ISS Vanguard

[Review] ISS Vanguard

Awaken Realms‘ neuestes Kampagnen-Brettspiel verspricht 60 Stunden galaktische Abenteuer. Kann „ISS Vanguard“ die hohen Erwartungen erfüllen?

Nach dem großen Erfolg von „Tainted Grail“ wagt sich Awaken Realms erneut an ein episches Kampagnenspiel. Mit „ISS Vanguard“ katapultiert uns der polnische Verlag ins All – und liefert dabei ein Spielerlebnis ab, das so einzigartig wie kontrovers ist.

Was ist ISS Vanguard?

ISS Vanguard ist ein kooperatives Kampagnen-Brettspiel für 1-4 Spieler, das uns die Kontrolle über das erste interstellare Raumschiff der Menschheit übernimmt. Nachdem Wissenschaftler mysteriöse Koordinaten in der menschlichen DNA entdeckt haben, macht sich die Crew der ISS Vanguard auf den Weg, um das Geheimnis hinter diesen „göttlichen Koordinaten“ zu lüften.

Spielinformationen auf einen Blick:

  • Verlag: Awaken Realms
  • Designer: Andrzej Betkiewicz, Krzysztof Piskorski, Paweł Samborski
  • Spielerzahl: 1-4 Spieler (kooperativ)
  • Spieldauer: 120+ Minuten pro Session
  • Kampagnenlänge: Bis zu 60 Stunden
  • Alter: Ab 14 Jahren
  • Preis: Ca. 150-200€

Gameplay: Zwei Welten in einem Spiel

Das Herzstück von ISS Vanguard liegt in seiner zweigeteilten Spielstruktur, die sowohl fasziniert als auch polarisiert.

Schiffsmanagement-Phase

Die erste Spielphase findet komplett im „Ship Book“ statt – einem umfangreichen Ordner, der euer Raumschiff repräsentiert. Hier verwaltet ihr:

  • Crew-Management: Rekrutierung und Ausbildung von Besatzungsmitgliedern
  • Ressourcen: Command- und Energy-Token strategisch einsetzen
  • Schiffssysteme: Verschiedene Bereiche wie Situationsraum und Kaserne verwalten
  • Forschung: Neue Technologien entwickeln

Diese Phase ist überraschend tiefgehend und erinnert an komplexe Wirtschaftssimulationen. Während manche Spieler die strategische Tiefe lieben, empfinden andere sie als zu „spreadsheet-lastig“.

Planetenerkundungs-Phase

Die zweite Phase katapultiert euch auf fremde Welten. Mit bis zu vier Charakteren erkundet ihr:

  • Geheimnisvolle Locations: Jeder Planet bietet einzigartige Herausforderungen
  • Würfelbasierte Skill-Checks: Glück spielt eine große Rolle
  • Narrative Entscheidungen: Eure Wahl beeinflusst die Geschichte
  • Equipment-Management: Die richtige Ausrüstung kann Leben retten

Atmosphäre: Star Trek meets Alastair Reynolds

Was ISS Vanguard von anderen Brettspielen abhebt, ist seine unvergleichliche Atmosphäre. Jede Spielsession fühlt sich wie eine Star Trek-Episode an, während die übergeordnete Handlung die Komplexität eines Hard-Science-Fiction-Romans erreicht.

Die Entdeckung fremder Welten, das Gefühl der Isolation im All und die konstante Bedrohung durch unbekannte Gefahren schaffen eine Immersion, die ihresgleichen sucht. Anders als actionlastige Weltraum-Spiele konzentriert sich ISS Vanguard auf Erkundung und Discovery – ein erfrischender Ansatz.

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Produktionsqualität: Awaken Realms at its best

Komponenten und Material

Mit über 5 Kilogramm Spielmaterial setzt ISS Vanguard neue Standards:

  • Artwork: Spektakuläre Illustrationen, die jeden Planeten zum Leben erwecken
  • Ship Book: Innovatives Ordner-System für das Schiffsmanagement
  • Planetopia: Modulare Planet-Bücher für die Erkundungsphase
  • Standees statt Miniaturen: Fokus auf Artwork statt Plastik

Benutzerfreundlichkeit

Awaken Realms hat aus früheren Spielen gelernt. Die Symbolik ist durchgehend konsistent, und ein Tutorial-Modus erleichtert den Einstieg erheblich. Die optionale Narrations-App unterstützt die Immersion zusätzlich.

Was nervt: Die Schattenseiten von ISS Vanguard

Setup-Horror

Der größte Kritikpunkt: ISS Vanguard ist extrem setup-intensiv. Nicht nur der initiale Aufbau dauert ewig – zwischen den beiden Spielphasen müssen konstant Karten sortiert, Decks zusammengestellt und Komponenten gewechselt werden. Nach jeder Planetenphase wandert alles wieder an seinen exakten Platz zurück.

Preis-Leistung fragwürdig

Mit 150-200€ ist ISS Vanguard eine erhebliche Investition. Zwar rechtfertigt die schiere Menge an Material den Preis, aber die Frage bleibt: Ist das Spielerlebnis den Aufwand wert?

Würfelglück dominiert

Die Planetenerkundung ist stark glücksabhängig. Missionen können völlig reibungslos verlaufen oder in einem Desaster enden – oft ohne dass Spielerentscheidungen den Ausschlag geben.

Für wen ist ISS Vanguard geeignet?

Perfekt für:

  • Kampagnenspiel-Veteranen: Fans von Gloomhaven, Tainted Grail
  • Sci-Fi-Enthusiasten: Besonders Star Trek-Liebhaber
  • Geduldige Spieler: Zeit und Platz sind essentiell
  • Solo-Spieler: Funktioniert hervorragend alleine

Weniger geeignet für:

  • Gelegenheitsspieler: Zu komplex und zeitaufwendig
  • Action-Fans: Fokus liegt auf Erkundung, nicht Kampf
  • Würfel-Hasser: Glück spielt eine große Rolle
  • Platzmangel: Benötigt permanenten Aufstellungsplatz

Fazit: Brillantes Spiel mit nervigen Macken

ISS Vanguard ist ein Paradox: Es bietet ein einzigartiges, atmosphärisches Spielerlebnis, das süchtig macht – und frustriert gleichzeitig durch seine Sperrigkeit.

Die Kampagne ist fesselnd, die Produktionsqualität außergewöhnlich und die thematische Integration gelungen. Aber der konstante Setup-Aufwand und die Würfellastigkeit trüben das Erlebnis.

Wertung: 7.5/10

Pro:

  • Einzigartige Weltraum-Atmosphäre
  • Hervorragende Produktionsqualität
  • Fesselnde 60-Stunden-Kampagne
  • Innovation im Kampagnenspiel-Genre

Contra:

  • Extrem setup-intensiv
  • Hoher Preis
  • Stark glücksabhängig
  • Zwei sehr unterschiedliche Spielphasen

Kaufempfehlung

ISS Vanguard ist ein Spiel für Enthusiasten. Wenn ihr bereit seid, Zeit zu investieren und den Setup-Aufwand nicht scheut, werdet ihr mit einem der atmosphärischsten Brettspielerlebnisse der letzten Jahre belohnt. Gelegenheitsspieler sollten jedoch vorsichtig sein.

Tipp: Investiert in einen permanenten Spieltisch oder eine Zweitwohnung – ISS Vanguard entfaltet sein volles Potenzial nur, wenn es aufgebaut bleiben kann.

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