Triangle Strategy

[Review] Triangle Strategy

Square Enix und Team Asano haben mit Triangle Strategy ihr neuestes HD-2D-Meisterwerk abgeliefert, das sich direkt an Fans von taktischen Rollenspielen richtet. Nach dem großen Erfolg von Octopath Traveler war die Erwartungshaltung natürlich entsprechend hoch – kann Triangle Strategy diese erfüllen oder sogar übertreffen? Das vom selben Team entwickelte Spiel setzt auf das bewährte HD-2D-Konzept, bringt aber mit seinem politischen Drama und dem komplexen Entscheidungssystem völlig neue Elemente ins Spiel. Der erste Eindruck nach dem Start ist eindeutig: Hier erwartet uns ein waschechtes Strategy-RPG im besten Sinne des Genres.

Von Anfang an wird klar, dass Triangle Strategy nicht nur oberflächlich unterhält, sondern den Spieler in moralische Dilemmata verstrickt, bei denen es keine einfachen Antworten gibt. Das Spiel stellt uns vor schwierige Entscheidungen, die nicht nur den Verlauf der Geschichte beeinflussen, sondern auch unser Verständnis von Moral, Gerechtigkeit und politischer Macht herausfordern. Dabei bleibt Triangle Strategy stets respektvoll gegenüber der Intelligenz des Spielers und vertraut darauf, dass wir komplexe politische Zusammenhänge verstehen können.

Story und Spielmechaniken

In Triangle Strategy schlüpfen wir in die Rolle von Serenoa Wolffort, dem Erben des Hauses Wolffort im Königreich Glenbrook. Der Kontinent Norzelia wird von drei mächtigen Nationen beherrscht: dem salzreichen Heiligen Staat Hyzante, dem eisenreichen Großherzogtum Aesfrost und dem waldreichen Königreich Glenbrook, das dazwischen liegt. Diese drei Reiche kämpfen um die Kontrolle über die lebenswichtigen Ressourcen Salz und Eisen – ein Konflikt, der bereits einmal im sogenannten Salzeisenkrieg eskalierte.

Was dann folgt, ist eine faszinierende Reise durch politische Intrigen, persönliche Tragödien und schwerwiegende moralische Entscheidungen. Die Geschichte ist dabei weit mehr als nur ein einfaches „Gut gegen Böse“-Szenario. Stattdessen präsentiert uns Triangle Strategy ein vielschichtiges Geflecht aus verschiedenen Interessensgruppen, bei denen jede Seite ihre eigenen, durchaus nachvollziehbaren Motivationen hat. Das macht es so interessant und gleichzeitig frustrierend, denn oft gibt es keine offensichtlich „richtige“ Entscheidung.

Das Herzstück des Spiels sind die berühmten „Waagen der Überzeugung“ (Scales of Conviction). Wenn wichtige Entscheidungen anstehen, versammelt sich Serenoas Beraterstab und jeder Charakter gibt seine Stimme basierend auf seiner Überzeugung ab. Wir können versuchen, die anderen durch Gespräche zu überzeugen, aber letztendlich entscheidet die Mehrheit. Das ist manchmal frustrierend, weil man als Spieler vielleicht eine andere Entscheidung treffen möchte, aber es verleiht dem Spiel eine bemerkenswerte Authentizität. In der Politik geht es selten um die Wünsche einer einzelnen Person, sondern um Kompromisse und Überzeugungsarbeit.

Die taktischen Kämpfe selbst sind großartig durchdacht. Jeder Charakter hat einzigartige Fähigkeiten und die Positionierung auf dem mehrstufigen Schlachtfeld ist entscheidend. Besonders clever sind die Umwelteffekte: Feuer schmilzt Eis zu Wasser, Blitzangriffe elektrisieren Gegner, die im Wasser stehen, und die Höhenunterschiede bieten taktische Vor- und Nachteile. Das verleiht den Kämpfen eine zusätzliche strategische Tiefe, die über das simple „Angriff, Verteidigung, Magie“ hinausgeht.

Grafik und Präsentation

Die HD-2D-Optik von Triangle Strategy ist schlichtweg atemberaubend. Die Mischung aus detaillierten 3D-Umgebungen und liebevoll gestalteten 2D-Sprites erzeugt eine einzigartige Atmosphäre, die sowohl nostalgisch als auch modern wirkt. Die Lichteffekte, besonders bei Sonnenuntergang oder in düsteren Innenräumen, sind beeindruckend und verstärken die emotionale Wirkung der Szenen erheblich.

