst ist hervorragend modelliert und seine markanten Gesichtszüge sind sofort wiederzuerkennen. Auch Katelyn und die anderen Hauptcharaktere überzeugen optisch und verleihen der Geschichte Glaubwürdigkeit.

Ein kleiner Wermutstropfen sind gelegentlich auftretende Textur-Pop-ins und vereinzelte Clipping-Fehler, die jedoch den Gesamteindruck nur minimal trüben. Die Beleuchtung ist durchweg stimmungsvoll und trägt erheblich zur Atmosphäre bei – besonders in den dunkleren Szenen entfaltet das Spiel eine fast schon cinematische Qualität.

Sound

Akustisch leistet sich The Devil’s Daughter keine Blöße. Der Soundtrack, komponiert von Hervé Lavandier, unterstreicht perfekt die Stimmung der verschiedenen Szenarien. Während ruhige Ermittlungspassagen von melancholischen Streichern begleitet werden, sorgen dramatische Orchestrierungen in den Höhepunkten für die nötige Spannung.

Die deutsche Synchronisation verdient besonderes Lob. Holmes wird erneut überzeugend vertont und auch die Nebenfiguren sind professionell gesprochen. Die Dialoge wirken natürlich und transportieren sowohl die Intelligenz des Meisterdetektivs als auch die emotionalen Nuancen der Charakterbeziehungen glaubwürdig.

Umgebungsgeräusche vervollständigen das akustische Bild: Kutschengeklapper auf Kopfsteinpflaster, das Summen der Großstadt und die typischen Geräusche des viktorianischen Londons sorgen für eine authentische Atmosphäre. Auch die Vertonung der verschiedenen Schauplätze ist gelungen – vom Echo in den Katakomben bis zu den gedämpften Geräuschen in den vornehmen Salons.

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Gameplay

Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter bleibt dem bewährten Spielprinzip der Serie treu, erweitert es jedoch um einige neue Mechaniken. Die Ermittlungen folgen dem klassischen Muster: Spurensuche, Zeugenbefragung, Indizienanalyse und schließlich die berühmten Deduktionen des Meisterdetektivs.

Die Steuerung ist intuitiv und reaktionsschnell. Mit Holmes bewegt man sich durch die detailreich gestalteten Umgebungen und untersucht alles, was verdächtig erscheint. Ein Lupensymbol zeigt interaktive Objekte an, während Holmes‘ charakteristische Kommentare zusätzliche Hinweise liefern. Die Untersuchung von Beweismitteln erfolgt in einem separaten Modus, in dem man Gegenstände von allen Seiten betrachten und manipulieren kann.

Das Herzstück des Spiels bildet jedoch Holmes‘ „Mind Palace“ – eine visuelle Darstellung seiner Gedankenwelt, in der alle gesammelten Indizien miteinander verknüpft werden müssen. Diese Deduktionsphasen gehören zu den besten Momenten des Spiels, da sie den Spieler wirklich zum Nachdenken zwingen. Falsche Schlüsse sind möglich und führen zu alternativen Enden der jeweiligen Fälle.

Neu sind die Actionsequenzen, die das Gameplay auflockern sollen. Diese reichen von Verfolgungsjagden bis hin zu Geschicklichkeitsaufgaben. Während sie für Abwechslung sorgen, wirken sie gelegentlich etwas deplatziert in einem Sherlock Holmes-Spiel. Glücklicherweise lassen sie sich im Schwierigkeitsgrad anpassen oder sogar überspringen.

Die Charakterinteraktionen wurden im Vergleich zum Vorgänger ausgebaut. Besonders die Dialoge mit Katelyn bringen eine persönliche Note ins Spiel und zeigen eine verletzlichere Seite des sonst so rationalen Holmes. Diese Momente sind emotional gut inszeniert und verleihen der Geschichte mehr Tiefe.

Ein besonderes Lob verdient das Moralsystem: Am Ende jedes Falls muss der Spieler entscheiden, wie mit dem Täter verfahren werden soll. Diese Entscheidungen haben zwar keine direkten Auswirkungen auf den weiteren Spielverlauf, regen aber zum Nachdenken über Gerechtigkeit und Moral an.

Die fünf Hauptfälle bieten zusammen etwa 15-20 Stunden Spielzeit, je nach Gründlichkeit bei der Erkundung. Zusätzlich gibt es kleinere Nebenaufgaben und Sammelobjekte, die Completionisten noch weitere Stunden beschäftigen können.

Fazit

Mit Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter ist Frogwares ein würdiger Nachfolger zu Crimes & Punishments gelungen. Die Geschichte um Holmes und seine Adoptivtochter bringt eine neue emotionale Dimension in die Serie, ohne die klassischen Detektiv-Tugenden zu vernachlässigen. Die fünf Fälle sind spannend erzählt und bieten genügend Rätsel und Wendungen, um auch eingefleischte Krimi-Fans bei der Stange zu halten.

Optisch und akustisch überzeugt das Spiel auf ganzer Linie und schafft es, das viktorianische London glaubwürdig zum Leben zu erwecken. Die Gameplay-Mechaniken funktionieren größtenteils gut, auch wenn die eingestreuten Actionsequenzen nicht jedermanns Sache sein dürften.

Fans der Serie erhalten genau das, was sie erwarten: intelligente Rätsel, eine atmosphärische Präsentation und den charismatischen Meisterdetektiv in einer seiner persönlichsten Geschichten. Newcomer finden einen gut zugänglichen Einstieg in die Welt des Sherlock Holmes, der sowohl Gehirnschmalz als auch emotionale Momente bietet.

The Devil’s Daughter beweist einmal mehr, dass Adventure-Spiele auch im Jahr 2016 ihren Platz haben – besonders wenn sie so liebevoll und detailreich umgesetzt sind wie dieser Titel. Wer Lust auf knifflige Rätsel und eine packende Geschichte hat, sollte definitiv einen Blick auf dieses gelungene Detektivabenteuer werfen.

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