Yakuza: Like a Dragon

[Review] Yakuza: Like a Dragon

Das Yakuza-Franchise hat damals im Jahr 2006 hier bei uns begonnen. In einem Mix aus Open World und Actionaspekten, konnte man den Protagonisten Kazuma Kiryu auf seinen Weg begleiten. Dabei wurden die Angewohnheiten der Yakuza auf ganz besonderer Weise erzählt. Deswegen und aufgrund der fantastischen Erzählweise, wuchs das Franchise zu einer gefeierten Reihe an.

Jetzt, 14 Jahre später, kommt der neueste Teil der Saga heraus. Mit Yakuza: Like a Dragon versucht der Entwickler Ryu Ga Gotoku Studio neue Wege einzuschlagen. Man geht von dem gewohnten Action und Beat`em up Genre weg und fügt das Setting in ein RPG Gefüge ein. Ob diese drastische Änderung gut ist, oder man auf alt bewährtem Wegen hätte wandern sollen, klären wir im Test.

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Unschuldig im Gefängnis

Wir schreiben das Jahr 2001, und der junge Yakuza Ichiban Kasuga ist Mitglied des Tojo Clans. Ichiban ist schon seit seiner Kindheit Angehöriger der japanischen Mafia und verehrt dessen Patriarchen Masumi Arakawa. Dieser hat den jungen Kasuga vor fünf Jahren unter seine Fittiche genommen und wie ein Vater aufgezogen. In dieser Zeit lernte er auch den Kodex der Yakuza und deren Verhalten kennen. Besonders den Grundsatz der Treue wurde von Ichiban ernst genommen.

So kam der Tag, als Arakawa den jungen Mann um ein Treffen bat. Kasuga war geehrt sein Vorbild zu sehen und willigte ohne Zögern ein. Bei diesem Meeting erzählte der Patriarch, dass es einen Mord von einem Mitglied der Tojo Famile gab. Diese Aktion könnte das gesamte Gefüge der Familie zerstören, da der Hauptakteur ein hoher Offizier war. Um diese Tatsache zu verhindern, musste Ichiban ein großes Opfer bringen. Masumia Arakawa bat den jungen Yakuza, diesen Mord als seinen auszugeben und statt dem Offizier in das Gefängnis zu gehen. Kasuga zögerte keinen Moment und willigte ein. Nach der Gerichtsverhandlung stand fest, dass Ichiban fünfzehn Jahre eingesperrt werden sollte. Aufgrund verschiedener Vorfälle, verlängerte sich seine Haftdauer auf insgesamt achtzehn Jahre.

Nun haben wir das Jahr 2019 und Kasuga hat seine Haftstrafe abgesessen. Getrieben von Sehnsucht nach seinem Meister, sucht er nach diesem. Doch schnell muss er lernen, dass sich in den letzten Jahren viel verändert hat. Der Tojo Clan ist zerfallen und hat sich den verhassten Omis angeschlossen. Schlimmer noch, Masumi Arakawa ist nun der Kopf der Vereinigung. Als er seinem ehemaligen Patriarchen konfrontiert, wendet sich dieser ab und tut so als würde er ihn nicht kennen. Ichiban wollte den Grund für dessen Ablehnung wissen, doch als einzige Antwort gab es einen Schuss aus einer Waffe.

Yakuza: Like a Dragon
Masuma Arakawa hat Ichiban verraten

Halbnackt wachte Kasuga in einem Misthaufen auf und wusste nicht wo er war. In einem Gespräch mit Obdachlosen, fand er heraus, dass er in Yokohama im Bezirk Isezaki Ijincho ist. Getrieben vor Rache macht er sich nun auf dem Weg den Hintergrund von Arakawas Aktion herauszufinden. Auf seiner Reise wird er tief in die Geschäfte der Yakuza, Triaden und der koreanischen Mafia eintauchen müssen.

Yakuza: Like a Dragon
Schnell freundet sich Ichiban mit Nanban an

Die große kleine Welt von Yokohama

ichiban muss also die herausfinden wieso sein ehemaliger Patriarch auf ihn geschossen hat. Um dies bewerkstelligen zu können, muss er von ganz unten anfangen und diverse Aufgaben annehmen um Geld zu verdienen. In Yakuza: Like a Dragon hat man die Möglichkeit unterschiedliche Aufgaben anzunehmen. Diese werden immer als kleine Minigames dargestellt und müssen entweder durch geschickte Tastenkombination oder durch Reaktionsspiele gelöst werden. Die Variation der Spiele lässt sich aber sehen, angefangen mit Dosen einsammeln bis hin zum Karaoke singen ist alles dabei. Gewisse Aktionen in Yokohama verbessern auch die Persönlichkeit von Ichiban. Diese helfen ihm bestimmte Gespräche zu seinen Gunsten lenken zu können, oder auch Aktionen im Kampf zu verbessern.

