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[Review] Thief

Im Jahre 1998 betrat ein gewisser Garrett, von Beruf Meisterdieb, die Bretter der Gaming-Bühne. Entwickelt vom Kult-Entwicklerstudio Looking Glass brachte Eidos Interactive das erste „Thief“ auf den Markt. Mit einem besonders starken Fokus auf „Heimlichkeit“ und „Schleichen“ brachte man frischen Wind in das Genre der Ego-Shooter – das Stealth-Computerspiel war geboren. Oft war es von enormer Wichtigkeit unentdeckt zu bleiben, sei es, weil das Missionsziel dies vorgab, oder die Zahl der Gegner es einfach unmöglich machte sich durch sie hindurch zu kämpfen. Durch geschicktes ausnutzen der Umgebung und unter Verwendung seines trickreichen Inventars, musste sich Meisterdieb Garrett durch die verschiedenen Areale bewegen. Zudem war „Dark Project: Der Meisterdieb“ (original Thief: The Dark Project) einer der ersten Titel die speziellen Raumklang unterstützen und auch effektiv nutzten. Nach zwei Fortsetzungen wurde es, primär bedingt durch die Schließung des ursprünglichen Entwicklerstudios, sehr still um die Reihe. Nach fast 10-jähriger Pause meldet sich Meisterdieb Garrett nun zurück und will zeigen, das er es immer noch drauf hat.

Thief 2014

Thief bietet eine leicht mystische Story, eingebettet in ein recht düsteres Szenario. Die Atmosphäre gehörte schon immer zu den Stärken der Serie, daran hat sich auch nach der langen Pause nichts geändert. Durch die Stadt im viktorianischen Stil, gemischt mit einigen gotischen Elementen, weht ein Hauch von Steampunk. Auf den ersten flüchtigen Blick sieht man viele Parallelen zu „Dishonored“, doch ist die Welt von „Thief“ technisch lange noch nicht so fortgeschritten.

Thief

„Die Stadt“ leidet unter einer fürchterlichen und mysteriösen Seuche. Die Armen siechen vor sich hin, während es sich die Reichen in Sicherheit und Wohlstand gut gehen lassen. Der rücksichtslose Despot Baron Northcast, sieht auch keine Notwendigkeit etwas an dieser Situation zu ändern. Denn seine Pläne für die Zukunft der Stadt sehen anders aus und würden die Situation sogar noch auf ein viel dramatischeres Niveau bringen. Mithilfe eines geheimnisvollen Artefakts dem „Urkraftstein“ will er seine eigene Position stärken und das Volk gnadenlos unterjochen. In den Schatten der Stadt tragen sich Ereignisse zu, die das Schicksal der gesamten Bevölkerung, egal ob Arm oder Reich, enorm beeinflussen werden. Und Meisterdieb Garrett ist schon bald mittendrin im Geschehen…

Thief PS4

Die Rückkehr des Meisterdiebs wurde für mehrere Systeme parallel entwickelt und verwendet die Unreal Engine 3.0. Auf der PlayStation 4 wird der Titel in 1080p präsentiert und läuft mit 30fps, heutzutage ist das gängiger Standard, aber zum Release waren solche technischen Details noch etwas besonderes. Die verschiedenen Schauplätze wurden recht detailliert gestaltet und die Atmosphäre ist sehr dicht und stimmig. Durch den gelungenen Einsatz der Licht- und kommt das richtige Schleich-Feeling auf. Leider merkt man aber auch immer wieder mal, dass rein optisch noch ordentlich Luft nach oben gewesen wäre und die vorhandene Leistung optimal ausgenutzt wird.

Thief X1

Wie in der Einleitung bereits erwähnt, konnte Meisterdieb Garretts Debüt damals das Genre extrem prägen, woran die seiner Zeit überragende Surround-Soundkulisse von Thief: The Dark Project einen enormen Anteil hatte. Mittlerweile ist schon fast selbstverständlich, das Videospiele auch akustisch einiges zu bieten haben und oft kinoreifen Sound bieten. Immer wieder können sich dann hierbei einige Titel besonders von der Masse abheben und beeindrucken mit überragendem und bombastischem Sound. Dazu gehört „Thief“ leider nicht und das liegt an einigen Mängeln in der Technik und ein paar Schnitzern die sich die Sounddesigner erlaubt haben.

