Heute markiert einen bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte von Ubisoft: Vantage Studios hat offiziell den Betrieb aufgenommen. Die neue Tochtergesellschaft, an der Tencent mit 25 Prozent beteiligt ist, übernimmt ab sofort die Verantwortung für einige der wichtigsten Gaming-Franchises der Branche: Assassin’s Creed, Far Cry und Tom Clancy’s Rainbow Six.
Die Gründung von Vantage Studios wurde bereits im März 2025 angekündigt, nachdem Tencent eine Investition von 1,16 Milliarden Euro getätigt hatte. Nach monatelanger Vorbereitung startet das neue „Creative House“ nun in seine operative Phase.
Erfahrene Führung an der Spitze
An der Spitze von Vantage Studios stehen zwei Co-CEOs mit beeindruckenden Lebensläufen:
Christophe Derennes bringt 35 Jahre Ubisoft-Erfahrung mit. Der Mitbegründer des Montreal-Studios von 1997 war zuletzt als Managing Director für Nordamerika tätig und kennt die DNA der großen Ubisoft-Franchises wie kaum ein anderer.
Charlie Guillemot, Sohn von Ubisoft-CEO Yves Guillemot, leitete zuvor das Mobile-Studio Owlient, das 2014 von Ubisoft übernommen wurde. Nach einem Abstecher zum Web3-Indie-Unternehmen Unagi kehrte er Anfang 2025 zu Ubisoft zurück, um gemeinsam mit Derennes Vantage Studios aufzubauen.
Beide traten ihre Positionen im Juli 2025 an und hatten seitdem Zeit, die Strukturen für den heutigen Start vorzubereiten.
Globales Netzwerk mit tausenden Entwicklern
Vantage Studios ist keine kleine Operation: Das neue Unternehmen vereint Teams aus sechs verschiedenen Ubisoft-Standorten:
Montréal (Kanada)
Quebec (Kanada)
Sherbrooke (Kanada)
Saguenay (Kanada)
Barcelona (Spanien)
Sofia (Bulgarien)
Insgesamt arbeiten tausende erfahrene Entwickler unter dem neuen Banner von Vantage Studios – viele von ihnen haben bereits an einigen der größten Ubisoft-Titel der vergangenen Jahre mitgewirkt.
Mehr Autonomie für Entwickler, kürzere Wege für Spieler-Feedback
Das erklärte Ziel von Vantage Studios geht über eine reine Umstrukturierung hinaus. Die neue Organisation soll Entwicklern mehr direkte Kontrolle über ihre Projekte geben und gleichzeitig die Distanz zwischen Entwicklern und Spielern verringern.
Konkret bedeutet das: Spieler-Feedback soll schneller gesammelt und implementiert werden können, während die Teams weiterhin auf Ubisofts bewährte Expertise, Services, Tools und Technologie zurückgreifen können. Ein höheres Maß an Autonomie bei gleichzeitiger Nutzung konzernweiter Ressourcen – diese Balance soll das Erfolgsrezept von Vantage Studios werden.
Besonders für die Rainbow Six Esports-Szene könnte diese Entwicklung positive Auswirkungen haben, da die Teams nun direkter auf Feedback der kompetitiven Community reagieren können. Das nächste große Turnier, die BLAST R6 Major Munich 2025, findet vom 8. bis 16. November statt.
Tencents Rolle: Berater, nicht Entscheider
Trotz der erheblichen Investition von über einer Milliarde Euro nimmt Tencent laut offiziellen Angaben eine beratende Rolle ein. Die finalen kreativen und geschäftlichen Entscheidungen liegen bei den Co-CEOs Guillemot und Derennes. Vantage Studios bleibt Teil der Ubisoft-Gruppe, agiert aber mit voller Autonomie in Bezug auf kreative Ausrichtung und Geschäftspläne der drei Franchises.
Strategische Ziele: Von Solo-Experiences bis Free-to-Play
Bei der Ankündigung im März machte Ubisoft bereits deutlich, welche strategischen Ziele mit der neuen Tochtergesellschaft verfolgt werden:
Weitere Qualitätssteigerungen bei narrativen Solo-Erlebnissen
Ausbau der Multiplayer-Angebote mit häufigeren Content-Releases
Einführung von Free-to-Play-Touchpoints
Integration zusätzlicher Social-Features
Diese Strategie spiegelt aktuelle Branchentrends wider und soll die drei Franchises zukunftssicher aufstellen.
Erster Schritt einer größeren Transformation
Vantage Studios ist explizit als erster Schritt in Ubisofts umfassender Unternehmenstransformation konzipiert. Das Unternehmen plant die Einrichtung weiterer „Creative Houses“, die verschiedene Marken und Franchises unter gemeinsamen DNA- und Expertise-Bannern bündeln sollen.
Der Name „Vantage Studios“ wurde übrigens intern von den Mitarbeitern per Abstimmung gewählt – zuvor lief das Projekt unter dem Codenamen „Nova“.
Hintergrund: Ubisoft unter Druck
Die Gründung von Vantage Studios erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem Ubisoft erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen gegenübersteht. Das Unternehmen musste in den vergangenen Monaten Kostensenkungsmaßnahmen durchführen, darunter Massenentlassungen, Studienschließungen und die Einstellung von XDefiant.
Vor der Tencent-Investition gab es Berichte über Übernahmeinteresse von EA (das mittlerweile selbst übernommen wird) und Microsoft. Die strategische Partnerschaft mit Tencent und die Gründung von Vantage Studios sollen Ubisoft neue Perspektiven eröffnen und die wichtigsten Franchises stärken.
Fazit: Ein ambitionierter Neuanfang
Mit dem heutigen Start von Vantage Studios wagt Ubisoft einen mutigen Schritt. Die Kombination aus bewährten Führungskräften, erheblicher finanzieller Unterstützung durch Tencent und einem klaren Fokus auf Entwickler-Autonomie und Spieler-Nähe könnte den drei großen Franchises neuen Schwung verleihen.
Ob das Konzept der „Creative Houses“ tatsächlich die erhofften Verbesserungen bringt, wird sich in den kommenden Monaten und Jahren zeigen. Für Fans von Assassin’s Creed, Far Cry und Rainbow Six beginnt heute jedenfalls eine neue Ära – mit dem Versprechen besserer Spiele und direkterer Kommunikation.
Quellen
Ubisoft News: „Ubisoft Launches New Subsidiary – Vantage Studios“ (01.10.2025)
VGC: „Ubisoft’s Tencent-backed subsidiary starts operation today, is named Vantage Studios“ (01.10.2025)
GameSpot: „Ubisoft Announces Vantage Studios, A ‚Creative House‘ Focused On Three Major Franchises“ (01.10.2025)
Esports Insider: „Ubisoft subsidiary for R6, Assassin’s Creed, Far Cry officially launches“ (01.10.2025)
Game Developer: „Ubisoft and Tencent launch Vantage Studios“ (01.10.2025)
Gematsu: „Ubisoft launches new subsidiary Vantage Studios“ (01.10.2025)
