In einer Zeit, in der DLC-Inhalte häufig überteuert und wenig substanziell daherkommen, setzt Techland mit Dying Light: The Following ein starkes Zeichen. Die Erweiterung zum erfolgreichen Zombie-Survival-Titel erinnert an klassische Expansion Packs vergangener Tage: umfangreicher Content zu einem fairen Preis. Doch kann die Erweiterung auch inhaltlich überzeugen und dem starken Hauptspiel das Wasser reichen?
Von Harran ins Hinterland
Kyle Crane, den wir bereits aus dem Hauptspiel kennen, erhält Informationen über eine abgelegene Siedlung auf dem Land, deren Bewohner angeblich eine Immunität gegen das Zombie-Virus entwickelt haben. Diese Nachricht gibt ihm neue Hoffnung für seine in Harran zurückgebliebenen Freunde. Ohne zu zögern macht sich Kyle auf den Weg und trifft tatsächlich auf die mysteriöse Gemeinschaft. Die Kultanhänger scheinen sich Zombies gegenüberstellen zu können, ohne Schaden zu nehmen. Was zunächst wie ein Wunder wirkt, entpuppt sich schnell als komplexes Mysterium, dem Kyle auf den Grund gehen muss.
Die narrative Prämisse von The Following ist spannend angelegt und bietet eine interessante Ergänzung zur Hauptgeschichte. Anders als im urbanen Harran aus Dying Light müssen wir uns hier erst einmal das Vertrauen der misstrauischen Landbevölkerung verdienen. Das geschieht durch verschiedene Aufträge, bei denen wir selbst entscheiden können, wem wir helfen möchten und wen wir lieber ignorieren. Diese moralischen Entscheidungen fügen sich organisch in die Story ein und geben uns das Gefühl, tatsächlich Einfluss auf die Ereignisse zu nehmen. Dabei offenbaren die Nebenaufträgen oftmals mehr über die Hintergründe der Gemeinschaft und die wahre Natur ihrer vermeintlichen Immunität.
Mit einer Spielzeit von etwa zehn Stunden bietet The Following einen beachtlichen Umfang. Tatsächlich vermittelt die Kampagne sogar einen dichteren und stimmigeren Gesamteindruck als das Hauptspiel. Die Geschichte fühlt sich fokussierter an und vermeidet einige der Längen, die Dying Light gelegentlich aufwies.
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Vier Räder statt zwei Beine
Die wohl bedeutendste Neuerung in The Following ist gleichzeitig die auffälligste: ein voll fahrbarer Buggy. Die neue Spielumgebung ist größer als sämtliche Gebiete des Hauptspiels zusammen, und das robuste Offroad-Fahrzeug ist unser Schlüssel zur Erkundung dieser weitläufigen Landschaft. Techland hat dem Gefährt erstaunlich viel Liebe zum Detail gewidmet. Der Buggy lässt sich nicht nur optisch anpassen, sondern auch technisch ausbauen. Neben klassischem Performance-Tuning für Motor, Getriebe und Aufhängung können wir verschiedenste Waffenaufsätze montieren. Erst mit einem schweren Maschinengewehr auf dem Dach oder einem Elektroschockaufsatz vorne entfaltet sich das volle Potenzial des Fahrzeugs.
Besonders gelungen ist die Integration eines eigenen Skill-Trees für den Buggy. Durch Erfahrungspunkte, die wir beim Fahren und im Kampf sammeln, schalten wir neue Fähigkeiten frei. Diese reichen von verbesserter Panzerung über effizientere Treibstoffnutzung bis hin zu speziellen Manövern. Das Fahrzeug wird so zum treuen Begleiter, in den man gerne Zeit und Ressourcen investiert. Die Kämpfe aus dem fahrenden Buggy heraus machen enormen Spaß. Zombies werden einfach überrollt, wobei das befriedigende Gefühl, eine Horde zu durchpflügen, nie seinen Reiz verliert. Allerdings müssen wir aufpassen: Einige Infizierte schaffen es auf unser Fahrzeug zu springen und müssen abgeschüttelt werden, bevor sie ernsthaften Schaden anrichten.
Ein cleveres Gamedesign-Element ist das Treibstoffmanagement. Benzin ist im Hinterland Mangelware. Wir müssen verlassene Fahrzeuge durchsuchen oder Tankstellen aufsuchen, wobei auch diese nicht immer gefüllt sind. Bleibt der Buggy liegen, sitzen wir im wahrsten Sinne des Wortes fest und müssen uns zu Fuß durch feindliches Gebiet kämpfen. Diese Momente erzeugen echte Spannung und zwingen zur strategischen Planung der Routen.
Parkour war gestern
Abseits der Fahrzeugaction präsentiert sich The Following gewohnt brutal. Die First-Person-Action mit ihren vielfältigen Nahkampfwaffen und den geschmeidigen Parkour-Fähigkeiten bleibt das Herzstück des Gameplays. Allerdings erfordert das neue Setting ein Umdenken. Während im dicht bebauten Harran aus Dying Light die Fortbewegung über Dächer und vertikale Flächen essentiell war, sieht die Situation im weitläufigen Hinterland anders aus. Die flache Landschaft mit ihren vereinzelten Gehöften bietet deutlich weniger Gelegenheiten für spektakuläre Parkour-Manöver. Stattdessen ist es meist sinnvoller und effizienter, mit dem Buggy durch die Gegend zu brettern.
