Mit Call of Duty: Modern Warfare 3 liefert Activision den dritten Teil der „neuen“ Modern Warfare-Trilogie ab und schließt damit die Geschichte um Captain Price und Task Force 141 ab. Doch bereits im Vorfeld war das Spiel von Kontroversen umgeben – ursprünglich sollte MW3 nämlich als umfangreiche Erweiterung für Modern Warfare 2 erscheinen, wurde dann aber doch zu einem vollpreisigen Standalone-Titel aufgebläht. Die Frage, die sich jetzt stellt: Rechtfertigt der Inhalt wirklich den Vollpreis, oder hätte man besser bei der DLC-Idee bleiben sollen?
Von Beginn an wird klar, dass MW3 eine etwas andere Herangehensweise verfolgt als seine Vorgänger. Während Modern Warfare (2019) und Modern Warfare 2 (2022) jeweils für sich stehen konnten, fühlt sich der dritte Teil stark wie eine direkte Fortsetzung an – was durchaus Sinn macht, schließlich endet MW2 mit einem gewaltigen Cliffhanger. Wer die vorherigen Teile nicht gespielt hat, wird sich schwertun, der Geschichte zu folgen. Das ist allerdings bei einem Trilogie-Abschluss auch verständlich.
Story
Captain Price, Soap, Ghost und Gaz sind zurück und müssen sich der größten Bedrohung stellen, die sie je erlebt haben. Vladimir Makarov, der bereits in den Vorgängern als Strippenzieher im Hintergrund agierte, tritt nun vollends ins Rampenlicht und entpuppt sich als der Bösewicht, den wir alle erwartet haben. Die Story knüpft nahtlos an die Ereignisse von MW2 an und führt Task Force 141 rund um den Globus – von den Straßen Moskaus bis hin zu geheimen Basen in Urzikstan.
Während die Handlung durchaus spannend ist und einige emotionale Momente bereithält, leidet sie unter der relativ kurzen Spielzeit. Mit gerade einmal 4-6 Stunden fühlt sich die Kampagne eher wie ein ausgedehnter DLC an als wie ein vollwertiges COD-Erlebnis. Besonders ärgerlich: Etwa die Hälfte der Missionen sind sogenannte „Open Combat Missions“, in denen man quasi Warzone-ähnliche Aufgaben in großen, offenen Gebieten erfüllt. Das mag zwar abwechslungsreich klingen, fühlt sich aber eher wie Füllmaterial an. Die klassischen, linearen COD-Missionen mit spektakulären Setpieces sind deutlich in der Minderzahl – und das sind ironischerweise auch die besten Momente des Spiels.
Multiplayer
Der Multiplayer ist das Herzstück jedes Call of Duty-Spiels, und hier zeigt MW3 sowohl seine Stärken als auch seine größten Schwächen. Zum Launch waren gerade einmal 16 Maps verfügbar – das ist für COD-Verhältnisse erschreckend wenig. Noch dazu handelt es sich bei 12 dieser Maps um aufgehübschte Versionen aus dem originalen Modern Warfare 3 von 2011. Während Nostalgiker sich über die Rückkehr von Klassikern wie „Rust“, „Terminal“ oder „Highrise“ freuen mögen, stellt sich schnell ein Déjà-vu-Gefühl ein.
Die vier „neuen“ Maps sind solide designt, aber nichts Revolutionäres. Sie folgen dem bewährten Drei-Lane-System und bieten sowohl für Rushes als auch für taktischeres Spiel genug Möglichkeiten. Besonders „Estate“ und „Karachi“ stechen positiv hervor, während „Invasion“ etwas zu chaotisch geraten ist.
Das Gunplay fühlt sich vertraut an – wer MW2 gespielt hat, wird sich sofort heimisch fühlen. Die Waffen haben ordentlich Rückstoß, fühlen sich gewichtig an und unterscheiden sich spürbar voneinander. Das Waffenbalancing ist zum Launch noch nicht perfekt, aber durchaus spielbar. Besonders die neuen Assault Rifles machen Spaß, während einige SMGs noch zu dominanten sind.
