Diese Woche hat Supermassive Games The Inpatient veröffentlicht. In diesem Psycho-Horrorspiel werden wir in das Blackwood Pines Sanatorium zurück versetzt, welches vielen Spielern noch aus dem Erfolgstitel Until Dawn bekannt sein dürfte. The Inpatient ist komplett für PlayStation VR konzipiert, um die alten Gemäuer aus der First-Person-Perspektive erkunden zu können. Wir haben uns dem Albtraum im Irrenhaus gestellt.
Zeitlich spielt The Inpatient ca. 60 Jahre vor den Ereignissen von “Until Dawn”, genauer gesagt, im Jahr 1952. Zu dieser Zeit war die Anstalt noch in Betrieb. Das Spiel beginnt damit, dass wir leicht benommen und an einen Rollstuhl gefesselt aufwachen. Dr. Bragg, der Leiter des Sanatoriums, erklärt uns, dass dies nur zu unserem Schutz sei. Wir leiden unter Amnesie und wissen nicht, warum wir hier sind oder wie unser Name lautet. Er versetzt uns in eine Art Trance, in der wir in Flashbacks herausfinden sollen, was mit uns geschehen ist.
Dr. Bragg erscheint uns sehr dubios und verbirgt anscheinend ein dunkles Geheimnis. Wie im weiteren Verlauf der Geschichte in Erfahrung gebracht wird, führte er wohl gefährliche Experimente an Überlebenden eines Minenunglücks durch. Mehr soll an dieser Stelle nicht zur Story verraten werden, aber es gibt einige Parallelen zum Vorgänger Until Dawn und es scheint so, als wären wir auch ein Teil dieser seltsamen Experimente.
Zunächst verbringt man in The Inpatient viel Zeit in seiner Zelle und führt lange Gespräche. Schläft man ein, wandelt man durch finstere Albträume, welche anscheinend auch Bruchstücke unserer Erinnerung zurück bringen. Unser Ziel ist es daher, schnell zu genesen, um die Anstalt möglichst bald verlassen zu können. Wir verbringen mit unserem Zellengenossen so Tag für Tag in unserem Gefängnis, welches laut Pflegepersonal natürlich keines ist. Anfangs bekommen wir auch noch regelmäßig unser Essen, bis sich irgendwann tagelang niemand mehr um uns kümmert. Während wir in unserer Zelle festsitzen, gehen draußen immer seltsamere Dinge vor – gruselige Geräusche und laute Schreie sind von dort zu hören…
Der bereits aus Until Dawn bekannte Butterfly Effekt kehrt auch in The Inpatient zurück und stellt uns recht häufig vor die Wahl zwischen zwei möglichen Antworten. Einige dieser Antworten lösen ein sogenanntes „Butterfly-Ereignis“ aus, welches über Tod und Leben entscheiden und den Ausgang der Geschichte nicht unwesentlich beeinflussen kann. Natürlich gilt es so viele Leben wie möglich zu retten und von dem Berg, auf dem das Blackwood Pines Sanatorium steht, zu entkommen. Selbstverständlich ist nicht direkt ersichtlich, welche Entscheidung welches Ereignis auslöst und so über das Schicksal eines jeden Einzelnen bestimmt. Der Wiederspielwert ist daher recht hoch, da man doch so viele Insassen und auch Angestellte wie möglich retten möchte.
Leider ist The Inpatient recht linear und ein freie Erkundung des Sanatoriums ist nicht möglich. Weicht man einmal vom vorgegebenen Weg ab, wird man von den KI-Figuren freundlich darauf hingewiesen. Bis auf die ein oder andere Zelle, die man nach weiteren Erinnerungen durchsuchen kann, ist es auch mit der Interaktivität leider nicht so weit her. Einzig durch die bereits erwähnten „Butterfly-Ereignisse“ lässt sich das Spielgeschehen beeinflussen, ansonsten muss man den vorgegebenen Pfaden folgen. Spätestens dann, wenn man dem übrig gebliebenen Personal begegnet, ist es mit der Freiheit endgültig vorbei und man schlurft diesen die letzte halbe Spielstunde mehr oder weniger nur noch hinterher. Und mit Schlurfen ist wirklich Schlurfen gemeint! Unser Protagonist bewegt sich doch sehr behäbig durch das alte Anwesen und der L3-Knopf wurde in unserem Test schmerzlich vermisst.
Aus technischer Sicht ist The Inpatient ein echtes VR-Sahnestück. Die Atmosphäre ist grandios und mit Jump Scares wurde nicht gegeizt. Selbst mir als abgebrühtem Horrorfan ist das Herz nicht nur einmal in die Hose gerutscht. Der phantastische 3D-Sound tut sein Übriges dazu und trägt sehr zum Spannungsaufbau bei. Und auch die Grafik trägt gut zum schauerlichen Gesamteindruck bei. Vor allem die Gesichter unserer Gegenüber, die schon mal sehr nah an uns heran rücken, beeindrucken mit Details und realistischen Animationen. Bis auf leichtes Kantenflimmern in hellen Bereichen (zum Beispiel Gitterstäbe an Fenstern) gibt es absolut nichts zu bemängeln.
The Inpatient lässt dem Spieler die Wahl, ob er mit dem DualShock 4 Controller oder den Move-Sticks spielen möchte. Letztere erhöhen natürlich (wie immer) die Immersion, benötigen aber auch eine genauere Justierung der Kamera, sonst kann es schnell mal hakelig werden. Jeder Move Controller entspricht einer Hand, die man frei bewegen kann. Damit lassen sich zum Beispiel Türen öffnen oder Dokumente aufheben und betrachten. Und auch die Fortbewegung funktioniert mit den Sticks intuitiv. Auch mit dem DS4 kommt man natürlich gut durchs Spiel, viel Interaktion gibt es ja leider eh nicht. Bei der Drehung kann man zwischen mehreren Gradzahlen und freier Drehung wählen.
Als kleine Innovation kann die Antworteingabe per Spracherkennung angesehen werden, die im Ansatz auf ein natürliches Gespräch zwischen euch und eurem Gegenüber hinaus laufen soll. Statt einer simplen Auswahl per Knopfdruck kann man diese auch per Spracheingabe aus meist zwei möglichen Antworten treffen. Das funktioniert The Inpatient hervorragend und verleiht einem ein tolles und immersives Gefühl.
Fazit zu The Inpatient
Leider ist The Inpatient nicht das Spiel, das ich mir erhofft hatte. Die eingeschränkte Bewegungsfreiheit trübt den Gesamteindruck doch schon sehr. Eigentlich bekommt man hier kein Spiel, sondern eher einen interaktiven Film geboten. Die Dialoge scheinen sehr in die Länge gezogen, es werden oft lange Pausen zwischen den Sätzen gemacht. Und auch die lahme Fortbewegung ist späteren Verlauf des Spiels ist leider sehr nervig und zieht das mit rund 3 Stunden Spielzeit eh schon recht kurze Vergnügen künstlich in die Länge. Die Jumpscares werden meiner Meinung nach zu häufig eingesetzt und der Effekt nutzt sich daher leider etwas ab. Trotz allem ist das Spielerlebnis, vor allem durch die großartige Immersion, phantastisch und man startet es doch immer wieder, um alle möglichen Enden zu erreichen.