Mit Warhammer 40.000: Dawn of War III kehrt die legendäre RTS-Serie nach acht Jahren Pause zurück auf unsere Bildschirme. Entwickler Relic Entertainment (Company of Heroes, Dawn of War) und Publisher Sega haben große Versprechen gemacht: Dawn of War III soll das Beste aus beiden Vorgängern vereinen und gleichzeitig frischen Wind in die etwas angestaubte Echtzeitstrategie-Landschaft bringen. Ob das gelungen ist, oder ob man am Ende zwischen allen Stühlen sitzt, das erfahrt ihr in unserem ausführlichen Test.
Direkt vorweg: Nach dem ersten Dawn of War von 2004, das noch stark auf Squad-basierte Taktik setzte, und Dawn of War II (2009), das mit kleineren Truppen und RPG-Elementen experimentierte, schlägt Teil 3 wieder einen anderen Weg ein. Diesmal orientiert man sich stärker an klassischen RTS-Tugenden wie Starcraft oder Command & Conquer, garniert das Ganze aber mit ordentlich Spektakel und den aus den Vorgängern bekannten Elite-Einheiten. Das ist mutig, birgt aber auch Risiken.
Die Story von Dawn of War III
Die Handlung führt uns auf den Planeten Acheron, wo eine mächtige Waffe namens „Speer des Khaine“ schlummert. Drei Fraktionen kämpfen um die Kontrolle über dieses Artefakt: Die Space Marines der Blood Ravens unter Captain Gabriel Angelos, die Orks unter Waaagh! Gorgutz und die Eldar unter Farseer Macha. Jede Fraktion hat ihre eigenen Beweggründe – die Space Marines wollen die Waffe zerstören, die Orks sie für ihre Kämpfe nutzen und die Eldar folgen einer Prophezeiung.
Die Story wird in 17 Missionen erzählt, wobei man abwechselnd die Kontrolle über alle drei Fraktionen übernimmt. Das ist insofern clever, als dass man so alle Einheitentypen und Spielmechaniken kennenlernt, ohne sich durch separate Kampagnen kämpfen zu müssen. Die einzelnen Missionen sind dabei durchaus spektakulär inszeniert – wenn riesige Imperial Knights gegen Wraithknights kämpfen, während im Hintergrund Ork-Garganten durch die Landschaft stapfen, dann fühlt man sich definitiv in das düstere Warhammer 40.000-Universum versetzt.
Allerdings ist die Geschichte selbst eher vorhersehbar geraten. Wer schon mal einen Warhammer 40K-Roman gelesen hat oder die Vorgänger kennt, wird kaum überrascht sein. Die Charakterzeichnung bleibt oberflächlich und echte emotionale Momente sind rar gesät. Das ist schade, denn gerade Dawn of War II hatte mit seinen Charakteren durchaus für Herzblut gesorgt. Hier fühlt sich vieles wie Mittel zum Zweck an – die Story dient hauptsächlich dazu, die verschiedenen Einheiten und Mechaniken zu erklären. Für eine Kampagne mit etwa 12-15 Stunden Spielzeit ist das zwar nicht schlecht, aber es hätte durchaus mehr sein können.
Gameplay – Zwischen den Welten
Das Gameplay von Dawn of War III ist der größte Streitpunkt des Spiels. Relic hat versucht, die Squad-basierten Kämpfe des ersten Teils mit den Elite-Einheiten des zweiten Teils zu kombinieren und das Ganze mit MOBA-Elementen (Multiplayer Online Battle Arena) zu würzen. Heraus gekommen ist ein System, das definitiv spektakulär aussieht, aber nicht jeden Strategiefan überzeugen wird.
Die Basis bilden klassische RTS-Mechaniken: Man sammelt Ressourcen (Requisition und Energie), baut Basen aus und produziert Einheiten. Soweit, so vertraut. Die einzelnen Fraktionen unterscheiden sich dabei deutlich voneinander. Die Space Marines setzen auf schwere Panzerung und taktische Präzision, die Orks auf schiere Masse und brutale Kraft, während die Eldar auf Geschwindigkeit und Technologie vertrauen. Diese Unterschiede sind nicht nur kosmetischer Natur, sondern beeinflussen die Spielweise fundamental.
Das Besondere sind die sogenannten Elite-Einheiten. Jede Fraktion verfügt über mächtige Helden und Super-Heavy-Einheiten wie Imperial Knights, Ork-Garganten oder Wraithknights der Eldar. Diese Einheiten können das Schlachtfeld dominieren, haben aber auch entsprechende Abklingzeiten und Kosten. Stirbt ein Elite-Unit, muss man eine gewisse Zeit warten, bevor man ihn wieder einsetzen kann. Das ist dem MOBA-Genre entlehnt und funktioniert überraschend gut.
Was weniger gut funktioniert, ist das Balancing zwischen diesen mächtigen Einheiten und den normalen Truppen. Oft fühlt es sich an, als wären die normalen Space Marines oder Ork Boys nur Kanonenfutter, während die wirklichen Entscheidungen auf Elite-Level fallen. Das nimmt dem taktischen Micromanagement viel Wind aus den Segeln. Wo man in Company of Heroes noch jeden Trupp einzeln positionieren und spezielle Fähigkeiten taktisch einsetzen musste, reicht in Dawn of War III oft das richtige Timing der Elite-Fähigkeiten.
Die Missionsdesigns schwanken zwischen brillant und frustrierend. Einige Szenarien sind wahre Spektakel – etwa die Verteidigung einer Space Marine-Festung gegen Ork-Horden oder ein Dreifronten-Kampf zwischen allen Fraktionen. Andere Missionen fühlen sich hingegen wie langweilige Abnutzungsschlachten an, bei denen man einfach genug Einheiten produzieren und gegen den Gegner werfen muss.