Ein großes Problem zum Launch waren die Server-Performance und die zahlreichen Bugs. Disconnects, Lag-Spikes und Matchmaking-Probleme prägten die ersten Wochen nach Release. Activision hat zwar schnell Patches nachgeschoben, aber der erste Eindruck war durchaus getrübt.
Zombies
Zum ersten Mal in der Modern Warfare-Reihe gibt es einen Zombies-Modus – und der fällt leider etwas enttäuschend aus. Statt des klassischen Rundensystems, das Fans aus Black Ops kennen, setzt MW3 auf ein Warzone-ähnliches System mit Missionen und Extraktionen. Man spawnt mit einem Team auf einer großen Map, erledigt Aufgaben, sammelt Loot und versucht, lebend zu entkommen.
Das Konzept ist nicht grundsätzlich schlecht, aber es fehlt der Charme und die Spannung des klassischen Zombies-Gameplays. Die Map ist zu groß, die Zombies zu schwach und das Gefühl, gegen immer stärkere Wellen zu kämpfen, kommt nicht auf. Für Zombies-Veteranen ist das eher eine nette Abwechslung als ein vollwertiger Ersatz für den gewohnten Modus.
Grafik und Sound
Technisch bewegt sich MW3 auf dem gewohnt hohen Niveau der IW 9.0 Engine. Die Charaktermodelle sind detailliert, die Animationen flüssig und die Effekte spektakulär. Besonders in den Kampagnen-Missionen gibt es einige beeindruckende Momente – ein nächtlicher Überfall auf ein Hochhaus oder eine Verfolgungsjagd durch die Straßen Moskaus sehen einfach fantastisch aus.
Bei den Multiplayer-Maps merkt man allerdings deutlich, welche noch aus 2011 stammen. Während die Texturen aufgefrischt wurden, wirken Layout und Design teilweise etwas veraltet im Vergleich zu modernen Map-Designs. Das ist nicht zwangsläufig schlecht – viele Spieler bevorzugen die „alten“ Designs – aber es zeigt eben auch, dass hier nicht viel Neues geboten wird.
Der Sound ist wie gewohnt erstklassig. Waffen klingen satt und kraftvoll, Explosionen erschüttern die Lautsprecher und die Sprachausgabe ist professionell umgesetzt. Besonders in der deutschen Synchronisation wurden bekannte Stimmen verpflichtet, die ihre Sache gut machen.
Fazit
Call of Duty: Modern Warfare 3 ist ein solides, aber auch enttäuschendes Spiel. Die Kampagne bietet zwar eine befriedigende Auflösung der MW-Trilogie, ist aber viel zu kurz und zu stark mit Füllmaterial aufgebläht. Der Multiplayer macht grundsätzlich Spaß, leidet aber unter zu wenig Content und zu vielen recycelten Inhalten. Der Zombies-Modus ist ein netter Versuch, geht aber an dem vorbei, was Fans wirklich wollen.
Am Ende steht die Frage: Ist MW3 den Vollpreis wert? Ehrlich gesagt: Nein. Das Spiel fühlt sich durchweg wie eine aufgeblähte Erweiterung für MW2 an und hätte auch genau das bleiben sollen. Wer unbedingt wissen will, wie die Story um Task Force 141 endet oder nostalgisch auf die alten MW3-Maps zurückblicken möchte, wird durchaus seinen Spaß haben. Alle anderen sollten entweder auf einen Sale warten oder sich für das Game Pass-Angebot entscheiden.
Activision hat hier eine Chance verpasst, die MW-Trilogie mit einem echten Knaller abzuschließen. Stattdessen bekommen wir ein „Mehr vom Gleichen“, das zwar nicht schlecht, aber eben auch nicht besonders ist. Für COD-Verhältnisse ist das eine Enttäuschung – auch wenn das Spiel für sich genommen durchaus spielbar ist.
Wertung: 6.5/10
Modern Warfare 3 ist ab dem 10. November 2023 für PC, PlayStation 4, PlayStation 5, Xbox One und Xbox Series X/S erhältlich.