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[Review] Warhammer 40,000: Darktide

Wenn man an Warhammer 40.000 denkt, kommen einem sofort gigantische Space Marines in Terminator-Rüstungen in den Sinn, die sich mit Chainswords durch Alien-Horden metzeln. Doch das düstere Universum von Games Workshop hat deutlich mehr zu bieten als nur die bekannten Astartes. Entwickler Fatshark, die bereits mit der Vermintide-Reihe bewiesen haben, dass sie packende Koop-Action inszenieren können, werfen uns mit Warhammer 40,000: Darktide in die Tiefen einer Unterschicht-Hive-Stadt und zeigen dabei eine völlig andere Seite des grimdark Universums. Als sogenannte „Rejects“ – Sträflinge im Dienst der Inquisition – kämpfen wir uns durch die verseuchten Gänge der Hive-Stadt Tertium und erleben dabei hautnah, wie es ist, am unteren Ende der imperialen Gesellschaftspyramide zu stehen.

Story

Die Geschichte von Darktide beginnt an Bord des Gefängnisschiffs Tancred Bastion. Ihr verkörpert einen Sträfling – einen „Reject“ – der aufgrund verschiedener Verbrechen (die ihr bei der Charaktererstellung auswählen könnt) inhaftiert wurde. Das Schiff wird von Anhängern des Chaos-Gottes Nurgle überfallen, und in diesem Chaos könnt ihr gemeinsam mit der Explicator Zola entkommen. Diese rettet euch nicht aus Nächstenliebe, sondern weil die Inquisition jeden verfügbaren Kämpfer braucht.

Die Hive-Stadt Tertium ist ein Monument menschlicher Dekadenz und Vernachlässigung. Während in den oberen Schichten die Reichen und Mächtigen leben, vegetieren in den unteren Ebenen Milliarden von Menschen unter erbärmlichen Bedingungen dahin. Genau diese Verzweiflung macht sie anfällig für die Verlockungen des Chaos – insbesondere für Nurgle, den Gott der Fäulnis und Krankheit. Seine Anhänger haben ganze Stadtviertel infiziert und verwandeln die Bevölkerung in eine schambelnde Armee von „Poxwalkern“ – pestverseuchten Zombies.

Was Darktide geschickt macht, ist die Tatsache, dass es nicht die üblichen Helden des 40K-Universums in den Mittelpunkt stellt. Keine übermenschlichen Space Marines oder psionisch begabten Inquisitoren – stattdessen kämpfen ganz normale Menschen ums Überleben. Das macht die Geschichte viel greifbarer und verleiht dem düsteren Setting eine andere emotionale Tiefe. Eure Charaktere sind Außenseiter der Gesellschaft, die nun paradoxerweise diese Gesellschaft retten müssen.

Grafik

Optisch kann Darktide definitiv überzeugen und nutzt die Leistung der PlayStation 5 voll aus. Die Hive-Stadt Tertium ist ein visuelles Meisterwerk der Dekadenz und des Verfalls. Jeder Winkel erzählt seine eigene Geschichte – von den rostigen Rohrleitungen über die mit Graffiti beschmierten Wände bis hin zu den schwach flackernden Lumengloben, die ein unheimliches Licht werfen. Die Architektur folgt der typischen 40K-Ästhetik: monumentale Strukturen, die gleichzeitig beeindruckend und bedrückend wirken.

Besonders gelungen sind die Lichteffekte. Wenn eure Lasguns ihre energetischen Strahlen abfeuern oder eine Plasmapistole ihre superheißen Projektile verschießt, entstehen spektakuläre Lichtshow-Momente. Das Spiel bietet auf der PS5 zwei Modi: einen Performance-Modus mit 60fps bei 1440p und einen Quality-Modus mit 30fps bei 4K. PS5 Pro-Besitzer bekommen dank PSSR-Technologie sogar 60fps bei 4K-Auflösung spendiert.

Die Feindmodelle sind detailliert und abscheulich-schön designt. Von den einfachen Poxwalkern bis hin zu den gepanzerten Chaos-Kriegern – jeder Gegner hat seinen eigenen, unverwechselbaren Look. Weniger überzeugend sind allerdings die menschlichen Charaktermodelle, die teilweise etwas steif und leblos wirken. Die Gesichtsanimationen hätten definitiv eine Überarbeitung vertragen können.

Sound

Akustisch liefert Darktide eine meisterhafte Performance ab. Die Soundkulisse von Tertium ist ein wahres Kunstwerk – das Summen der Maschinerie, das Tropfen von… nun ja, besser nicht zu genau hinschauen… und die fernen Schreie unglücklicher Seelen erschaffen eine Atmosphäre, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Jede Waffe hat ihren eigenen, unverwechselbaren Sound. Das charakteristische „Fwoosh“ einer Laspistole unterscheidet sich deutlich vom donnernden Krach eines Bolters oder dem kreischenden Heulen einer rotierenden Chainsword.

Der Soundtrack verdient besondere Erwähnung. Statt auf klassische orchestrale Arrangements zu setzen, mischt Darktide düstere Synthesizer-Klänge mit industrial-artigen Beats – eine Entscheidung, die perfekt zur techno-barbarischen Ästhetik des 40K-Universums passt. In ruhigen Momenten sorgen ambient Klänge für Spannung, während in actionreichen Sequenzen aggressive Tracks für den nötigen Adrenalinschub sorgen.