Yakuza: Like a Dragon
Yokohama hat soviel zu bieten

Obwohl man sich im gesamten Spielverlauf “nur” in Isezaki befindet, braucht man nicht glauben, dass es wenig zu entdecken gibt. So gut wie jede Ecke bietet enorm viele Interaktionsmöglichkeiten. Spielhallen laden zum Zocken ein und Essstände verleiten zum genüsslichen Schmausen. Auch kann man die Liebe von SEGA zu anderen Videospielen nicht verstecken. Immer wieder gibt es Verweise auf hauseigene Titel oder anderen Spielereihen. Ichiban gibt schon zu Beginn an, dass seine Liebe Dragon Quest gehört und er so wie der Held des Spiels sein möchte. Begibt sich der Protagonist in das Kino, startet ein Minispiel, wo man Ichiban vor dem Einschlafen bewahren muss. Dort tauchen immer wieder die typischen Schafe aus Catherine Full Body auf. Durch die richtige Tastenkombination verschwinden sie aber.

Yakuza: Like a Dragon
Na, wer kennt die Schäfchen?

Besonders angetan hat mir das neuste Minispiel in der Yakuza Serie, nämlich das Kartfahren. Dort kann man in Mario Kart Manier diverse Turniere bestreiten. Auf der Bahn selber, können Items eingesammelt werden um Gegner abzuschießen.

Yakuza: Like a Dragon
Beim Kartfahren kommt das Mario Kart Feeling hoch

Man fühlt sich in der Welt von Yakuza: Like a Dragon sehr wohl. Überall passiert etwas und man möchte eigentlich zu jeder Zeit überall sein. Besonders am Anfang fühlt man sich von der Fülle der Möglichkeiten überfordert. Dank der Karte kann man aber zu jeder Zeit erkennen wo was gemacht werden kann und welche Boni daraus resultieren.

Klasse Klassen

Nachdem Yakuza: Like a Dragon ein waschechtes RPG ist, gibt es auch ein Klassensystem. Jede Aktion im Kampf hängt davon ab, welchen Job Ichiban und seine Freunde haben. Wer aber jetzt denkt, dass es typische Berufe á la Final Fantasy gibt, den muss ich enttäuschen. Fangen wir mit Nanban an, ein Obdachloser der Kasuga vor dem Tod gerettet hat. Einer seiner Klassen ist, wie erwähnt Obdachloser. Damit kommen spaßige Aktionen wie der “Taubenangriff” und der “Pyrotechnischer Rülpser” zustande. Bei ersteren, bewirft Nanban den Feind mit Vogelfutter. Anschließend kommen wütende Tauben und verursachen schweren Schaden bei dem Gegner. Bei letzteren Angriff macht der Obdachlose einen großen Schluck von seiner Sake Flasche und spritzt diesen in die Flamme seines Feuerzeuges.

Yakuza: Like a Dragon
Tauben los!

Saeko Mukoda hingegen ist Barfrau und kann durch diverse Aktionen den Gegner betören, sodass er Angriffe von ihr ablässt. Mit ihrer Handtasche, die sie als Waffe benutzt, kann sie aber auch zuschlagen.

Ab einem gewissen Punkt im Spiel, kann man auch die Klassen wechseln. Dadurch lassen sich die Kämpfe individuell führen und der eigene Spielstil kann gewählt werden. Es stellt sich aber schnell heraus, dass die individuellen Charakterklassen die stärksten im Spiel sind. Dadurch werden die anderen Berufe sozusagen obsolet. Man kann sie zwar verwenden, aber wenn es im Kampf hart auf hart kommt, nimmt man schlussendlich wieder die ursprüngliche.

Obdachlose und Köche gegen Nerds, Mafia und Frisöre

Um die Klassen auch einsetzen zu können, muss man natürlich auch kämpfen. Gegner werden als umherwandernde Figuren angezeigt. Auf der Minimap sind diese durch rote Pfeile gekennzeichnet, wodurch man jederzeit Feinde direkt angreifen oder umgehen kann.

Startet man einen Kampf, bekommen die Gegner ganz besondere Sprites. So kommt es vor, dass man gegen meuchelnde Frisöre oder Zechpreller mit riesigen Flaschen kämpft. Die Variation der Gegner ist einfach herrlich, denn so viele unterschiedliche und kreative Gegner-Figuren hab ich schon lange nicht mehr gesehen.

Yakuza: Like a Dragon
Müllsack Gegner? Bei Yakuza: Like a Dragon nicht die ungewöhnlichsten Gegnertypen

Der Kampf selber läuft rundenbasiert ab, sodass zuerst die Figur an die Reihe kommt, welche die höchste Initiative hat. Eine Zeitleiste, die anzeigt wer die nächsten agierenden Charakter sind gibt es nicht. Einzig und Allein erkennt man wer der direkte Nachfolger ist. Dadurch fällt es leider etwas schwer, taktisch den Kampf zu beenden.

