Das 1994 erschienene und von MicroProse enwickelte „UFO – Enemy Unknown“ (in USA X-COM: UFO Defense) ist ein absoluter Klassiker und gilt für viele als eines der besten Taktikstrategiespiel aller Zeiten. Viele werden es vielleicht nicht mehr kennen, aber alle die sich damals in den Kampf um die Erde, gegen die außerirdischen Invasoren, geworfen haben, wird es in guter Erinnerung geblieben sein. Geniale Rundenstrategie, mit leichten Rollenspiel-Elementen und verdammt toller Atmosphäre. Als 2012 ein neues XCOM bzw. ein Remake des Klassikers angekündigt wurde, waren viele sehr gespannt. Wird das neue Spiel überzeugen können und wird es dem Team von Firaxis Games gelingen ein zeitgemäßes und gelungenes Remake zu erschaffen? Mit „XCOM: Enemy Unknown“ landeten sie dann einen Strategiehit und könnten sowohl Serienkenner als auch Neulinge überzeugen. Wenig überraschend folgte dann vier Jahre später, mit XCOM 2, eine Fortsetzung. Damals ging es mit der Fortsetzung X-COM: Terror from the Deep von 1995 in den Tiefen des Meeres und auf dem Meeresboden weiter. Was hat XCOM2 nun zu bieten?
Story
XCOM 2 spielt im Jahr 2035 und beginnt etwa zwanzig Jahre nach den Ereignissen aus XCOM: Enemy Unknown. Die multinationale militärische und wissenschaftliche Organisation XCOM hat ihren verzweifelten Kampf gegen die außerirdische Invasionsstreitmacht nicht gewinnen können. Die Organisation wurde hintergangen und der Rat der Nationen hatte schon frühzeitig kapituliert. Die Erde wird nun von ADVENT regiert, einem Militärregime, das von den Außerirdischen gesteuert wird. ADVENT kontrolliert die Menschen und hält sie durch gezielte Propaganda-Maßnahmen unter Kontrolle. Man macht der Menschheit weiß das die Aliens in friedlicher Absicht kommen und verurteilt jeglichen Widerstand als Terrorismus und als absolut kontraproduktiv. Genau hier setzt die spannende Geschichte von XCOM 2 dann für den Spieler ein. Im Untergrund halten sich ehemalige XCOM-Offiziere versteckt und kämpfen, unterstützt von einigen Menschen die nicht an die friedliche Alien-Herrschaft glauben, einen verzweifelten Guerilla-Krieg. In einer geheimen Alien-Basis erwacht der ehemalige XCOM-Commander, der in einer Stasis-Kapsel gefangen gehalten wurde, aus seinem Schlaf und kann vom Widerstand gerettet werden.
Grafik
Die Erde wurde erobert, die Menschheit unterjocht. Aufgrund der Fusion mit der Alien-Technologie hat sich viel verändert. An einigen Orten kann man noch die Spuren von früher erkennen, doch diese sind dann verlassen und heruntergekommen. Überall gibt es neue Gebäude, schlicht moderne Bauten, die teilweise auch an Bunker erinnern. Zum einen merkt man, das hier der Fokus auf Zweckmäßigkeit liegt und da die Menschen nur als „Arbeiter“ dienen, auch meist jeglicher Komfort fehlt. Die Designer haben es geschafft eine passende, bedrückende Atmosphäre zu erschaffen. Auch wurde dank der Unreal Engine 3.5 noch mal ordentlich in Sachen Grafikqualität zugelegt. Das Spiel präsentiert sich in sehenswerter und zeitgemäßer 3D-Grafik, samt hochauflösender Charaktere und guten Physik-Effekten. Hinzu kommen die, schon vom Vorgänger gewohnten, erstklassigen Animationen der Aliens und Soldaten. Stimmige Zwischensequenzen, sowie dynamische Kamerafahrten, die den Spieler dem Geschehen näher bringen runden den Gesamteindruck ab.