Multiplayer – Das Herzstück?
Der Multiplayer sollte eigentlich das Herzstück von Dawn of War III werden, doch hier zeigen sich die größten Probleme des Spiels. Das Standard-Multiplayer-Format heißt „Power Core“ und ist stark an MOBA-Spiele angelehnt. Zwei Teams kämpfen darum, die gegnerische Basis zu zerstören, müssen aber zunächst Außenposten und Schildgeneratoren ausschalten, bevor sie den Power Core angreifen können.
Das klingt zunächst interessant, fühlt sich in der Praxis aber oft zu linear an. Die Matches ziehen sich häufig in die Länge und das Late-Game wird von den Elite-Einheiten dominiert. Wer die besseren Superheavies hat und diese im richtigen Moment einsetzt, gewinnt meist. Die taktische Tiefe, die Dawn of War einst ausgezeichnet hat, bleibt dabei auf der Strecke.
Positiv ist hingegen die technische Umsetzung des Multiplayers. Die Matches laufen stabil und die Netcode-Qualität ist solide. Auch das Ranking-System funktioniert gut und sorgt für ausgeglichene Spiele. Zum Launch sind genügend Spieler online und das Matchmaking funktioniert zügig.
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Grafik und Präsentation – Spektakel pur
Hier kann Dawn of War III punkten. Das Spiel sieht fantastisch aus und die Schlachten sind ein wahres Spektakel. Wenn Dutzende von Space Marines gegen Ork-Horden kämpfen, während im Hintergrund Imperial Knights ihre Waffen abfeuern, dann läuft einem das Gamer-Herz über. Die Animationen sind flüssig, die Effekte beeindruckend und die Einheitenmodelle detailliert.
Besonders die Elite-Einheiten sind ein Augenschmaus. Ein Imperial Knight, der mit seinem Flammenwerfer durch Ork-Reihen pflügt, oder ein Wraithknight, der mit seinem Schwert zuschlägt – das sind Momente, für die man Warhammer 40.000 liebt. Die Umgebungen sind atmosphärisch gestaltet und fangen die düstere Sci-Fi-Ästhetik des Universums perfekt ein.
Die Performance ist größtenteils solide, auch wenn es bei großen Schlachten mit vielen Einheiten zu Rucklern kommen kann. Das ist bei RTS-Spielen nichts Ungewöhnliches, aber dennoch erwähnenswert. Die Systemanforderungen sind moderat – eine GTX 970 oder Radeon R9 290 reichen für 1080p mit hohen Details aus.
Sound – Warhammer-Atmosphäre
Der Sound ist typisch Warhammer 40.000 und absolut grandios. Die Bolter-Salven der Space Marines, das Gebrüll der Ork-Truppen und die surrenden Energiewaffen der Eldar – alles klingt authentisch und kraftvoll. Besonders die Sprachausgabe verdient Lob. Die englischen Synchronsprecher (eine deutsche Vertonung gibt es nicht) liefern solide Arbeit und treffen den Ton der verschiedenen Fraktionen perfekt.
Der Soundtrack wurde von Doyle W. Donehoo komponiert, der bereits an anderen Games Workshop-Titeln gearbeitet hat. Die orchestralen Klänge unterstützen die Schlachten-Atmosphäre perfekt und verstärken die epischen Momente der Kampagne. Allerdings bleibt die Musik oft im Hintergrund und ist weniger einprägsam als etwa die Soundtracks von Starcraft oder Command & Conquer.
Fazit zu Dawn of War III
Dawn of War III ist ein beeindruckendes Strategiespiel geworden, das zwar andere Wege geht als seine Vorgänger, aber dennoch überzeugt. Die spektakulären Schlachten, die beeindruckende Grafik und die solide Technik machen das Spiel zu einem echten Hingucker. Die Elite-Einheiten sind nicht nur optisch ein Highlight, sondern bringen auch taktisch neue Dimensionen ins Spiel. Die verschiedenen Fraktionen fühlen sich markant unterschiedlich an und bieten echte Abwechslung.
Sicher, die taktische Tiefe hat sich verändert und das MOBA-inspirierte Design ist gewöhnungsbedürftig. Doch wer sich darauf einlässt, entdeckt durchaus interessante strategische Möglichkeiten. Die Kampagne bietet mit ihren 12-15 Stunden nicht nur solide Unterhaltung, sondern auch einige wirklich memorable Momente. Der Multiplayer mag anders sein als erwartet, funktioniert aber in seinem eigenen Rahmen gut.
Als Warhammer 40.000-Fan ist Dawn of War III definitiv ein Muss – die Atmosphäre stimmt, die Action ist episch und die Präsentation lässt kaum Wünsche offen. Aber auch RTS-Fans, die bereit sind für etwas Neues, kommen auf ihre Kosten. Das Spiel macht durchaus vieles richtig und bietet eine frische Alternative zu den eingefahrenen Genre-Konventionen.
Relic Entertainment hat mit Dawn of War III (wieder) einen mutigen und größtenteils erfolgreichen Schritt gewagt. Es ist kein perfektes Spiel, aber es ist ein sehr gelungenes, das aufzeigt wohin sich das RTS-Genre ansatzweise hinentwickeln könnte. Die Mischung aus klassischen Elementen und modernen Ansätzen funktioniert besser als erwartet und macht Lust auf mehr. Ob die Community die Neuerungen langfristig annehmen wird, bleibt abzuwarten.
Wertung: 8,4/10