Startet man nun einen Angriff, kann Ichiban direkt mit seiner Umwelt interagieren. Sollte auf seinem Weg zum Gegner eine Bank oder ein Fahrrad stehen, schnappt er sich diesen Gegenstand und prügelt damit auf den Feind ein. Leider kann man in Yakuza: Like a Dragon nicht erkennen wohin der Charakter rennt, wenn er zu seinem Ziel hinrennt. Dadurch ist dieses Feature zwar hilfreich, lässt sich aber nicht genau planen. Auch können diverse Fähigkeiten eine ganze Gegner Gruppe verletzen, aber auch hier gibt es keinen eingezeichneten Wirkungsbereich der die tatsächliche Fläche anzeigt. Man kann eigentlich immer nur hoffen, dass man mehr als einen Gegner trifft.

Yakuza: Like a Dragon
Auch Fahrräder werden als Waffe eingesetzt

Bosse können besonders starke Angriffe auf die Gruppe abfeuern. Dies wird durch eine rote Aura ersichtlich, aber glücklicherweise wird man in der Schlacht darauf hingewiesen. Man sollte tunlichst die Verteidigungsstellung einnehmen, denn ansonsten könnte mit einem Schlag die komplette Mannschaft ausgelöscht werden.

Ist die Schlacht geschlagen, bekommen die Freunde neben Geld und Erfahrungspunkte auch Jobpunkte gutgeschrieben. Steigt man im Level steigen die Werte automatisch. Ein individuelles Verteilen der Attributspunkte ist an keinem Punkt des Spiels möglich.

Yakuza: Like a Dragon
Die Attributspunkte werden automatisch verteilt

Poundmates, die Helfer in der Not

Neben der Hauptstory dürfen die rollenspieltypischen Side Quests nicht fehlen. Yakuza: Like a Dragon bietet hier eine Fülle an verschiedenen Aufgaben die unterschiedlicher nicht sein könnten. So muss man einmal einen Wildpinkler ausfindig machen und ihn belehren das nicht zu machen. Am Ende stehen vier vermeintliche Pinkler vor einem und man muss sich für den richtigen entscheiden. Bei einer anderen Aufgabe muss man einen Hummer vor dem Verspeisen retten, schafft man es, freundet man sich mit dem Tierchen an.

Solche Freunde werden Poundmates genannt und können durch das Smartphone gerufen werden. Diese werden ähnlich cineastisch, wie die Beschwörungen in Final Fantasy dargestellt. Wie im realen Leben, ist die erstmalige Nutzung der Poundmates gratis. Möchte man die Helferlein ein weiteres mal einsetzen muss man ein stolzes Sümmchen zahlen, aber es lohnt sich.

Yakuza: Like a Dragon
Poundmates unterstützen Ichiban bei seinen Kämpfen

Grafisch ein Genuss

Yakuza: Like a Dragon bringt die Serie auf ein höheres Niveau als es jemals war. Das Modelling rund um die Charaktere ist wunderbar gelungen. Die Figuren wirken echt und die Mimik haucht ihnen Leben ein. Auch das Nachtleben von Yokohama ist dank der Neonlichter, der hohen Gebäude und der Anzeigetafeln authentisch.

Die englischen Synchronsprecher haben gute Arbeit geleistet. Man hängt förmich an Ichibans Lippen und verfolgt die voll vertonte Geschichte bis zum Ende. Auch braucht man keine Angst haben, wenn man der englischen Sprache nicht mächtig ist. Der Untertitel und das gesamte Menü kann auf Deutsch eingestellt werden.

Yakuza: Like a Dragon
Synchronisation und Grafik lassen sich sehen

Fazit

Yakuza: Like a Dragon hat den Sprung in das RPG Genre mit Bravour gemeistert. Die Story ist serientypisch spannend gehalten und man kann quasi nicht aufhören Ichibans Rachefeldzug zu verfolgen.

Die Fülle an Nebenaufgaben kann den Spieler zu Beginn etwas überfordern. Doch hat man das Spiel ein paar Stunden gespielt, kennt man die wichtigsten Punkte in der Stadt. Die Zeit vergeht enorm schnell beim Dart spielen oder beim Kartfahren. Keineswegs braucht man glauben, dass diese Aktionen Zeitverschwendung ist. Man bekommt Persönlichkeitspunkte gutgeschrieben die schlussendlich die Kampfaktionen stärken.

Die Kämpfe bringen frischen Wind in die Reihe und zaubert den Spielern ein Lächeln ins Gesicht. Durch die verschiedenen kreativen Klassen greift man die Gegner mit Tauben oder Wrestling-Moves an statt schnöde Feuerbälle zu zaubern. Leider macht der nicht sichtbare AoE Bereich der Fähigkeiten dem Spielspaß einen Strich durch die Rechnung. Auch die ungewöhnlich langen Rennereien bis ein Kamerad den Feind erreicht wirken komisch. Eine Zeitleiste die die nächsten Akteure anzeigt wäre auch hilfreich gewesen.

Mag man die Yakuza Serie und ist offen für Neues, muss man bei Yakuza: Like a Dragon definitiv zugreifen.

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