Die deutsche Synchronisation ist solide, wenngleich nicht außergewöhnlich. Die Sprecher machen ihre Sache ordentlich, erreichen aber nicht die Klasse, die wir von großen AAA-Produktionen gewohnt sind. Wer möchte, kann problemlos auf die englische Tonspur umschalten.

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Gameplay

Das Herzstück von Darktide ist sein Vier-Spieler-Koop-Gameplay. Anders als bei den Vermintide-Spielen mit ihren vorgefertigten Helden könnt ihr hier euren eigenen Charakter erstellen und dabei aus vier Klassen wählen: Veteran (ein erfahrener Imperial Guard), Zealot (ein fanatischer Kämpfer der Inquisition), Ogryn (ein massiger Mutant) und Psyker (ein psionisch begabter Mensch). Jede Klasse hat ihre eigenen Stärken, Schwächen und Fähigkeitsbäume, die im Laufe des Spiels freigeschaltet werden können.

Das Kampfsystem ist eine gelungene Mischung aus Nah- und Fernkampf. Während Vermintide hauptsächlich auf Nahkampf setzte, führt Darktide die für das 40K-Universum typischen Schusswaffen ein. Das Balancing zwischen beiden Kampfarten ist erstaunlich gut gelungen – mal müsst ihr euch durch Gegnermassen hacken, mal aus der Deckung heraus mit Präzisionsschüssen arbeiten. Die Steuerung ist präzise und reaktionsschnell, auch wenn die Bewegungen manchmal etwas träge wirken können.

Besonders gelungen ist der Einsatz der DualSense-Features. Jede Waffe fühlt sich dank der adaptiven Trigger und dem haptischen Feedback anders an. Wenn der Munitionsvorrat zur Neige geht, werden die Trigger schwergängiger – ein cleveres Detail, das für zusätzliche Immersion sorgt. Das Gefühl, eine rotierende Chainsword durch Feindeskörper zu rammen, während der Controller vibriert, ist schlichtweg großartig.

Das Missiondesign folgt dem bewährten Left-4-Dead-Schema: Vier Spieler kämpfen sich von Punkt A zu Punkt B, erledigen dabei Objectives und müssen regelmäßig gegen „Specials“ – besondere Gegnertypen – bestehen. Die über 20 verfügbaren Missionen spielen sich alle in sechs verschiedenen Zonen ab, was leider dazu führt, dass man nach einiger Zeit ein Déjà-vu-Gefühl bekommt. Die Missionen dauern in der Regel zwischen 20 und 30 Minuten – ein angemessener Zeitrahmen für eine Koop-Session.

Ein großer Kritikpunkt ist das Progression-System. Darktide verwendet nicht weniger als drei verschiedene Ingame-Währungen plus einer Premium-Währung für kosmetische Items. Waffen und Ausrüstung zu verbessern ist ein langwieriger Grind, der schnell frustrierend werden kann. Selbst simple kosmetische Anpassungen kosten absurd hohe Summen an Ingame-Währung. Das Premium-Shop-System wirkt besonders ärgerlich in einem Vollpreis-Spiel.

Die KI der Bot-Mitspieler ist überraschend kompetent, kann aber echte Mitspieler nicht ersetzen. Das Spiel ist definitiv dafür designed, mit Freunden oder zumindest anderen Menschen gespielt zu werden. Die Crossplay-Funktionalität mit PC und Xbox ist ein willkommenes Feature.

Fazit

Warhammer 40,000: Darktide ist ein solider Koop-Shooter, der das grimdark Universum von Games Workshop gekonnt in spielbare Form bringt. Fatshark hat aus den Erfahrungen mit Vermintide gelernt und eine atmosphärisch dichte, technisch ordentliche Umsetzung abgeliefert. Das Kampfsystem macht Spaß, die Präsentation ist stimmig und das 40K-Setting kommt perfekt zur Geltung.

Leider wird das Spielerlebnis von einigen unnötigen Hürden getrübt. Das überkomplizierte Progression-System, die repetitiven Missionsstrukturen und die gelegentlichen Performance-Probleme hindern Darktide daran, ein wirklich großartiges Spiel zu werden. Dazu kommt, dass das Spiel eindeutig für den Multiplayer designt wurde – Solo-Spieler werden hier nicht glücklich.

Für Fans des Warhammer 40.000-Universums ist Darktide dennoch eine klare Empfehlung. Das Spiel fängt die Atmosphäre des Settings perfekt ein und bietet packende Koop-Action. Wer bereits Vermintide mochte oder auf der Suche nach einem neuen Left-4-Dead-artigen Erlebnis ist, wird hier definitiv fündig. Alle anderen sollten sich bewusst sein, dass Darktide seine Stärken erst im Multiplayer voll ausspielen kann.

Nach zwei Jahren kontinuierlicher Updates befindet sich das Spiel in einem deutlich besseren Zustand als zum Launch. Mit weiteren geplanten Inhalten und der nun vollständigen Plattform-Verfügbarkeit hat Darktide das Potential, sich zu einem langfristigen Erfolg zu entwickeln. Für das düstere Universum des 40. Jahrtausends ist es in jedem Fall eine würdige digitale Umsetzung.

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