Schon sehr lange – genauer gesagt, seit 1981 – existiert die Wolfenstein-Reihe. In den Neunzigern etablierte Wolfenstein 3D dann neben Genrevertretern wie zum Beispiel Quake, Doom oder Duke Nukem das 3D-Ego-Shooter-Genre in den heimischen Wohn- bzw. Kinderzimmern. 2014 wurde das Franchise dann mit The New Order rebootet und nach The Old Blood und The New Colossus ist letzte Woche der neueste Ableger Wolfenstein: Youngblood von Bethesda und Machine Games erschienen, in dem man aber nicht etwa wie gewohnt B.J. Blazkowicz steuert, sondern eine seiner beiden Zwillingstöchter Jess und Soph. Wie sich das Koop-Spin-Off, welches auch für den PC und Xbox One erschienen ist, in unserem Test auf der Playstation 4 Pro macht, lest Ihr hier.
Die Story
In den frühen Achtziger-Jahren verschwindet B.J. Blazkowicz nach einer Mission spurlos aus dem von Nazis (beziehungsweise dem Regime) besetzten Paris. Seine Frau Anya ruft ihre alte Freundin Grace zu Hilfe, welche mittlerweile die Chefin des FBI ist. Aber auch sie hat keine Spur zu B.J. Und so schnappen sich die wilden Schwestern Jess und Soph zusammen mit Graces Tochter Abby kurzerhand den FBI-Hubschrauber, um sich selbst auf die Suche nach ihrem verschwundenen Vater zu machen. So kurz, so gut…
Das Gameplay
Wolfenstein: Youngblood ist komplett auf Koop ausgelegt. Aber keine Angst: Auch alleine kann man die Kampagne durchspielen, wobei man dann von einer KI-Schwester unterstützt wird, welche sich aber gar nicht mal so schlau anstellt. Aber dazu später mehr.
Zu Beginn der Kampagne wählt man eine der beiden Schwestern aus, welche man von nun an steuern wird. Auswirkungen auf den Spielablauf hat die Wahl allerdings keine. Prompt findet man sich auch schon im Auftrag der französischen Resistance auf einem feindlichen Zeppelin wieder und soll dort einen hochrangigen deutschen General zur Strecke bringen. Und sofort ist auch alles wieder wie in den Vorgängern. Schnelle Action, viele Gegner, Unmengen an Blut – alles wie immer.
Natürlich kann man auch versuchen, sich anzuschleichen und die Gegner von hinten mit dem Messer oder der Axt zu meucheln. Nützlich ist hierbei vor allem die neue Stealth-Option der aus den Vorgängern bekannten Motor-Rüstung, welche den Spieler für eine bestimmte Zeit unsichtbar werden lässt. Vor allem, wenn in den höheren Schwierigkeitsgraden wieder einmal die Munition ausgeht, kann diese Option das Fortkommen sichern. Auch in diesem Teil der Serie gibt es in jedem Levelabschnitt wieder Kommandanten, die so bald wie möglich ausgeschaltet werden sollten, da diese sonst Alarm auslösen und immer wieder Verstärkung anfordern.
Eine weitere Neuheit in Wolfenstein: Youngblood ist die Möglichkeit, mit Gesten sich und seine Schwester zu heilen oder etwa die Rüstung zu verstärken. Außerdem gibt es immer wieder Gegner, die mit bestimmten Waffen effektiver verletzt und getötet werden können. Dies wird in ihrem Lebensbalken mit entsprechender Symbolik angezeigt und man kann seine Waffe dementsprechend wählen. Das verleiht dem Gameplay eine kleine taktische Komponente.
Geht eine der beiden Schwestern im Kampf zu Boden, kann diese von der anderen in einem gewissen Zeitfenster wieder zurück geholt werden. Möglich ist dies durch die sogenannte „Geteiltes Leben“-Funktion, welche bis zu 3 mal benutzt werden kann – je nachdem, wie viele Herzen man aufgeladen hat. Sind diese alle verbraucht, heißt es GAME OVER und man beginnt wieder am Levelanfang.
