Wasteland 2: Director's Cut

[Review] Wasteland 2: Director’s Cut

Mit Wasteland 2: Director’s Cut hat die Nintendo Switch Nachschub in Sachen “rundenbasiertes Strategiespiel” erhalten. In diesem Test möchten wir klären, wie gut der Port gelungen ist und wie gut das Game selbst letztendlich ist.

Schwerer Einstieg

Wasteland 2: Director’s Cut lässt den Spieler zu Beginn der Reise ein Squad aus vier Desert Rangers zusammenstellen. Komplett neue Spieler sollten eine vordefinierte Party auswählen und nicht zu lange versuchen, eine Gruppe zu kreieren. Veteranen und Rollenspieler dürften mit dem Charakterdesigner sehr zufrieden sein. Es nimmt viel Zeit in Anspruch, das Team perfekt zu gestalten. Leider stehen sehr wenige Talentpunkte zur Verfügung, sodass diese mit Bedacht gewählt werden müssen. Die Tiefe und Komplexität kommen schon fast einem Tabletop-Rollenspiel gleich. Erschwerend kommt hinzu, dass man als Beginner gar nicht weiß, welche Talente überhaupt essentiell sind und welche man getrost ignorieren kann. Besonders frustrierend ist dabei, dass man die Talente später nicht neu verteilen darf. Einmal drin, immer drin. Folglich sollte man damit rechnen, das Spiel eventuell sogar mehrfach neu zu beginnen.

Für unseren ersten Startversuch sind wir mit einem fertigen Team gestartet. Auch beim zweiten Start ein paar Minuten später wurde dieses wieder gewählt. Bereits nach zwei Spielminuten haben wir uns quasi in der Einleitung verklickt und wurden von NPCs unserer eigenen Fraktion erschossen. Das lag zum einen an der Tatsache, dass die Bildschirmtexte viel zu klein sind und zum anderen an der Komplexität der Steuerung. Der Entwickler InXile Entertainment versucht sein Bestes, den Spieler über ein Tutorial ans Spiel heranzuführen, aber das gelingt leider nur sehr bedingt. Da die Texte auf der Switch sehr schlecht lesbar sind und man von Popups und Erläuterungen überschwemmt wird, hört man irgendwann auf, diese zu lesen und probiert halt aus. Dies können wir aber nicht empfehlen, da ihr dann zu früh das Zeitliche segnen könntet.

Somit ist die Einstiegshürde in Wasteland 2: Director’s Cut ziemlich hoch. Die minimalistischen Grafiken und der wirklich frustrierende Start schrecken mit Sicherheit ab.

Wasteland 2: Director's Cut

Dann wollen wir mal

Unser Team aus Rangers soll nach dem dritten Weltkrieg in den USA für Ordnung sorgen. In dieser postapokalyptischen Welt zieht unser Team also in das Wasteland und sucht Überlebende und letztlich alles Mögliche, was man noch so brauchen könnte. Allerdings sind wir natürlich noch Neulinge und müssen unseren Wert für die Desert Ranger erst beweisen, indem wir einen Fall aufklären, den ein anderes Team nicht knacken konnte und verschollen ist. Schaffen wir das nicht, sterben wir und fangen von vorne an. Wir erlangen dann auch keinen Zugriff auf die Ranger-Zitadelle, die als Hauptquartier und Missions-Basis dient.

So werden wir bereits direkt zu Beginn damit konfrontiert, über Leben und Tod zu entscheiden. Man weiß jedoch nie so ganz, wie sich die Entscheidungen auswirken. Die zwischenmenschlichen Beziehungen spielen dabei ebenfalls eine Rolle. Von daher sollte der Speicherstand immer möglichst aktuell sein. Aber nicht alle Interaktionen müssen immer negativ ausgehen. Der Spieler wird an vielen Stellen auch gut belohnt. In jedem Fall muss der Gamer im Hinterkopf behalten, dass Entscheidungen oder Handlungen kurz- und langfristige Folgen mit sich ziehen können.

Viel Gelaber

Gefühlt wollen alle NPCs mit dem Spieler interagieren und ihre Geschichte erzählen. Sehr viele dieser Texte sind im Director’s Cut sogar vertont, wenn auch nur in englischer (!!!) Sprache. Die Übersetzung ins Deutsche ist gut gelungen und nicht platt, also mit Gefühl und Sprachverständnis vollzogen worden. Dialoge sind oft ziemlich witzig. Ihr solltet den Fokus aber auf das geschriebene Wort legen. Wenn ihr die detailreichen Texte und Beschreibungen genießt, könnt ihr richtig in das Endzeit-Game eintauchen.

Wasteland 2: Director's Cut

Großer Umfang

Auf der riesigen Übersichtskarte von Wasteland 2: Director’s Cut können Spieler locker bis zu 80+ Stunden und mehr verbringen. Dabei besuchen wir Orte in Arizona und Los Angeles und erforschen ohne Ende. Während der Reise finden wir unter anderem Schreine oder auch lustige Katzen-Statuen, von denen man Bonus-Skillpunkte bekommt.

Nur die Story selbst kommt irgendwie viel zu kurz für das lange Game. Wasteland 2: Director’s Cut ist eigentlich immer vorhersehbar. Eine Spannungskurve vermisst man.
Auch die Interaktionen mit Gefährten beschränken sich meist auf kurze und knappe Kommentare, wobei diese ebenfalls witzig sein können. Eure Truppe ist eher zweckmäßig zusammengestellt und kommt ohne echte zwischenmenschliche Interaktion aus.