.Thief 4

Für die Synchronisation hat man wirklich gute Sprecher engagiert, die ihren Job sehr gut machen. Allesamt passen optimal zu ihren Charakteren und bringen diese authentisch rüber. Doch dann kommt die Technik ins Spiel und versagt bei der Positionierung der Soundquellen und auch die Abmischung der Surroundeffekte ist so nicht ganz gelungen. Es gibt Szenen im Spiel, da spricht Garrett mit einer anderen Person, die mehrere Meter weit entfernt steht. Es klingt aber, als stände die Person direkt neben ihm. Teilweise klingt das sogar so, als ob die einem direkt ins Ohr flüstert. Beim Schleich-Kollegen Sam Fisher könnte man das noch mit einem Headset erklären, aber hier wirkt das Ganze leider etwas störend. In anderen Situationen beispielsweise war die Sprachausgabe dann wieder auffällig leise. Ebenso gibt es bei den Umgebungsgeräuschen ab und an kleinere Patzer. Davon abgesehen hat die Soundkulisse auch ihre guten Momente und trägt damit ordentlich zur Atmosphäre bei. Doch die Spielmechanik wird durch den Sound nicht sonderlich geprägt oder aufgewertet und so verspielt „Thief“ einen wichtigen Trumpf. Immerhin möchte man ja hören, wo sich eine Wache auf ihrem Rundgang gerade befindet, oder ob sich hinter der Tür durch die wir gehen wollen Personen befinden. Das hätte man etwas effektiver und eindrucksvoller gestalten können. Der Soundtrack weiß insgesamt zu überzeugen, passt zur Atmosphäre und fügt sich jederzeit gut ins Geschehen ein.

Thief PS4

„Das kenne ich doch irgendwoher“ oder „Das ist alles nur geklaut…“, könnten typische Sätze sein, die einem nach kurzer Zeit in den Sinn kommen, wenn man mit Garret loszieht doch man sollte die Wurzeln und die Geschichte der Thief-Reihe nicht außer Acht lassen. So wird einem schnell klar, dass sich so manch anderer Titel in der Vergangenheit spielerisch bei Garrett ordentlich was abgekupfert hat, oder eventuell ein ehemaliger Looking Glass-Mitarbeiter involviert war. Hier wäre beispielsweise der Lichtkristall, ein enorm wichtiges Hilfsmittel, denn dieser zeigt an ob Garrett zu sehen ist, oder mit den Schatten verschmolzen ist. Vollständig im Schatten untergetaucht ist der Meisterdieb fast nicht mehr zu entdecken, solange er nicht durch laute Geräusche oder Bewegungen auf sich aufmerksam macht. Auf diese Weise lassen sich, mit etwas Voraussicht und Geduld, alle Schauplätze komfortabel durchqueren. Steht mal eine Wache an einer ungünstigen Stelle, sprich im Weg, lässt sich diese durch ein gezieltes Ablenkungsmanöver kurzzeitig in die Irre führen. Das kann ein gezielter Wurf mit einer leeren Flasche sein, oder der Einsatz eines Wasserpfeils. Mit diesen Spezialpfeilen kann Garret aus der Entfernung Fackeln löschen, was nicht nur Wachen erfolgreich ablenkt, sondern auch für zusätzliche Schattenverstecke sorgt. Trotzdem sollte man jederzeit vorsichtig bleiben, denn die Wachen werden auch gerne mal misstrauisch. Neben den Wasserpfeilen hat Garrett noch weitere „Spezialisten“ im Köcher. Seilpfeile die ihm das Klettern erleichtern und Brandpfeile. Darüber hinaus trägt der Meisterdieb Rauchbomben, Kletterhaken, Dietriche und viele weitere Gadgets bei sich.