Ebenso wie in den Vorgängern gibt es auch in Wolfenstein: Youngblood eine Basis der Untergrund-Bewegung – dieses mal in den Katakomben von Paris. Von dort aus startet man seine Missionen oder eventuelle Neben-Missionen, füllt seine Munition auf, führt mehr oder weniger sinnvolle Gespräche oder spielt an den auch hier wieder vorhandenen nostalgischen Spielautomaten Wolfenstein 3D aus alten Zeiten.
Auch während der Hauptmissionen können immer wieder kleinere Neben-Quests erledigt werden. Hier mal eine Wanze setzen und dort Gefangene befreien – Aufgaben gibt es genügend. Durch die so gesammelten Punkte und Münzen steigt man mit seinem Charakter im Rang auf und kann zum Beispiel seine Motor-Rüstung pimpen oder auch mehr Gesundheit oder Rüstung freischalten. Außerdem dürfen auch die Waffen umfangreich verbessert werden. Einen Ingame-Shop bietet das Spiel ebenfalls, in dem man gegen Echtgeld Goldbarren kaufen und sich mit ausschließlich kosmetischen Items eindecken kann.
Die Technik
Wie eingangs bereits erwähnt, spielt Wolfenstein: Youngblood in der französischen Hauptstadt Paris, welche grafisch schön anzusehen ist. Etwas befremdlich wirkt allerdings, dass außer den Regime-Soldaten sonst keine Menschenseele auf den Straßen der Metropole zu sehen ist.
Soundtechnisch knallt und kracht es herrlich, die Knarren haben genau den richtigen Wumms.
Ach ja, und dann war da ja noch die KI. Da man der virtuellen Schwester leider keine Kommandos geben kann, gestaltet sich das Zusammenspiel etwas schwierig. Taktische Spielzüge, wie etwa Gegner zu flankieren, fallen somit schonmal weg. Meistens stellte sie uns zwar rechtzeitig wieder auf, wenn wir zu Boden gingen, das eine oder andere Mal ließ sie uns aber auch trotz Hilferufen verbluten. Das Gleiche kann einem freilich auch mit Online-Mitspielern passieren – vor allem, wenn derjenige partout sein Headset nicht benutzen will.
Am sinnvollsten und am spaßigsten ist es natürlich, die Kampagne mit einem Freund zu spielen. Sollte man im Besitz der Deluxe Edition des Spiels sein, kann man einen Freund einladen und dieser kann nach Download der Demo die komplette Kampagne sogar ohne zusätzliche Kosten mit spielen. Hier spielt Wolfenstein: Youngblood dann auch seine ganze Stärke aus. Gemeinsam den Naz… Entschuldigung, dem Regime in den Hintern zu treten, mach einen Heidenspaß.
Außerdem sind mit dieser Episode erstmals zwei Versionen für die deutschen Spieler erschienen. Eine deutsch synchronisierte, von Nazi-Symbolik befreite Version und eine Version mit Hakenkreuzen, dafür aber komplett ohne deutschsprachige Lokalisierung. Spielerisch unterscheiden sich diese beiden Versionen allerdings nicht und bieten Spaß für gut zehn Stunden oder mehr.
Fazit
Hirn abschalten & Wolfenstein einschalten!
Das war für mich schon immer die Devise bei Wolfenstein-Titeln – und erfreulicherweise gilt das auch für das Spin-Off Wolfenstein: Youngblood. Spieltiefe? Brauch ich hier nicht! Eine tiefgründige Story? Drauf gepfiffen!
Kein Quantensprung in Sachen Technik, aber dem Vorgänger ebenbürtig, bietet der Ego-Shooter genau das, was man erwartet.
Knarren – fliegende Körperteile – tote Nazis – herrlich!