Sound
Auch akustisch wird enorm viel für die Atmosphäre getan. Ich vermisse zwar immer noch den etwas „unheimlichen Touch“ des Originals, aber XCOM 2 kann hier dennoch überzeugen. Der Soundtrack ist insgesamt großartig und bietet jederzeit die passende Musikuntermalung für die jeweilige Situation. Es bietet sich hier ein Mix aus spannungsgeladenen, epischen und auch düsteren Tracks. Die deutsche Synchronisation ist sehr gelungen und wurde mit vielen erfahrenen Sprechern realisiert. Mit an Bord sind beispielsweise Erik Schäffler, den viele als Commander Shepard aus Mass Effect kennen und Antje von der Ahe, die unter anderem in Prison Break und The Walking Dead weiblichen Hauptrollen ihre Stimme lieh. Außerdem gibt es nun ein Feature, das es ermöglicht, die Soldaten in ihrer jeweiligen Landessprache sprechen zu lassen.
Gameplay
In XCOM 2 übernehmt ihr erneut die Rolle des XCOM-Commanders und übernehmt das Kommando über eine bunte Mischung von Technikern, Wissenschaftlern und Soldaten, Letztere führt ihr auch in die Schlacht gegen die Aliens. Wie schon von den Vorgängern gewohnt, wählt man zu Beginn des Spiels aus verschieden Schwierigkeitsgraden und diversen Anpassungsoptionen aus. Der gewählte Schwierigkeitsgrad hat unter anderem Auswirkungen auf Waffenschaden und auf die Gegner-KI, während in den Optionen so Sachen wie der Ironman-Modus aktivierbar sind, der einen auf einen einzelnen Speicherplatz beschränkt und permanent automatisch Speicher. Hier wird jeder Fehler gnadenlos bestraft. Man sollte sich also gut überlegen, welche Einstellungen man hier wählt, denn selbst im normalen Schwierigkeitsgrad stellt XCOM 2 schon eine Herausforderung dar.
Anders noch als im Vorgänger agiert die Eingreiftruppe XCOM nun nicht mehr aus einer festen Einrichtung unter der Erde heraus, sondern nutzt ein erbeutetes Alien-Raumschiff namens „Avenger“. Der Innenraum der Avenger präsentiert sich in der altbekannten Seitenansicht. Hier kann in die einzelnen Räume, die sehr detailliert dargestellt werden, herein gezoomt werden. Die Station lässt sich nach und nach mit weiteren Raumtypen ausstatten, oder mit weiteren Einheiten eines bereits vorhandenen Typs, um die Effektivität zu erhöhen. Auch das Personal lässt sich beliebig einzelnen Stationen zuweisen.
XCOM 2 bietet einen umfangreichen Charaktergenerator, um die eigenen Soldaten zu individualisieren. Geschlecht, Frisur, Haarfarbe, Hautfarbe, Tätowierungen, Narben uvm. Lassen sich festgelegen. Sogar Rüstung und Waffe lassen sich farblich umgestalten. Und hat man erst einmal sehr viel Zeit in diese wirklich vorbildliche Individualisierung seiner Streitkräfte investiert, schmerzt es umso mehr einen der Soldaten in der Schlacht zu verlieren und diesen eventuell nie mehr wiederzusehen (je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad). Aus allen verfügbaren Soldaten, also alle die derzeit nicht verletzt oder traumatisiert sind, kann man vor jedem Einsatz nach eigenen Wünschen einen Trupp zusammenstellen.
Ist man, beziehungsweise die Truppe, einsatzbereit wird sie per Skyranger zum jeweiligen Einsatzort gebracht und abgesetzt. Dank des Zufallsgenerators gleicht keine Karte der anderen. Es gibt zwar immer wiederkehrende Gebäude- und Umgebungsdesigns, doch der Aufbau der Karte ist immer anders. Dadurch ist es enorm wichtig immer taktisch vorzugehen, da man nie genau weiß wo man gerade landet und wo die Gegner lauern. Serienveteranen werde die Steuerung wohl sofort beherrschen, Neueinsteiger werden durch ein gutes Tutorial gut eingeführt. Man sollte eigentlich recht schnell zurechtkommen, so das es dadurch nicht zu unnötigen Verlusten bei der eigenen Truppe oder gar gänzlich verlorenen Missionen kommt.