Besonders gelungen sind die Kampfanimationen. Jeder Zauber, jeder Schwerthieb und jede Umweltreaktion ist detailliert animiert und vermittelt ein echtes Gefühl für die Wucht der Aktionen. Die Kameraführung während der Kämpfe ist kinoreif und setzt die spektakulären Angriffe perfekt in Szene, ohne dabei die taktische Übersicht zu verlieren.

Die Charakterdesigns sind durchweg gelungen und jeder der über 20 spielbaren Charaktere hat eine unverwechselbare Optik. Man erkennt sofort die Handschrift des Teams, das bereits Octopath Traveler entwickelt hat, aber Triangle Strategy schafft es trotzdem, einen eigenen visuellen Stil zu entwickeln. Die verschiedenen Regionen von Norzelia haben alle ihre eigene Atmosphäre – von den schneebedeckten Bergen Aesfrosts bis zu den üppigen Wäldern Glenbrooks.

Sound und Vertonung

Der Soundtrack von Triangle Strategy ist ein wahres Meisterwerk und steht dem visuellen Stil in nichts nach. Die Kompositionen reichen von epischen Orchesterstücken während wichtiger Story-Momente bis hin zu subtilen, atmosphärischen Melodien in ruhigeren Szenen. Besonders die Kampfmusik ist motivierend und verstärkt die Spannung der taktischen Gefechte, ohne dabei aufdringlich zu werden.

Die englische Vertonung ist größtenteils sehr gelungen, auch wenn sie gelegentlich etwas theatralisch wirkt. Das passt aber durchaus zum politischen Drama, das hier erzählt wird. Charaktere wie Benedict oder Roland werden von ihren Sprechern mit der nötigen Würde und Tiefe portraitiert. Die deutschen Untertitel sind präzise übersetzt und erfassen den oft politisch komplexen Dialog sehr gut.

Besonders erwähnenswert sind die Umgebungsgeräusche, die jeder Region ihre eigene akustische Identität verleihen. Das Plätschern von Wasser in Glenbrook, das Heulen des Windes in Aesfrost oder das geschäftige Treiben in den Städten Hyzantes – all das trägt zur Immersion bei und macht Norzelia zu einer lebendigen, glaubwürdigen Welt.

Spielzeit und Wiederspielwert

Mit einer Spielzeit von etwa 30-40 Stunden bietet Triangle Strategy ordentlich Inhalt für sein Geld. Dabei variiert die Dauer stark je nachdem, wie intensiv man sich in die Nebenaufgaben und optionalen Kämpfe vertieft. Das Spiel drängt einen nie zur Eile und lässt genügend Zeit, um die komplexen politischen Zusammenhänge zu durchdenken.

Der Wiederspielwert ist durch die verschiedenen Entscheidungswege definitiv gegeben. Je nachdem, welchen Überzeugungen man folgt – Nutzen, Moral oder Freiheit – ergeben sich unterschiedliche Storyverzweigungen und vier verschiedene Enden. Dabei sind die Unterschiede nicht nur oberflächlich, sondern führen zu tatsächlich anderen Charakterentwicklungen und Handlungsverläufen. Wer einmal alle Pfade erkunden möchte, wird sicher mehrere Durchgänge investieren.

Das im späteren Update hinzugefügte Replay-Feature ermöglicht es, bereits gespielte Kapitel erneut zu erleben und andere Entscheidungen zu treffen, ohne das gesamte Spiel neu starten zu müssen. Das ist besonders praktisch, wenn man neugierig auf alternative Handlungsverläufe ist, aber nicht nochmal 30 Stunden investieren möchte.

YouTube player

Triangle Strategy auf PS5 und Xbox Series – Die weiteren Konsolen-Ports

Über drei Jahre nach dem ursprünglichen Switch-Release hat Square Enix Triangle Strategy am 20. August 2025 endlich auch für PlayStation 5 und Xbox Series X/S veröffentlicht. Diese neuen Versionen bieten einige deutliche Verbesserungen gegenüber der Switch-Version, die das ohnehin schon beeindruckende Spiel noch einmal auf ein neues Level heben.

Die wohl auffälligste Verbesserung ist die Performance. Während die Switch-Version bei 30fps und dynamischer Auflösung zwischen 720p und 900p lief, schaffen die neuen Konsolen-Ports konstante 60fps bei einer deutlich schärferen Darstellung. Das macht sich besonders bei den Kampfanimationen bemerkbar, die nun noch flüssiger und beeindruckender wirken. Die HD-2D-Optik profitiert enorm von der höheren Auflösung – Details in den Sprites und Umgebungen kommen nun noch besser zur Geltung.

