Anlässich der Veröffentlichung des Nachfolgers South Park: Die rektakuläre Zereißprobe und der Tatsache das South Park: Der Stab der Wahrheit selbigem als Download-Code beiliegt, haben wir uns die Umsetzung für die aktuellen Konsolen gerne nochmal angeschaut.. Damals wird sicher der Eine oder Andere nicht schlecht gestaunt haben, als Ende 2011 ein Rollenspiel basierend auf der seit 1997 ausgestrahlten Serie South Park angekündigt wurde. Ein Videospiel an sich mag ja vielleicht nicht verwundern, aber ein Rollenspiel? Was soll das denn geben? Für die Entwicklung des Titels sollte das erfahrende Studio Obsidian (damals in erster Linie bekannt für Fallout: New Vegas, Neverwinter Nights 2 und Star Wars: Knights of the Old Republic II – The Sth Lords) verantwortlich sein, was wohl auf ausdrücklichen Wunsch der Serienerfinder geschah. Den Vertrieb sollte dann der Publisher THQ übernehmen. Leider musste dieser kurz vor Veröffentlichung des Titels Insolvenz anmelden und der Termin wurde gestrichen. Die Vermarktungsrechte gingen anschließend an Ubisoft, die dann nach einiger Zeit einen neuen Termin und ein paar Änderungen am Spiel bekannt gaben. An dieser Stelle soll aber gar nicht weiter im Detail auf die recht häufigen Terminverschiebungen dieses Titels eingegangen werden. Vielmehr soll die Freude darüber, dass der Titel tatsächlich erschienen ist, im Vordergrund stehen. Oder zu früh gefreut? Quasi punktgenau zum Release ist eine Panne aufgefallen, die zur Folge hatte, dass die ausgelieferten Discs nicht vollständig zensiert sind. Also Kommando zurück und ein neuer Termin muss her. So geht South Park: Der Stab der Wahrheit am 27. März 2013 offiziell in Deutschland an den Start. Wo wir aber gerade beim Thema „Zensur“ sind – was wurde denn überhaupt zensiert? Neben den berühmt berüchtigten Symbolen (diese komischen Kreuze, die es in verschiedenen Varianten schon seit tausenden von Jahren gibt), wurden insgesamt sieben Sequenzen entschärft, in denen Schwangerschaftsabbrüche, Sonden und Kinderpopos eine zentrale Rolle spielen. Allerdings gilt Letzteres nur für die Konsolenversion. So erhielt die Konsolenfassung eine Freigabe ab 16 Jahren, während die PC-Fassund „keine Jugenfreigabe“ erhielt. Warum das so ist, wissen wohl nur Gott, Chuck Norris und die USK, möglicherweise aber auch Ubisoft. Nachvollziehbar ist das alles nicht wirklich und darum erst recht ein Ärgernis für viele Spieler. Letzendlich werden wir dann noch sehen ob sich bei der Umsetzung für die aktuellen sonst noch was, besonder technisch, getan hat.
Die Fernsehserie South Park ist ultra bekannt und ebenso verehrt wie verhasst. Im Mittelpunkt stehen vier kleine Jungs, die allesamt noch in die Grundschule gehen und im Bundesstaat Colorado wohnen. Genauer gesagt in einer (fiktiven) Kleinstadt – South Park. Die Serie ist vollgestopft mit schwarzem Humor, Fäkalsprache und vielen „politisch unkorrekten“ Sprüchen. Neben den vier Jungs hat South Park natürlich noch einige Einwohner und gelegentlich kommt auch mal der eine oder andere Prominente zu Besuch (und wird dabei gerne mal richtig durch den Kakao gezogen). In South Park: Der Stab der Wahrheit hat sich die Dorfjugend zum LARP verabredet (einem Live-Rollenspiel). Zu epischen Fantasy-Klängen hauen sich die Knirpse ihre Holzschwerter um die Ohren und dann verschwindet der Stab der Wahrheit. Ein fantastisches im Stile von „Der Herr der Ringe“ Abenteuer beginnt.
Zum Spielstart gibt man (ok, bastelt) seiner Figur erst einmal, ziemlich genretypisch, ein angepasstes Aussehen (aus vorgegeben Teilen) und einen Namen. Hier macht sich schon der sehr humorvolle Stil des Spiels bemerkbar. Wo man in anderen Spielen kampferprobte Ritter, furchtlose Abenteuer oder mächtige Magier erstellt, kreirt man hier – ein Kind. Neben diversen Frisuren stehen zahlreiche Gesichtsdekorationen (und hier sind es nicht nur Bärte oder Narben, sondern auch Pickel und blaue Augen – Veilchen!) zur Verfügung. Schnell noch die Klasse gewählt – Kämpfer, Dieb, Magier oder…Jude (wäre sonst viel zu normal gewesen). Liest sich genau so bekloppt wie es ist, aber daran liegt tatsächlich der Reiz dieses Spiels. Das man keinen jüdschen Ork-Dunkelelfen-Barbaren-Magier spielen kann haben wir wahrscheinlich auch der USK zu verdanken -pfui! Hat man den Knirps dann fertig erstellt, darf man das heimische Elternhaus erkunden und sich mit der Steuerung vertraut machen. Diese gestaltet sich recht übersichtlich und stellt selbst Gelegenheitsspieler nicht vor große Herausforderungen. Bei Kämpfen kommt es teilweise auf gutes Timing an, aber auch hier hat man den Dreh recht schnell raus. Nach ein paar Übungskämpfen ist man gut für den weiteren Verlauf des Abenteuers gewappnet. Schnell sammelt man auch die ersten Gegenstände und macht Bekanntschaft mit dem Inventar. Hier bekommt man es direkt mit massenhaften Klischees zu tun. Die Darstellung ist nämlich an eine typische Webseite bzw. einem Social Media – Profil angelehnt.