Die Gegner in XCOM 2 haben sich im Gegensatz zum Vorgänger auch stark verändert. Durch genetische Experimente mit menschlicher DNA sind selbst einfach ADVENT-Soldaten schon gefährliche Gegner. Einige bereits bekannte Einheitentypen haben sich weiterentwickelt und entweder wurde ihre Schwächen ausgemerzt oder ihre Stärken weiter ausgebaut. Zudem sind auch völlig neue Einheiten auf dem Schlachtfeld zu finden. Durch die Einführung von Rundenlimits in den jeweiligen Missionen wurde zudem das Tempo etwas erhöht und es wird auch etwas Druck aufgebaut. Sich irgendwo dauerhaft einzuigeln und darauf zu warten das einem die Gegner quasi vor die Flinte laufen, ist keine sehr erfolgversprechende Option mehr. Außerdem lassen einige Gegner im Kampf Gegenstände fallen die ihr, wenn ihr rechtzeitig zu Stelle seid, einsammeln könnt. Wird einer eurer Soldaten im Kampf schwer verwundet, kann dieser nun nicht nur ärztlich versorgt, sondern auch von einem Kameraden in Sicherheit getragen werden.
Habt ihr ein Missionsziel erreicht, muss die eigene Kampftruppe entweder in eine vorgegebene Evakuierungszone vorrücken, oder per Sender selbst einen Skyranger anfordern und den Evakuierungspunkt auf der Karte markieren. Bei letzterer Variante dauert es auch gerne mal ein paar Runden und man muss eventuell noch feindlichen Truppen widerstand leisten. Andernfalls gilt – ist ein XCOM Soldat in der Evakuierungszone angelangt, kann er sich auf Knopfdruck per Seil selbstständig in den rettenden Skyranger befördern lassen. Ist der Einsatztrupp wieder im Avenger angekommen, geht es unmittelbar im Anschluss an die Mission an die Beförderung der Charaktere die sich in der letzten Mission besonders hervorgetan haben. Waren eure Soldaten anfangs noch Rekruten, bekommen diese nun per Zufall eine Klasse zugewiesen. Scharfschütze, Grenadier, Spezialist, Ranger oder PSI-Soldat. Jede dieser Klassen kann bei einem Levelaufstieg noch weiter spezialisiert und ausgebaut werden.
Im fortschreitenden Spielverlauf müsst ihr gelegentlich als Commander wichtige Entscheidungen treffen, denn auch die Advent-Truppen entwickeln sich stetig weiter um euch das Leben schwer zu machen. Durch Spionage erfahrt ihr frühzeitig von den nächsten möglichen Angriffszielen der Aliens und müsst dann nach eurem Ermessen priorisieren. Hier gilt es wirklich gut zu überlegen, denn die getroffenen Entscheidungen können Konsequenzen haben. Das weitere Spielgeschehen wird an dieser Stelle oft maßgeblich beeinflusst.
Wie schon in XCOM – Enemy Unknown hat Firaxis auch in XCOM2 einen Multiplayer-Modus integriert. In diesem Modus können Teams, die von den Spieler individuell zusammengestellt werden, Duelle austragen. Vor der Partie wird ein Punktelimit vorgegeben, eine Art Budget, mit dem dann Einheiten und Ausrüstung für die Mission gekauft werden können. Dann kam man noch ein paar Optionen, wie beispielsweise Zeitlimits für Züge, festlegen. Ebenfalls gibt es eine für zusätzliche Herausforderung.
Fazit
XCOM 2 ist spielerisch eine wirklich gelungene Fortsetzung. Ob einen die Story überzeugt, muss wohl jeder für sich selber entscheiden, aber von der Atmosphäre her kann sich auch das etwas veränderte Setting durchaus sehen lassen. Dies ist nicht zuletzt auch durch die ansehnliche Grafik und durch die hochwertige Vertonung gelungen. Die taktischen Gefechte sind auf jeden Fall genial und angenehm fordernd. Auch wer es gerne etwas schwerer mag, wird hier seine helle Freude bekommen. Eine weitere Fortsetzung ist jederzeit willkommen.