Diese Verlagerung des Spielfokus mag zunächst enttäuschen, erweist sich aber als durchdachte Design-Entscheidung. Die offene Landschaft hätte sich zu Fuß schlicht zu langatmig angefühlt. Dennoch gibt es genügend Momente, in denen wir aus dem Fahrzeug aussteigen und Gebäude erkunden oder Außenposten infiltrieren müssen. Hier kommt dann wieder das klassische Dying Light-Gameplay zum Tragen. Die Mischung aus Fahrzeug- und Fußkampf sorgt für angenehme Abwechslung.
Wichtig zu erwähnen ist der anspruchsvolle Schwierigkeitsgrad. The Following richtet sich klar an erfahrene Spieler, die bereits das Hauptspiel durchgespielt und einen hochstufigen Charakter besitzen. Neueinsteiger werden es schwer haben, sich gegen die zahlreichen und gefährlichen Gegner zu behaupten. Wie schon im Hauptspiel ist auch hier wieder ein Koop-Modus integriert. Gemeinsam mit bis zu drei Freunden durch das Hinterland zu ziehen und Zombie-Horden zu dezimieren, macht enormen Spaß und mildert die Härte etwas ab.
Vertraute Optik, gewohnte Qualität
Grafisch bewegt sich The Following auf dem hohen Niveau des Hauptspiels. Revolutionäre Verbesserungen darf man nicht erwarten, was bei einer Erweiterung auch nicht verwunderlich ist. Techland hat stattdessen einige Effekte verfeinert und die Engine für die weitläufigeren Außenbereiche optimiert. Die Landschaft präsentiert sich abwechslungsreich mit Feldern, Wäldern, kleinen Siedlungen und verfallenen Bauernhöfen. Besonders bei Sonnenuntergang oder in der Dämmerung entfaltet das Spiel eine beeindruckende Atmosphäre. Die Tag-Nacht-Zyklen, die bereits im Hauptspiel so wichtig waren, funktionieren auch hier hervorragend und sorgen für den charakteristischen Spannungsbogen.
Die Performance ist solide, wobei die PlayStation 4 gelegentlich bei dicht bevölkerten Bereichen mit vielen Fahrzeugen und Effekten an ihre Grenzen stößt. Nennenswerte Einbrüche sind aber selten und stören den Spielfluss kaum.
Synchronisation mit Verbesserungspotenzial
Akustisch bewegt sich The Following ebenfalls auf bekanntem Terrain. Der Soundtrack von Pawel Blaszczak fügt sich nahtlos ins Gesamtwerk ein und unterstreicht die beklemmende Atmosphäre des ländlichen Settings. Die Geräuschkulisse ist dicht und atmosphärisch, von den surrenden Motorengeräuschen des Buggys bis hin zu den unheimlichen Lauten der Infizierten in der Nacht.
Ein Kritikpunkt bleibt jedoch bestehen: Die deutsche Synchronisation erreicht nicht das Qualitätsniveau, das man sich wünschen würde. Einige Sprecher klingen hölzern und emotionslos, was gerade in dramatischen Szenen für Immersionsbrüche sorgt. Wir empfehlen daher, die Sprachausgabe auf Englisch umzustellen. Die Originalvertonung wirkt deutlich authentischer und passt besser zur düsteren Stimmung des Spiels. Der Soundtrack hingegen überzeugt durchweg und trägt maßgeblich zur gelungenen Atmosphäre bei.
Fazit
Dying Light: The Following ist ein Paradebeispiel dafür, wie man eine Erweiterung richtig macht. Mit über zehn Stunden Spielzeit, einer neuen, großen Spielwelt und der grandiosen Buggy-Mechanik bietet Techland substanziellen Content zu einem fairen Preis. Die Story ist packend erzählt und fügt dem Dying Light-Universum interessante Facetten hinzu. Zwar muss man sich vom Parkour-lastigen Gameplay des Hauptspiels ein Stück weit verabschieden, dafür bietet das Fahrzeug neue taktische Möglichkeiten und sorgt für frischen Wind.
The Following zeigt, dass klassische Erweiterungen im Stil alter Expansion Packs auch heute noch funktionieren und durchaus ihre Berechtigung haben. Für Fans von Dying Light ist die Erweiterung ein absolutes Muss, das die ursprüngliche Erfahrung sinnvoll ergänzt und teilweise sogar übertrifft. Wer das Hauptspiel mochte, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Nur Neueinsteiger sollten definitiv zuerst das Grundspiel durchspielen, bevor sie sich ins Hinterland wagen.
Wertung: 8.5/10
Pro:
- Umfangreiche Kampagne mit rund 10 Stunden Spielzeit
- Buggy mit tiefem Upgrade-System
- Große, abwechslungsreiche neue Spielwelt
- Spannende Story mit interessanten Wendungen
- Fairer Preis für gebotenen Inhalt
- Gelungener Koop-Modus
Contra:
- Parkour-Elemente treten in den Hintergrund
- Deutsche Synchronisation bleibt schwach
- Hoher Schwierigkeitsgrad für Einsteiger
- Wenig grafische Verbesserungen zum Hauptspiel

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