Thief Review

Leider verkommen einige dieser Utensilien ein wenig zu schnödem Beiwerk und kommen je nach Spielstil selten oder gar nicht zum Einsatz. Alles lässt sich zwar irgendwie verwenden und ist ab und zu hilfreich, aber so richtig zwingend ist das nicht. Schnell hat man seine persönlich favorisierte Ausrüstung gefunden und wird diese wohl überwiegend verwenden. Außer der gewünschte Gegenstand wäre gerade im Inventar nicht vorrätig, in diesem Fall sucht man sich natürlich eine Alternative. Egal ob man Wachen durch einen gezielten Steinwurf weglockt, sie grob mit dem Knüppel ausschaltet, oder brachial mit Brandpfeilen beschießt, alle diese Methoden haben eine Gemeinsamkeit – die Wache. Soll heißen dass man zwar durchaus mehrere Möglichkeiten hat sich der Wache zu entledigen, aber spielerische Freiheit wird dadurch eigentlich nur vorgegaukelt. Letztendlich muss die Wache weg. Und genau das hat man in der Vergangenheit auch schon besser hinbekommen, in dem man zusätzlich auch verschiedene Routen erkunden konnte. Das klingt jetzt etwas schlimmer, als es ist, zeigt aber doch deutlich auf das es bei Thief viel linearer zugeht, als noch bei den Vorgängern. Dies wird noch dadurch unterstrichen, dass es abseits der Hauptwege nicht wirklich viel zu tun gibt, außer stehlen. Wäre da wenigstens lohnenswerte Beute zu erwarten, wie besondere Ausrüstungsgegenstände, Sammelobjekte oder Erfahrungspunkte, dann würde das sicher zu der einen oder anderen Extratour motivieren. Wenn man aber nicht gerade unter extremem Entdeckungswahn leidet, stark kleptomanisch veranlagt ist, oder einfach gerne sämtliche Herausforderungen eines Spiels annimmt, dann lässt man solche Möglichkeiten relativ schnell links liegen. Vielleicht ist man gerade so knapp bei Kasse, dass man das Inventar nicht mehr auffüllen kann oder man unbedingt ein bisschen Kleingeld braucht um ein paar neue Skills zu erwerben, dann wird man sich möglicherweise noch zu einem Abstecher überwinden können. Richtige Nebenquests und interessante Orte gibt es jedoch nicht. Und das ist wirklich schade, denn dadurch fehlt es dem Spiel ein wenig an spielerischem Tiefgang.

Thief 4

Wenn man das alles so liest, könnte man leicht abgeschreckt sein und denken „Thief“ wäre kein gutes Spiel. Das ist aber so absolut nicht der Fall. Es macht Spaß durch die Stadt zu schleichen und durch bewohnte Häuser. Es ist auch eine Herausforderung, sich die Routen der Patrouillen einzuprägen, um unbemerkt an sein Ziel zu kommen. Sich zu überlegen wie man den lästigen Wachposten ausschaltet ohne das sein Kollege das bemerkt. Alle diese elementaren Bestandteile sind vorhanden und wissen auch zu gefallen. Man hat nur scheinbar bei dem Versuch das Spiel etwas zugänglicher zu gestalten vergessen einige Elemente konsequenter auszuarbeiten. Dabei hat man die schwierigsten Stolpersteine eigentlich recht gut überwunden. Die KI funktioniert überwiegend gut und zuverlässig. Wenn man Alarm auslöst, bekommt man richtig Probleme und muss sich echt wirklich intensiv damit befassen die Situation zu bereinigen. Hat man dazu noch ein Schloss zu knacken, oder ist gerade auf der Suche nach dem versteckten Safe kommt richtig Freude auf. Da hilft es dann auch nicht, einfach in den nächsten Busch zu hüpfen oder sich hinter einem Fass zu ducken. Besonders die verschiedenen Schwierigkeitsgrade kommen hier enorm zur Geltung. Da sollte für jeden die passende Herausforderung dabei sein.

Thief 2014

Fazit:

Die Rückkehr des Meisterdiebs ist insgesamt ein positives Erlebnis, leider jedoch, ohne zu glänzen. Das grundlegende Spielprinzip funktioniert und Story und Atmosphäre sorgen für gute Unterhaltung. Die Last der hohen Erwartungen schafft „Thief“ aber kaum zu stemmen und liefert insgesamt nur ein solides Reboot der Reihe.

 

Thief Logo

 

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