Da wundert es kaum, dass einige NPCs und auch Begleiter, die sich uns anschließen über eine Freundschaftsanfrage mit uns in Verbindung treten. Hier steckt der Humor in jedem einzelnen Pixel. Die verschiedenen Charakterklassen unterscheiden sich durch fünf jeweils individuelle Fähigkeiten, die sich allesamt noch in unterschiedlichen Stufen aufwerten lassen. Auf die, für ein richtiges Rollenspiel so typischen Charakterwerte, muss man verzichten. Dafür setzen die Entwickler auf ein wirklich gut zu handhabendes Ringmenü, das sich bei Rollenspielen langsam zum Standard mausert. Das eigentliche Abenteuer beginnt in der Gartenburg des Großmagiers Cartman und führt durch den kompletten Ort South Park, der komplett umgesetzt wurde und viele begehbare Häuser und Locations bietet. Auf dem Weg, den Stab der Wahrheit wiederzubeschaffen, begegnet man so vielen schrägen Figuren und bekannten Seriencharakteren. Man bekommt eine Unmenge an Nebenaufgaben, die man erledigen kann und dabei noch tiefer in die Welt von South Park eintaucht. Dabei kann man angenehm entspannt vorgehen, denn nach dem großen Finale lassen sich noch alle offenen Aufgaben erledigen. Da es an manchen Stellen auch schwerwiegende Entscheidungen zu treffen gibt haben die Entwickler für absolute Fans oder die die es durch dieses Spiel wurden, einen gewissen Wiederspielwert geschaffen. Mehr Details sollen an ber dieser Stelle gar nicht verraten werden, denn hier lauern so viele versteckte Gags, die jeder Spieler am besten selber erlebt, denn das macht South Park: Der Stab der Wahrheit im Prinzip aus.
Für die Sprachausgabe sind alle originalen Sprecher an Bord. Was der Atmosphäre quasi den Ritterschlag verleiht. Der Humor kommt gewohnt genial zur Geltung (sofern man damit was anfangen kann). Die Sprachausgabe liegt leider nur im englischen Originalton vor. Das geht für viele sicher in Ordnung, ist aber mal wieder sehr schade, da man sich nicht die Mühe gemacht hat, den Titel vollständig zu lokalisieren. Vor allem, da die Kids und einige Bewohner einen echt krassen Slang drauf haben. Nach der Zensur ein weiterer (möglicher) Nachteil für den deutschen Spieler. Die Musik ist einfach Klasse und konnte phasenweise auch gut aus einem „Herr der Ringe“ – Film sein Das Geschehen wird dadurch geschickt dramaturgisch passend untermalt und gleichzeitig wird der Parodiefaktor enorm angehoben.
Man merkt dem Titel ganz klar an, dass den Serienerfindern am Herzen lag, die Seele von South Park bei diesem Projekt zu erhalten. Und das ist den Rollenspiel-Spezis von Obsidian eindrucksvoll gelungen. Das Spiel macht heute, genau wie vor vier Jahren enorm Spaß und versprüht tonnenweise Spielwitz. Ein paar Features hätten dabei gerne noch etwas umfangreicher ausfallen dürfen, aber scheinbar wollte man sich bei dem Spagat, ein solides Rollenspiel und gleichzeitig ein überzeugendes South Park – Produkt zu schaffen, nicht die Beine brechen. Dass der Fokus klar auf der Parodie und der Geschichte liegt, zeigt der Schwierigkeitsgrad. Besonderes taktisches Vorgehen ist nicht nötig und auch die Charaktere mühsam Aufleveln kann man sich sparen. Dafür ist das Spiel leicht zugänglich und man läuft kaum Gefahr, auch nur die kleinste Anspielung zu verpassen. Für Fans ist South Park: Der Stab der Wahrheit der absolute Hammer. Seriöse Rollenspieler, die nicht viel mit der Serie anfangen können, sollten sich ein jedoch anderes Reich zum erkunden aussuchen.
PRO
-
- durch und durch South Park…
- …mit entsprechender Optik…
- …unendlich viel Humor…
- …und tonnenweise bekloppten Ideen
- geniale Sprecher
- guter Umfang
- gute deutsche Untertitel
- sehr häufige Verwendung des Wortes „Fuck“
KONTRA
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- keine deutsche Sprachausgabe
- Zensur der deutschen (Konsolen-)Version
- sehr häufige Verwendung des Wortes „Scheisse““