Die Ladezeiten wurden drastisch reduziert. Was auf der Switch teilweise 10-15 Sekunden dauerte, ist auf den neuen Konsolen in wenigen Sekunden erledigt. Das verbessert den Spielfluss erheblich, besonders bei den häufigen Wechseln zwischen Exploration, Gesprächen und Kämpfen.

Beide Versionen unterstützen die jeweiligen Plattform-Features: Die PS5-Version bietet Trophy-Support, Activity Cards und Remote Play-Funktionalität. Die Xbox-Version ist als Play Anywhere-Titel verfügbar, das bedeutet, man kann nahtlos zwischen Xbox-Konsole und Windows-PC wechseln, wobei die Spielstände synchronisiert werden. Zusätzlich unterstützt sie Quick Resume.

Inhaltlich sind alle Versionen identisch – die PS5- und Xbox-Ports enthalten von Anfang an alle Updates und DLCs, die für die anderen Plattformen nachgeliefert wurden. Dazu gehört auch die Epilog-Story „Extra Story“, die zusätzliche Einblicke in das Schicksal der Charaktere nach dem Hauptspiel bietet.

Wer Triangle Strategy noch nicht gespielt hat und über eine der neuen Konsolen verfügt, sollte definitiv zu diesen Versionen greifen. Die technischen Verbesserungen rechtfertigen den Aufpreis gegenüber einer günstigen Switch-Version durchaus, besonders da das Spiel zum Launch mit einem 30%-Rabatt angeboten wurde.

Fazit zu Triangle Strategy

Triangle Strategy ist ein bemerkenswertes Spiel geworden, das zeigt, dass taktische RPGs auch heute noch ein breites Publikum fesseln können. Team Asano hat es geschafft, die bewährten Elemente des Genres mit modernen Erzähltechniken und einer atemberaubenden Präsentation zu verbinden. Das Ergebnis ist ein Spiel, das sowohl Veteranen des Genres als auch Neueinsteiger begeistern kann.

Besonders beeindruckend ist die Art, wie das Spiel komplexe politische und moralische Themen behandelt, ohne dabei belehrend zu wirken. Die Geschichte von Norzelia fühlt sich wie ein gut geschriebener politischer Thriller an, bei dem jede Entscheidung Konsequenzen hat und keine Seite komplett im Recht ist. Das „Waagen der Überzeugung“-System ist ein cleverer Mechanismus, der den Spieler dazu zwingt, seine Entscheidungen zu durchdenken und zu begründen.

Die taktischen Kämpfe sind fordernd, aber fair, und die Umweltinteraktionen sorgen für zusätzliche strategische Tiefe. Die HD-2D-Optik ist wie gewohnt ein Augenschmaus und der Soundtrack unterstreicht die emotionalen Höhepunkte perfekt.

Wenn ich Triangle Strategy mit anderen Spielen des Teams vergleiche, steht es Octopath Traveler in nichts nach und übertrifft es in manchen Bereichen sogar. Während Octopath mehr Wert auf individuelle Charaktergeschichten legte, erzählt Triangle Strategy eine zusammenhängende, politisch komplexe Geschichte, die über die gesamte Spielzeit hinweg spannend bleibt.

Kleine Kritikpunkte gibt es dennoch: Die Dialoge sind manchmal etwas langatmig und das Spiel erklärt manche Mechaniken nicht ausreichend. Auch hätte ich mir mehr optionale Nebenaktivitäten gewünscht, um die Welt von Norzelia noch tiefer zu erkunden.

Triangle Strategy ist ein Must-Have für alle Fans von taktischen RPGs und politischen Geschichten. Es zeigt eindrucksvoll, dass das Genre auch 2025 noch relevant und fesselnd sein kann. Mit den neuen Konsolen-Ports gibt es auch technisch keinen Grund mehr, dieses Juwel zu verpassen. Square Enix und Team Asano haben wieder einmal bewiesen, dass sie zu den besten Entwicklern für Story-lastige RPGs gehören.

Wertung: 9/10 – Ein taktisches Meisterwerk mit politischer Tiefe

Hat dir dieser Beitrag gefallen?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Weil du diesen Beitrag nützlich fandest...

Teile ihn doch gerne in sozialen Netzwerken!

Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lasse uns diesen Beitrag verbessern!

Was können wir verbessern?

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.