Always on Duty

Als Desert Ranger lösen wir in Wasteland 2: Director’s Cut die unterschiedlichsten Aufgaben und helfen den NPCs. Bereits zu Beginn muss man z.B. Exkremente (Kaka!) sammeln, um einen Sprengstoff-Spezialisten zu unterstützen. Man versucht letztendlich die Welt ein wenig besser zu machen, indem verfeindete Stämme befriedet werden. Es muss auch nicht alles auf einen Kampf hinauslaufen. Mit den richtigen Antworten in den Dialogen lassen sich manche Quests auch friedlich lösen. Auch in diesem Punkt spielen die Entscheidungen also eine zentrale Rolle.

Wasteland 2: Director's Cut

So wird gekämpft

Auch wenn man mit Reden bzw. den richtigen Entscheidungen ab und an mit einem blauen Auge davonkommt, wird in Wasteland 2: Director’s Cut viel gekämpft. Die Schlachten laufen immer rundenbasiert ab. Euer Init-Wert bestimmt die Reihenfolge der Züge. Dann stehen uns Aktionspunkte zur Verfügung, mit denen wir agieren können. So sind Laufwege und Attacken streng limitiert. Diese Tatsache macht es aber auch realistischer.

Zentrale Komponente der Kämpfe sind das Deckungs- und Zielsystem. Nachdem man sich eine möglichst gute Übersicht über das Gelände verschafft hat, platziert man seine Mates bestenfalls sehr geschützt und wartet das Movement der Feinde ab.

Dann besteht die Möglichkeit, auf bestimmte Körperteile der Gegner zu zielen und diese so z.B. vorzeitig kampfunfähig zu machen. Gezielte Kopfschüsse mit hoher Treffsicherheit sind dabei natürlich besonders effektiv. Das lässt sich alles über ein Ringmenü steuern, das leider sehr unübersichtlich ist, da die Grafiken so winzig sind. Der Schwierigkeitsgrad ist in vier Stufen unterteilt und kann zu jedem Zeitpunkt angepasst werden. Die KI bleibt aber in allen Settings doch recht dämlich.

Wasteland 2: Director's Cut

Alles neu im DC

Neben Bugfixing enthält der Director’s Cut von Wasteland 2 diverse Neuerungen. So dürfen bei jedem vierten Level-Up zusätzliche Perks ausgewählt werden. Diese boosten z.B. Attribute oder auch Skillboni. Uns haben im Test besonders die Resistenzen gefallen, denn dann werden die Kämpfe merklich einfacher. Witzig, aber leider für das Gameplay nicht so lustig, sind die eingeführten optionalen Eigenarten der Charaktere. Diese werden bei Erstellung der Chars gewählt und bringen buchstäblich Pech oder verhindern das perfekte Aim.

Von diesen Eigenarten existieren 20 und eine darf gewählt werden. Anders ist es bei den 90 verfügbaren Perks. Im Laufe des Gameplays lassen sich mehrere freischalten und aktivieren.

Nicht alles Gold

So komplex und umfangreich Wasteland 2: Director’s Cut auch ist, so nervig sind einige Features des Games. Bestes und auch meist genanntes Beispiel ist das Schlossknacken. Diese Funktion muss immer explizit angewendet werden und vorher muss der richtige Char aktiv sind. Das wird mit der Zeit ziemlich nervig, da im Verlaufe der Story sicherlich hunderte Kisten und/oder Türen geöffnet werden. Schlägt die Aktion dann auch noch fehl, frustet das schon.

Switch-Port

Leider wurde der Touchscreen beim Port auf die Switch nicht in Betracht gezogen. Da hätte Wasteland 2: Director’s Cut sicherlich massiv von profitiert, denn mit den Buttons durch die Menüs zu scrollen ist sehr gewöhnungsbedürftig.

Auch wenn das Game keine grafischen Höchstleistungen bringt, hat man auf der Switch immer wieder mit Framedrops bzw. Rucklern zu kämpfen.

Was uns massiv gestört hat und sicherlich den einen oder anderen abschrecken könnte, sind die VIEL zu kleinen bzw. unleserlichen Texte. Bei einem Videospiel, das mindestens zu Zwei-Dritteln aus Onscreen-texten besteht, ist das sehr hinderlich oder gar nervig. Im Handheld-Modus sind einige Abschnitte einfach nicht zu entziffern.

So kann man den Switch-Port nur bedingt empfehlen, denn bis auf die Tatsache, dass diese Konsole mobil ist, gibt es keine Vorteile. Und gerade die Mobilität wird durch die verwaschenen und zu kleinen Texte torpediert.

Wasteland 2: Director's Cut

Fazit

Wasteland 2: Director’s Cut macht grundsätzlich Spaß und besitzt einen hohen Wiederspielwert. Allerdings besteht dieser auch in der Tatsache, ab und an mal neustarten zu müssen, weil Talente nicht gut gewählt oder falsche Entscheidungen getroffen und gespeichert wurden.

Käufer des Spiels müssen frustresistent sein und dann wird man mit einem richtig langen Videospiel belohnt, das taktischer nicht sein könnte. Bei 80+ Spielstunden und einem hohen Wiederspielwert kann man sich in Sachen Preis-/Leistung nicht beschweren.

Die Nintendo Switch Version zehrt leider negativ von seiner Mobilität bzw. dem kleinen Bildschirm und bringt eigentlich keine wirklichen Vorteile. Habt ihr die Möglichkeit, spielt Wasteland 2: Director’s Cut z.B. lieber auf dem PC. Der Port hat aktuell noch zu viele Nachteile.

Am Ende ist Wasteland 2: Director’s Cut ein richtig gutes Game, das sich aber sicherlich eher an Fans des Genres richtet, als neue Spieler generieren zu können.

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